14.454 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Zeitungen & Zeitschriften
Kitzbüheler Bezirks-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077611-9/1903/05_07_1903/ZDB-3077611-9_1903_07_05_10_object_8417362.png
Seite 10 von 16
Datum: 05.07.1903
Umfang: 16
diesem Schmerz und Groll heraus erhebt sich für ihn die heilige Aufgabe, das Geheimnis des Duells aufzuklären, den Vater zu rächen. — Mit fünfund zwanzig Jahren ist man ein Mann geworden, der nun handeln muß, selbst dann, wenn auch die Mama und Onkel Wolf sich dagegen wie bisher sträuben mögen. Die Klinge, die Franz von Starenberg schlägt, ist bekannt im Regiment, und nun ist die Zeit gekommen, den geheimnißvollen Gegner des Vaters aus seinem Versteck zu holen, ihn anfznsnchen irgendwo in der Welt

, um ihn vor die Klinge zu fordern. Langsam reitet er weiter und denkt dabei an die Red seligkeiten der Tanten und Basen in der Garnisonstadt zurück. Während die verwütwete Gräfin bemüht war, alles von ihrem Lieblinge entfernt zu halten, was geeignet war, auch nur einen Schatten in sein Gemüth werfen zu können, während sie und mit ihr Onkel Wolf in seiner Gegenwart nie wieder über das Duell sprachen, nur um Franz das schreckliche Bild aus der Seele zu merzen — sorgten die Tanten und Basen dafür

, daß die gebeimnißvolle Geschichte, der blutige Vorgang immer wieder in ihm aufgesrischt wurde. Von ihnen erfuhr er, daß damals Onkel Wolf ein un ruhiger Kopf — in Rußland lebte, und die zärtlichen Ver wandten waren taktlos genug, ihm nicht zu verschweigen, daß seine Frau Mutter, ehe sie dem Vater die Hand zum Bunde fürs Leben gereicht, mit Wolf von Starenberg — dem guten Onkel — verlobt war. Aber der unruhige Kopf war nicht an die Sckwlle zu fesseln, das Verlöbniß wurde gelöst und Wolf schwärmte, wie ein moderner

fahrender Ritter in das weite russische Reich hinein. Nach dem Tode des Vaters kam Wolf zurück und alle Welt hatte nun erwartet, daß der Onkel der verwittweten Mutter die Hand reichen würde. Aber die Tanten und Basen hatten sich geirrt, es kam zu keinem Verlöbniß, trotzdem Wolf immer um die Mama war. Er ward dem einzigen Sohne seines gefallenen Bruders zum zweiten Vater, gab sein ganzes Vermögen hin, um Sorgen und Roth von der Mutter fern zn halten, denn nach dein Tode des Grafen stellte es sich heraus

, daß das große Vermögen fast ver braucht war, das Rittergut unter den Hammer kommen mußte. Wolf rettete den großen Besitz und der unruhige Kopf von früher ward ein vorzüglicher Wirthschafter, daß in wenigen Jahren blühender Wohlstand im Schlosse einkehrte. Und doch, zu einer Vermählung kam es nicht, was lag zwischen den Beiden, die doch sich in der Jugend geliebt und die bereits ihre Verlobnngsringe trugen? — Mit welchem Jubel hätte der junge Offizier den Onkel Wolf als Vater begrüßt! — Er hat ihn ja erzogen

1
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Post
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIPOS/1901/04_12_1901/TIPOS_1901_12_04_2_object_7990068.png
Seite 2 von 8
Datum: 04.12.1901
Umfang: 8
social ; Peter Ladurner 28 Stimmen, christlich social ; Decan Schöna singer 93 Stimmen, conservativ; P l a t a t s ch e r in Algund 97 Stimmen, conservativ. Mittwoch, den 4. December finden die Land tagswahlen aus den Städten und Märkten statt. Die Man-atsmederlegung des Abg. Mols. Das „Gr. Volksblatt" schreibt: Allgemein wird die Mandatsniederlegung des Abg. Wolf mit der letzten Duellaffaire in Zusammenhang gebracht, und die Gerüchte, dass es sich dabei um eine sehr schmutzige Angelegenheit handle

, wollen trotz aller Dementis nicht verstummen. Diese Gründe privater Natur werfen auf die Verfechter deutscher Sitte und Treue ein eigen tümliches Licht. Uebrigens wird es gut sein, die Darlegung der Gründe für diese plötzliche Mandatsniederlegung abzuwarten, da der Abg. Schönerer selbst dieselben der Oeffentlichkeit über geben wird, falls Wolf sich noch einmal um ein Mandat bewerben sollte. Carl Wolf, am 28. Jänner 1862 geboren, studierte an der Prager Universität Philosophie und war 1883/84 Obmann

erhalten hatte. Auf die Feststellung des Wahlresultates, welches Herrn Wolf als gewählt erscheinen liess, nahm die Regierung des Grafen Badeni hervorragen den Einfluss. Graf Badeni weckte auch zuerst ein größeres Interesse in der Oeffentlichkeit für den Abgeordneten Wolf durch das Pistolenduell, welches am 25. September 1897 zwischen ihm und dem Abgeordneten Wolf stattfand, und in welchem Gras Badeni am Arme leicht verwundet wurde. Graf Badeni hatte den Abgeordneten Wolf wegen des Zurufes „Schufterei

" fordern lassen. In der stürmischen Sitzung vom 27. No vember 1897, in welcher die Sicherheitswache das Abgeordnetenhaus und den Sitzungssaal besetzt hatte, wurde Wolf, der Tags zuvor auf Grund der Lex Falkenhayn ausgeschlossen und gewaltsam aus dem Hause entfernt worden war, als er trotzdem im Sitzungssaale erschien, von der Wache ergriffen, verhaftet und dem Landes gerichte in Strafsachen eingeliefert. Er wurde jedoch noch am Abend des 28. November, un mittelbar, nachdem Graf Badeni seine Demission

erhalten hatte, wieder auf freien Fuß gesetzt. Bei den Reichsrathswahlen im Jänner des laufenden Jahres wurde Wolf vom Städtebezirk Trautenau zum zweitenmale in den Reichsrath entsendet. In dem Sturze des Wolf liegt ein Stück Tragikomik, denn der Glaubens- und Sitten prediger, der mit einem fanatischen Hasse die katholische Religion angegriffeu, der ausgerufen: „Hütet eure Frauen und Töchter" vor der an geblichen unsittlichen Morallehre des hl. Alfons, ist in der politischen Versenkung verschwunden

2
Zeitungen & Zeitschriften
Kitzbüheler Bezirks-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077611-9/1903/20_09_1903/ZDB-3077611-9_1903_09_20_7_object_8417535.png
Seite 7 von 14
Datum: 20.09.1903
Umfang: 14
eines Mannes. In russischer Sprache rief er irgend Jemand einige Befehle zu. „Der Herr," rief Stiwa aus und rannte nach der Thür,.. Fürst Migkaja, Jlija Alexandrowitfch!" Im nächsten Augenblick war der Bursche ans dem Zimmer geeilt. Wolf athmete tief auf und zog seine Uhr. „Bei Gott," flüsterte er sich zu, . ich habe mich versäumt, der Zug ist längst an gekommen." Er warf einen Blick in den Spiegel, strich sich den Schnurrbart aus und stellte sich dann ruhig und gefaßt auf Alles, was da kommen

könnte, mitten in das Zimmer. So erwartete er den Besuch des Fürsten, den er schon die Treppe. herauf kommen hörte. Die Stimme des Alexei Twerkoneff wird vor allen anderen vernehmbar. Er spricht mit Jemanden, aber Wolf kann kein Wort verstehen. Auf einmal unterbricht die grelle Stimme den Alexei und Wolf vernimmt klar die Worte: „Warum hat man mich nicht so fort benachrichtigt, daß die Migkajewna trotz meines strengen Verbotes hierhergegangen? Auf Dich habe ich mich verlassen, Alexei, Du bist aber schlecht

und hast mich Hintergaugen! Was ist das für ein Forsthaus, wie kommt Maria Jvanowna in ein Forsthaus? —" Die Thüre wurde jetzt geöffnet und in deren Nahmen trat ein nachlässig gekleideter, kräftiger Mann mit röthlichem ^ollbart und geschlitzten Tatarenaugen. Schon sein erster unmuthig leuchtender Blick fiel auf Wolf und diesen fixirle er jetzt vom Kopf bis zu den Füßen. Hinter ihm stand Alexei Twerkoneff und Stiwa. Die Blicke der beiden Männer begegneten sich und auf das geröthete Gesicht des Russen

