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Tiroler Grenzbote
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Seite 6 von 8
Datum: 17.07.1942
Umfang: 8
auf — doch im nächsten Augenblick lag er der Länge nach auf der Straße im liefen Schnee. Er kam nicht mehr in die Stube, und seinem im Galopp mit ihm davon rasenden Rappen scholl das brüllende Gelächter der Bauern nach. — „Wer ist der Fremde?" herrschte am nächsten Tage der junge Mann den Wirt an. „Ich bin Offizier im kaiserlichen Heer — Hanne Vollrat ist mein Name —, und ich muß die Beleidigung rächen!" „Er soll Josua heißen, der Fremde!" sagte der Wirt. „Und er soll hoch oben am Eibsee als Einsiedler hausen. Mehr

wissen wir alle nicht!" Stumm drehte der junge Mann dem Wirt den Rücken und ging. — Wochen vergingen — in den Bergen war der Schnee ge schmolzen, warm schien die Sonne auf die Fluren und die Loisach war zum brausenden Fluß geworden. Da kam der Fremde aus den Bergen wieder ins Tal. Er hatte ein Maul tier mit. das zwei schwere Säcke mit Mehl trug. Wie immer, bezahlte er nach einem Trunk seine Zeche und machte sich dann auf. „Paßt auf!" rief ihm der Wirt nach. „Der Werdenselser Herr will euch nicht wohl

mit breiten Armen neben den Offizier. Die Armbrust, gespannt mir auf gelegtem Bolzen, stellte der Fremde neben sich. Rasch fuhr die Hand des jungen Mannes in den Wams. Aber ebenso rasch hatte Josua die Hand gefaßt. Ein Stilett entwand er leicht der Faust des Erschöpften. Und lachend klopfte er seinem Nachbarn auf die Schulter. Polternde Schritte näherten sich die Treppe des Hauses herab. Der Wirt erschien und starrte erschrocken auf die späten Gäste. Der Offizier wollte aufspringen: aber mit eiserner

Faust zwang ihn der Fremde auf den Stuhl. „So", rief er dem Wirt zu, „nun Würfel her! Wir wollen noch ein Spielchen machen! Und dann Wein — aber guten!" Der Wirt wollte sprechen; aber vor dem bösen Blick des Fremden verstummte er, brachte den Würfelbecher und Wein. Zu einer Zeit, in der das Werdenfelser Land in Oberbahern zwar ebenso schön wie heute, aber unwirtlich und nur schwach besiedelt war und von den Reisenden nach Norden oder Süden Ähne längeren Aufenthalt durchzogen wurde, kehrte

weißes Linnen, wie es die Mädchen und Frauen trugen, oder einige Ellen guten Stoff für Weibskleidung. Auch ein goldenes Kettlein mit einer Schaumünze erstand einst der Fremde. Aber wenn der Wirt des Gasthofes katzbuckelnd nahte, den Fremden zu einem Schoppen Tiroler Wein einlud und ihn vorsichtig über sein Woher und Wohin aushorchen wollte, dann kam in das gutmütige Gesicht des Fremden ein stolzer Zug, die Augen brauen furchten sich zu einer drohenden Falte, und den breiten und langen Bari

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Tiroler Grenzbote
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Seite 5 von 8
Datum: 07.11.1941
Umfang: 8
. Das macht, wie gesagt, seine hervorragende Unter haltungsgabe, die manchen Wirt veranlaßt, auch einmal bei ihm zu bestellen. Beim Sonnenwirt, der einen großen Bedarf hat, war es dem Torggler bisher trotz aller Beredsamkeit und Aufbietung allen Witzes nicht möglich, etwas zu er reichen. Ueber ein Jahr schon läuft er zum Sonnenwirt, aber nicht ums Sterben kauft ihm der etwas ab. Der Sonnenwirt freut sich zwar jedesmal, wenn der Torggler kommt, hat seine Gaudi mit ihm, läßt sich die neuesten Witze erzählen

ist ein beharrlicher Mann. „Der muaß mir no was abkaf'n!" hat er sich gesagt. Kürzlich war der Torggler wieder beim Sonnenwirt. Von einer Heiterkeit war aber diesmal bei ihm nichts zu bemerken. Im Gegenteil. Ein Gesicht machte er wie neun Tage Regenwetter. „Was hast denn du heint, daß d' gar so gifti dreinschaust?" erkundigt sich der Wirt. „Lo a fade Larv'n is ma bei dir gar mt g'wöhnt." — Flafchen für untere Wehrmacht Dcrßeichskommissor für Altmaterial Verwertung und Reichsbeauftragte der NSDAP

für Altmaterialerfassung — „Mei, Wirt," sagte der Torggler, „du hast guat red'n. Laf du amal 'n ganzen Tag umanand und mach koa G'schäft. Da werd dir 's Lach'n gahling's a vergiah'n." „Was willst denn?" gibt der Wirt zurück. „Du ver- tafst ja doch ganz guat. Dir geht's doch nicht schlecht. Geh, sei nit z'wider, verzähl liaber an neuen Witz: woaßt koan?" „Mir is Heini nix d'rum, Wirt." Torggler hatte inzwischen am Stammtisch Platz ge nommen. Nun kamen auch die anderen Frühschoppen gäste. Auch sie baten den Torggler

, etwas zum besten zu geben. Der aber schien heute gar nicht geneigt, diesen Wünschen zu willfahren. Als aber das Drängen nicht aufhörte, sagte er endlich: „I wißt wohl a G'schicht, aber i trau ma's wahrhaftig nit zu verzähl'n. Es han delt st um an Tram, den wo i heint Nacht g'habt Hab. Und in dem Tram, da kimmt a da Wirt drin vor. Tat- sach wahr." „Was i? — da war i begieri" bemerkt interessiert der Wirt. „Noa, i lass's liaber bleib'n," erklärt Torggler, „du lunnst am End beleidigt sein." „A was, beleidigt

muß i sog'n. Nachher san ma weitergangen. Dann fragt mi der Petrus: „Na, wia g'fallt's da bei uns, gelt, da herob'n is's fein? Da kannst d' g'müatli und sorgenlos leben und brauchst nimma bei die Wirt umanandabetteln, daß da an Wein b'stell'n." „Ja, nett is da, Herr Petrus," sag i, „ganz glücklich bin i, dasi i!da bin. Aber i woaß nit, Herr Petrus, was dös is„" sag i, „mir scheint, i vertrag densellen Nektar nit recht. Kunnt i da nit amal af d' Seit'n geah'n?" „Wohl, wohl, dessen kunst schon

