zieren, hatte guten Appetit, nur zeitweilig ein leichtes, un bedeutendes Hüsteln, wie es wohl nach jedem Katarrh ein biß chen anhängt und da in unserer Familie — Gott sei Dank I — Lungenleiden nicht heimisch sind, glaubte Mutter alles be hoben. Da war es in der Nacht vom Samstag auf den Sonntag — es war das Schutzfest des heiligen Josef und in meinem Leben werde ich diese Nacht nicht vergessen — daß Alfred, der im Zimmer nebenan schlief, öfters leicht hustete
, so, als ob ihm etwas in dem Schlund steckte. Mutter rief, ob ihm etwas fehlte und Alfred antwortete, es sei ihm durchaus nicht unwohl, nur komme beim Husten Blut herauf. Das war der Anfang von sechs bangen Leidenswochen. Ein fortwährendes Auf- und Abschwanken des Befindens, bald fieberfrei, bald hohe Temperatur, ein Achselzucken des Arztes, dazwischen wieder eine Besserung, ein stetiges Abmagern und Elendwerden, dabei aber immer neue Zukunftspläne und Lebens- hoffnungen ^ und nach sechs langen, bangen Wochen, nach angstvollen
Tagen und traumgequälten Nächten, denen ein er schrecktes Erwachen folgte, kam ein stilles, ruhiges Auslöschen am 19. Juni, zwei Tage vor Mutters Namensfest und Alfreds Geburtstag. Für mich war Alfred der erste Tote, den ich sah. Mutter war fassungslos. Heute stumpft der Waffentod manch feine Fühlung ab, aber im einzelnen und für die Angehörigen behält das Sterben immer und überall seine Bitterkeit und doppelt bitter ist es, den einzigen Sohn einer Witwe dahingehen zu sehen in der Blüte