fiel es wie ein Schatten. „Wer sind Sie, mein Herr," begann der Rothbart französisch. „Es dürfte an Ihnen sein," versetzte Wolf russisch, sich mir vorzustellen, denn ich bin hier zu Hause. Ich vermuthe in Ihnen den Fürsten Migkaja, Jlija Alexandro- witsch?" — „Ich bitte sehr um Aufklärung. Mit welchen Rechten befinden Sie sich hier in den Wohnräumen meiner Frau? — Mir wurde gesagt, daß Sie in dem Gelde und in den Papieren der Migkajewna wühlten, wie in Ihrem eigenen. — Schon vor Jahren

wollte die Migkajewna hierher reisen und führte nun doch diesen Entschluß aus und zwar heim- lich! Der Teiifel lerne die Frauen kennen! — Ich will indessen hoffen, daß Sie ein Mann sind, mit dem sich reden läßt." „Darüber kann ich Sie beruhigen," versetzte Wolf mit einem kalten, feinen Lächeln, „haben Sie indessen die Güte, die beiden Domestiken da wegzuschicken." „Das wäre doch meinem Ermessen zu überlassen. Ich finde Sie hier unter ver dächtigen Umständen und könnte einen der Leute gebrauchen, um zur Polizei

3
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Wastl
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIWAS/1902/04_05_1902/TIWAS_1902_05_04_6_object_7940931.png
Seite 6 von 12
Datum: 04.05.1902
Umfang: 12
Satisfactionsfähigkeit überhaupt an Sinn haben soll, nachher muaß man a' das Ehrengericht anerkennen, denn das letztere ist sozusagen die Muatter der Sa tisfactionsfähigkeit und ohne ihr ganz undenkbar. Wer an sie glaubt, steht schon ganz von selber auf dem Boden des Ehrengerichtes. Dem Herrn K. H. Wolf scheint er aber zu hoaß zu sein, und drum ist er ausgekniffen, aber wia i den Schalk Toni kenn, wird er den Wolf sehr bald ban Kragen haben. Was der guate Mann und Moosabkratzer Wolf von der Ehr

iatzt haltet, wird unter andern a' die Juden stark interessieren, denen er in seiner göttergleichen Selbstherrlichkeit, ohne Rücksicht auf den Stand, den sie einnehmen, insgesamt in Bausch und Bogen feier lich jede Satisfactionsfähigkeit abg'sprochen hat? Iatzt stand er sozusagen glücklich mitten unter ihnen, denn der Spruch vom Dr. Schalk, der durch und durch an Ehrenmann ist, dem nicht 's mindeste nachg'sagt werden kann, kann nur durch an Ehrengericht um- g'stoßen werden und vor dem ist der Wolf

eben kühn ausgenissen. 0 ternxora, ■— o mores. (Richtig haben s' ihn g'fressen, den Wolf skandal), von dem im obigen Artikel, dear 's vorige mal nimmer Platz g'habt hat, die Red geatzt. Die Flucht Wolfs vor dem Ehrengericht haben's g'schluckt wia an Kand'lzucker auf die bloße Erklärung vom Wolf hin, daß er sich auf koa Ehrengericht ein laßt, vor man ihm net sagt, um was sich's handelt. Und die Unentwegten haben dös willig g'schnappt und g'schluckt, obwohl sie völlig wissen müassen, daß Sekundanten

, wenn von oaner Seite aso a Weigerung mit an Appell an's Ehrengericht vor liegt, koa Wort weiter mehr verlieren därf'n, wenn sie vielleicht a' gern möchten. Die G'schicht von der Bestechung der „O st d. R u n d s ch a u" durch das hochmögende, bauern- und volksfeindliche Zucker kartell hat der Wolf durch a paar Apfekatt'n in a Guatachten-Oblate einwickeln lassen. Dös ist vom Wolf entschieden unvorsichtig g'wes'n, denn durch dö Vorsicht hätt allenfalls do oaner auf den Ge danken verfallen

nette Sümmerl hat er aber net für sich verwendet, sondern merk würdigerweis der Ostd. Rundschau g'lieh'n und verbuacht, was dem Eigenthümer der Ostd. Rundschau, dem Herrn Wolf, merkwürdiger weis ebensowianig aufg'fallen ist, wia die seiner zeit in seinem Blatt angekündigten Enthüllungen über die Auswucherung der armen Bauern durch das hochadelige, guat patriotische Zuckerkartell. Dös merkwürdige „Uebersehen" ist um so merkwür diger, als der große Corruptionstödter Wolf in Böhmen in zahllosen

4
Zeitungen & Zeitschriften
Kitzbüheler Bezirks-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077611-9/1903/06_09_1903/ZDB-3077611-9_1903_09_06_11_object_8417507.png
Seite 11 von 16
Datum: 06.09.1903
Umfang: 16
„Sie wissen es also schon, Herr Graf," entgegnete der Polizeivorsteher, „die Frau Fürstin ist verschwunden und nun bringt dieser Mann da die Nachricht, daß die hohe Dame sich auf dem Forsthaus befindet. Offenbar kann damit nur das gräfliche Forsthaus gemeint sein." Sinnend blickte Wolf zu Boden, wie wenn er schnell einen Entschluß fassen wollte. Da sagte Lydia: „Ich danke Ihnen, Herr Graf, daß Sie sich selbst hierher bemüht haben. Ich habe an diesem schrecklichen Tag so manchesmal

an Sie gedacht. Nun aber brachte mir Alexei Twerkoneff die Nachricht, doß Mama sich in einem Forsthaus befindet und ich will sofort zu ihr eilen. Alexei kennt den Weg und wird den Wagen führen." Noch immer stand Wolf schweigend da, noch immer rang er mit einem Entschluß. „Ich vermuthe, daß die Prinzessin die Behörde in Sachen der Fürstin angerufen hat," wandte er sich nun zu dem Beamten. „Jawohl, Herr Graf. Ich habe indessen der Prinzessin gleich gesagt, daß in unserem Kreis jedes Kind, oder jeder Fremde

, oder irgendwie Jemand absolut sicher ist, bei Tag und Nacht, und daß, so lange ich im Kreise amtire, niemals auch nur der Versuch zu einem Kapitalverbrechen vorlag." „Ganz recht," versetzte Wolf, „der Aufenthalt der Frau Fürstin auf meinem Forsthaus läßt sich sehr einfach erklären und glaube ich, daß für die Behörde gar feilt Grund mehr vorliegt, weiter in diese Angelegenheit eiuzugreifen." „Es ist also alles in gmer Ordnung, die Frau Fürstin ist im Forsthaus?" erkundigte sich der Polizeivorsteher

. „Ich bin in ihrem Auftrag hier." „Dann ist ja alles gut und ich habe hier nichts mehr zu thun," antwortete diejer und ging mit dem Gasthalter auf die Thüre zu. Dort aber wandte er sich nochmals um und rief voll Begeisterung: „Ein großer Sieg, der von der Rennbahn, Herr Graf! Der Bohlwitz war blaß vor Wuth. Hipp, hipp, hipp hurrah für Starenberg!" Wolf lächelte und erst als die Thüre sich hinter dem Verehrer geschlossen hatte, sagte er zu Lydia in russischer Sprache: „Ich bringe Grüße von Ihrer fürstlichen Mama

." „Ich danke Ihnen, o, ich danke Ihnen," jauchzte diese auf. Dann dachte sie wieder an Franz und jetzt, wo die Sorge, die Angst um d e Mama von ihrem Herzen genommen, lebte dort die Sehnsucht nach einem Wiedersehen mit Franz auf. Wolf setzte sich aufs Sopha und jetzt nahm sein Gesicht den Ausdruck eines tiefen Wehes an. Er bewunderte die Schönheit der Prinzessin, etwa wie ein Vater sein Kind und begann nun mild und freundlich, wie wenn jedes seiner Worte ein Trost für sie sein sollte: „Die Frau Fürstin

