noch mit keinem einzigen Abgeordneten vertreten ist, als alle Parteien mitsammen genommen im Verlaufe einer Reihe von Dezennien, an gefangen von den verheißungsvollen Märzlagen des Jahres 1848 bis auf den heutigen Tag. Im anderen Falle befinden sich die gegnerischen Parteien der Sozialdemokratie. Da ist zuerst die „große" liberale Partei. Dieser bot das neue Jahr Gelegenheit zu einem recht traurigen Rückblick und so mancher Liberale wird sich mit stiller Wehmuth des Dichterwortes „Vom Baume seh' ich fallen Zweig
um Zweig" erinnert haben Ein trauriger Rückblick, kein freudiger Ausblick in die Zukunft. Das ist im allgemeinen das trostlose Bild, welches die einst so große liberale Partei — und die auch hätte mächtig sein können, wenn sie gewollt hätte — den Blicken des nüchternen Politikers zeigt. Ja, das thut weh! Aber es ist einmal so. und ein altes Sprichwort sagt: „Wie man sich bettet, so liegt man!" Nach den Reichsrathswahlen wird die liberale Partei gewesen sein und nichts wird übrig bleiben
allen Fortschritts brandmarkt, o nein, sondern öffentlich die Sozialdemokraten als den gemeinsamen Feind der Clericalen und Liberalen bezeichnet, und öffentlich auch die Liberalen und Clericalen auffordert. Alles sie Trennende beiseite zu schieben und gemeinsam gegen die Sozialdemokratie in den Kampf zu ziehen, wenn also die liberale Partei nicht den Muth findet, diesen Mann und sei es auch ein Herr Dr. G r a b m a y r, aus ihren Reihen zu entfernen, dann hat sie auch in Tirol ihre Existenz verwirkt
und schleichend dahin. Im ersteren Falle befindet sich die sozialdemokratische Partei. Selbst, wenn sie nur auf die Wahlreform als einzigen Erfolg des abgelaufenen Jahres, als die Frucht eines jahrelangen, andauernden und zähen Kampfes blicken würde, so könnte sie sich doch mit Stolz und vollem Rechte dieser Errungenschaft freuen, da sie damit in verhältnißmäßig kurzem Zeiträume für dns österreichische Volk, insbesondere für die Arbeiterschaft mehr geleistet hat, trotzdem unsere Partei im Parlament
als einige kleine, zertrümmerte und schäbige Reste, und — die Erinnerung an ihr schamloses, volks- verrätherisches Treiben in allen Fragen des Fortschrittes und der Freiheit. Nun hat sich ja der Liberalismus Tirols und Vorarlbergs ein wewg, aber schon ganz wenig, besser gehalten, und dies und dann der Umstand, daß der Antisemitismus bislang in unseren Bergen so keinen rechten Boden gefunden hat, weil die Bedingungen dazu fehlen, mag der Grund fein, daß hier in einigen Orten noch eine ziemlich compakte liberale