EINLEITUNG 15 jedoch erst, wenn die italienische Nation von dem Wah ne frei sein wird, unbestreitbar deutsches Land be herrschen zu wollen. In diesem Punkt hätte auch Gre gor ovius mit aller Leidenschaft und Schärfe für deut sches Recht gekämpft. Deutsche Sehnsucht wird immer wieder gen Süden fahren. Gregorovius wird dabei ihr Führer sein. Ab seits von der Heerstraße des großen Fremdenver kehrs, abseits von denen, die in vier Wochen Italien sehen wollen, führt er uns noch heute hinein
in das echte Italien mit seiner ewigen Schönheit, die erst er rungen sein will. Noch liegt das Felsennest Aspra fern von jeder Straße, noch wuchert der Efeu auf den Ruinen Galer as, noch schlingen die Blumen ihre Arme um Ninfas Bauten, einsam steht der Turm von Astura und selten betritt eines Fremden Fuß das Schlacht feld von Sgurgola in seiner heroischen Bergwelt, maje stätisch ragen die Hohenstaufenburgen Apuliens mit ihrer großen Geschichte. Wer auf Gregorovius 1 Spuren wandern will, muß sich frei
machen von der Masse der Italienreisenden. Denn aristokratisch ist der Geist Gregorovius', so demokratisch er oft in seinen Anschau ungen war. Fr suchte nicht flüchtige Bilder, die der Augenblick wieder nahm -, er suchte das Dauernde, Un wandelbare . Die tiefe innere Vornehmheit seines We sens tritt uns in allen seinen Schriften entgegen : „Nichts Unedles durfte sich ihm nahn u schrieb der Freund Friedrich Althaus. So werden seine „Wanderjähre' dauern, selbst wenn von dem Italien, wie es Gregorovius sah
, nichts mehr bliebe - allein als der Ausdruck eines vornehmen, edlen Geistes. Jetzt aber sind sie noch lebendig. Fei~nvom Treiben der Großstädte mit ihren politischen und wirtschaftlichen Leidenschaften führen sie uns in ein Italien, das wenig verändert noch heute besteht. In einer Zeit, da die deutsche Seele ringt und kämpft, um einen Ausweg zu suchen aus der schmachvollen Ge genwart, da der deutsche Mensch wieder den Weg findet zu einer Weltanschauung des Idealismus, aus all dem Jammer der Not der Tage