¬Das¬ Kapuziner-Kloster zu Innsbruck : das erste dieses Ordens in Deutschland
Pater Johannes. 165 am 12. September 1828 in den Kapuziner-Orden ein, wo er den Ordens- Namen Johann Gualbert erhielt. Nach vollendeten Studien kam er nach Innsbruck und konnte daselbst volle vier und dreißig Jahre verbleiben. Anfangs war er als Aushilfs-Pater in der Seelsorge thätig; später wurde er zum Prediger ernannt und stand viermal in vier Trimmen (1848—1851, 1854—1857, 1860—1863, 1866-1869) dem Couvente als Guardian vor. Seine Hauptbeschäftigung blieb jedoch die praktische Seelsorge
. Obwohl Johannes durchaus kein Geme gewesen ist und in den ersten Cursen der Theologie den Anforderungen der Examinatoren nur „genügend' entsprach, hat er dessenungeachtet im Weinberg des Herrn geradezu Staunenswertes geleistet. Er war der stets gern gesehene und allgeliebte Hausfreund der meisten Familien von Innsbruck' an ihm fanden sie ja einen treuen, nie verlegenen Rathgeber, selbst in den ver- wickeltsten Verhältnissen. Galt es einen Streit und Zank zn schlichten oder bei einem unvorhergesehenen
Todes- oder anderen Schreckensfall die Angehörigen zu trösten oder die Schreckenskunde ihnen beizubringen, so rief man Johannes; sofort war der herzensgute Pater zur Stelle, sein salbungsvolles, gottdurchdrungenes Wort fand allsogleich den rechten Ort, es war lindernder Balsam auf die noch schrecklich klaffende Wunde. Ganz wunderbar aber war die Macht dieses Wortes im Beichtstühle, am Sterbe- und Krankeulager, namentlich solchen Männern gegenüber, die oft lange fern von der Kirche gelebt
hatten. Zu diesen kam der arme Kapuziner selbst in der Nacht nnd eisiger Winterkälte, nichts anderes als die gekreuzigte ' Liebe im Herzen , und mit dieser gekreuzigten Liebe und seinem wohlwollenden, herzlich gut gemeinten Zuspruch errang er den Sieg über jedes Gemüth. Es gab kein noch so verstocktes und in Sün denschuld vergrabenes Herz, das der hinreißenden Güte dieses wahren Johannesjüngers widerstanden, hätte. Einen so seelenguten Mann, wie Johannes, musste man lieben und ihm sich ganz ergeben
. Sich ihm übergeben und Gott übergeben war aber eins, denn außer Gott suchte der innig fromme Kapuziner sein Leben lang nichts. Wie viele, die ?. Johannes vorausgegangen, verdanken nicht ihre ewige Seligkeit seinem Seeleueiser und seiner unermüdlichen Geduld und Herzensgüte, mit der er bei Tag und Nacht zu jedem Gang ans Krauken- und Sterbelager von Hoch und Nieder bereit war. Das wahrhaft gute Herz des edlen Kapuziners umfing die Männer beider Parteien in heiliger Liebe, um sie alle Gott zu gewinnen