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Schlern
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Seite 43 von 114
Datum: 01.08.1994
Umfang: 114
drangen nämlich recht zügig nach Norden herauf. Die italienische Regierung konnte sich, wenn nicht den Tag, so doch den Monat ausrechnen, an dem die Gegner am Gardasee anlangen würden. Daher sah sich der Duce bald veranlaßt, sich nach einem Zufluchtsort umzusehen. Er dach te zunächst an das Veltlin, dann an Udine. Mit Veltlin war aber der Reichsbevoll mächtigte Rahn nicht einverstanden, weil er argwöhnte, daß sich Mussolini von dort aus gar zu leicht in die Schweiz absetzen könnte. Wohl

aber unterstützte er eine Übersiedlung der italienischen Regierung in das Gebiet um Udine. Ein Rück zug in dieses Gebiet kam für Mussolini aber nur in Frage, wenn das Friaul von der deutschen Zivilverwaltung herausgelöst wurde. Das Vorhaben scheiterte schließlich an der Partisanengefahr und an der Inaktivität der deutschen Behör den, die keine Zeit fanden, sich mit Quartierfragen zu befassen. Später kam Mus solini auf die Idee, den Regierungssitz nach Riva zu verlegen. Dieses Vorhaben lehnte aber Hitler

Regierung geeignet. Doch müßten „alles weitere höher gestellte Persönlichkeiten (Botschafter Rahn und SS-Obergruppenführer Wolff) regeln“. 91 ) Damit war für Hofer die Sache vom Tisch. Mussolini entschloß sich nach all die sen Ausflüchten und Hinhaltemanövern, von Mailand aus „den letzten militäri schen Widerstand im Valtellina zu organisieren“. 92 ) Aber auch dieses Vorhaben blieb Wunsch. An einen Widerstand war bald nicht mehr zu denken. Als ihm das Wasser gleichsam zum Hals reichte, unternahm

er einen Versuch, in die Schweiz zu flüchten. Doch wurde er am 27. April 1945 in der Nähe des Corner Sees von Partisanen gefangengenommen und am Tag danach erschossen. Das Phantom „Alpenfestung“ und das Ende der Ära Hofer Ließ sich die faschistische Regierung in Salö mehr und mehr „mit einer gewis sen Teilnahmslosigkeit“ vom Lauf der Dinge treiben 93 ), so suchte Hofer in den letzten Kriegsmonaten seine Machtstellung in der Operationszone zu festigen und auszubauen. Eine Möglichkeit dazu schien

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Seite 11 von 114
Datum: 01.08.1994
Umfang: 114
Volontaria per la Sicurezza Nazionale“. Auch ei ne Reihe von Staatsorganen, die nicht transferiert werden konnten, wurden im Norden wiedererrichtet. Die „Corte di Cassazione“ wurde nach Brescia verlegt, bevor Rom von den Alliierten besetzt wurde. Formell ist also die Regierungsgewalt vorhanden, die aber durch die Einmi schung der deutschen Militärbesatzung stärkstens eingeschränkt war; dazu kam noch die Verstrickung der Regierung in einen blutigen Bürgerkrieg mit Partisa nenverbänden

und mit den vom CLNAI (Comitato di Liberazione Nazionale Alta Italia) mit Sitz in Mailand abhängigen Freiwilligenkorps. Das CLNAI wurde übrigens am 6. August 1944 von der Regierung Bonomi als ihre Vertretung im Norden deklariert. 4 ) Die Frage nach dem Rechtscharakter der RSI als solcher wurde verschieden beantwortet.') 1. Die RSI ist weder ein Staat noch eine Regierung, da sie nicht eimnal ein Ge biet hatte, auf dem sie ihre Gewalt ausüben konnte. Für Kampanien und die Ab ruzzen, beides von deutschen Truppen

sich selbst nicht als neuer, abgespaltener Staat verstanden hat, sondern als die eigent liche Regierung des italienischen Staates gegenüber den „Verrätern und Usurpa toren“ im „Governo del Sud“. Erklärtes Ziel der RSI war vielmehr die Wieder vereinigung des italienischen Staates und die Herstellung einer neuen „sozialen Ordnung“. 6 ) 3. Die RSI als Marionettenregierung ? Ob ein solcher „Governo fantoccio“ der Deutschen bestanden hat oder nicht, spielt keine Rolle, denn die RSI hatte sich als Regierungsverwaltung

etabliert. Die Idee, eine RSI zu gründen, ging von den Kreisen aus, die sich um den befreiten Duce geschart haben. Der deutsche Staat hat die RSI also nicht selbst errichtet oder erdacht; die RSI ist aber von den deut schen Truppen gestützt worden, und zwar in ausschlaggebender Weise. 7 ) Die RSI war aber auch keine Regierung von Aufständischen oder Insurgenten gegen eine bestehende Regierung. Es gab ja das verfassungsrechtliche Vakuum. Die RSI ist auch völkerrechtlich nie als aufständische Regierung