5
Zeitungen & Zeitschriften
Kitzbüheler Bezirks-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077611-9/1903/20_09_1903/ZDB-3077611-9_1903_09_20_9_object_8417537.png
Seite 9 von 14
Datum: 20.09.1903
Umfang: 14
Jetzt richtete sich Wolf stolz auf, so daß der Fürst überrascht diesen anstarrte. „Ich freue mich, mein Herr," begann er und s ine Stimme schwoll an, „daß Sie noch über so viel Schamhaftigkeit veriügen, um sich dadurch verhindert zu sehen, den feigen niedrigen Betrug ohne mit den Wimpern zu zucken, erzählen zu können. — Ja, Sie haben recht. Maria Jvanowna bat mir alles mitgetheilt. Die gefälschten Papiere, Ihr Drängen und Drohen, der Wille ihrer alten Eltern, das Alles wirkte zusammen

." „Zugeslanden, ohne Zeugen, wie bei dem Duell mit meinem Bruder. Ich hatte zwar einen Herrn gebeten, mir gefällig zu sein, aber wir werden nun ohne diesen Herrn nach dem Forsthause absahren. Alles Nöthige finden wir dort." Beide Männer verließen das Zimmer. Der Fürst mit wilder Hast; Wolf ruhig und gefaßt. Schulter an Schulter erreichten Sie das altmodische Thorbaus und dort trat der Gasthalter auf den Grasen zu und berichtete, daß Baron Merks und eine Anzahl anderer Herren im Gastzimmer auf den gnädigen

Herrn warteten. „Bitten Sie die Herren um Entschuldigung," sagte Wolf, „ich bin jetzt verhindert, werde aber möglicher weise später kommen. Tragen Sie den Herren Sekt auf, für meine Rechnung." In der nächsten Minute saß er neben dem Todfeind in dem Wagen und Knicks, der sich rasch ans den Bock geschwungen, fuhr mit dem Wagen davon. In rasender Eile ging es nun in der Richtung nach dem Forsthause zu. Knicks ließ die Pferde wild ausgreifen. Den Gedanken an den Pistolenkasten konnte er nicht los

, welcher zuerst aus dem W. gen sprang. Wolf flüsterte ihm etwas zu, worauf der Förster scheu zurücktrat. Der Fürst war inzwischen ebenfalls aus dem Gefährt gestiegen und sah mit flüchtig prüfendem Blick das Forst haus an. Dann flog dieser Blick zu dem Förster hinüber. „Hab u Sie die Güte, iuich zu begleiten," sagte Wolf gedämpft, fast feierlich, „wir sind angekommen." Eine unheimliche Ruhe bemächtigte sich des Russen, als er den Fuß über die Schwelle des Forsthauses setzte. Die Nöthe auf seinem Gesielt nahm

eine graue Färbung an. Unruhig, suchend schweiften seine Blicke umher, so daß man es ihm ansah, wie er sich jetzt scheute, der Migkajewna entgegenzutreten, an der Seite eines Mannes, den er einst nach modernem Muster von ihrer Seite reißen uud beseitigen wollte. In dem Moment aber, als Wolf eine Thüre geöffnet, dann zurücktrat, um den Fürsten den Bortritt zu überlassen, wappnete er sich mit Trotz und seine brutalen Manieren gewannen wieder in dem Asiaten die Oberhand. Mitten in dem geräumigen Zimmer

6
Zeitungen & Zeitschriften
Kitzbüheler Bezirks-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077611-9/1903/27_09_1903/ZDB-3077611-9_1903_09_27_11_object_8417553.png
Seite 11 von 16
Datum: 27.09.1903
Umfang: 16
— — richte mich — — immer in solchen Momenten in seinen Angen zu lesen war, jetzt begreift sie es — er hatte ja eine Frau die er verlassen! Das Verhalten der Gräfin erschütterte Wolf bis in sein Tiefinnerstes hinein. In ihr wurzelte ja sein ganzes Sein und wendet sie sich grausam enttäuscht von ihm ab, was bleibt ihm dann noch von diesem verfehlten Leben? — Und wieder sagte er sich, daß er zu den Menschen ge« hört, denen nichts gelingt, so lange sie athmen. In jener Stimmung, die den Haß am Dasein

zeitigen kann, wandte sich auch Wolf ab, um das, was ihm das Schicksal zu tragen gab, allein zu tragen bis ans Ende. Welche Rechte hatte er, sie daran Antheil nehmen zu lassen? — Da aber sah er eine Thräne in ihren Augen, begegnete er einem Blick, welcher Rechenschaft verlangte, auf Grund eines Rechts, das das Herz nur dem Herzen ein räumen kann. Und diese Rechenschaft durste er ihr nicht schuldig bleiben. Jetzt war die Stunde gekommen, in der sie richten sollte über ihn. „Wir waren glücklich," begann

mich wie ein Donner- schlag die Nachricht vom Duell Leos." Die Gräfin begann hier laut aufznschreien. Franz umklammerte mit beiden Armen seine unglückliche Mutter, hielt sie fest und rief ihr zu, sich zu fassen. „Ich bin zu Ende," fuhr Wolf fort, „Fürst Migkaja war es, der den Bruder, zum Duell zwang, ganz nach modernem Muster. Die Kugel, die meinen Bruder nieder warf, war für mich bestimmt. Meine Frau aber trat mit dem Mörder vor den Traualtar und wurde Fürstin Migkaja. Nml stand ich an einem verhängnißvollcn

Maria Jvauowna auf einmal in unserer Nähe auf." Wolf brach hier plötzlich ab und sah bedeutungsvoll die Schnägerin an, als wolle er ihr, wie so manchesmal sogen: „Nichte mich! —" ^ Sie sah ihn lange an. Mit einem Male begriff und verstand sie die vielen Nätbsel seines Wesens. Jetzt be griff sie, was dieses qualvolle — Nichte mich — das stets aus seinen Augen sprach, zu bedeuten hatte. Sie reichte ihm auf einmal die Hand und flüsterte: „Wolf, wir haben beide schwer gelitten. O, mein Gott, welche Tage

liegen hinter uns. — Aber wie kam die Todte dazu, sich als die Wittwe meines Mannes zu betrachten?" „Fürst Migkaja behauptete, nicht meinen Bruder, son dern mich im Duell getödtet zu haben. Das war der Weg, auf dem er ihre Hand und ihr großes Vermögen gewann." Von inneren Gefühlen überwältigt, nahm Wolf jetzt die Gräfin an der Hand und führte sie hinaus ans dem Hause. Dort, unbeachtet, umflossen vom Sonnenlicht, um- janchzt von den Vögeln unter dem Himmel, stellte er ihr die Frage

7
Zeitungen & Zeitschriften
Kitzbüheler Bezirks-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077611-9/1903/27_09_1903/ZDB-3077611-9_1903_09_27_10_object_8417552.png
Seite 10 von 16
Datum: 27.09.1903
Umfang: 16
geschehen, daß ich in ein be denkliches Licht gerathe. Tödten sie Sie mich aber, dann wird meine Tochter Sie des Mordes an ihrem Vater zeihen. Sie sehen, Graf, Alles ist verwirrt, verstrickt, es gibt keinen Answeg mehr. Das Dnell würde die Sache nicht ausglcichen, sondern nur schlimmer machen." „Sie wollen sich nicht schlagen," fragte Wolf mit verhaltenem Athen: und lauschte zugleich auf das Wagcn- gerassel, welches jetzt ganz in der Nähe verstummte. „Im Interesse meiner Tochter möchte

ich es nicht," versetzte dieser, „aber lassen Sie nlieh zuerst ein wenig zu mir selber kommen. Der ganze Handel hat sich unerträglich gestaltet. Einen Augenblick nur, Herr Graf, ich habe das Alles gleich in Ordnung gebracht. Falle ich, dann werden Sie mich irgend wo beerdigen, ohne jedes Aufsehen?" „Ohne jedes Aussehen," bestätigte Wolf. Er trat bei diesen Worten ins Untergehölz hinein, mit verdächtiger Hast, wie wenn er den Angen der Todtcn entgehen wollte, die ihn, wie er behauptete, verfolgten. In dem Moment

vor ihm eingeschlagen, fuhr Wolf auf. Dann begriff er, was dieser Schuß bedeuten könnte und die Pistole entsank seiner vor Erregung bebenden Hand. „Fürst Migkaja, Jlija Alexandrowitsch hat sich mit sich selbst geschlagen und siel." Mit diesen Worten setzte sich Wolf von Starenberg auf denselben Baumstumpf nieder, auf dem der Fürst soeben noch gesessen hatte. Der Förster war ins Gebnjch gedrungen. Ueber jeden Schuß zu wachen, der im Walde fällt, das ist sein Amt. Franz war an den Onkel herangetreten und sah

diesen erschrocken und fragend an. Nun legte er seinen Arm um dessen Stacken und zog Wolf zärtlich an sich, wie wenn er ihn vor einer unheimlichen Gefahr znrückreißen wollte. „Mein lieber Onkel, was soll das bedeuten?" fragte der junge Herr, „Du bist zu gut und zu groß, um Dir etwas zu thun. Bei Gott, Baron Merks hat sich in seinen Voraussetzungen nicht getäuscht!" „Merks?" fragte Wolf. »In größter Eile kam er im Schlosse angefahren und berichtete, daß Du unter ganz merkwürdigen Umständen mit einem fremden

russischen Herrn, mit dem Du Dich in den Gemächern der Fürstin gezankt, weggefahren seiest und zwar hierher nach dein Forsthaus. Um des Himmelswillen, lieber Onkel, sage mir, was hat das Alles zu bedeuten?" „Ein ganz eigener Mensch, dieser Merks," gestand sich Wolf und lauschte zugleich auf jedes Geräusch im Gehölz. Dann sah er seinem Neffen prüfend ins Gesicht und fragte mit einer an ihn: ungewohnten Hast: „Du kommst allein hierher gefahren ?" „Wie kannst Du das auch nur annehmen? — Mama und Lydia