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 6
Datum: 28.06.1949
Umfang: 6
Betrübliche Geschichte eines Knechtleins An einem frühen Sonntagsmorgen, als die frommen Vauersleut in der Kirche noch andäch- tig dem Orgelspiel lauschten, klopfte es zaghaft an der Wirtshaustür des Großbauern und Gast wirtes zum „Goldenen Adler" in der kleinen Ge meinde unweit des bekannten Winterkurortes St. Anton am Arlberg in Tirol. Ein Bürfchlein trat herein, fast noch ein Kind, engbrüstig, zitternd vor Frost und es war doch schon Juni. Was er wolle, erkundigte sich der Wirt, ein Hüne

und so sei er nun hier. Lange Zeit sagte der Wirt nichts. Er betrach tete nur das Büblein von oben bis unten, sah die fadenscheinige dünne Kleidung, ganz durch näßt noch vom Unwetter der Nacht, sah auch die zerfetzten Schuhe, die Stein und Schnee fast auf gezehrt hatten bei der Wanderung über die hohen Berge. Aber er blickte auch in die treuen, offenen Augen, in denen ein leichter Hoffnungsjchimmer lag, brummelte etwas vor sich hin, erhob sich in seiner ganzen Größe von der Ofenbank, faßte das Bürfchlein

bei der Hand ließ ihn seinen Platz einnehmen und sagte nur kurz: „Da hock dich nieder und wärm dick!" Dann stapfte er in die Küche. Als dann wenige Minuten später ein währ schaftes Bauernfrühstück dem Jungen neue Le bensgeister gab, prüfte der Wirt indessen sorg fältig seine Papiere. Sie waren in Ordnung. Auch die Zeugnisse waren gut. Hier gearbeitet, dort gearbeitet. Ueberall aber nur kurze Zeit. Körperlich nicht geeignet ... zu schwach für schwere Feldarbeit . . und ähnliche Begründun gen mehr

, die es gerechtfertigt erscheinen ließen, einen Menschen, und sei es auch nur einen armen, heimatlosen Buben in ein ungewisses Schicksal hinauszustoßen. Denn nicht wahr: Wert muß der Mensch des Lohnes sein, den man ihm gibt! Wo käme man sonst hin. So fand das Knechtlein ein Heim Als die Glocken der Kirche das Ende der Messe verkündeten und die stämmigen Bauern burschen die Gasthausstube betraten, war der Wirt mit sich im Reinen. Er kam jeder Frage zu vor. Seine Stimme war fest, wie bei jedem Bau ern, der nach langem

herbeigekommen war, bedeutete der Wirt, das Knechtlein zunächst einmal ins Bett zu bringen und ihn schlafen zu lassen solange es ihm beliebe und sei es bis in den nächsten Tag hinein .Und so wurde das Büblein zu Bett ge bracht und träumte bald einer besseren Zukunft entgegen. Hiermit hätte die Geschichte zu Ende sein kön nen. Das Knechtlein ließ sich gut an. Zwar lei stete er nur ein Drittel von dem, was man von einem Erwachsenen mit Fug und Recht hätte ver langen können; aber der Wirt

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Volksbote
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Seite 5 von 12
Datum: 20.04.1950
Umfang: 12
in der Kirche noch an dächtig dem Oigelspiel lauschten, klopfte es zaghaft an der VVirtshaustür des Groß bauern und Gastwirtes zum «Schwarzen Adler» in einer kleinen Gemeinde unweit des bekannten Winterkurortes St. Anton am Arlberg in Tirol. Ein Bürsohlein trat herein, fast noch ein Kind, engbrüstig zitternd vor Frost und es war doch noch Sommer. Was es wolle, er kundigte sich der Wirt, -ein Hüne von Ge stalt, nicht unfreundlich, aber ein wenig erstaunt. Ganz zaghaft kam es über die Lippen des unerwarteten

auf den Weg gemacht ins Oesterreichisdhe. Durch Wälder sei er gewandert, über hohe Berge und in der letzten Nacht dla sei er beinahe umgekommen. In zweitausend Meter Höhe habe ihn ein Schneesturm überrascht, aber er habe sich fest zusammengenommen und durchgekämpft und an die Tür des ersten Hauses ange klopft, das er angetroffen; und so sei er nun hier. Lange Zeit sagte der Wirt nichts. Er be trachtete nur das Bübledn von oben bis un ten, sah die fadenscheinige Kleidung, ganz durchnäßt noch vom Unwetter der Nacht

Bauernfrühstück dem Jungen neue Lebensgeister gab, prüfte der Wirt in dessen sorgfältig seine Papiere. Sie waren in Ordnung. Auch die Zeugnisse waren gut. Hier gearbeitet, dort gearbeitet. Uelberall aber nur kurze Zeit. Körperlich nicht ge eignet... zu schwach für schwere Feld arbeit ... und ähnliche Begründungen mehr, die es gerechtfertigt erscheinen ließen, einen Menschen, und sei es auch nur einen armen, heimatlosen Buben in ein ungewisses Schicksal hinauszustoßem. Denn nicht wahr: Wert muß der Mensch

des Lohnes sein, den man ihm gibt! Wo käme man sonst hin. Als die Glocken der Kirche das Ende der Messe verkündeten und die stämmigen Bauernhunschen die Gasthausstube betraten, war der Wirt mit sich im reinen. Er kam jeder Frage zuvor. Seine Stimme war fest, wie bei jedem Bauern, der nach langem Ueberlegen einen Entschluß gefaßt hat, als er sagte: «Wißt ihr Leute, wer das ist? Das ist mein neuer Knecht!» Da gab es ein gro ßes Erstaunen und Parlamentleren, von dem der neue Knecht aber nichts verstand

; man redete ja im Dialekt. Wohl aber fühlte - er ein leichtes Schuldbewußtsein; denn er war eine gar zu armselige Gestalt im Vergleich mit den stämmigen, kraftstrotzenden Bur schen, die ihn umstanden. Zu einer Unterhaltung der Gäste mit dem neuen Knecht kann es nicht; denn der Magd die mittlerweile herbeigekommen war, be deutete der Wirt, das Knechtlein zunächst einmal ins Bett zu bringen und ihn schlafen zu lassen, solange es ihm beliebe, und sei es bis in den nächsten Tag hinein. Und so wurde

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Der Standpunkt
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Seite 15 von 16
Datum: 13.08.1948
Umfang: 16
dor Pütz unternimmt in .seinem soeben erschienenen Buch «Theorie der allge meinen Wirtschaftspolitik und Wirt schaftslenkung» (Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1948) den Versuch dazu. Er bemüht sich, die Wirtschafts lenkung als ein solchermassen arteige nes und eigenständiges Gebilde heraus zuarbeiten, das nicht einen Kompromiss, eine blosse Mischung der beiden gegen sätzlichen Systeme bedeuten soll, son dern auf selbständigen geistigen und soziologischen Voraussetzungen beruhe, im Ganzen

einer Wirtschaftsordnung, die sich dem Ent weder-Oder von Konkurrenz und Kol lektiv entzieht, erscheint uns recht glücklich, es kommt jedoch weniger auf Worte als auf sachliche und sinnhafte Definitionen an. Für Pütz ist Wirt schaftslenkung an zwei Bedingungen geknüpft: 1. ) Aufstellung und Rangordnung der volkswirtschaftlichen Ziele durch den Staat, 2. ) Möglichkeit, bezw. Befugnis der Gelenkten zur Selbstbewegung. Schlag wortartig heisst ihr Grundprinzip «ge bundene Freiheit». Als ihre Grundsätze ergeben

der Wirklichkeit der menschlichen und natürlichen Tatsa chen bedingt die Mannigfaltigkeit der Lenkungsmethoden. Sie müssen von Je dem Doktrinarismus ferngehalten wer den. So können z. B. Verstaatlichungs massnahmen ein Bestandteil der Wirt-' liberalen Einwendungen gegen aktive Wirtschaftspolitik als mit dem zwangs kollektivistischen Wirtschaftssystem. Die Ablehnung des letzteren nimmt wohl Pütz zu sehr als gegeben an. Eine stär kere Durchleuchtung der Probleme und der herausgebildeten Terminologie im Bereich

