im Beisein des Ministerpräsidenten Baron Bienerth, des Leiters des Handelsministeriums Dr. Mataja, der Landsmannminister und einer Reihe von führenden Abgeordneten der deutschen und tschechischen Parteien Versuche unternommen, die schlimme Situa tion einzurenken, die aus dem harmlosen Wörtchen „zulässig", das Dr. Mataja am Donnerstag in be zug auf die tschechische Sprache gebraucht hatte, ent standen war. Mataja sollte dadurch, daß er den Gebrauch der tschechischen Sprache im Amtsbetrieb der Postablagen
nur als „zulässig" bezeichnete, diese tschechische Sprache beleidigt haben. Er sollte nun abbitten wie ein Schuljunge, sonst Obstruktion bis aufs Messer. Natürlich war alles nur ein lächer licher Vorwand. Der eigentliche Grund war doch der Widerwille der Tschechen, die Sprachenoorlagen der Regierung in Verhandlung zu ziehen. Es kam keine Vereinbarung zustande. So mußte denn Baron Bienerth schließlich erklären, daß, da man den Skandal der lärmenden Obstruktion unmög lich andauern lassen könne, nichts erübrige
Stark (Freisoz.) griff nach der Trompete, um sie dem Bläser zu entreißen. Es kam zu einem Gedränge. Der tschechische Agrarier Spacek, ein hochge wachsener kräftiger Mann, glaubt seinen Konnatio- nalen Lisy von Stark bedroht. Er springt über drei, vier Bänke und wirft sich von oben her mitten in den Knäuel, der um die Bänke der Radikalen versammelten Abgeordneten Ein Dutzend Fäuste schlagen augenblicklich auf ihvwin. Spacek wird zu Boden gerissen und über ihn weg entbrennt eine fürchterliche Schlacht
: Fäuste ballen sich und schlagen nieder, überall hört man Gruppen von Abgeord neten, die mit hochroten Gesichtern einander unver ständliche Beschimpfungen zubrüllen. In der Gruppe der Raufenden befindet sich auch der Vorarlberger Thurnher. Man vermag nicht mehr zu unterscheiden, wer dreinschlägt und wer ab wehrt, alles ein Knäuel. Der tschechische Radikale Udrzal wurde in den Daumen gebissen, daß das Blut davonrann. Jeder schlug blindlings zu. So hat zum Beispiel Späzek von seinen Landsleuten gewiß
sich auch deut sche Agrarier. Der Agrarier Größl fungierte hierbei als Chormeister, indem er mit den Armen den Takt markierte. Kaum war dieser verklungen, stimmten die tschechischen Sozialdemokraten das tschechische Ar beiterlied „Rudy prapor" („Die rote Fahne") an. Den tschechischen Kollegen antworteten die deutschen Sozialdemokraten mit dem „Lied der Arbeit". Als es ahgesungen war, kam von der Galerie lebhafter Beifall. Erst jetzt begann sich der Saal langsam zu leeren, nach dieser ereignisreichen Sitzung