8
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Post
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIPOS/1902/24_05_1902/TIPOS_1902_05_24_3_object_7990601.png
Seite 3 von 12
Datum: 24.05.1902
Umfang: 12
auszudehnen?" Die Christlichsocialen sind die einzige Partei, welche für alle Stände und Berufe in gleicher Weise ein- treten. Wo kl am Pranger. Unter deni vielverheißenden Titel „Warum ich Herrn Karl Hermann Wolf für ehrlos gehalten habe", hat der alldeutsche Abgeordnete Dr. Schalk soeben gegen seinen früheren Clubcollegen, dem Los von Rom-Heiligen und Reichsrathsabgeordneten Karl Hermann Wolf eine furchtbare Anklageschrift heraus gegeben. In derselben werden neben der bekannten schweinischen Dr. Seidl

-Geschichte, die Wolf als Mädchenverführer, Verräther am Freund und Gast- freunde, als Ehebrecher, als Heuchler und als gewissen losen Komödianten entlarvte, noch eine ganze Reihe von niederschmetternden Anklagen gegen dieses bemakelte Individuum erhoben. Dr. Schalk wirst seinem ehemaligen Freunde vor: 1. Abgeordneter Wolf hat Wertpapiere, welche ihm als Depositum gegeben worden und deren Rückgabe er mit „burschen- schaftlichem Handschläge" versprochen hatte, verkauft. 2. Abgeordneter Wolf

hat einen Gläubigen, einem Gesinnungsgenossen, um die contraclich festgesetzte Sicherstellung seiner Forderung gebracht. 3. Abge ordneter Wolf nahm von dem berüchtigten Inden Lucian Brunner Geld gegen Wechsel und ver weigerte infolgedessen in seinem Blatte Angriffe gegen Lucian Brunners Unternehmen, „Colosseum", durch dessen h ö ch st anrüchigen Concurs viele Gewerbsleute Schaden erlitten, die Aufnahme, das heißt, er ließ sich von diesem Juden b e st e ch e n. 4. Wolf erklärte sich einem Abgesandten

der russischen Regierung gegenüber bereit, sein Blatt, die „Ostdeutsche Rundschau", gegen eine jährliche große Geldsumme in den Dienst Russlands zu stellen. Dem Vermittler versprach er ein „fürstliches Geschenk", 5. Wolf nahm Pauschalien, das heißt Schweiggelder von der jüdischen Länderbank, der jüdisch-Taussig'schen Staatseisenbahn-Gesellschaft, der jüdischen Südbahn; er borgte p e r s ö n l i ch Geld von dem Generalver treter des volksausbeuterischen Zuckerkartells. 6. Einem Abgeordneten

grämiges Gesicht, und so mussten die in Aussicht genom menen Ausflüge in Innsbrucks Umgebung unterbleiben. Dafür traf man sich beim Frühschoppen im Hofgarten, der gegenwärtig seinen ganzen Zauber entfaltet. Und wieder gieng es hoch und gemüthlich her. Der ärgste Griesgram und Grillenfänger hätte aufthauen müssen in dieser Tafelrunde. Aber es war keiner dabei. Narrengew a n d" abzulegen. Der Zeitpunkt für letzteres scheint jetzt gekommen zu sein. Die Nackt heit des Gauklerthums, das Karl Hermann Wolf

9
Zeitungen & Zeitschriften
Unterinntaler Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/UIBO/1902/30_05_1902/UIBO_1902_05_30_2_object_8314303.png
Seite 2 von 12
Datum: 30.05.1902
Umfang: 12
betreffenden Antrag legt Redner namens des Ab geordneten Fink vor. Radical-Deutsche. Seitdem der durch seinen begangenen Ehebruchsscandal sattbekannte K. Hermann Wolf von seinem Wahlbezirke wieder gewählt in's Abgeordnetenhaus einzog, und die All deutsche Gruppe ihm die Ausnahme in ihren Verband verweigerte, bestehen zwei Flügel der Radical- Deutschen, nämlich die Alldeutschen unter der Führung; Schönerers und die Ostdeutschen unter Leitung Wolfs. Diese Trennung der einstmals so intimen Patent

deutschen brachte dunkle Schatten zum Vorschein. Mit großer, rücksichtsloser Leidenschaft wurde und wird gekämpft. K. H. Wolf wurde von seinem vor maligen Parteigenossen Dr. Schalk öffentlich als „ehrlos" erklärt. Dr. Schalk trat nun auch öffentlich seinen Beweis für diese seine Erklärung durch eine von ihm jüngst herausgegedene Flugschrift an, die in Kürze ein grelles Bild gibt, in welchem abscheu lichen Pfuhl sich das Leben des K. Hermann Wolf bewegt. Im ersten Theil dieser Broschüre wird der schon

zur Genüge bekannte Ehebruchsscandal Wolfs behandelt. Im zweiten Theil der Flugschrift wird mitgetheilt, dass Wolf eine Anzahl von Werth papieren, die er von einem Gesinnungsgenossen, den er um ein Darlehen angieng, zur Verpfändung er hielt, heimlich verkauft habe, trotzdem er wusste, dass seinem Gläubiger selbst kein Veräußerungsrecht über diese Papiere zustehe. Wolf hat, obwohl er sich mit burschenschaftlichem Handschlag verpflichtet hatte, diese Papiere zu einem bestimmten Termine zurückzugeben

, die Schuld heute noch nicht gedeckt und über die entlehnten Werthpapiere anderweitig verfügt. Der dritte Abschnitt der Broschüre besagt, dass die „Ostdeutsche Rundschau", dessen Inhaber Wolf ist, als bestechlich entlarvt sei. Er führt an schließend thatsächliche Beweise, so z. B. die Zucker- cartellgeschichte u. a., an. Zum Schluffe nennt Dr. Schalk den Wolf ein überzeugungslosen poli tischen Abenteurer. Alle diese Darstellungen, sagt Dr. Schalk, erheben keinen Anspruch auf Voll ständigkeit

, denn die Rücksicht auf dritte Personen zwinge ihn, vieles unerwähnt zu lassen, was erst im Gerichtssaal Erwähnung und Würdigung finden wird. Run ist Wolf gerichtet. Nicht seine Feinde haben den Richter gemacht, sondern seine vor kurzer Zeit noch intimen Parteigenossen. Deshalb dürfen wir die angeführten Darstellungen wohl keineswegs als übertrieben hinstellen und können ihnen vollen Glauben schenken. Nun, armer Wolf, hast du noch einen Funken Menschengefühl, so verbirg dich vor der Welt! Du hast unsere heiligen

10
Zeitungen & Zeitschriften
Kitzbüheler Bezirks-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077611-9/1903/13_09_1903/ZDB-3077611-9_1903_09_13_10_object_8417522.png
Seite 10 von 16
Datum: 13.09.1903
Umfang: 16
und die Papiere nehme ich." Knicks schien von Ahnungen übermannt zu werden. Er mußte sich sagen, daß dieser Kasten etwas ganz besonderes zu bedeuten habe und empfand eine ordentliche Scheu, ihn anzurühren. Erst als Wolf ihn wegen seiner Unentschlossenheit etwas verwundert ansah, nahm er den Trauring mit den Papieren, trug diese Din^e ans den Schreibtisch zurück, ergriff den Kasten und eilte damit fort, um den Wagen zur Abfahrt bereitstellen zn lassen. Nun kleidete sich Wolf vollständig in Schwarz und setzte