der kollektivistischen Wirt schaftsformen mittels der modernen ökonomischen Theorie wäre aber durch aus wünschenswert. Wenn man bedenkt, wie heftig der Marxismus gegen den Ge danken privaten Kapitalbesitzes mit der Losung des «Rechtes auf den vollen Ar beitsertrag» zu Felde zieht, wenn man den Wunderglauben an die Sozialisie rung (man sage besser Verstaatlichung) als Allheilmittel sozialer Nöte erlebt, so verdient eingehender erörtert zu werden, dass «mit der Uebertragung des Eigen tums an Produktionsmitteln

für das Funktionieren des Mo dells ist die Rationalität der Wirt schaftsindividuen, ihr Streben nach dem grössten Nutzen, ihre Urteilsfähigkeit und ihre stete Ueberschau der gesamten Marktlage. Es braucht nicht betont zu werden, wie wenig sich in der Wirklich keit solche Vertreter des homo oecono micus auf weisen lassen! Oligopol und Monopol Die strukturelle Voraussetzung dafür, dass sich selbsttätig aus der Konkurrenz ein Marktgleichgewicht ergibt, ist eine Marktform, bei der die Zahl der Wett bewerber so gross

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Neueste Zeitung
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Seite 3 von 4
Datum: 10.06.1942
Umfang: 4
. Noch waren die Zetten friedlich und ruhig und wenn auch der Schatten des Korsen sich über ganz Europa zu legen drohte, so lebte man in Berlin immer noch gut und ohne Sor gen vor der Zukunft. Frohes und lautes Leben herrschte in dem Lokal und der Wirt war zufrieden, denn die Persönlichkeit Himmels brachte ihm viele Gäste ins Haus, die sonst picht zu' ihm gekommen wären. Eines Tages befand sich Himmel wieder einmal in jenen Geldnoten, die von einem leichtlebigen Künst ler nicht zu trennen sind. Als daher

die anderen zahlten, tat er, als ob er damit nichts zu tun hätte, jagte dem Wirt Adieu und verließ das Lokal, ohne zu bezahlen. Da dies gut abgegangen war, versuchte er dies ein zweites Mal und da der Wirt wieder keinen Einspruch erhob, Machte es sich Himmel nun mehr zur Gewohnheit, zwar seinen Wein, wie immer zu trinken, aber nichts für ihn zu bezahlen. Zwar schien der Wirt dieses eigentümliche Ge- haben seines Gastes nicht zu bemerken, aber wenn dieser fort war, schrieb jener sein säuberlich die Schuld

nicht immer so bleiben kann, nicht nur unter dem wechselnden Mond, son dern auch hier in meinem Lokal." „Was meint Er denn damit?" „Nun, ich meine damit, daß Sie nicht immer meinen Wein trinken können, ohne ihn zu bezahlen." Himmel, der wieder einmal keinen Pfennig in seiner Tasche hatte, verlor aber seine Ruhe nicht und fragte mit tiefster Ruhe: „Und wie soll man das ändern?" „Ich habe hier", sagte der Wirt, ein Blatt entfaltend, „eme Rechnung 'zusammengestellt, um deren Bezahlung ich baldigst bitte

, denn es wäre mir sehr unangenehm, wenn Euer Gnaden meinetwegen mit dem Schuldturm Bekanntschaft machen müß ten." Damit reichte er jenem das Papier, das Him mel einsteckte und mit einem kurzen Adieu fortging. Der Wirt wartete auf Zahlung, aber diese blieb ebenso aus, wie Himmel selbst ausblieb, denn von diesem Tage an mied er das Lokal und wenn seine Freunde den Wirt fragten, wo denn der Kapell meister stecke, mußte dieser mit gewundenen Reden bekennen, dies nicht zu wissen. Die Folge war, daß all die Gäste

, die nur um des Künstlers willen ge kommen waren, ausblieben, das frühere Leben horte auf und nur noch selten kam jemand, ein Glas Wein zu trinken. „Es kann doch nicht immer so bleiben", sagte der Wirt zu seiner Frau, als diese ihm wieder Vorwürfe machte, daß er Himmel etwas zu grob angefaßt und sich so ums Geschäft gebracht hatte, schrieb zwei Rechnungen, jede über die Hälfte des Betrages, den ihm Himmel schuldete, zog seinen Staatsrock an und machte sich auf den Weg'zu dem Komponisten. „Euer Gnaden, Herr Himmel

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 15.04.1948
Umfang: 8
wäh- rend der Ausübung des angeordneten Dienstes I)1E FLUCHT 17 Roman von Franz Josef K o s l e r Nachdruck verboten — Alle Rechte beim Verfasser. Weiße Wolken schwammen durch das blaue Him melsmeer. Manchmal schienen sie für kurze Zeit zu rasten, ehe sie weiterzogen. Rust schritt erst zweimal das Dorf entlang, be vor er beim Wirt einkehrte. Die Stube war jetzt zu Mittag wieder fast leer. Ein paar Fremde, die im Auto gekommen waren, faßen am Ecktisch und nahmen das Mittagessen ein. Rust setzte

sich abseits an ein kleines Tischchen, das vor dem mittleren Fenster stand. Es war ihm recht, daß er von seinem Platz aus auf die Straße sehen konnte, obgleich er sich nicht viel davon er hoffte. Die Kellnerin war wohl gerade in der Küche beim Essen, weil sie nicht kam, und auch der Wirt. Er wartete eine Zeit ruhig am Tisch und klin gelte dann. Der Wirt erschien selber. „Ah, der Hausknecht auf Gunne? Das ist schön. Was steht zu Diensten?" ..Ein Gläschen Schnaps. Es kann auch zur Hälfte Wasser drin

sein." Der Wirt war die Stänkereien gewohnt, es kümmerte ihn nicht. Er schenkte das Glas vor dem Wandschrank voll Und stellte es Rust hip. „Zum Wohl!" Der Knecht nippte. „Gestern hast du's besser verstanden, Rust . . ." stänkerte nun der Wirt. „Laß das", gab der Knecht zurück. Dann wurde er ein wenig freundlicher. „Du könntest mir einen Gefallen erweisen, Wirt." „Was foll's sein?" „Du mußt mir die Wahrheit sagen." „Bin ich der Bären-Stanis?" „Nein, aber in vielem ein Vetter. Deswegen braucht's

dich nicht zu kränken. Um Wirtshaus- geheimnisse soll sich's auch nicht handeln, die magst du für dich behalten, bis du auch noch über dem Stall eine Veranda bauen kannst." „Was willst du wissen?" Der Knecht zog ihn neben sich auf die Bank. „Glaubst du, daß der ... der Fremde gestern der alte Gunne gewesen ist? Du mußt aber sagen, was du denkst." Einen Herzschlag schien's dem Knecht, als hätte er den Wirt überrascht. Dann kam fest und steif die Antwort: „Er ist's gewesen." „Bist du überzeugt?" „Warum

sollte ich nicht?" „Keine Ausflüchte. Glaubst du es auch heute noch?" „Ja. Du nicht?" „Nein." „Aber die Ähnlichkeit?" „Viele Menschen sehen sich ähnlich, besonders wenn das halbe Gesicht voll Narben ist." „Das mag seinl.." „Hast du den alten Gunne gekannt?" „Er hat die Wirtshäuser nicht verschmäht, das weiht du selber." „Du bist damals noch ein halber Bub gewesen." „Mit 16 Jahren?" „Immerhin..." Der Knecht zog den Atem in die Lunge. Dann nippte er wieder an seinem Glas. Diesmal fing der Wirt an: „Du glaubst

