. Die englische Bourgeoisie begreift Wohl, daß ihr gefährlichster Feind zurzeit nicht das indische Bauernvolk, auch nicht das neu entstandene indische Jndustrieproleta- riat, sondern die Intelligenz ist, die an der moder nen Wissenschaft und mit modernen Ansprüchen er zogen, keine Anwendung für ihre Kräfte findet, da her mit den bestehenden Zuständen unzufrieden ist und die Fackel des Aufruhrs ins Volk trägt. Ihr muß unbedingt Befriedigung verschafft werden, und zu diesem Zweck hat die Regierung bereits Maß
machen und in die „bessere" englische Gesellschaft einführen werden, damit sie nicht in den Morast der korrup ten Sitten und Aufrührerei herabsinken. Schon diese Maßregeln sollen dazu dienen, die Heranwachsende gebildete Jugend Indiens in an deren „gesünderen" Anschauungen zu erziehen, als bis jetzt die Regel war. Um ihr aber auch Beschäf- ligung zu schaffen, soll ihnen der Staatsdienst ge öffnet werden. Natürlich nicht der ganze Staats dienst. Den Kern des indischen Staatsdienstes müssen immer noch Europäer, das heißt
Engländer, bilden, und die Eingeborenen sollen diejenigen Stellen bekommen, auf denen sie ihre Kräfte zwar entfalten, aber den fundamentalen Grundlagen der indischen Verwaltung, das heißt der englischen Herrschaft, keinen Schaden antun können. Das ist ein gewagtes Experiment, und die genaue Feststel lung der Grenzen, wo und auf welche Weise die Ein geborenen in das Verwaltungssystem eingefügt werden können, stellt ein sehr delikates Problem dar. Um dies zu untersuchen, hat die Regierung eine königliche
Kenn Mission ernannt, die sich Ende dieses Jahres nach Indien begeben und dort zwei Jahre auf Staatskosten das Problem studieren wird. Die Kommission wird schon herausfinden, in welcher Weise das Beamtentum, ohne Schaden für die englische Machtstellung, aus den Reihen der ae- bildeten Indier rekrutiert, und die indische Intelli genz dadurch nicht bloß von ihren bisherigen revo lutionären Wegen abgelenkt, sondern geradezu an dem Erhalten des anglo-indischen Staatswesens in teressiert werden könne