, was eine höchst seltene Erscheinung war, sogar den Cylinderhut auf. Die grauen Haare hoben sich sehr scharf von dem schwarzen Filz des Hutes ab und ließen Wolf älter erscheinen, als er in der That war. Als er, vollständig in Trauer gehüllt, ans seinem An kleidezimmer znrückkam, nahm er den Trauring mit den Papieren und steckte diese Dinge zu sich. Dann flog sein Blick prüfend durch sein geliebtes Arbeitszimmer, um sich zu überzeugen, ob nun auch alles in guter Ordnung sei. Und gerade jetzt kommt Franz

in meinem Zimmerarrest. Dein Renn sieg von gestern hat mich um die Nachtruhe gebracht. Schade, daß ich nicht mit dabei sein konnte, so leicht wie den Bohlwitz hättest Du mich nicht run'erbekommen." Trotzdem fühlte Wolf von Starenberg heraus, daß seinen Ressen etwas ganz Anderes beschäftigte, als das, wovon er sprach. Das beunruhigte den väterlichen Onkel zuerst. Dann aber dachte er an Lydia und lächelte in sich hinein. „Du bist ja in Trauer," fuhr Franz fort wie ein Mensch, der nicht recht an eine Sache heran

kann, die ihm am Herzen liegt. „Nicht in Trauer," leugnete Wolf, „sondern in Visiten- tostüm; was will man machen? Der Nennsieg von gestern hat mir einige gesellschaftliche Verpflichtungen aufgelegt, die ich aber auch so rasch wie möglich abwickeln will, nur um mir selber wieder angehören zn können; das hat man nun davon!" Franz fand, daß diese Eiklärung nicht so recht sitzen wollte, und hätte sie ruhig gelten lassen, wenn er die feierliche Würde des Onkel mit dem eigenartigen Frohsinn seiner Frau Mama nicht gerade

jetzt in Beziehungen gebracht hätte. Seit dcm Rennen war diese wie umgewandelt, war sie so sehr aus ihrer Wittwentrauer heransgerathen, daß er ganz, irr an ihr wurde. Ob Wolf nicht gestern bei dem Rennen noch ganz andere Hindernisse genommen hat? Mit einem Anflug von Humor blickte er dem Onkel ins Gesicht, wie wenn er ihm sagen wollte: „Ra, na, am Ende wirst Du doch noch mein Herr Papa." Ueber den Blick, den Franz ihm zuwarf, wurde Wolf verlegen und sah zur Seite. Dann sagte er, nur um etwas zu sagen: „Mein guter

11
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Post
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIPOS/1902/18_06_1902/TIPOS_1902_06_18_3_object_7990675.png
Seite 3 von 8
Datum: 18.06.1902
Umfang: 8
haben, gegen die „korrupte" Donau-Dampf schiffahrtsgesellschaft am letzten Donnerstag kam es zu folgenden hochinteressanten „Zwischenfällen" : Abg. Jro: „Da hat die „Ostdeutsche Rundschau" die Irechheit zu sagen " Abg. Wolf: „Was ist damit?" Abg. Jro: „Daß wir die Dringlichkeitsanträge eingereicht haben wegen der Auslieferung Schalks." Abg. Wolf: „Gewiß. Das ist so." Abg. Dr. Schalk (zu Wolf): „Aeigting!" Abg. Schönerer (zu Wolf): „gestochene und bezahlte greßöestie!" Abg. Glöckner: „Gegenseitiges Läuse- suchen

. Es ist ein Skandal." Einige Zeit später schreit Abg. Jro: „Da wird gesagt, unser Antrag sei eine Demonstration! Da wird von Champagnerwetten geschrieben! Aie ost deutsche Schandpreffe!" Abg. Wolf (zu Jro): „Au wirst einmal eine Ohrfeige Kriegen!" Abg. Jro (zu Wolf): „Die kriegst du im Parla ment, frecher Kerl!" Abg. Wolf (zu den Alldeutschen): „Kin Schurke wie der andere!" Abg. Schönerer (zu Wolf): „Zuckerkartell! Wort führer der bestochenen Presse!" Abg. Wolf ( u Schönerer): „Mit grauen Haaren

einen solchen Schurkenstreich zu begehen!" Abg. Schönerer neuerdings: „Zuckerkartell! Wortführer der bestochenen gresse!" Abg. Jro (zu Wolf): „Kochzeitsredner von Irischen!" Abg. Wolf: „Khrenwort-Iro!" Abg. Schönerer (standhaft): „Zuckerkartell! Wort führer der bestochenen gresse!" Abg. Wolf (zu Schönerer): „Schmuhl Leeb Kohn!" Zum Präsidenten: „Es tut mir leid, daß ich mich mit einem solchen Gesindel einlassen muß!" Abg. Schönerer (schlagfertig): „gestochener Ver treter der korrupten Presse!" Abg. Wolf (zu Schönerer

): „Er ist wieder ein mal besoffen!" Abg. Berger: „Es ist begreiflich, daß man sich, wenn man sich mit Lumpereien beschäftigt, auch mit dem Abgeordneten Wolf beschäftigen muß!" Und fünf Jahre lang sind die Alldeutschen mit dem „Hochzeitsredner von Tetschen", mit dem „be stochenen Wortführer der korrupten Presse", mit dem „frechen Kerl", mit dem „Feigling", mit der „be stochenen und bezahlten Preßbestie" u. s. w. aus einer Wank gesessen, haben ihn als „Volks-Siegfried" ausgegeben und jeden in gemeinster Weise beschimpft

, der nicht mittat. Und über fünf Jahre lang ging Wolf mit der Partei, die er jetzt „beohrfeigen" möchte, mit der Partei, in der „ein Schurke wie der andere" ist, mit dem Schönerer, der mit „grauen Haaren Schurkenstreiche" begeht, mit dem „Ehrenwort-Jro", mit dem „Schmuhl Leeb Kohn ', mit dem „Gesindel", mit dem „Besoffenen" durch dick und dünn, ja er war der lauteste „Wortführer" derselben! Aie Christlichsozialen haben jederzeit sowohl den „Ghren- wort-Iro", wie den„Ieigling", sowohl den „Schmuhl LeebKoyn

12
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Post
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIPOS/1902/25_01_1902/TIPOS_1902_01_25_1_object_7990229.png
Seite 1 von 14
Datum: 25.01.1902
Umfang: 14
entgegen sah, und man kann nun fragen: Wer hat's gewonnen, wer hat's verloren? — Der alldeutsche Wolf hat's gewonnen, denn er bekam die absolute Mehrr heit der Stimmen, und der d e u t s ch f o r t s ch r i t t l i ch e Dr. Bach mann hat's verloren, denn er blieb in der Minderheit. Gewiss, aber so war die Frage nicht gemeint; denn diese Antwort kann jedes Kind geben. Verloren hat's vor allem Schönerer, der Allgewaltige. Er hat Wolf zur Niederlegung des Mandates gezwungen, er hat ihm das Versprechen

abgenöthigt, vorläufig nicht wieder zu candidieren. Schönerer hat also seinen Haudegen aus dem Reichs- rathe hinausgedrängt und wollte ihn nicht wieder hereinlassen, und nun steht dem Geächteten das Thor ins Parlament doch wieder offen. Mit wem hat's Schönerer verloren? Mit Wolf allein? Nein mit der ganzen Partei der Alldeutschen. Er glaubte die ganze Partei durch sein Geld, durch seine Eifersucht, durch seine Herrsch sucht in der Hand zu haben; und nun haben sie ihm, ihrem Oberbonzen, den Fußtritt

versetzt. Es wäre ein Leichtes, hätten sie ihm den Wolf der „Glanz periode" vorgezogen. So aber haben sie durch die Wahl erklärt: Uns ist der Moralgaukler, der Ehe brecher, der Sittlichkeitsheuchler Wolf lieber, er steht uns höher, viel höher als der Allvater aus Rosenau. — Ein solches Leumundszeugnis, von den besten Kennern ausgestellt, muss Schönerer freilich tief in die Seele wehe thun. T2?ae Meine erzählen. (Skizze von Br. William.) Vor der Mutterkirche*) der Christenheit, vor der Lateran-Basilika

