Kaiser Joseph II. und Leopold II. : Reform und Gegenreform 1780 - 1792
vor, in welchen Fällen sie zur Erhaltung der allein baß System nutzbar machenden freien Concurrenz nach ihren Besitzungen mit allen andern Bürgern und Einwohnern gleich sein müssend Als die neue Steuer-Regulirung, durch welche der-Bauer gewinnen, der Adel aber verlieren mußte, eingeführt werden, sollte, fand zwischen dem Kaiser und dem Grasen Chotek. der die neue Steuer-Regulirung bekannt zu machen hatte, ein Bor- gang statt, der uns 'Joseph's Grundanschauung über das Feu- dal-Berhültniß klar
erkennen läßt. „Chotek hatte mehrere Male Vorstellungen an den Kaiser abgehen lassen. Die Gründe, die er gegen die Steuer-Regulirung anführte, waren alle davon herge nommen, daß der Adel dabei verliere. Der Kaiser gab ihm darauf wiederholt zur Antwort. ,daß aber der Bauer dabei ge winne''. und beharrte auf der Einführung. Als Graf Chotek sah, daß seine Vorstellungen fruchtlos waren, legte er, um das Patent nicht unterschreiben zu müssen, seine Stelle nieder. Mein Gewissen^, so schrieb er an den Kaiser
, ,erlaubt mir nicht, meinen Namen unter eine Verordnung zu sehen, welche dem Adel so viel Unrecht Zufügt. Der Kaiser hatte ihm vorher gesagt: ,Lieber Chotek! ist es nicht besser, wir lassen den Bauern etwas nach, als daß sie uns gar nichts geben?- Chotek erwie- derte. das sei nicht zu befürchten, da man die WiderspKnstìgen mit Gewalt zur Entrichtung der Abgaben zwingen könne. Mit Gewalt^ erwiederte der Kaiser, ,die physische Gewalt ist beim dritten Stande! Glauben Sie mir, wenn der Bauer
