Handel und Gewerbe in Bruneck Der Handel - die Nummer eins Der Handel bot in einer mittelalterlichen Stadt die größten Chancen, wohlhabend und reich zu werden. Es dürfte so gewesen sein, dass die in einer Stadt ansässigen Händler zunächst jene Waren kauften und verkauften, die in der Stadt benötigt wurden, je mehr eine Stadt zum Mittelpunkt eines größeren ländlichen Bereiches wurde, umso ertragreicher wurde der Handel, weil Angebot und Nachfrage mit der Größe des städtischen Umfeldes Zunahmen
. Es gab Kaufleute in Bruneck, die sich mit der Deckung der lokalen Bedürfnisse zufrieden gaben. Sie betrieben ihren Laden in der Stadt, kauften bei einheimischen oder fremden Händlern ein und verkauften diese Waren mit einer Profitspanne, die von den Behörden und vom Rat der Stadt korrigiert werden konnte. Auch bei den Kaufleuten wird eine Tendenz sichtbar, die für die mittelalterlichen Städte typisch war. Man versuchte, »alle leben zu lassen«, keiner sollte zu viel Profit abschöpfen
, jeder sollte mehr oder weniger das Notwendige zum Leben haben. Trotzdem schafften es in den meisten Städten vor allem die im Handel tätigen Familien, sich wirtschaftlich und damit auch gesellschaftlich über andere zu erheben. Aus Bruneck seien nur zwei Beispiele genannt. Da war einmal Heinrich Stuck, der 1358 durch seine Schenkung mehrerer Höfe an die Kirche Unser Frau in Ragen (heutige Pfarrkirche) die Voraus setzung für die Gründung des Spitals schuf, und dann Stefan Wenzl, der im 17. Jahrhundert, vom Handel
kommend, so etwas wie eine Industriellenkarriere machte. Die Familie Stuck war schwäbischen Ursprungs und übersiedelte gleich nach der Stadtgründung nach Bruneck, wahrscheinlich »hergelockt« vom Stadtgründer Bruno von Kirchberg. Sie dürfte ihr Geld nicht in Bruneck gemacht haben, vermehrte es hier aber durch ihre Tätigkeit im Kaufmannsberuf. Dass die Stuck ihr Geld dann in Bauerngüter investierten, entsprach der mittelalterli chen Auffassung, dass letztlich nur der etwas gilt, der Grund und Boden
besitzt, eine Auffassung, die sich auch nach Beginn des Industriezeitalters noch lange hielt. Wir wissen nicht, wer die Handelspartner der Stuck waren, wir gehen aber wohl nicht fehl in der Annahme, dass sie die Lage von Bruneck an der Strada d’Alemagna ausgenützt haben. Wahrscheinlich nützten sie auch die Kontakte, die sie ihrer Herkunft aus dem schwäbi schen Raum verdankten.