. In der wichtigsten, nämlich in der Frage, wer Führer sein soll, hat sich die Partei — gegen die von ihr gewählten Abgeordneten gekehrt. Denn nicht darum hat sich es gehandelt, ob die all deutschen Abgeordneten auf der Höhe der Moral stehen müssen — die Herren haben gegenseitig ihre sittlichen Qualitäten schon lange und gut gekannt und waren und sind heute noch sich gegenseitig gut genug. Die Frage war einzig die: Wer soll Herr der Partei sein? Schönerer grollte schon lange voll Eifersucht gegen Wolf und benützte

nun den Fall Seidl, um ihn nnterzukriegen; die Abgeordneten haben sich demüthig ihm unterworfen und Wolf fallen ge lassen; die Partei im Volke aber hat erklärt: Nein, und wenn sich alle alldeutschen Abgeordneten gegen Wolf kehren, wir heben ihn aus den Schild. Wer hat's noch verloren?— Die Sieger, die Alldeutschen, haben's auch verloren, zwar nicht mit den Deutschliberalen, wohl aber mit der ganzen Oeffentlichkeit. Eine Partei, die einen so bemakelten Charakter wie K. H. Wolf zu ihrem Ver trauensmann

13
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Post
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIPOS/1903/11_03_1903/TIPOS_1903_03_11_3_object_7991483.png
Seite 3 von 8
Datum: 11.03.1903
Umfang: 8
breitgetreten, als ob das. weiß der Teufel, wie wichtige und welt erschütternde Ereignisse wären. Und da sollen wir den Häuptling dieser Kampfesmethode, Wolf, den Führer einer öster reichischen Partei oder vielmehr einer Partei in Oesterreich, einen Menschen, der all das im Super lativ verbrochen hat, was er den — andern mit der Stentorstimme moralischer Entrüstung vor geworfen hat, wir sollen diesen Menschen mit christ licher Liebe schonen und vor der Pyramide seiner Schweinereien mit heiligem Schauer

schweigend vorüberziehen, wie ein Artusritter vor den Mysterien der Gralsburg? Nein, das hieße unserer Lamms geduld Eselstorheit zumuten. Bevor diese saubere Sippschaft Wolf und Kon sorten, diese politischen Phraseure und abenteuernden Cagliostri, die unser ganzes öffentliches Leben ver giftet und geschändet, den ehrlichen Ruf unseres deutschösterreichischen Volksstammes besudelt und durch ihre konfessionellen Hetzereien und Zwietracht- säereien namenloses Unglück über das deutsche Volk in Oesterreich

heraufbeschworen haben, bevor diese Leute nicht samt und sonders durch ihr Verschwinden von der Bildfläche des öffentlichen Lebens die Luft reinigen, früher werden wir nicht aufhören, ihren Schmutz auf die Straßen zu führen, bis sein Ge stank selbst den gedrilltesten Nasen und Nerven Deutschösterreichs zuviel wird. In keinem Parlamente der Welt wäre ein Wolf, ein Jro, ein Herzog, ein Tschan möglich; Oesterreich hat nur die — Ehre und das deutsche Volk Oesterreichs hat das — Vergnügen

Fäulnis, das Gauklertum, Moral-Heuchelei, Charlatanerie, undeutsche Treu losigkeit, das alles hat sich zu einem Namen ver dichtet ; dieser Name lautet: Wolf. Der Kot wird aus den Straßen verschwinden, sobald der Kot fabrikant verschwindet. Die Waldungen sind voll von entkommenen Sträflingen, die wie Wilde leben und die die wenigen, so da versuchen, in der Wildnis sich ein Heim zu machen und ein besseres Leben zu führen, berauben, wenn nicht gar ohne weiteres ermorden. Selbst der nicht auf die Dauer

von der Geschichte uns merken. Wir sind mit den Konservativen fertig. Wir werden von nun an auf eigenen Füßen stehen. Mit Leuten, die heute als Protektoren jener auf- treten, denen sie morgen die wahnwitzige Parole „Hier Christus — dort Wolf und Schönerer" an den Kopf werfen, können und wollen wir keine Parteigemeinschaft haben. Die christlichsoziale Partei in Schwaz ist eine vollzogene Tat sache und niemand wird ihr Wachstum zu hindern vermögen. Wer Ursache hat, um den „letzten Ge treuen" in Angst

14
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Land-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/OBEWO/1902/13_12_1902/OBEWO_1902_12_13_3_object_8027110.png
Seite 3 von 16
Datum: 13.12.1902
Umfang: 16
- gelten solle. Sie Sitzungen des Abgeordnetenhauses sollen s bis 19. Dezember dauern. Der Arozetz Wolf-Schalk. Nach achttägiger ! Verhandlung ist am 6. d. M. abends in Brüx > Abg. D r. Schal! u n d A b g. W ü st, ersterer ! wegen Übertretung der Ehrenbcleidigung zu s 800 Kronen, letzterer wegen Vergehens der Ehren- j beleidigung zu 1000 Kronen verurlheilt worden. ; Es verlautet, Dr. Schalk wolle infolge des Urtheiles sein Reichsrathsmandat niederlegen. Das Urtheil j besagt, daß der von Dr. Schalk

angebotene Wahr- j heitsbeweis in keinem einzigen der gegen Wolf vor gebrachten Anklagepunkte erbracht sei. Mit dem Urtheil könnte also Wolf zufrieden sein; aber darauf allein kommt es nicht an. Abgesehen davon, daß f sofort die Nichtigkeitsbeschwerde angemeldet wurde, ? abgesehen davon, daß alles, die Stimmung der - Richter, der Geschwornen und des Auditoriums für > Wolf, alles gegen Schalk war, hat Wolf selbst jetzt • wie früher dasjenige Faktum zugegeben, welches seinen - Sturz und diesen Prozeß

gegen Wolf sind nach Ansicht der Geschwornen ! in Brüx nicht erwiesen worden. Es fft danach nicht : erwiesen, daß Wolf unmittelbar nach seiner Rede j über die hohen Ideale der Deutschen eine ] schmutzige Affaire in Bischofteinitz hatte, daß er seine ! Gattin mißhandelte und ihr die Gulden vor die Füße warf, daß er Wechsel gefälscht, ihm anvertrautc j Papiere heimlich verkauft, falsche Bilanzen der Ostd. s R. vorgelegt, die Einführung russischeu Getreides in Oesterreich gegen Bezahlung in der O'tb

geblieben und die Oftd. R. vom Zuckerkartell { bestochen worden ist, wenn auch Wolfs Ver- ? Walter Guttmann alles W'.ssen davon und alle s Schuld auf sich nahm, um Wolf zu entlasten. Tiefe - Schatten wirft dieser Prozeß auf die alldeutsche ! Partei, vor allem auf diejenigen, die nach wie vor i zu Wolf hielten und halten, mit ihm sich von s Schönerer trennten, und ihm auch heute „Heil!" ! zurusen. Allerdings kann Wolf mit Recht darauf ; h.nweisen, daß sein Gegner, die hinter Dr. Schalk j stehen

, die Anhänger Schönerers, nicht besser sind j als er. Dr. Schalk z. B. ist Wolsö ehemaliger \ bester Freund, er kennt alle seine persönlichen, politischen j und Familirngeheimnisse, um sie nun im Gerichts- j saale zum besten zu geben. Er hat sich noch in j der Zeit der dicken Freundschaft Privatgespräche notirt, um sie als Waffe gegen den Freund zu verwerthen! Ebenso intim mit Wolf war der Advokat Vinzenz v. Berger, jetzt vertritt er Schönerer, den er aber zugleich in Briefen lächerlich macht. Wahrhaft

15
Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1902/17_01_1902/TIRVO_1902_01_17_1_object_7592265.png
Seite 1 von 4
Datum: 17.01.1902
Umfang: 4
, als wir an dem Abtretenden verlieren — und umgekehrt. Das Geheimnis des Rücktritts Wolfs. Das deutsch liberale „Trautenauer Wochenblatt" veröffentlicht jenes Memo randum, welches dem Verbände in der Angelegenheit des all deutschen Führers Wolf vorlag und zu der Beschlussfassung gegen Wolf führte. Die Veröffentlichung erfolgt offenbar, um die Wiederwahl Wolfs in Trautenau zu verhindern, welche nunmehr allerdings gefährdet erscheint. Aus dem Memorandum geht hervor, dass Wolf mit Fräulein Tschan, der Tochter seines guten

