Schlanders und seine Geschichte [1] : Dorfbuch der Marktgemeinde Schlanders : von den Anfängen bis 1815
auch durch Predigten auf die geplante Übersied lung nach Mähren vorbereitete. 1148 Ähnlich wie die bereits erwähnten Überlegun gen der Regierung über die Kinder der Brüder Heug illustriert auch der Ende 1555 und Anfang 1556 behandelte Fall des nach Mähren gezogenen Anton Häckl die existentiellen Auswirkungen der Entscheidung eines einzelnen auf seine Angehöri gen. Auch hier bewiesen die Behörden eine sehr humane Einstellung, indem sie dem Gesuch der Verwandten des Ausgewanderten, der Brüder
Va lentin und Anton Häckl und ihrer beiden Schwe stern, alle aus Kortsch, um Verpachtung von des sen Gütern an sie gegen Bürgschaft stattgaben. 1149 Eine ähnlich lautende Supplik der Anna Mayrho fer aus dem Gericht Schlanders, die auf die verlas senen Güter des Wiedertäufers Gotthart Padereu- er Anspruch erhob, empfahl die Regierung der lokalen Obrigkeit im Juni 1557 zur genauen Über prüfung. 1150 1559 ergingen entsprechende Weisun gen zugunsten jener Personen, die sich um die pachtweise Überlassung
der Güter der außer Lan des gezogenen Wiedertäufer Jos Eberfrit 1151 sowie der Magdalena Murrin 1152 und ihres Gemahls be mühten, sofern sie nicht im Verdacht stünden, die Flucht unterstützt zu haben. 1153 1561 erhielt Kaspar von Montani aus Innsbruck in betreff des Besitzes der in die Wiedertaufe gezogenen Töchter des ver storbenen Valentin Aigner eine analoge Verhal tensrichtlinie. 1154 1564 übermittelte die Regierung dem neuen Schlanderser Pfleger Franz Hendl ein Gesuch des Stefan Spandiniger
. Für die Gesamtwürdigung seiner Aktion ist es kaum von Belang, daß sie ohne Erfolg blieb und mit Dossers Hinrichtung endete. 1159 Auch die Wiedertaufe scheint in Schlanders in den frühen sechziger Jahren in akuteren Formen aufgetreten zu sein als je zuvor. 1560 warnte die Regierung Landeshauptmannschaftsverwalter Si mon Botsch und den Schlanderser Pfleger Kaspar von Montani, im Gericht Schlanders hätten sich vor kurzem an die hundert 1160 Wiedertäufer ver sammelt, unter denen sich viele angesessene und vermögende
Personen befänden; die Regierung 1157 Mutschleciiner, Georg: Zins- und Zehentleute in Kortsch und Schlanders (1545), in: Der Schiern 57 (1983), S. 615 t. 1158 Gritsch, Helmut: Sozialrevolutionäre Unruhen im Vinschgau im 16. Jahrhundert, in: Der Vinschgau und seine Nachbarräume. Vorträge des landeskundlichen Symposiums veranstaltet vom Südtiroler Kulturinstitut in Verbindung mit dem Bildungshaus Schloß Goldrain, Schloß Goldrain, 27. bis 30. Juni 1991, hg. von Rainer Loose. Bozen 1993, S. 181-194