Deutsche Siedlungsarbeit südlich des Brenners : eine volkskundliche Studie.- (Schriften des Instituts für Sozialforschung in den Alpenländern an der Universität Innsbruck ; 1)
lieh es Gebilde zu bezeichnen, heißt, jeden, Einfluß der Landschaft auf die Geschichte bestreiten. Nur diese ungeographische Auffassung macht es auch verständlich, daß Toniolo behaupten konnte (besonders schroff auf S. 120), der Brenner habe immer, eine natürliche und historische Grenze gebildet. Auf den ver schiedenen historischen Übersichtskärtchen findet sich nämlich immer getreulich die Gau-, Grafschafts- oder Gerichtsbezirksgrenze, die Toniolo, weil zu natürlichen Einheiten gehörig
, als natürliche Grenzen anspricht, auf dem Brenner eingetragen und diese sind ihm maßgebend, die größeren politischen Gebilde jedoch, die sich, angefangen vom römischen Rätien, über beide Seiten des Brenners erstreckten, sind ihm künstliche, zufälllige Schöpfungen und es macht daher nichts aus, wenn der Brenner gerade in ihrem Herzen liegt. Im Hinblick auf diese ist aber gerade das Gegenteil richtig: Der Brenner war nie eine historische Grenze. In seinem Bestreben, den Brenner als „geographische Grenze
“ zu kenn zeichnen, macht Toniolo sogar die folgende, vollständig unrichtige Be merkung (S. 18) : „Sicherlich sind Reschenpaß und Brenner , , . Stellen von großer Wichtigkeit für die Querverbindung, aber es sind nur Durehgangs- zonen, nicht Siedlungszonen.“ Unmittelbar anschließend werden Brenner und Reschenscheideek bezeichnet als „Zonen der Verbindung zwischen zwei Welten von verschiedener physischer, wirtschaftlicher und geschichtlicher Beschaffenheit, nicht aber solche der Vermengung, weder
Bodennutzung’ und Wirtschaft befinde. Eine Gegenüberstellung des Anteils der verschiedenen Bodennutzungsarten an der Gesamtfläche soll dies näher beweisen. Wir nehmen diese Feststellungen gerne entgegen, weil sie zeigen, daß auch die Gegenseite zugeben muß, daß der Brenner zwar die Wasserscheide ist, aber nicht zwei verschiedene Naturgebiete voneinander scheidet. J. Solch, der gerade diese Frage besonders eingehend studiert hat, faßt in seiner Studie: Die Brennergrenze, eine „natürliche“ Grenze? (Tiroler