Geächtet : ein Jahr aus dem Leben eines Habsburgers in Tirol
- 161 — weniger als sechs der besten Ritter wagten den Waffengang, aber jeder musste sich als besiegt zurückziehen. ®§. lässt sich angesichts dieser Erfolge leicht denken, welcher Jubel sich erhob, als Herzog Ernst den Unbekannten als den ersten und hervorragendsten Sieger im Einzelnkampf ausrief. Alles drängte sich an den Tapfern, um ihn an- zustaunen und vielleicht ans irgend einer seiner Geberden zu errathen, wer er sei. Man rieth auf allerlei Namen. Manche vermutheten Peter v. Spaur
, andere meinten es wäre Bartl V. Gufidaun, wieder andere Wollten an dem Gange des Ritters den Sporrenberger v. Festenstein erkennen, aber der Vermummte hatte die Genvgthunng wahrzunehmen, dass ihn niemand erkannte. Diejenigen Ritter, welche mit den Anordnungen beim Turnier betraut waren, ersuchten ihn höflichst sein Visier zu öffnen; jedoch er wollte nicht- davon wissen und wie- diese ungestümen Neugierigen mit der Be rufung auf das Turnierrecht ab, welches ihm den Kampf mit geschlossenem Visier gestatte
. Herzog Ernst selbst hätte natürlich auch recht gerne erfahren, wer der Tapfere sei; aber er wollte demjenigen, der ja die steiermärkische Ehre gerettet, nicht Zu nahe treten. Als nun die Einzelkämpfe beendigt waren, ließ der Herzog Ulrich v. Starkenberg zu sich rufen und sprach zu ihm etwa Folgen des: „Herr Ritter, nach altem Turniergebrauche ist es Sitte das edle Kampfspiel mit einem allgemeinen Waffengange zu beschließen. Ich befehle nun, einen solchen zu veranstallen." „Wir sind Euer Hoheit