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keiner jener Maultrommler, welche bei Schaumwein und Rehbraten das „Volk' hoch leben raffen und „mit Gut und Blut einstehen' für alles Erdenkbare, was sie selbst fetter machen soll. Andreas Hofer hat gefochten an der Spitze des Tyrolervolkes. Dieses aber stürmte todesmuthig den verderbenspeienden Kanonen der Feinde entgegen nicht bloß für den Kaiser, für das gute alte , Recht und die wohlerworbene Freiheit des Vaterlandes, nicht bloß wider Unrecht und Vergewaltigung, sondern zugleich wider

den aufgeklärten Unglauben und die auf geklärte Ruchlosigkeit, in deren Interesse die altkatholi sche» Bayer damals auch fechten mußten. Andreas Hofer war ein Held der innersten Ueber- zeugung, ein christlicher Held, fern von Ehrsucht und Eigennutz. Nur ein solcher konnte den Blutrichtern zu Mantua durch seine unerschütterliche Gemüthsruhe ohne eine Spur von Trotz oder Fanatismus Hochachtung t abzwingen. Allerdings hat schon mancher verurtheilte Krieger sich geweigert, die Augen sich verbinden zu lassen

und hat Feuer auf das eigene Herz komman diert. Doch noch Keiner hat erklärt: „Ich stehe vor dem, der mich erschaffen, und stehend will ich meinen Geist aufgeben' und nur christliche Märtyrer mögen mit derselben inner« Freudigkeit gestorben sein wie der Wirth vom Sande auf der Bastei von Mantua am 20. Hornung 1810. Gar manches Rudel sogenannter ! „großer' Männer sind von der nüchternen Nachwelt ! bereits richtiger beurtheilt und mitunter recht klein be- ! fanden worden. Den Andreas Hofer jedoch

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1867

Andreas Hofers letzter Gefährte : zur Feier des 100. Geburtstages des Nationalhelden

Pagina 155 di 176

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Andreas Hofers durch die Straßen von Innsbruck. Steinalt und harthörig war er geworden, der alte Döninger; mehr nur dem Leibe nach gehörte er noch der Gegenwart an, seine Seele lebte und schwelgte in den Erinnerungen seiner Jugend und hoch über den Wolken, von wo die Kampfgefährten und Leidensge nossen und jetzt auch er selbst freundlich herabschauen auf die Gletscher und in die Thäler Tyrols. Tagtäglich be suchte er die Franziskanerkirche und betete gewöhnlich in der Nähe des prachtvollen

Denkmales, welches darin Kaiser Franz dem Andreas Hofer und dessen Getreuen gesetzt. Abends trank er zuweilen ein Schöpplein in der goldenen Rose, saß still für sich und mengte sich in kein Gespräch. Nur wenn die Rede auf das Jahr 1809 kam, da ward es ihm um's Herz wie einem alten Husarengaul, der nach langer Zeit wieder ein mal die Kriegstrompete schmettern hört. Bor ihn rückte der Schauplatz des Kampfes. Derselbe bevölkerte sich von neuem mit den längst verschwundenen Gestal ten des Jahres 1809

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Andreas Hofers letzter Gefährte : zur Feier des 100. Geburtstages des Nationalhelden

Pagina 102 di 176

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89 So sinnig hat der Döninger wenigemal in seinem Leben gebetet, als es jetzt der Fall war. Gegen dreiviertel auf 11 Uhr besetzten Soldaten den Borsaal und die Gänge, nach wenigen Minuten trat Andreas Hofer festen Schrittes mit dem greisen Erzpriester aus seinem Kerker, ein mit einem grauen Blumensträußlein verziertes Kruzifix in den Händen hal tend. Im Vorbeigehen blieb er einen Augenblick stehen und sandte einen Blick voll Wehmuth und Mitleid nach dem Gitter, von welchem sein Döninger bleich

Gefährte Andreas Hofers sank um, als wäre er selbst zum Tode getroffen. Als er wiederum zum Bewußtsein kam und um sich schaute, sah er sich nicht mehr unter Verbrechern, sondern im alten Kerker, worin er mit Hofer gesessen. Er hörte auf zu-weinen; er hatte keine Thränen mehr. Am andern Tage in der Frühe trat der dienst habende Hauptmann des Kriegsgerichtes herein und las unserm Kajetan das eigene Todesurtheil vor. Keines wegs mit stumpfer Gleichgültigkeit, wohl aber mit .V i\ :)

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1867

Andreas Hofers letzter Gefährte : zur Feier des 100. Geburtstages des Nationalhelden

Pagina 23 di 176

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, die Prozes sionen wurden immer länger, die Betheiligung der Mannsleute daran immer lebhafter. Das Volk be gann zu beten für das, was es mit vollestem Rechte als sein höchstes Kleinod schätzte — für seinen Glauben, den es durch die Franzosen und bald ge nug auch durch deren Nachäffer und Schleppträger draußen im Reich bedroht sah. Der diesen Prozessionen und Andachten zuerst stand Andreas Hofer so recht als Mann seines Bottes an der Spitze, ohne daß er oder sonst Jemand zu sagen vermocht hätte, wie dieß