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Seite 5 von 114
Datum: 01.08.1994
Umfang: 114
ausgegebenen Parolen; aber die deutschen Reaktionen auf die Wende in Italien sind vergessen oder verdrängt worden. 4 ) Dabei hatten die faschistischen Politiker um Dino Grandi, welche mit Zustim mung König Viktor Emanuels III. den Duce stürzten, ebenso vernünftig wie pa triotisch gehandelt, weil sie ihrem Land die Katastrophe ersparen wollten, in die Hitlers Krieg, schon damals erkennbar, führen mußte. 5 ) Auch waren Italiens Kö nig und Regierung zur Kapitulation berechtigt und zum Frontwechsel

(Mitte Ok tober 1943) genötigt; zumindest für erstere fanden sie in ihrem Volk, welches längst Frieden wollte, breite Zustimmung. 6 ) Wo die alliierten Truppen einrück ten, wurden sie als Befreier begrüßt. Aber das alles wird von vielen Deutschen eben heute noch ebenso verkannt wie im Herbst 1943, als mindestens 6000 italie nische Offiziere und Soldaten erschossen worden sind, weil sie ihrer rechtmäßi gen Regierung gehorchten und die Kapitulation vor der deutschen Wehrmacht verweigerten. 7 ) Statt

hinweg. In den von der Wehrmacht besetzten Gebieten errichteten sogleich auch SD und SS ihr Regiment, schon im Oktober 1943 be gann, wie eingangs gesagt, die Deportation der Juden mit dem Ziel ihrer Ermor dung! Über 600.000 italienische Kriegsgefanene wurden nach Deutschland ver bracht und dort oft sehr schlecht behandelt. 11 ) Die traditionell so vielfältigen kulturellen Beziehungen, welche im Zeichen der „Achse“ erheblich intensiviert, zugleich instrumentalisiert worden waren 12 ), wurden

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Seite 36 von 114
Datum: 01.08.1994
Umfang: 114
ausdi'ücklich verboten, es sei denn, die Bezeichnung diente der „Ehrung jener Personen oder Familienangehörigen, die für den Verrat des italienischen Königshauses und der Regierung Badoglio die Verantwortung“ trugen. * 51 * * * ) Die italienischen Schulkinder konnten weiterhin itali enische Schulen besuchen. Für die deutschen Kinder wurden im Herbst 1943 deutsche Schulen eingerichtet, die den Kindern der Deutschlandoptanten wie je nen der Italienoptanten und Nichtoptanten offenstanden. ~) Keine Kompromisse

brachte seit dem 9. Sep tember 1943 nur mehr Sendungen in deutscher Sprache. Den Italienern verblieb noch der Empfang von Programmen der Radiostationen im Duce-Italien. “) Italienische Beamte konnten in der Regel ihre Stellen behalten, oft ungeach tet der gehässigen Haltung, die sie unterm Faschismus den Südtirolern gegenüber eingenommen hatten. Lediglich an die Spitze von Unternehmern öffentlichen In teresses setzte Franz Hofer kommissarische Leiter seines Vertrauens, um die Ver sorgung

von der italienischen Regierung zeichnen lassen. Mit diesem Vorschlag stieß er aber bei Hofer auf Granit. Der Oberste Kommissar war auf keinen Fall bereit, Mussolini in der Operationszone Alpenvorland ein Mitspracherecht einzuräu men. 5li ) Im Gegenteil, er wollte sein „Königreich“ so dicht wie nur möglich gegen das Duce-Italien abriegeln. So machte er ab 3. Oktober 1943 die Einreise von Ita lienern in die Provinzen Bozen, Trient und Belluno von seiner Genehmigung ab hängig. 57 ) Zwar mußten auch Personen

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Seite 56 von 114
Datum: 01.08.1994
Umfang: 114
, sobald die Erle digung durch die Direktion des Kultusfonds einlangt. Bei den Rentnern könnte das Kultusamt der Präfektur in ähnlicher Weise den Auftrag erhalten, die Pensi on vorläufig zu überweisen. Eine andere Möglichkeit wäre die Überweisung der Agenden der Zentral behörden der italienischen Regierung an den entsprechenden Arbeitsbereich des Obersten Kommissars. 16 ) Am 31. Mai 1944 schrieb Dr. Denz 17 * ) in Vertretung des Obersten Kommissars Franz Hofer 16 ) aus Bozen Pompanin einen Brief

; noch nicht vorgelegte Be träge 22.000 Lire. Das macht zusammen 599.850 Lire aus. Zur zweiten Frage erklärte der Generalvikar, daß die Bezüge aus dem Religi onsfonds ausbezahlt werden, dem der Staat aus eigenen Mitteln einen Zuschuß gewährt, wenn die eigenen Mittel nicht reichen. 29 ) Mit Datum vom 9. Oktober 1944 sandte der italienische Minister Buffarini 21 ) an die Deutsche Botschaft in Fasano”) ein Schreiben, das den Antrag auf Er höhung der Kongrua betraf. Dieser Brief wurde von der Deutschen Botschaft

