Österreichische Reichs- und Rechtsgeschichte : ein Lehr- und Handbuch
nach der um Noreja (jetzt Neumarkt in Obersteiermark) gesessenen führenden Völkerschaft als der der „Noriker' benannte Die nordöstlichste dieser Völkerschaften zwischen Wiener Wald und Leitha waren die Azalier. Der Staat der Noriker, der als Königreich („regnnm') Noricum bezeichnet wird und fich nördlich bis zur Donau, westlich bis zum untern Inn und den Donauquellen, südlich bis zu den Karavanken, östlich bis an die Leitha und die Abhänge der Alpenausläufer erstreckte, wurde i. I. 15 v. Chr. von DrnsuS
Provinz Pannonia geschlagen, welche im Norden und Osten bis zur Donau, im Süden bis über die Save hinaus sich erstreckte, und von einem legatns Anglisti pro praetore regirt ward. Als K. Trajan diese Provinz in einen westlichen Theil (Pannonia superior) und einen öst lichen Theil (Pannonia inferior) theilte (zwischen 102 und 107 n. Chr.), ward die Gegend zwischen Wiener Wald und Leitha zu Oberpannonien geschlagen. Im Gegensatz zur pannonischen besaß die norische Donau- strecke ursprünglich nur kleine
und Savia, südlich davon. Die Ebene zwischen Wiener Wald und Leitha gehörte daher zu Pannonia prima. An der Spitze der beiden norischen Provinzen und von Pannonia prima stand je ein praeses, was der Amts titel für die geringste Klasse der Provinzialstatthalter in der diokletianisch- konstantinischen ^Berwaltungsordnnng war. Da letztere überdies die Mili- tär- und Zivilgewalt scharf getrennt hatte, so war der praeses reiner Zivil- beamter geworden. Ihm stand die Zivil- und Kriminaljurisdiktion