¬Der¬ Deutschthümler : eine Erzählung aus dem Tiroler Volksleben
6 Die Märztage im Jahre 1848/ Bst, bst, sagte Leo, du weißt/die Wände haben in unseren Zeiten Ohren; das dürste der Gerichtsdiener Schlau meier nicht hören, sonst säßest du bald in Kufstein oder auf dem Spielberg in dem Wasserloche. Apropos, fuhr Leo fort, weißt du schon, dass wir Zu allen neuen Bescheerungen auch noch einen Advokaten nach Emaus bekommen? Ei ei, rief Kob verwundert aus, einen solchen Blutigel auch noch; der wird uns Emauser bald hintereinander Hetzen, denn sie leben
ja nur vom Unfrieden und Processieren. Unser Doktor der Rechte, sagte Leo, soll ein junger, gar aufgeklärter Herr sein, ich kannte dessen Vater, er war Bürgermeister in Emaus, der wohlersame Eisenbart. Der junge Eisenbart Advocat? fragte Kob. War er nicht noch als Student hier bei seinen Verwandten? Em schönes Herrchen mit langen glatt gestrichenen Haaren: er hat, glaube ich, in Wien und Padua studiert; auch in Heidelberg soll er gewesen sein. Das Beamtenvolk hatte ihn auf dem Strich und Schlaumeier beobachtete
ihn auf allen seinen Schritten, denn seine langen Haare und sein Kappchen mit schwarzrothgelber Einfassung war ihnen ver dächtig; sie wollten herausgerochen haben, dass er sich einer deutschen Studenten-Burschenschaft einverleibt habe, und deutscher Bursche zu sein, ist ein Kapitalverbrechen. Ja der ist's, antwortete Leo. Seinetwegen wurde sogar an Metter nich berichtet, sein Käppchen und seine schönen langen Herr gottshaare musste er Wegthun, ich glaube gar, auf dem Polizeiamte in Wien haben sie ihn gestutzt