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Volksbote
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Seite 2 von 8
Datum: 18.11.1948
Umfang: 8
, Bozen. — Schrlftledtung: Bozen, ■ Moeenmetr. Nr. 42. Tel. Nr 23.61. — Verwaltung: Bozen MuseumetraBe Nr 42. Telephon Nr. 27-79. EBStyleroecfantmlungen &et S0JL Bezirk Sterzici:. Sonntag, den 21. November Gossensaß, 10 Uhr Bezirk Bosen: Donnerstag, den 18. November Völser-Alcha, Wirt, 20 Uhr. Siebenelch, 19 Uhr. Vilpian. Gasthaus Post, 19 Uhr. Wangen-Sili, Gasser, Seebergerhof, 17 Uhr Samstag, den 20. November Terlan, Gasthaus Huber-Schwarz Sonntag, den 21. November Adlig, Moarwirt, 9.30 Uhr Flaas

, Kirchplatz, 14.30 Uhr Jenesien, Kirchplatz, 9.45 Uhr Eggen, Ritterwirt, 14.30 Uhr Gümmer, Kirchplatz, 9.30 Uhr Leifers, Kirchplatz, 13 Uhr Untertan, Wunderwirt, 10 Uhr Oberbozen, Rittnerhof, 15 Uhr Wangen, Wirt, 10 Uhr Oberinn, Wirt, 15 Uhr Sarntheln, Gasthaus Post, 10 Uhr Pens, Wirt, 9 Uhr Aberstückl-Rabenstein, Gasth. Groß, 15 Uhr St. Ulrich, Kirchplatz oder Hotel Adler, 10 Uhr St. Christina, Hotel Post, 15 Uhr Wolkcnstein, Hotel Krone, 10 Uhr Pnfels, Gasthaus Platz, 15 Uhr Die Kandidaten 1. Josef Menz

sind und daß sie irgend welchen Beeinflussungen, von welcher Seite sie immer auch kommen mögen oder gegen einen Kandidaten vollkommen fern steht. Dienstag, den 23. November St. Jakob, Gasthaus Alpenrose, 19 Uhr Mittwoch, den 24 November Kastclruth-Dorf, Gasthaus Lamm, 19.30 Uhr Kastclruth-St. Michael, Wirt, 19.30 Uhr Kastelruth-Tagusens, zu Platt, 19.30 Uhr . Kastelruth-Sels, Unterwirt, 19.30 Uhr Kastclruth-St. Valentin, Psoarhof, 19.30 Uhr Bezirk Unterland: Samstag, den 20. November Laag, 19.30 Uhr Sonntag

, 9 Uhr Lüsen, 10.30 Uhr Barbian, Lamm, nach der nachm. Andacht Lajcn, 9.30 Uhr St. Peter, 14 Uhr Schaiders, 9 Uhr Dienstag, den 23. November Naz, Gasthaus Baumgartner, 19 Uhr Donnerstag, den 25. November Schabs, Wirt, 19 Uhr Bezirk Bruneck: Samstag, den 20. November Ehrenburg, Burger, 19.30 Uhr . Welsberg, Toid, 19.30 Uhr. St. Vigil, Krone, 20 Uhr Sonntag, den 21. November Gais, Wissemann, 9.30 Uhr Uttenheim, Anewandter, 14.30 Uhr St. Georg: -, Pupp, 19.30 Uhr Pichl, Kirchplatz, 9.30 Uhr Taisten

, Kirchplatz, 14.30 Uhr Oberolang, Mesnerwirt, 19.30 Uhr Nlederolang, Kirchplatz, 9.30 Uhr Gaiseisberg, Kirchplatz, 14.30 Uhr Mitterolang, Tarerwirt, 19.30 Uhr Pfalzen, Kirchplatz, 9.30 Uhr Percha, Wirt, 14.30 Uhr Oberwielenbach, Malerwirt, 19.30 Uhr Enneberg, Trebo, 9.30 Uhr Campill, Kirchplatz, 14 Uhr St. Martin, Gasserwirt, 19 Uhr Mittwoch, den 24. November Pederoa, Marktplatz, 73 Uhr Donnerstag, den 25. November Corvara, Kirchplr'z, 10 Uhr Siidtiroler, erscheint vollzählig zu den ange- kündigten

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Tiroler Grenzbote
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Seite 6 von 8
Datum: 27.03.1942
Umfang: 8
Auf der Loderalm Von Ludwig Weg, Ienbach Wila i no jung war, bin i viel auf di Berg umanond g'stieg'n. Dös Kraseln Hai mir a Gaudi abgeb'n, voraus, bal i wo a Alm g'witzt hu', wo a fauberne Schwoa- gerin g'haust hat. Amal war i im Boarisch'n. Dort hast no scheane Almerinnen derfragen kinnen und es soll a jetz no platzweis ,oa' geb'n. 2 lehr in an Dörfl beim Wirt zua und frag', wias mit dö Bergpartien ausschaut. „O mei," moant der Wirt, „da hat's bei ins koa Not nit. Sigst schu' selm: Berg grad

, bal's weiter herunt a schea is?" „Recht hast," moant der Wirt, „ganz mei' Meinigung." 2 bin also beim Wirt über Nacht gelegen; aber mit'n Schlaf'n war's nis. 's Bett, in dem i gflaggt bi, hat der Wirt bei an Tandler z' Münch'n taft und is voller Wanz'n g'wes'n. Bua, da is da zuagang'n! Im Bett is koa Bleib'n nit g'wes'n. I bi also aufgstanden und mach a Liacht. Und da siach. t, datz 's a an dö Wand wimmelt voll Wanzen. Da bin i aba und hun ma in da Kuchl an Nudlrojalker g'holt. 2 hun ma nach« ganz

nett die Zeit vertrieb'n mit'n Wanzenvertilg'n. Hübsch zeitli bin i dann g'roast auf d' Loderalm. Mir hat's damisch pressiert, daß i zu a saubernen Sendrin auffikimm. . Glog'n hat er nit g'habt, der Wirt, 's Veverl, wia 's g'hoatz'n hat, is wirkli a saubernes Trutscherl g'we- sen, mit Rehaugen und an Göscherl zum o'beitz'n. Was mir aber gar mt patzt hat, war a Finanzer, der in der Hütt'n g'hockt is und mit'n Veverl g'speanzelt hat. I Hab dann a meine Sprüch obag'haut, und mir is vürkemma, datz

. Der Wirt hat mi ausg'fragt, wias g'wes'n is, wia mir dö Ausficht g'fall'n hat und 's Dirndl. „2a," sag i, „d' Sendrin is a recht a Nette; aber Aussicht hun i koa g'habt, 's is lsovl a greaner Nebl umag'wes'n." „Vun an greanen Nebl hun i a no ma ms g'heart", Moant der Wirt. „Morg'n wear i a bissei auf'n Gamskogel schaug'n", sag i. 2 bin aber am andern Tag nit auf'n Gamskogel, sondern wieder auf d' Loderalm. Hoffentli derrat i's heint besser, hun i ma denkt. 2 geah in d' Hütt'n eini und — Kreizteiffi

