Denkbuch der Huldigung in Tirol. 89 Mit diesen durchs ganze Land fortlaufenden poetischen Erzeugnissen liefen Freudenbeweise anderer Art durch die tirolischen Berge. Die Land stände gingen mit dem Beispiele voraus, und übermachten zur Bezeugung ihrer Freude über das Glück dieses Tages 1900 Gulden Konventions münze als Geschenk ans Taubstummeninstitut zu Hall. Ihnen folgte der Stadtmagistrat zu Innsbruck, indem er zur bleibenden Erinnerung an den Huldigungstag 6000 Gulden Konventionsmünze
zum Bau einer neuen Kleinkinderwartanstalt zu Dreiheiligen und 550 Gulden zur Kleidung ar mer Kinder widmete. Einzelne Menschenfreunde ermangelten nicht, auf ihre Weise darüber ihre Herzenslust an den Tag zu legen. Ein Ungenann ter in Innsbruck ordnete 239 Gulden für die Armen, daß auch diese am festlichen Huldigungstage sich erquicken und des Kaisers freuen konnten. Besonders zeichnete sich das Pusterthal in der Feier dieses Festes aus. Gern ware dasselbe mit den Massen seiner Schützen in stürmender
Volks kraft nach Innsbruck aufgebrochen, wenn nicht die seit fünf Mißjahren erste glückliche, im August unverschiebbar einfallende Aernte alle Hände in Anspruch genommen hatte. Um dieses schmerzliche Ausbleiben einiger maßen zu ersetzen, wurde die Landeshuldigung in jeder Seelsorgskirche mit dem ambrosianischen Lobgesange und feierlichen Hochamte begangen, dem die Gemeindevorstände beiwohnten, und laute Pöllerfalven das Zeng- niß allgemeiner Theilnahme gaben. Die Prediger erläuterten
in ihren An reden die Bedeutung des Tages, Schützen waren aufgezogen mit Fahnen und Musik, die nationalen Herzenswünsche für das erhabene Kaiserpaar mit der religiösen Weihe zu verbinden. Johann Rock, Abgeordneter der Stadt Lienz zum großen Ausschußkongresse, ließ 24 Arme ausspeisen, wäh rend er selbst in Innsbruck anwesend war, um an den äußersten weit entlegensten Gränzen Tirols die Wichtigkeit der Handlung in der Hauptstadt zu ehren, ungezählt alle edelmüthigen Handlungen, die mit dem besten Willen gespendet