! hatte, trotz seiner Jahre, ein ganz ausgezeichnetes Gehör. Kein Wörtchen entging ihm nebenan auf seinem Lauscherposten. Ihm war zuletzt warm geworden, denn es schien ihm, als wenn die beiden nebenan auf dem besten Wege zur Verständigung waren. Er sagte sich: Wenn Werner Sturm Lil so geliebt, wie sie es verdient, hätte ihm seine Mutter sagen können, was sie gewollt, das Aller schlimmste und das Allerdümmste, er hätte Lil suchen und zurückbringen müssen, wo sie sich hingeflüchtet. Lil fühlte, wie Werners
Blicke und Werners Worte ihr Herz einfingen, gleich Lassoschlingen, die man sieht und denen man doch nicht mehr entrinnen kann. Viel leicht auch nicht entrinnen will. Sie war plötzlich von einer seltsamen Befangenheit erfüllt und ihre Augen wichen den Männeraugen aus. Hätte Werner Sturm geahnt, was in Lil vorging, wäre er mit einem Sprunge bei ihr gewesen und hätte die zierliche Gestalt an sich gerissen und den weichen Mund geküßt. Aber er ahnte nichts von Lils Empfindungen und sagte, als bekenne
und Reumüti gen. Hoffentlich war Lil nicht töricht und siel auf die Komödie rein. Uebrigens, da Werner Sturm ja wußte, wer er war, konnte er sich ruhig vor ihm sehen lassen und es war sicher gut, wenn Lil nicht länger allein mit dem gerissenen Menschen blieb. Er überlegte nicht lange, jede Minute war ihm jetzt kostbar. Er öffnete die Verbindungstür nach nebenan, betrat das Zimmer, in dem sich Lil unb Werner aller dings in ziemlicher Entfernung gegenüberstanden. Lu blickte den Eintretenden erstaunt
an. Er verneigte sich flüchtig in der Richtung, wo Wer ner Sturm stand, und erklärte: „Weil ich Angst hatte, Lil, dieser etwas befremdende Besuch könne dich auf regen, hielt ich mich im Nebenzimmer versteckt und be lauschte das Gespräch. Nun ich aber hörte, Doktor Sturm hat schon herausgebracht, ich war damals mit dem Geldangebot in deinem Auftrag bei ihm, kann er ja ruhig wissen, ich bin nicht nur dein Kollege, den du mit deinem frischen, starken Können aus mords tiefem Dreck gezogen
, sondern ich bin auch allmählich so etwas wie dein väterlicher Freund geworden, der stolz daraus ist, von dir „du" und Onkel genannt zu werden. Und als dein väterlicher Freund, Lil, wage ich es, mich einzumischen und dich vor Doktor Sturm z^' warnen. Oder findest du es nicht auch merkwürdig, daß er jetzt, nach dem Verlust der reichen Braut, so klein und bald zu dir kommt? Ich bin der Ansicht, nun die Geldfrage wieder bei ihm wichtig geworden, bist du ihm eingefallen. Jetzt möchte er sich wahrschein lich die dreihunderttausend