Freundes, ein Verhältnis eingieng, dessen intime Beziehungen Folgen zu haben drohten. Wolf versprach dem jungen Mädchen, um sie seinen Wünschen gefügig zu machen, angeblich die Ehe, sobald er die Scheidung von seiner damals ihm noch angetrauten Gattin herbeigcführt habe. Ehe dieses indessen geschehen konnte, fand sich Fräulein Tschan in anderen Umständen, und nun überredete Wolf dieselbe, sich rasch anderweit zu verheiraten. Dies führte zur Ehe mit Wolfs eigenem Frsunde, Dr. Seidl, ohne dass

dieser die geringste Ahnung von dem Verhältnis seines Freundes zu Tschan hatte. Wolf'erbot sich, Trauzeuge zu sein und später T a u f p a t h e des ersten Sprossen der Ehe zu werden. Fräulein Tschan indessen vermochte die Komödie nicht durchzuführen und gestand bald nach der Hochzeit ihrem Gatten Dr. Seidl und den eigenen Eltern die ganze Geschichte. Der in seiner Ehre sich tief gekränkt fühlende Ehegatte, Dr. Seidl, schrieb nun an Wolf einen beleidigenden Brief und forderte Ge- nugthuung. Wolf antwortete

, indem- er Dr. Seidl bat, Schweigen zu. bewahren, und als dieser das ablehnte, folgte die bekannte Herausforderung zum Duell. Das liberale „Trautenauer Wochen blatt" fordert Wotf auf, wenn irgend eine Einzelheit dieser seiner Veröffentlichung unrichtig sei, das Verdict eines unpolitischen Ehrengerichts zu provocieren und dem Herausgeber seine Zeugen zu senden, da sonst selbst die Freunde Wolfs an der Wahrheit dieser Darstellung nicht zweifeln könnten. — Herr Wolf ver öffentlicht nun in der „Ostdeutschen Rundschau

" eine Gegen erklärung. Sie stammt allerdings aus einem früheren Stadium der Angelegenheit: Herr Wolf hat sie am 23. Decembcr an die Alldeutsche Vereinigung gerichtet, als diese auf Grundlage des Schreibens „Beschlüsse gefasst hatte, ohne Herrn Wolf Gelegenheit zu irgendeiner Gegenäußerung gegeben zu haben". Offenbar ist damit jener Beschluss gemeint, der Herrn Wolf im Falle der Wiederwahl die Aufnahme in die Vereinigung des Abgeordneten hauses verweigert. Herr Wolf versichert in der Erklärung, er sei in der Lage

16
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1902/17_01_1902/TI_BA_ZE_1902_01_17_6_object_8359389.png
Seite 6 von 16
Datum: 17.01.1902
Umfang: 16
durch die Alldeutschen geschah. Um die Kirche am empfindlichsten zu treffen, wurde ihre Sittenlehre angegriffen, und zwar die heilige Beicht als eine Gefahr für die Sittenreinheit hingestellt. Wenn irgendwo im Clerus, besonders in Klöstern, ein sittliches Vergehen stattfand, wurde es von. der Presse in die Oeffentlichkeit gezerrt, aufgebauscht, als Beweis für die Schlechtigkeit aller Diener der Kirche ausgebeutet; skrupellos wurde nach Ungnaden dazu gelogen. Alles geschah unter Anführung des Abge ordneten K. H. Wolf

, der erst noch mit dem Schein sittlichen Ernstes seine Anklagen gegen die Kirche vorzubringen wusste, so dass man hätte meinen mögen, er und seine Schildknappen müssten die sittenreinsten Männer der Welt sein. „Durch Rein heit zur Einheit" war Schönerers Spruch. Nun ist ihre Reinheit bloßgelegt und ihre Einheit — pfutsch. Der sittenstrenge Wolf ist entlarvt als ein Mensch, dem die niedersten Begriffe der Sittlich keit fehlen, als Ehebrecher, Zerstörer fremden Familen- glückes, als Heuchler niederster

Sorte, als Mensch, der sogar vielen Stalldeutschen zu schlecht ist und darum von ihrem Parlamentsclub ausgeschlossen wurde. Was in den letzten zwei Wochen über die schmutzige Wolf-Geschichte die unmittelbaren Zeugen veröffentlicht haben, ist geradezu haarsträubend. Wie bekannt, musste er sein Mandat im Reichsrathe und Landtag niederlegen. Das ärgste aber ist wohl die Thatsache, dass diesen mit solchem Schmutz der Un sittlichkeit und Untreue beladenen Menschen viele Alldeutsche neuerdings

als Canditaten aufgestellt haben. Uns kann dies ja recht sein, weil dadurch noch mehr ausgedeckt wird, welch verkommene Partei die Alldeutschen sind. Kein anständiger Mensch wird sich noch hergeben, dieser Morastpartei nachzulaufen. Es kracht auch bereits im alldeutschen Reichsraths club auf allen Ecken und er droht schon nächstens in Franzen zu gehen. Schönerer hat den Wolf hinaus gebissen. Um wie viel besser Schönerer ist, weiß wohl niemand; aber Schönerer konnte es in seinem Stolze nicht ertragen, dass

Wolf so berühmt wurde; darum hat er die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und dem Wolf den Lauspass gegeben. Aber Wolf hat auch im Club gute Freunde, und darum ist es nicht ausgeschlossen, dass die stalldeutsche Partei schon nächstens zerfällt. Schade ist nicht darum. Am 15. Jänner war die Neuwahl. Wolf wurde wiedergewählt. Er wird nun wahrscheinlich öffent lich gegen Schönerer und seinen Anhang in den Kampf ziehen. Das kann ein Schauspiel werden für die Götter. Die alldeutsche Partei

17
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Land-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/OBEWO/1902/18_01_1902/OBEWO_1902_01_18_3_object_8026200.png
Seite 3 von 24
Datum: 18.01.1902
Umfang: 24
zur Wahrung der land- und forstwirthschaftlichen Interessen beim Abschlüße von Handelsverträgen. Die Affairr Wolf. Imst, 15. Jänner 1902. In der Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 29. November 1901 verlas der Präsident ein Schreiben des Führers der alldeutschen Beweg,rng, K. H. Wolf, in welchem dieser erklärte, aus Grün den privater Natur sein Mandat niederzulegen. Es verblüffte dies damals allgemein und eine Reihe von Muthmaßungen wurden darüber laut, was die eigentliche Ursache des Rücktrittes

gewesen. Man erfuhr, daß ein unblutig verlaufenes Duell Wolfs mit seinem ehemaligen intimsten Freunde, dem Pro fessor Dr. Seidl. Lehrer an der landwirthschaftlichen Anstalt in Liebwerda, den unmittelbaren Anlaß zu dem Rücktritte gegeben und daß das Duell die Folge einer Skandalaffaire war. in der Wolf die haupt sächlichste und schmutzigste Rolle zufiel. Der in zweiter Linie an der Sache Betheiligtc, eben der ehemalige Intimus Wolfs, richtete nämlich an die alldeutsche Vereinigung des Reichsrathes ein Memorandum

, in welchem die Entstehung der Affaire auf's Genaueste dargestellt wird und aus dem schon anfangs Bruchstücke zur Kennmiß der Oeff-mtlichkeit kamen. Nach dem im Memorandum aktenmäßig gebotenen Sachverhalt hat Herr K. H. Wolf, der alldeutsche Moralprediger und Religionsstifter, und zwar als verheirateter Mann, nicht nur die Tochter eines Gastfreundes, seines Parteigängers Dr. Tschan, verführt, er hat dem Mädchen auch einen strafrecht lich schwer verpönten Eingriff nahegelegt, er hat ihr angeralhen, die Schuld

aus jenen Mann zu wälzen, der zu jener Zeit schon ihr Verlobter war. oder sich mit einem anderen einzulossen, er hat ihr dmin em pfohlen. möglichst bald den Professor Tr. Leidl zu heiraten, und als sie wirklich heiratete, fungirte er als Trauzeuge und bot sich als Taufpathe an. als ihr ein Kind geboren wurde. Als Professor Seidl endlich alledem auf die Spur kam. als die Verführte ihm beichtete, da flehte Wolf um Geheimhaltung, erklärte sich zu allem bereit und duellirte sich erst, als er sonst keinen Ausweg

deshalb über Betreiben des Abgeordneten Schönerer, dem Wolf — aller dings nicht aus sittlichen Gründen — übrigens schon lange ein Dorn im Auge gewesen, daß Wolf, als moralisch Gebranntmarkter. sein Reichsraths- und sein Landtagsabgeordneten-Mandat niederlege und daß Dr. Tschan, als Mitbcfleckter, aus der alldeutschen Vereinigung austrete. Herr K. H. Wolf mußte sich dem Willen Schönerers beugen. Er erklärte zugleich mit der Bekanntgabe seines Mandatsverzichtes, daß er dem Parlamente für immer Adieu

