Schulverein eine Vereinsver sammlung ab, wobei Herr Pfarrer Grabherr von Satteins einen interessanten Vortrag über den russisch -japanischen Krieg halten wirv. Prag, am 5. Dezember. Wie vorauszusehen war, hatten die Demonstrationen vom Samstag Vormittag abends wieder ihre Fortsetzung ge funden. Gegen 6 Uhr gingen ungefähr 200 tschechische Studenten, größtenteils Techniker, in Baretts auf dem „Graben' auf und ab. Gegen t/z7 Uhr zogen sie lärmend über den Wenzels platz zur Krakauergasse vor das Gebäude
die schlesischen Parallelklassen.'', „Hoch die mährtsch-tschechische Universität!', „Kanda Iimsbruekus,!' (Schmach Innsbruck) ertönen. Nachdem sie noch durch mehrere Straßen gezogen waren und das un vermeidliche „Nrom a xsklo!« gesungen hatten, zerstreuten sich endlich die Demonstranten, die schließlich aus 1000 angewachsen waren, auf energisches Einschreiten der Polizei. Um Uhr abends war wieder Ruhe auf den Straßen, doch wurde das Gebäude der Lese- und Redehalle die ganze Nacht hindurch
von der Sicherheitswache beschützt. Während die tschechisch-nationalen Blätter, für die Massendemonstrationen eifrigst agitieren, machen sich die sozialdemokratischen Blätter über die tschechisch-nationalistische Logik, die Jnnsbrucker Vorgänge mit den Prager Demon strationen in Verbindung zu bringen, lustig; ja der „Czas' richtet an die tschechische Studenten schaft folgende ernste Worte: „Wenn sich in Prag eine deutsche Minorität, wenn sich da eine deutsche Universität und Technik befindet, ist es ganz natürlich
, daß in Prag auch deutsche Studenten sich befinden und nach ihrer Art leben. Es ist nicht der mindeste Grund vorhanden, daß sich die tschechische Studentenschaft darüber aufrege.' 1^. Prag, 5. Dezember. Diejenigen, welche glauben konnten, haß nur die „provokaes' es gewesen sei, welche das tschechische National gefühl durch Anblick einer schwarz-rot-goldenen Fahne und einer Reihe Studenten in Wichs in Hitze brachte und welche »provokaes« sich in Demonstrationen Luft machen mußte, sahen sich jetzt getäuscht
. Es handelt sich, wie im März dieses Jahres, um vorbereitete Krawalle, die, wie ein sozialdemokratisches Blatt verrät, viele Tage vorher besprochen wurden. Die reichsdeutschen Gäste aber, die schon oft von dem schweren Stand der deutschen Studenten in Prag gehört haben werden, konnten gestern wieder einmal diese Nachrichten auf ihre Wahrheit prüfen. Natürlich werden sie die Vorfälle ihren Kommili tonen berichten und die Folge wird sein, daß der tschechische Student im Deutschen Reich einen Ruf erhalten