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Neueste Zeitung
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Seite 4 von 4
Datum: 28.08.1944
Umfang: 4
. Aber es war nur eine kleine Kneipe. Das bekümmerte den Maler nicht. Bier bleibt Bier, pflegte er zu sagen. Und so eilte er. so schnell es die dicken Beine erlaubten, in den kleinen Wirtshaus garten. Kein Mensch kvar anwesend. Ermüdet ließ er sich aus einer Bank nieder, mehrmals nach dem Wirt rufend. Endlich erschien dieser, verdrossen und mürrisch. „Einen Krug Bier! Ich verdurste!" sagte Jan Steen „Einen Krug Bier! Ja, ja! . . . Habt Ihr auch Geld zum Zahlen?" „Wirt", entgeanete Jan Steen, „es- ist kein' Wun

der, wenn Euer Garten da einsam und verlassen ist wie ein Friedhof bei Nachr, während die ande ren Wirte in Leyden kaum genug Krüge haben, um das Bier allen den Gästen hinzustellen, die sich bei ihnen drängen! Wenn Ihr jeden Gast gleich fragt, ob er auch Geld habe, dann —" „Herr", unterbrach ihn der Wirt. „Ihr redet zu viel! Ihr scheint in der Tat kein Geld zu haben; denn sonst würdet Ihr es mir zeigen, wenn Ihr nämlich wirklich so durstig seid!" „Ich und kein Geld?" ries Jan Steen gegen seine Gewohnheit fast

ich mich, Euch diese Kneipe da um jeden Preis, den Ihr verlangt, abzukaufen! Aber zuerst einen Krug Bier!" „Schön!" sagte der Wirt. „Eure Worte gelten! Ich bringe das Bier!" Als der Wirt mit dem Krug kam, sah er. daß der dicke Gast aufgeregt seine Taschen durchwühlte. Da sagte der Wirt höhnisch: „Ich wußte es ja gleich, daß Ihr billig oder gar umsonst zu einem Krug Bier kommen wolltet!" „Da sollen mich doch die Heringe fressen!" rief Jan Steen. „Ich habe wirklich kein Geld bei mir!" „Und mit diesem nicht vorhandenen Geld

wollet Ihr meine schöne Gastwirtschaft kaufen! Herr, wer seid Ihr überhaupt?" „Ich bin der Maler Jan Steen! Nach vielen Jah ren bin ich jetzt in meine Heimatstadt zurückgekehrt, um —" „Um ehrliche Wirte zu betrügen! Wie soll ich es glauben, daß Ihr ein bekannter Maler seid?" Jan Steen antwortete nicht; er zog sein Skizzen buch aus der Tasche und begann zu zeichnen. Als der. Wirt neugierig zusah, benützte der Maler die Gelegenheit, um einen langen Zug aus dem Krug zu machen. Der Wirt fuhr

zwar auf, aber er sagte nichts. Jan zeichnete weiter. Und die Skizze wurde so schön, daß den Wirt die Rührung überkam. „Schön zeichnet Ihr das!" (agte er leise. „Das soll mein Garten sein? Da vorne sitzt gar ein leben der Mann, ein Vornehmer, ach er sieht mir gkeich! Und so viele andere Gäste zeichnet Ihr! Einmal möchte ich es erleben, daß sich die Löute in meinem Wirtshausgarten so drängen wie auf dieser Zeich nung da!" Michael Alolander: „Es wird kommen!" erwiderte Jan Steen. „Und Ihr selbst werdet als zufriedener

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 12.04.1947
Umfang: 6
. Der Wirt, ein dickes Faß, empfing ihn honigsüß und behandelte ihn wie einen Würden träger mit neun Roßschweifen, was dem Frucht händler nicht schlecht gefiel. Als Ben Schükri seine Geschäfte, auf denen Allahs Segen ruhte, erledigt hatte, saß er abends wohlgemut in der Wirtsstube der kleinen Her berge bei einem Krug süßen Zypernweines. Unter dem Einfluß des Alkohols wurde er plötzlich unternehmungslustig, es fiel ihn die Lust an, sich vor seiner Abreise noch ein wenig in der Stadt zu amüsieren

. Er erkundigte sich beim Wirt nach einer Vergnügungsstätte, wo ein einzelner Mann auf seine Kosten kommen konnte. Grinsend ward ihm eine solche verraten. Der Händler, der ge wisse Abenteuer zugleich suchte und fürchtete, griff nach dem Geld in seiner Brusttasch e und fand es da nicht sicher genug am Platze. Er bat deshalb den Wirt, es ihm aufzuheben und übergab ihm fünfzig Pfund. Der Herbergsvater kam gern seinem Wunsche nach und sperrte vor den Augen des Gastes das Geld in die eiserne Kassa. Darauf machte

sich Ben Schükri beruhigt auf den Weg. Und wirklich, der kundige Wirt hatte nicht zu viel gesagt, der einzelne Mann amüsierte sich königlich zu zweit. Am anderen Tag erwachte er mit schwerem Kopf. Es war schon gegen Mittag, als er unten in der Wirtsstube erschien. Das erste, was er verlangte, war sein Geld. „Geld?" zog der Wirt die Brauern hoch und sein feistes Gesicht sah mit einmal aus wie ein Gallapfel, „was meinst du für Geld?" „Nun, die fünfzig Pfund, die ich dir gestern abend zum Aufheben übergab

in der Stadt, einen schlauen Ar menier, den suchte er in seiner Verzweiflung auf und schilderte ihm sein Erlebnis. Der Armenier überlegte nur kurze Zeit, dann holte er aus sei nem Laden einen Beutel mit fünfzig Pfund. „Nimm", sprach er und erwarte mich beute abends in deiner Herberge, dort wollen wir das weitere besprechen." Am Abend war der Geschäftsfreund pünkt lich zur Stelle und setzte Ben Schükri seinen Plan auseinander. Dann luden sie den Wirt ein, ein Glas mit ihnen zu trinken, das sie immer

wieder neu füllten, und der Fruchthändler gestand aus freien Stücken, daß er sich wegen des Geldes geirrt haben müsse, was dem Herbergsvater fast eine Krokodils träne entlockte. Angeregt durch Ben Schükris Erzählungen von den Erlebnissen der verflossenen Nackt, wollte nun auch der Ar menier die Vergnügungsstätte aufsudien. Aber mals bat der Fruchthändler den Wirt, ihm fünf zig Pfund aufzubewahren, welchem Wunsch er wie am Tag zuvor bereitwilligst nachkam. Andern Tages verlangte Ben Schükri

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Neueste Zeitung
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Seite 4 von 5
Datum: 01.06.1943
Umfang: 5
während des Winters. . . Da geschah es, daß der Bauer Simon Wirt eines Morgens an das hintere Hoffenster trat, was sonst nicht seine Art war. Und da geschah etwas, was ihn nachdenklich stimmte. , Simon Wirts Hof war einer der wenigen, die bis her verschont geblieben waren vom Unheil. Darüber hatte er noch nie nachgedacht. Aber an diesem Mor gen fiel ihm auch das auf. Simon Wirt hatte einen schönen Besitz. Vier Knechte, und drei Mägde arbei teten für ihn. Seine Frau war jung. Der kleine Sohn mochte sieben Jahre