18
Zeitungen & Zeitschriften
Unterinntaler Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/UIBO/1902/07_02_1902/UIBO_1902_02_07_1_object_8314106.png
Seite 1 von 12
Datum: 07.02.1902
Umfang: 12
der Faschingsferien hält das Haus erst wieder am Donnerstag, den 13. Februar eine Sitzung ab. Böhmen. In der am 30. Jänner stattge fundenen Landtags-Ergänzungswahl im Landgemeinde bezirk Teplitz-Dux-Bilin in Böhmen wurde wieder der frühere Abg. K. H. Wolf mit 2883 Stimmen ge wählt. Bei dieser Wahl hat Wolf um 600 Stimmen mehr erhalten als bei der letzten Landtagswahl Nun, dieser Bezirk muss schon sehr wenig von einer wahren Moral besitzen, sonst könnte nicht em solcher Mann, wie Wolf, wiedergewählt

werden; oder sollte hiezu kein Befähigter im ganzen Bezirke gefunden worden sein? Wahrlich, arm bist du d'ran! — Wolf hat auch schon wieder seine „ersprießliche" Abgeordnetenthätigkeit ausgenommen. Er ist am 1. Februar vor dem Unterrichtsminister v. Härtel mit einer Abordnung aus Niederlangenau erschienen, die sich darüber beschwerte, dass der Bezirkshaupt mann den protestantischen Vicar nicht bestätigen wollte. Minister Härtel soll eine reservierte Ant wort gegeben haben. — Die Angelobung Wolfs im Abgeordnetenhause

fand am 4. Februar statt. Dies bot den C h ri st l i ch s o ci a l e n Anlass zu einer Demon stration. Sie verließen unter Führung Luegers den Saal und kehrten erst nach der Angelobung wieder. Auch soll die deutsche Fortschrittspartei protestiert haben, dass Wolf seinen Sitz unter den Mitgliedern ihrer Partei im Abgeordnetenhause aufgeschlagen habe, denn unter den Alldeutschen fand er keinen Platz mehr. Deutschland. In einer der jüngsten Sitz ungen des deutschen Reichstages trat bei der Be rathung

19
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Post
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIPOS/1902/04_06_1902/TIPOS_1902_06_04_5_object_7990631.png
Seite 5 von 12
Datum: 04.06.1902
Umfang: 12
für das große deutschösterreichische Publikum vom größten Werte ist, das Fazit der oft- und all deutschen Selbstbetrachtung zu erfahren, so bringen wir im nachfolgenden eine möglichst getreue Schilde rung der idyllischen Samstag-Szene, die besonders für jene Deutschen, welche die letzten Jahre her geneigt waren, alles Weltheil von den deutschen „Volks heroen" Schönerer und Wolf zu erwarten, von hohem Interesse sein dürfte. Wir sind auch überzeugt, daß wir durch unser Entgegenkommen uns insbesonders den Dank

aller deutschnationalen, völkischen, volk- lichen und alldeutschen Kreise erwerben, die jahre lang vor Wolf und Schönerer auf den Knien lagen. Sie sehen nun, wie die Jdealgestalten ausschauen, denen sie soviel Begeisterung gezollt, soviel Bewunde rung und Anerkennung gewidmet, soviele Opfer auf dem Altäre des Gambrinus dargebracht haben und denen zuliebe sie wie rasend gegen Luegerei, Pfafferei, Jesuiterei, Volksverräterei und wie die verfehmten — ei alle heißen mögen, geflucht und gewettert haben. Nach dem Rausch

, ist der gläubige, herz warme und empfindungswahre Hauch, von dem sie Wir lassen nun die Volksheroen selber reden. Auszug aus dem Protokoll des Abgeordneten hauses vom Samstag den 31. Mai 1902 : Wolf richtet an den Präsidenten die Bitte, den Bericht des Jmmunitätsausschusses bezüglich der Aus lieferung des Abgeordneten Dr. Schalk auf die Tages- ordnuüg der nächsten Sitzung zu stellen. Schönerer: „Ich bitte auch ums Wort!" Der Präsident erklärt, dem Wunsche Wolfs Rechnung tragen zu wollen. Schönerer frägt

den Präsidenten, ob er auch den Bericht des Jmmunitätsausschusses über die Aus lieferung Wolfs im „Falle Vergani" auf die Tages ordnung der nächsten Sitzung stellen wolle. Wolf: „Ich bin ganz einverstanden. Das ist eine echt schönerianische Mcke ! Erst hetzen Sie mich in den Prozeß hinein und dann ver langen Sie die Auslieferung! Das ist moralische Verkommenheit!" Franko Stein: „Moralisch verkommen sind Sie, Sie Haderlump!" Malik: „Iukkerkartell !" Hieraus fürchter licher Lärm, Geschrei und gegenseitige

Schimpfereien. Der Präsident erklärt, auch dem Wunsche Schönerers Rechnung tragen zu wollen. Neuerlicher Lärm bei den All- und Ostdeutschen. Die Alldeutschen durcheinander zu Wolf: „Schuft! Gauner! LausKuK! Schuft! Schuft! Gauner!" Wolf: „Schönerer ist der tückischeste Mensch aut Gottes Erdboden!" Schönerer (zu Dr. Tfchan, da auch dieser Zwischenrufe macht) schreiend: „Ich konstatiere, daß ausnahmslos durchdrungen und getragen sind; da widert uns keine krankhafte, moderne Effekthascherei an, für welche kaum

20
Zeitungen & Zeitschriften
Kitzbüheler Bezirks-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077611-9/1903/13_09_1903/ZDB-3077611-9_1903_09_13_9_object_8417521.png
Seite 9 von 16
Datum: 13.09.1903
Umfang: 16
1903 Redaktion, Druck uub Verlag der Ägl. Bayer. HofbuchdrmLersi von Gebrüder Reichel in Augsburg. Duell-Sünden. Original-Novelle von Conrad Fischer-Sallstein. (10. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Zehntes Kapitel. Wolf von Starenberg hatte vortrefflich geschlafen. Etwas später wie sonst erhob er sich vom Lager und trat in sein Arbeitskabinet. Ein ruhiger Ernst lag in seinem Angesicht und ein klares, zielbewußtes Wollen sprach aus seinen Augen. Zuerst ging er an den kostbaren Eckschrank

und nahm seinen Pistolenkasten hervor. Fürsorglich nahm er die beiden konnte. Wolf legte diesen Ring auf den Pistvlenkasten und wandte sich rasch von ihm ab, wie wenn es ihm unmöglich wäre, den Blick lange barauf weilen zu lassen. Nun setzte er sich an seinen Schreibtisch und begann seine Papiere zu ordnen. Fach um Fach wurde geöffnet, durchsucht und dann mit peinlicher Sorgfalt abgeschlossen. Man hätte meinen sollen, er bereite sich zu einer großen Reise vor. Knicks ging im Vorzimmer umher

und der Graf hörte jeden seiner Schritte. Gewiß war der Bursche unruhig, weil sein Herr sich immer noch nicht blicken ließ. von der Stadtbahn-Katastrophe in Paris: Pistolen yeraus, untersuchte sie und lud sie mit der Für sorge eines tüchtigen Sachkenners.. Es waren altfränkische Pistolen, wie sie kaum noch Jemand führt. Die Läufe waren etwas sehr lang und die Schafte mit Silber aus gelegt. Den Kasten stellte Wolf auf seinen Rauchtisch. Nun nahm er aus seiner Westentasche einen goldenen Ring

. Es war ein Trauring, den nur eine Dame getragen haben Die verbrannten wagen im Tunnel an der Unglücksstelle. Eine ganze Anzahl Schriftstücke, die er aus den Fächern hervorgenommen, hatte Wolf von Starenberg in ein größeres Couvert gesteckt und auch dieses Couvert wanderte auf den Rauchtisch. Endlich war er mit dieser Thätigkeit fertig, und nun rief er den Knicks. „Knicks, wir werden nachher fahren." „Zu Befehl, Herr Graf," versetzte dieser und starrte den Trauring und den Pistvlenkasten an.

21