also in der Familie Muri-Gries große Thätigkeit und namentlich reges wissenschaftliches Leben: Die wissen schaftliche Thätigkeit wird besonders dadurch begünstigt, dass die Entlehnung der Bücher aus der Stiftsbibliothek nicht mit jenen Umständlichkeiten verbunden ist, wie sie oft an anderen Orten vorkommen. In Gries hat jeder Pater auch ohne Vorwissen des Bibliothekars Zu tritt zur Bibliothek und kann sich holen, was er für seine Studien benöthigt, nur ist er gehalten, das Entlehnte
auch gewissenhaft in das Journal einzutragen. „Wir haben die Bücher nicht, um sie in der Bibliothek auf zustellen', meinte zu mir einmal der selige Abt Augustin Grüninger, „sondern um sie fleißig Zu benützen.' Das Gedeihen einer geistlichen Pflanzung beruht aber auch wesentlich auf ihrer Disciplin. Und diese ist in Gries die beste. Denn pünktlicher Gehorsam gegen den Oberen, Eifer und Gewissenhaftigkeit in der Beobachtung der Regel und der Statnten, aufrichtige Liebe der Söhne zu ihrem geistlichen Vater
und der Brüder unter einander kennzeichnen Gries als eine Genossen schaft, die vom besten Geiste beseelt ist. Verweichlich- leren Naturen dürfte Gries, wo man schon um 4 Uhr früh die Mette hält, also schon um halb 4 Uhr Tag für Tag, jahraus, jahrein aufsteht; wo man im Advent und in der Fasten drei Tage in der Woche kein Fleisch erhält; wo man nicht raucht; wo es nicht einen Heller Monatsgeld gibt; u. s. w., vielleicht etwas zu stramm erscheinen. Aber dafür ist Gries ein „sehr reiches' Kloster. So sagen
wenigstens die Leute in Gries, und diese müssen es ja „am besten wissen'. — Ein kluger Mann kann sich übrigens leicht vorstellen, wie es um den Reichthum von Gries bestellt sein muss. Denn wenn man nicht bloß seinen unbeweglichen, sondern auch seinen beweglichen Besitz im Stiche lassen muss; wenn Kunstschätze und Bibliothek, Haus und Herd, Grund