1k % Der Rosengarten von Westen EINLEITUNG Im Osten von Bozen, über die Vorberge von Tiers und Steinegg, ragen die abenteuerlichen Mauern und Zacken des Rosengartens und Sehlems auf, und seltsam blinkt der Schnee der Berge neben dem tiefen Blau des südlichen Himmels. Im Tale sonnen sich die üppigen Obst- und Weingefilde des Bozner Bodens, und an den reichen Hängen von St. Magdalena und Justina reifen nebst den edelsten Weinsorten die Feige und der Granatapfel zu Füßen dunkler Zypressen
und immergrünen Lorbeers. Den Bewohnern der Stadt Bozen und der zahlreichen Burgen des Bozner Etschlandes sind die beiden Gesellen schon seit jeher traute Gefährten, und jahraus, jahrein leuchten sie ihnen auf allen ihren Wegen bis tief in das Innere ihrer Behausung, bald starr und bleich, bald düster und trotzig, bald rosig und tief erglühend, Phantasie und Gemüt des Volkes mächtig erregend. Kein Wunder, daß schon der höfische Heldensang des frühen Mittelalters den Schauplatz der Sage vom Zwergkönig Laurin
und dessen wundersamen Rosengarten in diese märchenhafte Wildnis verlegt hat, und gar oft mögen auch die Patrizier der alten Handelsstadt Bozen in der Muße ihrer Sommerfrische von den Höhen des Rittnerberges und Ober bozens aus sinnend und traumverloren in die gewaltige Gebirgswelt ihrer »Bozner Dolomiten« hinausgeblickt haben, die sich von da oben besonders mächtig und großartig ausnimmt. Die schönen Berge aber blieben den Boznern trotzdem durch lange Jahrhunderte nur ein Märchenland, da bloß rauhe Bergpfade
