Festschrift zur Feier des zweihundertjährigen Bestandes des Haus-, Hof- und Staatsarchivs ; Bd. 2. - (Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs ; 3)
406 Lentze, gewesen, immer ungestört bleiben mögte! Aber seit anderhalb Jahren sind es leider! nur pia desideria' 1 ). Als sich nach dem Tode der Kaiserin bei Joseph II. der durch Jahrzehnte zurück gedrängte Herrscherwille wie eine Sturzflut über seine Untertanen ergoß 2 ), da seufzte der alte Beamte der theresianischen Ära über den neuen Kurs, der ihm zutiefst verhaßt war. In seinen Briefen gibt er seinem Unmut an mehreren Stellen Ausdruck. Diese Briefe geben uns einen interessanten Einblick
Neuigkeiten sich ein Geschäft daraus machen, noch andere und ärgere hinzu zu dichten, und sie zur Allar mierung ganzer Länder auszustreuen.' Das Los des Beamten unter Joseph II. umschreibt er mit folgenden Worten 12 ) : „Nur allein dauret mich, dass er in einer Zeitperiode anher gekommen, da weder für alte, noch neue Staatsdiener, es mögen ihre Verdienste seyn, wie sie wollen, etwas zu erhalten, ja nicht einmal was zu hoffen, oder was sonst vergnügliches zu hören, auch keine Sicherheit für das künftige
Schicksal zu erlangen ist.' „So unangenehm und beschwerlich auch heutiges Tages der Dienst immer ist, wünsche ich dennoch aus Liebe zu meinem Vaterlande, daß Eure Wohlgeboren mit selbem noch lange beladen bleiben, wenn es gleich dero Verlangen J ) Br. Laicharding Vater, Nr. 40, 17. April 1782. z ) Winter, a. a. O., S. 130. 3 ) Valjavec, a. a. O., S. 90. 4 ) Mitrofanov, a. a. O., S. 284 ff. ; Bibl, Kaiser Josef II. Wien und Leipzig o. J. (1943), S. 152 ff.; Benedikt, Kaiser Joseph II. Wien 1947, S. 146