Spielkamerad für den Jungen. Er wuchs sich erstaun lich aus, wurde groß und stark und kam später an dle Kette. Simon Wirt war stolz auf seinen Hund, denn niemand hatte einen ähnlichen. An jenem Morgen sah der Bauer aus dem hinte ren Hoffenster, das klein und halbblind aus dem Vor raum auf den Garten zuging, weil er in der Nacht vernommen, daß dort die Dachrinne schadhaft war und tropfte. Da sah er seinen kleinen Sohn vor der Hundehütte kauern und damit beschäftigt, „Wolf" die Kette anzulegen

, als der Junge von der Schule heimkam. nahm Simon Wirt seinen Sohn bei der Hand und ging mit ihm in den Garten. Dort waren sie allein. „Ich habe dich heute morgeü beobachtet" — sagte der Vater — „als du dem Hund die Kette anlegtest. Wann nahmst du sie ihm ab?" Der Junge wurde rot bis unter die Haarwurzeln. „Am Abend .. ." stotterte er. „Jeden Abend?" „Nein, aber sehr oft. . . sie drückte ihn so." Simon Wirt schwieg eine Weile. Dann fragte er den Sohn, seit wann er das mache mit dem Hund

er um, den Kopf schwer geneigt unter Gedanken und sagte: „Heute abend machst du ihn wieder frei, so wie du es immer getan hast, das ist notwendig." In dieser Nacht hörte Peter, wie das Bett des Vaters knarrte und vernahm leise Schritte aus dem Zimmer. Der Vater stand auf. Unruhig klopfte das Herz des Sohnes. Simon Wirt machte kein Licht und vermied jedes Geräusch. Er holte den schweren Armeerevolver aus der Truhe und schlich aus dem Haus. Dicht an der Hausecke blieb er stehen. Unruhige Wolkenfetzen liefen

droben gegen den Mond. Er sah zur Hundehütte hinüber. Sie war leer. Simon Wirt duckte sich hinter einen Strauch und wartete. Einmal, er mochte eine halbe Stunde so gekauert sein, ver nahm er aus der Richtung des Zollnerhofes den in diesem Winter so oft vernommenen Todesschrei eines Rindes, wütendes Hunüegebell und einen Schuß. Dann war alles still. Und dann huschte ein Schatten durch ein Loch im hinteren Zaun,, leise traten Füße näher, dann tauchte „Wolf" auf — sein Hund. Vor der Hütte blieb das Tier

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 01.04.1948
Umfang: 8
der Bezirkswanderlehrer Paul Rienzner bestellt. Wir wünschen der jungen Genossenschaft, die auf diesem Gebiet neue Wege gehen will besten Erfolg zu ihrer Arbeit und hoffen, daß sie den neu zu schaffenden Obstbaugebieten im Oberinn« tal mit ihren Erfolgen ein Beispiel gebe. Z. 15 DIE FLUCHT f Roman von Franz Joses K o s l e r Nachdruck verboten - Alle Rechte beim Verfasser. „Einen Acker könntest du ihm wohl von den dei- nigen unterbreiten?", stichelte der Wirt. „Wo denkst du hin, Georg? Von Stann darf nichts wegkommen

." „Dann kauf Gunne. Um 50.000 kannst du viel leicht den Hof haben." Der Stanne vergaß den Mund zuzumachen, so war er überrascht. „Hat et diese Summe genannt?" ..Ich weiß nicht", wich der Wirt aus. „Es kann fein, daß er sie genannt hat. Wäre es dir zu we nig?" „Bist du närrisch, Wirt?" „Zuviel für Gunne wäre es wohl nicht", be- harrte der Weinschenker. Sie nickten an den Tischen, obgleich sie selber von der Summe erschreckt worden waren, daß es ihnen nach in den Gedärmen saß. „Hat der Plank auf Gunne

nichts mehr zu fa- aen? Weißt du das gewiß, Wirt?" „Was ist heutzutage sicher?", trat der Wirt zu, jxück. Sie glaubten es ihm nicht. Der Gunne batte Aewiß Näheres mit ihm gesprochen. “ „Wenn du es nicht weißt, was tust du dann Taf. nc-rftn sie ihm vor. Der Wirt verlor die Geduld. „Geht auf Gunne und fragt selber nach." Das wollten sie nicht, nein, heute nicht, vielleicht morgen, zu spät wollten sie auf keinen Fall kom men. „Morgen?" „Warum nicht?" „Vielleicht sind's morgen schon alte Geschichten

, als fürchte er, der Wirt könnte es ihm sonst weg nehmen. Der Vorwurf regte ihn nicht aus. „Was hast du mit der Lawine gemeint, Wirt?", fragte ein anderer. „Du wirft es ja erleben." ..Ich?" „Ihr alle. Die Bäuerin ist heute fort, morgen geht der Plank und dann . . ." Sie konnten fich's leicht ausdenken, was dann aus Gunne würde. Anton Wanner wird nicht lang allein in der Stube sitzen. „Sucht auf Gunne aus. was ihr für euch braucht", reizte sie der Wirt noch mehr auf. ..Es sind gute Acker auf dem Hof

. das habe ich gehört." „Du brauchst es uns nicht erst zu sagen", wur den sie zornig. Sie wußten längst, wieviel die Acker und Wiesen trugen, die an die ihren grenz ten, und auch von vielen anderen. „Dann fragt auch nicht. Trinkt und lasset alles leere Geschwätz fort in meiner Stube." „Oho, Wirt, ist es so weit?" Nun war 's an ihm, wieder einzulenken. Je schlechter sein Wein war, um so besser mußte fein Mund sein. Mit diesem Grundsatz war der „Gol dene Hirsch" fett geworden. Im Verlaufe des Nachmittags kamen

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Neueste Zeitung
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Seite 4 von 4
Datum: 26.09.1941
Umfang: 4
haben, und auch die Einkünfte der Tochter beim Film waren höher, als Emming gedacht hatte. Es klopfte, und Müller iv trat ein. „Nun, was haben Sie drüben ermittelt?" fragte Emming. „Ich habe den Wirt aus den Federn geholt und ihn mir vorgenommen. — Das Alibi von dem Herrn Lund ist löch rig, Herr Kommissar!" Emming stöhnte. Heute abend klappte aber auch gar nichts! „Erzählen Sie!" „Herr Lund hat von elf Uhr an bis zum Eintreffen der Polizei drüben gesessen, das stimmt. Aber er war ein paar mal fort, ließ seinen Mantel

hängen und behauptete, er müsse telephonieren." „Ist kein Fernsprecher im Lokal?" „Doch. Das hat ihm auch der Wirt gesagt, aber der Appa rat hängt neben der Theke, und Lund wollle anscheinend nicht, daß jemand fein Gespräch mitanhört. Es war ja auch ziemlich laut hergegangen, und deshalb hatte der Wirt nichts dabei gefunden, daß *der fremde Herr nach dem Bahnhof Bellevue rüber ging, wo Telephonzellen sind." „Hm! Wie oft mt. er fort?" „Zweimal sicherlich, vielleicht sogar dreimal, genau konnte

es niemand angeben." „Blieb er lange fort?" „Einmal muß es eine ganze Weile gedauert haben — das sind die Worte des Wirtes —, denn fein Bier war voll kommen schal geworden, und er bestellte ein neues. Außer dem behauptete der Wirt, in der Zwischenzeit habe es Krach mit einem Gast gegeben, der sich an Lunds Tisch setzen wollte Dieser Mann habe dann an der Theke seine zwei bis drei Mollen getrunken und fei schon wieder weg gewesen, als Lund zurückkam. Der Wirt hat sich das so genau gemerkt