, La Chiesa in Alto Adige nel periodo dell’Alpenvorland, Tedeschi, partigiani e popolazioni, S. 359 u. 366. '*) Zu Franz Hofer siehe Josef Fontana, Gauleiter Franz Hofer und Südtirol, in diesem Heft. 19 ) ABPPNMKE. 2 ") ABPPNMKE. 21 ) Guido Buffarini-Guidi war von 1933 bis zum 25. Juli 1943 Unterstaatssekretär im Innenministerium und anschließend bis 1945 Mitglied der Regierung der Re- pubblica di Salö, Lessico universale ita- liano, Bd. 3, Rom 1969, S. 587; zur Re- pubblica di Salö siehe G. Bocca

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Seite 13 von 114
Datum: 01.08.1994
Umfang: 114
vereinzelt Propagandaak tionen, 1943 auch erste Streiks. Erst nach dem 8. September 1943 - genau: am 9. September 1943 - wurde der „Comitato di liberazione nazionale“ gegründet, bestehend aus der Kommunisti schen Partei, den Sozialisten, dem Partito d’azione, den Christdemokraten, den Liberalen und dem Partito del lavoro. 9 ) Es bildeten sich in Form einzelner CLN auch die lokalen, als Gegenregierung zu der königlichen Regierung gedachten Organe, deren Ziel die Bekämpfung des Faschismus

und des Nationalsozialismus war. Sie waren autonom, allenfalls poli tisch vom CLNAI abhängig. Am 28. Februar 1944 fand in Bari der 1. Kongreß des CLN statt. Erst mit dem „Patto di Salerno“ vom April 1944 fand man eine Form der Zusammenarbeit mit der offiziellen Regierung. Der König ernannte im Kompromiß weg einen „Luogo- tenente generale del Regno“ in Person seines Sohnes Umberto und verwies alle Fragen verfassungsrechtlicher und institutioneller Natur an eine Verfassungsge bende Versammlung (costituente). Die sechs

Parteien im CLN beteiligten sich daraufhin an dem 4. Kabinett Ba- doglio in Salerno und dann an der Regierung Bonomi in Rom. Dies galt für die CLN des Südens. Jene des Nordens behielten ihre Selbständigkeit weitgehend bei. Man muß daher unterscheiden zwischen der Tätigkeit der CLN in den nicht besetzten („befreiten“) Gebieten und den besetzten Gebieten, wo sie eine viel wichtigere Rolle hatten. Allerdings war naturgemäß ihre Haupttätigkeit konspi rativer Natur, daneben gab es aber auch eigentliche

nicht nur im militärischen Bereich, sondern auch in der Verord nungsgewalt, in Verwaltung und Rechtsprechung Funktionen, die eigentlich den CLN zustanden. Daher wurde der CVL den staatlichen Streitkräften gleichge stellt, seine Verbände galten als (außerordentliche) Organe des italienischen Mi litärapparates. Der CVL verhielt sich praktisch zum CLNAI wie das reguläre Heer zur rechtmäßigen Regierung. Diese Anerkennung als faktische Regierungs organe blieb ihnen allerdings von den Alliierten im Rahmen des Völkerrechts

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Seite 32 von 114
Datum: 01.08.1994
Umfang: 114
nicht den Geboten der Moral, sondern den Schlüssen einer eiskalten Staatsräson. Berlin befaßte sich bereits mit dem Gedanken, in Italien eine neue faschistische Regierung zu instal lieren. In Deutschland hielten sich damals die Faschisten Renato Ricci, Vittorio Mussolini, Alessandro Pavolini und Giovanni Preziosi auf. Diese Männer mach ten eine politische und militärische Zusammenarbeit mit dem Deutschen Reich von der Zusage abhängig, daß die „nationale Einheit und Souveränität Italiens“ wiederhergestellt

, kaum möglich sein. Wir werden schon die größten Schwierigkeiten haben, überhaupt Anspruch auf Südtirol zu erheben. Italien wird unter der Führung des Duce, wenn er wieder in Aktion tritt, ein nationales Rumpfleben wieder aufzumachen versuchen, demgegenüber wir in vielerlei Beziehung verpflichtet sind.“ 2 ' 1 ) So kam es dann auch. Mussolini verkündete am 15. September in Rastenburg, daß er wie der die Leitung des Faschismus übernehme. 27 ) Nach mehreren Anläufen brachte er auch eine Regierung

zustande. Wo sollte nun diese neue faschistische Regierung ihren Sitz haben? Die Deut schen faßten zunächst Belluno ins Auge. Aber Mussolini wollte von Belluno nichts wissen. Er hätte sich gerne in Bozen oder in Meran niedergelassen. Doch die Deutschen meinten, daß ein Regierungssitz „im deutschen Sprachgebiet mit Sicherheit Anlaß zu unerwünschter Diskussion Südtirol-Problem geben wür- 2 ") Akten zur deutschen Auswärtigen Poli tik, Serie E, VI, 298; Dolomiten Nr. 30 v. 29. 7. 1943. ’■) Hitlers

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