62 und verdrossen, und man sagt, er sei manchmal heimlich an den Bibliothek¬ fenstern vorbeigeschlichen und habe hineingelauscht nach dem Treiben der bei¬ den. — Nun, dies alles war nicht gut, konnte auch nichts gutes daraus entstehen. — Eines Tages kam Graf Wolf mit ans einander gepreßten Lip¬ pen und heißem Gesicht in den Stall und ließ sich ein junges, wildes Pferd satteln, das er erst vor kurzem gekauft
und Reiter zu Fall, — der Gaul, um nie wieder aufzustehen. Graf Wolf war mit dem Kopfe auf einen Stein geschlagen ; er lag bewußtlos da mit bluten¬ der Stirn und seht, da fügt' es der Teufel, der seine Hand allerort im Spiel hat, daß das erste Menschenkind, welches des Weges kam, just die ehemalige Geliebte des gnädigen Herrn sein mußte. Ihr könnt denken, daß sie nicht trag war ihrem Herzensschatz beizuspringen. Sie schöpfte Wasser
aus dem Graben, wusch ihm die Wunde, und auf ihrem Schoß schlug Graf Wolf die Augen wieder auf. - Na, was nun folgt, versteht sich eigentlich ganz von selbst. Es war junges, heißes Blut in den beiden. Das Mädchen hatte ihren Liebsten nie vergessen, und als er nun wieder ihre Hütte besuchte, aber finster und zerstreut, und sie aus seinem Wesen mehr als aus seinen Worten herauslas, wie man ihm sein häusliches Glück zertrümmert, da ward ihr Herz
voll Mitleid und dem Verlangen, ihn zu entschädigen. Ah, glaubt mir, Fräulein, — das Mitleid ist ein gar schlauer Betrüger! - Was nutzt es, viele Worte darüber zu machen? Genug, Graf Wolf wurde wieder froh und guter Dinge, und wenn seine Ehefrau droben ihm das Leben ver¬ bittern wollte, wie sie denn zu der Zeit sich alle Mühe gab, so ließ er sie schelten und kam hieher auf dem verwachsenen Wege, Ihr tvißt
? — und dann war der Himmel in dieser Hütte. — Das konnte nicht dauern. — Gräfin Jwana hatte bald heraus, warum ihre Treulosigkeit Graf Wolf nicht weiter grämte und selbst ihre schlechte Laune nicht mehr verfangen wollte. — — „Zu der Zeit mußt' ich einmal auf's Schloß. Ich sage ich, denn, nicht wahr, Fräulein Wanda? Sie wissen wol, daß ich die ganze Zeit über von mir geredet Hab'? — Nun also, ich ging aufs Schloß, meiner seligen Mutter wegen