¬Eine¬ Stimme gegen die Beschickung des "Reichs"-rathes.- (Flugblatt des katholisch-konservativen Volksvereins von Bozen und Umgebung ; 38-39 = Jg. 5, Nr. 6/7)
schickung auch eine Spaltung der Partei hervor gerufen und das ist ein großer Schaden. Ja man hat vor den Wahlen pathetisch gerufen: Seid einig, einig, einig! Ganz ein verstanden; aber diese Einigkeit kann nur dadurch zu Stande kommen, daß die Minderheit sich der Mehrheit sögt, besonders, wenn nicht prinzipielle Bedenken vorhanden sind. Und diese Mehrheit waren die Gegner der Beschickung, die Böhmen. Diese Majorität hat noch das Gute für sich, daß sie bei dem Pro gramme der Rechtspartei
geblieben ist, während die Fraktion Hohenwart davon abgegangen ist. Es ist daher ungerecht, die Böhmen für diese Spaltung der Partei verantwortlich zu machen. Es geht aber auch nicht an, diese Spaltung zu läugnen, indem man sagt, wir seien ja einig im Ziel, nur in der Wahl der Mittel verlange man volle Freiheit. Ja aber wenn zwei Leute über das Ziel ihrer Reise einig sind und mitsammen reisen wollen, so werden sie auch über den Weg sich einigen müssen. Wenn wir im Ziele nicht einig wären
, wie könnte man denn noch überhaupt von Einer Partei reden? so kann man das noch allenfalls, aber man muß zugeben, daß diese Partei eine un einige ist. Das Ziel läßt sich eben nur durch kräftige An wendung tauglicher Mittel erreichen; wenn aber der eine dieses Mittel und der andere das gerade entgegengesetzte anwendet, wo bleibt da die kräftige Anwendung? Das schöne Ziel bleibt uns immer unerreichbar, so lange nicht Alle auch in der Aktion zu sammenwirken. Wenn wir in letzter Zeit die Blätter der konser vativen Partei gelesen
zwischen den Mit gliedern der Rechtspartei und kann nur lähmend auf unsere ganze Aktion wirken. Deßhalb, wenn wir Gegner der Beschickung jetzt rufen: „Seid einig!' so heißt das: Kehrt zurück zum alten Programm und vereiniget Euch wieder mit den» größern und konsequentern Theile der Rechtspartei auch in der Wahl der Mittel! Die Beschickung schadet unserer Partei aber noch mehr, indem unsere „Reichs'räth e durch ihre Anwesenheit im Bretterhause in Wien, die gege nwärtige Re gierung stützen Helsen. Man erinnert sich wohl