de Gemeinde des Etschtals von Bozen abwärts inklusive Sa- lurn sollte an den Kaiser die Bitte richten, „unsere Abtretung an Italien nicht zu sanktionieren". 36 Gelminis Anregung fand bei seinen Kollegen eine gute Aufnahme. Nur waren sie der Meinung, dass es besser sei, die Sache möglichst geräuschlos über die Bühne zu bringen. Um die genaue Vorgangsweise festzulegen, trafen sie sich am 6. April 1915 in Neumarkt zu einer vertraulichen Sitzung. Da bei kamen sie überein, Johann Nepomuk Di Pauli
ja nicht um ihren Be sitz, sondern um Länder, die Österreich gehörten. Und so trat Italien gerade an diesem 3. Mai 1915 aus dem Dreibund (Deutschland, Österreich, Italien) aus. Den entscheidenden Schritt tat es dann zwanzig Tage später: Am 23. Mai 1915 er klärte es Österreich-Ungarn den Krieg. Roms Vorgangsweise fand harte Urteile. Der frühere ita lienische Ministerpräsident Giovanni Giolitti meinte: „Jetzt den Vertrag brechen und von der Neutralität zur Aggression übergehen ist ein Verrat, wie es nur wenige Beispiele
in der Geschichte gibt." 39 Ähnlich das Extrabladed aus dem neutralen Dänemark, das von einem „so kalten Bruch von Treue, Ehr lichkeit und Gewissen" sprach, „wie ihn die Welt noch nie er lebt hat und der überall, wo Sinn für Moral besteht, die pein lichsten Gefühle erwecken muss". 40 Von geradezu klassischer Prägnanz sind die Worte, die Kai ser Franz Joseph in seinem Manifest An Meine Völker für Ita lien fand: „Der König von Italien hat Mir den Krieg erklärt. Ein Treuebruch, desgleichen die Geschichte
nicht kennt, ist vom Königreich Italien an seinen beiden Verbündeten begangen worden. Nach einem Bündnis von mehr als 30-jähriger Dauer, währenddessen es seinen territorialen Besitz mehren und sich zu ungeahnter Blüte entfalten konnte, hat Uns in der Stunde der Gefahr verlassen und ist mit fliegenden Fahnen in das La ger der Feinde übergegangen ," 41 Und was sagte die voxpopuli (die öffentliche Meinung) im Land Tirol? Ein Geistlicher hatte Gelegenheit, die „erbitterte Volksseele" im Unterland zu erkunden