, weil er befürchtete, daß der schon etwas Angetrunkene mit Lund Streit anfangen würde/' „Zwei bis drei Mollen kann einer, der Durst hat, in weni gen Minuten austrinken." „Aber nicht, wenn er inzwischen große Reden hält. Der Wirt meinte, es könne eine gute halbe Stunde gedauert haben." „Sehr schön — oder vielmehr: gar nicht schön!" meinte Emming, der sich schon wieder einer veränderten Sachlage gegenübersah. „Um welche Zeit war das?" „Das war leider nicht herauszubekommen. Der Wirt konnte sich beim besten Willen

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Der Standpunkt
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Seite 13 von 14
Datum: 05.09.1947
Umfang: 14
. Das System stützt sich auf drei Haupt- pfeiler: die interne mehrjährige Wirt schaftsplanung der einzelnen' Staaten und Wirtschaften, die gegenseitige Ver knüpfung und Ergänzung durch mehr jährige periphere Wirtschaftsverträ ge und schliesslich die Bindung Jedes einzelnen Staates an die Moskauer Zen trale und an die russische Wirtschaft durch radikale Wirtschaftsabkommen. Dieses System hat vor dem zentralisti schen, das Moskau zwischen den beiden Weltkriegen in den Sowjetrepubliken durchführte

untereinander sind ein- und mehrjährige bilaterale Austausch abkommen, die eine konkrete wirt schaftliche Zusammenarbeit und gegen seitige Ergänzung ln einzelnen Wirt schaftszweigen festlegen. Die Tschecho slowakei hat in ihren Verträgen mit Polen, Jugoslawien und Bulgarien diesen drei Staaten die Lieferung von Inve stitionsgütern im Werte von 18,5 Mil barden Tschechenkronen zugesichert, vornehmlich Gruben-, Hafen-, Fabriks einrichtungen und Maschinen aller Art, wofür sie Kohle, Erze, Futtermittel

ohne Zusammenhang waren, zu einer Zoll- und Währungsunion zusammen; zwi schen den lange Zelt in scharfer wirt schaftlicher und politischer Konkurrenz stehenden Nachbarn Ungarn und Ru mänien soll eine Zollunion zunächst probeweise für einen Monat in Kraft treten: die Vereinbarungen zwischen der Tschechoslowakei und Polen sehen ei nen gegenüber früher versechsfachten Warenaustausch vor und leiten tiefere wirtschaftliche Verflechtungen ein, wel che die Vollendung besonders der (be reits zur Zelt des Protektorates

, Beistellung von rollen dem Material, Intensivierung des Do nauverkehres und Kreditgewährung durch die Sowjetunion an die beteilig ten europäischen Staaten vor. Die So wjetunion nimmt die ohne Markt ge bliebenen Exportgüter der Oststaaten auf, z.B. 100% des albanischen, über 80% des bulgarischen, 40% des finni schen Exportes. Im Zuge der weiteren Entwicklung möchte die Sowjetunion Griechenland, Oesterreich, die russisch besetzte Zone Deutschlands und die skandinavischen Staaten diesem Wirt schaftsblock

elnfügen. Eine Abschliessung von Westeuropa erstreben die • osteuropäischen Wirt schaftsverträge unter Patronanz der Sowjetunion nicht, aber sie sollen die Beziehungen nach dem Westen lockern und der Moskauer Planung unterord nen. Die sowjetrussischen Bemühungen erstreben eine Festigung der augen blicklich für sie handelspolitisch günsti gen Lage ln Osteuropa, damit auch die spätere Normalisierung der Verhältnisse keine Absehwächung der gewonnenen dominierenden Stellung bringen kann Die tatsächliche

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 1 von 8
Datum: 03.02.1949
Umfang: 8
, zu fragen, was solche Dinge mit dem Nationalrat zu tun hätten, aber, Gott, fragen lassen muß man sie halt! Sonst scheint uns allerdings der Immunitätsausschuß des Tiroler Landtages dafür zuständig, ob ein Ab geordneter zum Landtag strafgerichtlich verfolgt wird, sofern überhaupt ein strafbarer Tatbestand oorliegt. übrigens ist es so: Nicht nur in Tirol herrscht Erbitterung über die Auswirkungen der Wirt schaftsgesetzgebung, die unter dem Druck politischer Parteien eine Scheinmoral aufrecht erhalten

festgehalten werden, daß Übergriffe einzelner Beamten vorgekommen sind! Wenn das Zentralorgan der sozialistischen Partei und in ihrem Gefolge unser sozialistisches Landes blättchen im Angriff von Präsident Muigg gegen die Wirtschaftspolizei den Ausdruck finsterster ka pitalistisch: r Gesinnung sieht, wo doch diese Wirt schaftspolizei nur die Armen und Bedrängten schütze, so sei ihr eigener Mandatar als Zeuge aufgerufen. _ Der sozialistische Jnnungsmelster der Wiener Zuckerbäcker, Kommerzialrat Paul Seidl

, gibt in der Zeitschrift der Zuckerbäcker eine recht ein drucksvolle Darstellung bei B-tricbskontrollcn durch die Wirtschaftspolizei, die bei dieser Schil derung gar nicht gut wegkommt, um zum Schluß sestzustellen: Das heutige summarische Verfahren der Wirt- schaftspolizej ist. gelinde gesagt, unmoralisch! Also, meine Herren sozialistischen Abgeordneten von Tirol, wenn ihr euch wieder einmal die Wirt schaftspolizei angelegen lassen sein wollt, ihr braucht nicht mchr bis ins Parlament zu laufen

Notwendigkeit. Wir wissen, daß der Großgrundbesitz in Süditalien heute eine der schwer sten Belastungen der Regierung Degasperi darstellt, eine Frage, die auf jeden Fall gelöst werden muß. Die Lösung darf aber nie auf Kosten des freien Bauern gehen und muß, soweit Enteignung Platz greift, in streng geregelten Bahnen und gegen ge rechte Entschädigung erfolgen Das Ziel muß die Schaffung gesunder Besitzverhältnisse sein und da her darf nicht das politische, sondern das wirt schaftliche und das soziale Moment

eine Steigerung der Bodvnproduktion bietet ttttfc weil auf dem Gebiet der Landwirtschaft erfah rungsgemäß nur die private Besitz, und Wirt« schaftsform einen Erfolg verspricht. c) weil auf die verfassungsmäßig festgelegt«» Gesetzgebungs- und Durchführungsrechte der LS«« der nicht Rücksicht genommen ist. 6) Der Antrag beinhaltet keine geeigneten Be« stimmungen für die Seßhaftmachung landwirt schaftlicher Arbeiter. Ergänzend zu dieser an sich zwar schon aus reichenden Begründung sei noch bemerkt, daß die ÖVP

