ängstliche Zärtlichkeit. Daß seine eigene Mutter namentlich die Madonna nicht gesehen hatte, war ihm ganz besonders schmerzlich. Und doch, was hätte er tun sollen? Er konnte ja gegen den Willen des Baters die alte kränkliche Frau nicht nach München entführen und die Verantwortung auf sich nehmen, daß ihr die Strapazen der Reise am Ende doch Schaden brächten. j Und wenn er oft in heimlichem Weh, daß er kein warmes Elternhaus gehabt hatte und heute noch viel weniger besaß, sich fragte, warum
? . .. dann kam er stets zu der gleichen Erkenntnis. Es war die Um welt, der er entflohen war. Sein Elternhaus! Im kleinen ganz das gleiche, was das verständnislose und kunstfeindliche Jnnsbrucker Spießertum im großen Maßstabe darstellte. Kälte, Verachtung und Mißtrauen gegenüber allem, was aus dem grauen Alltag hinauswollte und nach lichteren Höhen strebte. So war es manchmal recht einsam in der Seele des jungen Tiroler Künstlers. Und da flutete immer als Rettung München herein. Flutete tief in seine Seele
und erfüllte sie ganz. Sein angebetetes Mün chen! Dort hatte er Freunde gefunden, die ihn ver standen, Gönner, die ihn förderten. Er mußte eben auf die Heimat verzichten. Sie hätte ihn nie ver standen und noch weniger gefördert. Unterdrückt hatte man ihn, mißachtet und angefeindet. Dann bäumte sich immer wieder der wilde Trotz und Stolz in der Seele des jungen Künstlers auf.' Immer mehr wollte er ihnen daheim beweisen, wer . 29