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Andreas Hofers letzter Gefährte : zur Feier des 100. Geburtstages des Nationalhelden

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Ledergurt mit den Anfangs buchstaben seines Namens, schaflederne schwarze Hosen, ein schwarzer Seidenflor um den Hemdkragen , ein schwarzer breitkrämpiger Hut, auf der Seite aufgestülpt, mit dem Bildnisse der Mütter Gottes, Blumen und Wildfedern geziert, blaue Strümpfe und Weitausge schnittene Schuhe waren im späteren Alter seine Klei dungsstücke.' XI. Aber wo bleibt denn der eigentliche Held der Er zählung, der letzte Gefährte des Andreas Hofer? Nur Geduld, der l e tz t e G e s ä h r t e braucht

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sein, wie der fromme Volksheld selber, der kurz vor seinem Tode zu Mantua geschrieben: „Ade, du schnöde armselige Welt; das Sterben kommt mir so leicht an, daß mir nicht ein mal die Augen naß werden!' Er ist glücklich und hass überstanden; hienieden lebt schwerlich ein einziger vollkommen glücklicher Mensch, das Sterbstündlein aber steht uns Allen bevor. Wären Andreas Hofer, der Speckbacher, der Straub, der gewissenhafte Peter Maier, der Haspmger, Dömnger und alle seligen Tyroler in hohem Himmel droben noch irgend

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, alle Posaunen und Trommeln des Gustav-Adolfs-Vereines, der Freimaurer, Schweinefieischjuden, der Rongeaner und Hreigemeindler würden schmettern und wirbeln, weil die „neue Aera' des „zeitgemäßen Fortschrittes' endlich und endlich auch begonnen habe für die „bigotten' Tyroler. Die Schutzgeister des Landes, die Tyroler im seligen Jenseits, Andreas Hofer und all seine Kämpen da gegen, diese würden weinend und weheklagend ihr Antlitz abwenden vom irdischen Heimathland, denn das alte, das katholische Tyrol wäre

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sein durste, keinen einzigen dem „Bonapartl' ebenbür tigen Führer. Freilich saßen die eigentlichen An führer drunten in Wien, nämlich die Verstäubten Pe rücken des Hofkri'egsrathes. Diese wußten jede mili tärische Kraft lahm zu legen. Anno 1796 warf Na poleon den linken Flügel seiner Armee auf Südtyrol und da nahmen zum ersten Male die Paffeyrer Schützen ihre Stutzen auf den Rücken und besetzten den Tonal, mit ihnen Andreas Hofer. Anno 1797 drang der franzö sische General Joubert (spr. Schuhähr

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ich jetzt doch. Du bist mir lieb geworden, wie ein Ligen Kind. Sollte Gott mir das Leben schenken , daun will ich überall kund thun, welch' eine treue Seele ich au Dir gefunden und wie Du bis in diese Festungsmanern herein Alles mit mir ertrugst. Muß ich sterben, so hoffe ich ein Kind der Seligkeit zu werden und will recht für Dich beten, damit Du hiem'edm glücklich und im andern Leben auch selig wirst!' lieber ein halbes Jahrhundert ist bereits verflossen, die Welt ist eine ganz andere geworden, seitdem Andreas Hofer

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146 nicht. Wir fühlen bloß, daß ein lange und frech ge nug herausgefordertes Gottesgericht begonnen hat und erleben täglich, wie der Teufel seit einigen Jahren ärger als je in der Welt rumort. Doch — ich habe in meinem Eifer bereits einer Rede Vorgegriffen, die ich am Festtage Andreas Hofers mit Zehntausend Stimmen als deutscher Mann und als Katholik in die Th ater Tyrols hLneindonnern möchte. Freilich habe ich nur eine einzige Stimme und kann dießmal nicht einmal von dieser Gebrauch

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noch viel andere, ganz unglaubliche Dinge von Napoleons Tod in einer blutigen Schlacht, von Siegen der Oesterreicher in ■ der Lombardei, ja vom Brande der ganzen Weltstadt Paris und derglei chen herausgelesen. Kaum war Kajetan des andern Tages abgelöst, so fand er in einem Weinbause der Stadt 16 Landsleute, deren Losung hieß: Freiheit oder Tod! Der Doskanerwein verlieh selbst ihm ein wahres Advocatenmaul und man beschloß: erstens sei er das Haupt der Deserteursbande, nicht nur weil er dem Andreas Hofer selig

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und der Andreas Hofer wur den nicht vergessen. Mit dem Freiwerden war es übrigens für heute nichts mehr, die Soldaten des Kaisers hatten keinen Winkel leer gelassen und dennoch nicht genug Quartiere. Man tröstete sich. In dieser Nacht schliefen nur Wenige, die Mehrzahl der Ge fangenen hatte sich in dem Wahne festgerannt, als ob am frühen Morgen in Folge eines allgemeinen Gna- denaetes durch. die Oesterreicher die Kerkerthüren ■ sich für Alle öffnen würden. Der Doninger war froh, daß

