noch seinen Wähler» i» Schluckenau erklärte: die liberale Partei könne a» eine Erweiterung des Wahlrechtes nicht denken, well sie dadurch einen Selbstmord begehen würde; das hinderte ihn nicht in dem Augen blicke, wo die konservative Partei energisch die Wahlreform in die Hand »ahm und für ihn die Gewißheit bestand, daß eine Erweiterung des Wahlrechtes durchgeführt werde, auch wenn er noch so heftigen Widerstand leistete, den Versuch zu wagen, die Vorschläge der con servativen Partei zu übertrumpfen. Damals
schien es, als ob die Liberalen in der Erweiterung des Wahlrechtes nicht weit genug gehen könnten, als ob fie am liebsten das allgemeine Wahlrecht einführe» wollten. Heute liegen die Dinge wieder ganz anders. Heute zeigt die liberale Partei ihr wahres Gesicht. Die liberalen Herrenhausmitglieder wollen von einer Erweiterung des Wahlrechtes überhaupt nichts wissen; sie bekämpfen dieselbe mit dem Aufgebot aller Kräfte. Er bärmlicher hätte die liberale Partei i» der ganzen Frage sich nicht benehmen könne
, um dies zu begründe», gar nicht auf andere Umstände hinzuweisen» wo ma» hinblickt, zeigt sich i» de» Reihe», die bisher sich zu der liberalen Partei rechnete», tiefe Gäh- rung, ei» großer Theil der Bevölkerung wendet ihr de« Rücke», well er sie viel zu sehr verjudet findet. Vor einigen Monaten ver kündeten die liberalen Blätter triumphirend, daß für den Antisemitis mus in Oesterreich kein Boden sich vorfindet. Vor einiae» Woche» gab der Großmogul der hiesige» liberale» Presse die Parole auS, jede a»tisemitische
Bewegung todtzuschweigen und gester» versammelte» sich über ein halbes Tausend der feinsten Bürger WienS, um offe» die Nothwendigkeit der Pflege praktischen Christenthums zu bekennen. Daneben laufen die Bestrebungen eine österr. VolkSpartei zu gründen, welche au» deutsche» Elemente« bestehen und den vo» de» Liberalm hochgehalte»en Nationalitätenhader zum Schweige» bringen will. Der Handwerkerstand hat sich längst überzeugt, daß vo« der liberale» Partei, welche nur die Interessen deS Kapitals
und der Großindustrie vertrete» hat, in einem Maße, daß für sie der Name: „VerwaltungS- rathS'Partei' geschichtlich geworden ist, absolut kein Heil für ihn zu erwarte« steht. Die Bauern haben alle Lockungen der Liberale» nicht zum Uebertritt in ihr Lager vermocht. Die Arbeiter stehen de« BörsenliberaliSmuL geradezu haßerfüllt gegenüber. Dürfen wir da nicht hoffen, daß unter diesen Umstände» die liberale Partei bald i» das Nichts zurücksinkt, wie sie eS »ach ihren Grundsätzen und »ach ihrer Thätigkeit vollauf