Liebe setzt den Glauben voraus und dringt so auf den Grund des Seins und so zu dem, was in Wahrheit ist, weil es allein ist, und weiß so vom Wissen aus dem Glauben um das, was liebt sowohl wie um das, was geliebt wird. Hier doch, wo es sich um das Christentum handelt, geht es weniger darum, was die Liebe voraussetzt, sondern zunächst darum, was Wahrheit im Sinne des Christentums ist. Und da hören wir von Haecker: „Die Wahrheit ist zu Hause im Intellekt”. Das kann gelten für die kleinen
Wahrheiten des Alltags; für die Wahrheit im Sinne des Christentums ist es grundfalsch. Richtiger wäre, zu sagen : Die Wahrheit ist zu Hause im Aufgeben des Intellekts. Um ja nicht allzu selbständig zu sein bei der Antwort, was der Intellekt sei, suche ich sie im „Philosophischen Wörter buch” und lese: „Intellekt, Verstand, Denkkraft, Einsicht. Er ist wahr scheinlich als ein Diener der Triebe entstanden ... Das spezifische Organ des Intellekts ist der Stirnlappen der Großhirnrinde”. Der Aussage Haeckers
nach ergäbe sich nun: „Die Wahrheit ist zu Hause im Stirnlappen der Großhirnrinde”. Die Wahrheit im Sinne des Christentums! Welch eine Bescherung für den Glaubenden! Doch lassen wir das. Die Überschätzung des Intellekts scheint sich überall als notwendig zu erweisen, wo Weltbildung mit im Spiel ist; also auch bei der Romkirche. In Wahrheit hat der Intellekt mit dem Wissen zu tun. Und zu wiederholen ist: Die Ausbreitung des Wissens ist eine Einschränkung des Geistes ; ein Satz, dessen Richtigkeit
von der Erfahrung bejaht werden muß, wenn man ihn erweitert und sagt: die Ausbreitung der Herrschaft des Wissens ist eine Einschränkung der Herrschaft des Geistes, denn der Geist wurzelt im Eiegebettetsein im Unerforschlichen. So kann, vom christlichen Standpunkt aus, der Intellekt nur Diener des Geistes sein; und wo immer er selbstherrlich auftritt, wird er zu dessen Widerpart, weil kein Wissen ausreicht, die Herrschaft im Sinne des Geistes zu übernehmen. Wir hören von Haecker gesagt: , um für die Wahrheit