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Hauptmann Andreas Jllner; dagegen kamen um so häufi ger Flüchtlinge, welche guten Rath, Zeugnisse, Geld oder das alles zusammen begehrten und erhielten. An sonnen hellen Tagen kletterte die Gesellschaft, wenn das üb liche Morgcngebet fonimi Rosenkranz und Litanei ver richtet war, den hohen Steinbüchel hinauf, von welchem aus man die Straße überstehl, welche durch das Pas- seyerthal führt. Das geübte Auge der Schützen ent deckte ganze Kompagnien, ja Patrouillen der hin- und herziehenden

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die Sturmglocken, flogen reitende Boten von Ort zu Ort, am frühen Morgen schon standen einige Tau send Streiter hier versammelt. Am 6. stießen die Pas- seyrcr Zu Speckbacher, der den Jausen besetzt hielt, am Abend desselben Tages kam der Marschall Fieber mit frischen Truppen nach Sterzing, um die Widerspensti gen zu züchtigen. Am 7. entleideten ihm sichere Schüsse und Steinlawinen das Vordringen, er mußte zurück, schwor aber, im lurchsten Winter fürchterliche Rache zu nehmen. Jetzt zog Andreas Hofer mit '3000

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Andreas H o fe r mit den Wirthen P. G rub er und Nessing nach Wien zum Erzherzog Johann. Sie kehrten zurück unb „das Netz des EinverstäudnLffes spannte sich Ln tausend Fäden über das ganze Land, Md unter den Bielen, die darum wußten, war keine Mzige Seele dem Berrathe zugänglich oder thörichter Mißgriffe fähig.' I« Hornung 1809 zeichneten die Bayern alle ledi gen Bursche von 16—21 und von 40 Jahren auf, um Rekruten für den drohenden Krieg mit Oesterreich zu bekommen. Im März aber schon gab

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Pagina 82 di 176

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das flackernde Feuer seltsame Lichter wirst Andreas Hvfer. Aus der kaiserlichen Hofburg zu Innsbruck, wo Tausende ihm im Rausche der höchsten Begeisterung entgcgcnjauchzten und wo die vornehmstcn Hcrren scin Wort als entscheidend Hinnahmen, hat ihn das ' sal in diese Vichhütte der Alpen getrieben, der Ovcr- kommandant von Tyrol ist zum Vaterlands oscN F u ) ^ ling, der erste Freiheitskämpfer zum Verbrecher ge stempelt worden, aus dessen Kopf ein hoher Peers ge setzt ist. dessen Zufluchtsstätte

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Pagina 113 di 176

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nehmen, sondern Gott, dem Kaiser und dem Andenken des Andreas Hofer treu bleiben sollten. Kaum waren sie einkaserniert, so ■; erschien der Adjutant eines Fremdenbataillons, ein 1 Wiener GuLedel, der Gott weiß durch welche Irrwege ; zu solcher Uniform gekommen war. Er schrieb Namen und Heimathsort eines Jeden ^ auf und redete Allen und Jedem zu, mit den Wölftn j zu heulen und Dienste unter dem großen Napoleon zu j nehmen, denn einzig und allein dadurch, daß sie dieses ? thäten und sich fügten, könnten

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; der Gedanke, sich mit seiner ganzen Armee nach Tyrol zu werfen, ward zu meist durch die Feigheit und Kopflosigkeit eines seiner Generale vereitelt. Chasteler ließ nur den General Mar sch all sowie den Grafen Leiningen mit einer Handvoll Soldaten und den Andreas Hofer in Südtprol zurück und eilte mit all seiner Macht in's Unterinn thal. Kaum war er fort, so drang Rusca mit 3000 Franzosen gegen Trient, allein nur um vor Hofers Streichen rasch zurück zu weichen.

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. Was aber auch hereinbrechen möge über Europa und Deutschland, über Oesterreich und Tyrol, Eines bleibt gewiß: unser alter Herrgott lebt noch. Er hält das Heft Ln Händen und Er verhängt Gerichte und Sein Wort gilt bis.zum jüngsten Tag: portae'inferi non praevalebunt eam, das heißt: Die Widersacher der Weltkirche Jesu Christi werden zuletzt doch immer in ihren eigenen Spieß rennen, wie es seit 1800 und einigen Jährlein regelmäßig der Fall gewesen. Darum hoch Pius IX., hoch Kaiser Franz Joseph, hoch Andreas Hofer

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, wenn nicht etwa die Ver sicherung, das urdeutsche Haus Habsburg sei ausge schloffen aus Deutschland für immer und ewig und Deutsch-Oesterreich zittere vor Sehnsucht, in der herr lichen Kaserne und in der weitläufigen Steuereinnehmerei Großb o r u ssi e n baldigst aufgehen zu dürfen mit Haut und Haar. Auch Andreas Hofer gilt ihnen bloß als ein dummer, energischer Dauer, der sich eben von den „Pfaffen' in tolle Wuth gegen den liebenswürdigen Aufklärungsvogt MontgelaS hineinhetzen ließ und an-

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