Ganz besondere Erbitterung löste die Rekrutierung für das bayerische Militär aus. Die Tiroler waren gewohnt, ihre Heimut Zu verteidigen und nie hatten sie den Waffendienst versäumt, wenn es galt das Land gegen fremden Zugriff zu schützen. Daß sie aber nun gezwungen werden sollten in einem Heere zu dienen, welches mit den Franzosen verbündet war und im nächsten Kriege gegen Oesterreich und Habsbuvg Zu Felde ziehen würde, das konnten sie mcht verwinden. Auch in kirchlichen Dingen ergriff
die bayerische Regierung Maß- nahmen, d-ie das Tiroler Volk aufs äußerste reizten. Die großen und alten Stifte Fiecht, Witten, Stams, Marlenberg, Neustift, Gries und Welsch- Michael wurden aufgehoben und ihre Güter für Rechnung der Regierung verkaust. Von der Geistlichkeit wurde verlangt, daß sie jeden Verkehr mit Rom 'abbreche und den kömglichen Verordnungen bedingungslosen Ge- horsam leiste. Da die meisten Priester sich weigerten, einem ausgesprochen kirchenfeindlichen Regime Zu Gebote Zu stehen, wurde
der behördliche Druck noch verschärft. Zwei von den tirolischen Bischöfen (Chur und Trient) wurden vertrieben, manche Geistliche enthoben, einzelne eingekerkert. Dazu kamen noch andere Maßnahmen, die das religiose Gef-ühl der Tiroler schwer ver- letzten. (Verbot von Christnachtfeiern, von ProZessionen, Bittgängen, Novate- Aemtern, AbWürdigung der Bauernfeiertage usw.) So wurde denn die Stimmung im Lande immer bedrohlicher. Drei Jahre nach dem Einzug der Bayern war Tirol reif für die bewaffnete Erhebung
, die den Auftakt bildete für den großen Kampf des Jahres 1809. Z2. Das Jahr 1809 — Tirols Bejìemng Indes die Bayern sich vergeblich bemühten, Zuerst mit Entgegenkommen, dann mit Gewalt ihre Herrschast in den HerZen der Tiroler Zu verankern/ stieg Napoleons Stern immer höher. Fast unbeschränkt war die Macht, die der Kaiser der Franzosen über Europa ausübte. Auch ein großer Teil Deutschlands war ihm, wenigstens mittelbar, Untertan. Unter Napoleons in