868 ANDRIA nen Plan ins Werk setzte und so Großes erreichen konnte. Nur die Erinnerung an jenes Bündnis mit Frankreichistfürsie reich an genialen Taten der Staats kunst und an tapfern Taten der Armee; und nur sie ist frei von dem Bewußtsein tiefer Demütigungen, wie sie Italien im Jahre 1866 erfahren hat. Selbst der Verlust Nizzas und Savoyens hat die Sym pathien der Italiener für Frankreich kaum gemindert. Im Jahre 1870 verhinderte nur die Schnelligkeit uns- rer Siege das Bündnis Italiens
mit Napoleon, und der Zug Garibaldis, eines Patrioten, den man als Beprä- sentanten des italienischen Volksinstinkts gelten lassen darf, nach Frankreich, zur Bekämpfung derselben Preußen, denen sein Vaterland nacheinander die Be freiung Venedigs und den Fall des Papsttums in Bom verdankte, entsprang nicht der Schwärmerei für ein republikanisches Ideal allein, sondern auch dem roma nischen Verwandtschaftsgefühl. Wenn sich das neue Italien heute aus Notwendigkeit unter den Schutz des Prinzips und der Macht
des neuen Deutschlands stel len muß, so kann doch eine Zeit kommen, wo es ein viel wärmer und national empfundenes Bündnis mit Frankreich schließt. Trotzdem dürfen wir hoffen, daß die Kraft rationeller und praktischer Ursachen die ge genseitige Achtung und die freundliche Beziehung der deutschen und italienischen Nation zueinander mit je dem Jahre stärker machen wird. Deutschland trennt von Italien eine schwer auszuglei chende Verschiedenheit der Basse, der Religion und der ganzen hier lateinischen
, dort germanischen Bil dung. Es fehlt noch den Italienern, dem Volk der schön begrenzten Formenplastik, in seinem natürlichen und geistigen Wesen das Verständnis für ganze große Di strikte in der germanischen Volksnatur. Vieles, was diese gerade aus den Tiefen ihres Seelenlebens offen bart, bleibt jenen unzugänglich. So viele Versuche auch gemacht worden sind, die deutsche Poesie und Musik in Italien einzuführen, so sind sie doch alle als geschei tert zu betrachten. Wir haben es vermocht, so gut dem Dante