Der Brenner und seine Nebenwege. 227 viel deutlicher erkennen läßt. Im Altertum, als das der Kultur erschlossene Gebiet nördlich bereits an den Ufern der Donau aufhörte, konnte diese geschicht liche Produktivität freilich nur unvollständig in die Erscheinung treten ; nachdem aber einmal auch diese Linie nach allen Seiten hin von einem weiten Kultur gebiet umgeben war, mußte sich auch sofort die lebendige Kraft jener günstigen geographischen Bedingungen offenbaren, die dem beschränkten
sich gerade in der Geschichte dieser ^ R§^ er . Alpenstraße deutlicher als anderswo verschiedene ganz bestimmte Perioden er- züge . kennen lassen. Sie beginnen zunächst mit dem ersten halben Jahrtausend des Mittelalters, in dem sich die neuen Verhältnisse zurechtrücken und die Grenzen der jungen mittelalterlichen Reiche in fortwährender Bewegung sind, eine Zeit in der der Brenner an Wichtigkeit jedoch noch durchaus neben den westlichen, Straßen der Alpen zurücktritt, während dann seit dem Erstarken
einer eigent lichen deutschen Herrschermacht, mit dem Vorrücken der Reichsgrenze nac Osten, in die Gebiete der Slaven hinein, auch sofort der Brenner als die ime erscheint, deren sich der Verkehr des Reiches nach dem Südlande vorwiegen bedient. Wir haben hier die Zeit der Römerzüge vor uns, die den Brenner nun recht eigentlich zum deutschen Paß der Alpen gemacht hat, auch schon es a , weil jene ganze Straße damals überall, und auch am weitesten nach Süden in, deutsches Gebiet durchzog. Die Wanderung
durch die Orte entlang der Straße wird es uns klar machen, daß wir uns hier in einem Stück des alten deutschen Reiches befinden, in dem sich die deutschen Herrscher ebenso häufig, ebenso zahlreich wie an den Ufern des Rheines, auf den Burghöhen Schwabens und des Harzes aufgehalten haben, und das so die Erinnerungen an die bewegtesten Zeiten des deutschen Mittel alters in sich schließt. Der Beweis dafür, daß der Brenner am allermeisten von den deutschen Königen bei den Römerzügen benutzt wurde, ruht freilich