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 01.01.1948
Umfang: 8
er folgen. Wir müssen auch hier eine österreichische Lö- sung finden, die unter Ausnützung der gegebe nen Verhältnisse vor allem jenen'Volksschichten soziale Sicherheiten gewährt die bisher aus wirt- schaftlichen Gründen darauf verzichten mußten. Die Gemeinschaftsrente nach den Plänen des NR. Pius Fink scheint uns gerade in diesem Zu sammenhänge den Weg zu weisen den eine öster reichische Volksoersicherung beschveiten könnte. H. D. Die Betenmns öee trächtigen Kuh *»*..«.* Die Betreuung der trächtigen

angenommen hat. Auch alle maßgebenden Beamten des Amtes für Landwirtschaft unterstützten uns in einer Weise, wie man es von Behörden nicht mehr gewohnt Rust hätte dem Wirt gern die Faust in den dicken Bauch geschlagen. Was soll sein schmalziges Reden? Er ist nicht einmal im Gemeinderat und tut doch, als hätte er die Fremden zu begrüßen. „Eine Halbe!" befahl auch er. „Du trinkst doch mit uns, Rust?" lud der Heim- gekehrte den Knecht ein. „Nachher . . . hieltet Jhr's mir vor, Gunne." Der Wirt schenkte

die Gläser voll. Auch sich sel- ber nahm er keineswegs aus. Dann hielt er noch einmal eine Begrüßungsrede, sie war diesmal noch weit länger als die erste, aber viel mehr Sinn hatte sie nicht, dünkte es Rust. Der rührte das Glas nicht an, das der Wirt vor ihn hingestellt hatte. „Eine Halbe!" befahl er wieder. Er muß den Zorn hrnuntertrinkcn. Morgen kun- digt er dem Gunne, der Hof geht jetzt doch zugrimde. Wissen möchte er. warum er zuerst beim Wirt zugekehrt ist. Nein, für den alten Gunne

unter ihm, die' Tischplatte wackelte, der Ofen in der Ecke schlug Purzelbäume. „Ein Bauer sitzt .. . auf Gunne", schrie er noch lauter, „kein . . . Marktkrämer mehr." Der Speichel rann ihm aus den Mundwinkeln. „Und morgen geh ich, daß du's . . . weißt, ich bleibe nicht . . . nicht länger auf Gunne." Der Wirt riß ihn vom Tisch weg und schob ihm den Fuß in die Kniekehle, daß der Knecht auf den Boden stürzte. „Laß mich", brüllte der Betrunkene, „mit dir . . . ich habe nichts mit dir, Wirt .. ." Er suchte sich aufzurichten

, aber noch bevor es ihm gelungen war, zog ihn der Wirt an den Bei nen zur Tür und warf ihn aus der Stube. Ein wenig kam der Knecht in der kühleren Luft des Flurs zu sich. Er tastete sich an der Wand entlang zur rückwär tigen Tür, die zur Tränke und hinter das Haus führte. Eine Weile blieb er, an den Türpfosten gelehnt, stehen. Er war jetzt fast wieder ganz bei Sinnen. Vorn in der Tür hörte er sie reden. Jemand lachte, das war der Wirt. Schon überlegte Rust, ob er nicht zurückkchrcn und einen kleinen Lärm

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Der Standpunkt
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Seite 9 von 16
Datum: 19.09.1947
Umfang: 16
an einem dunklen Felsen vorbei, hinter dem sich der Mond verbirgt. Dann taucht das Dorf auf, ein Haufen schwar zer Würfel. Aus einer, Tür sickert gelbes Licht durch einen. Perlschnurvorhang: Es jst das Wirts haus. Ein grosser grauer Hund wühlt auf der Suche hach Flöhen ■ unentwegt in-Sei hern Fell. Mit. einem • längen ' Schritt steigen wir-über, ihn hinweg. - «Es gibt, nichts zu essen», sagt der Wirt zu uns. ~ «Zwei Eier werden Sie doch wohl haben». •«Ich weiss nicht». «Wenn Sie Eier auftreiben können, zah len

wir Ihnen den doppelten Preis». _. :• • «Na schön», meint der Wirb mit etwas mehr Entgegenkommen, «Ich. mache Urnen ein Omelett». «Und Inzwischen bringen Sie uns eine Flasche-Wein!» . i. Der Wirt, der'uns bisher, grimmig gemu stert hat,;.isetat. eine' freundlichere Miene auf,' lind ein leichtes Lächeln umspielt sei nen Mund. • «Bringen Sie uns auch ein welssea Tisch tuch. Wir möchten nicht vom blossen Mar mor essen», ..fügt Stefano hinzu. ; Das Lächeln des Wirtes verbreitet sich, seine Schultern neigen

sich zu einer leich ten Verbeugung. Wir setzen' uns zu Tisch. Dann erscheint ein Mädchen mit einem blatbemnarbigen Gesicht. und einer Nase, die gegen die violetten Wangen gedrückt ist.. .Sie breitet ein weisses Tuch auf dem Marmor tisch aus und fährt, mit der flachen Hand darüber hin, als wollte sie die frisch- gewaschene Wäsche liebkosen. Der Wirt bringt die Gläser, die Teller,/ die Bestecke und endlich eine Flasche, die, er mit erfah rener Hand öffnet. Nicht .ohne Eleganz füllt er die Gläser. ./ «Ach», meint

Stefano, «ich fühle mich schon ganz anders... Wenn es hier Sekt.gä bet 'so glaube ich, wäre das der rechte Augenblick, welchen zu bestellen....» «Es gibt welchen», sägt der Wirt mit Stolz In der stimme. «Es gibb welchen», wiederholt er und. läuft mit gesenktem Haupt ln' die Küche. • - - / «Ich habe den Eindruck, dass wir uns den Bauch vollschlagen werden» meint Riccar- do. «Der Wein ist ausgezeichnet». Das Mädchen bringt elnen.Korb mit dlk- ken Weissbrotschnitten, und/einen Teller mit zahlreichen

Butterröllchen. Dann kornmb der Wirt mit vier,Kristallkelchen, die wie Tulpen aussehen, und' stellt sie ne ben die anderen Gläser, wobei er den klei nen Finger graziös äusstreckb, ' Er tauscht die Zinnbestecke mit besseren Bestecken aus und ; bleibt zwei Schritt vom' Tisch ent fernt stehen, um Ihn mite'eisern Blick zu mustern, als suchbe er etwas zu entdecken, was nicht an Orb und Stelle liegt. Seine Augen blitzen jetzt wie Leuchtkäferchen sein Lächeln Ist unbeweglich wie bei den Terrakotbaflguren

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 3 von 10
Datum: 21.12.1946
Umfang: 10
er: „Beim Roten Rößl wird's heunt lustigen Kathreinitanz geben. Die jungen Burschen kriegen sogar Freiwein! Der Wirt — ja der weiß warum! Loskaufen möcht er sich! Er sucht schon lang einen, der dumm genug ist, für ihn einzurücken!" Die beiden Bauern lachten. Dem wär's ganz zu gönnen, daß grad ihn 's Los getroffen hat und der stand er inmitten der grausamen Ruinen. Und da erwuchs ihm um so stärker dieser Ge danke, den ihm kurz vorher der junge Moriler wachgerufen hat; sinnend überlegte er und flü sterte

— aber da zischte ein Windstoß herein und fröstelnd spürte er den kalten November- wind. Wie mit einem Schlag riß es ihn in die Wirk lichkeit zurück. Erloschen war das heimelige Feuer, verschwunden das schöne Bild von Küchel und Stube, verschwunden das einstige Haus und wie ?« Aber sie schob ihn fast ärgerlich zur Seite und flüsterte ihm ausweichend zu: „Du weißt doch, daß es der Wirt nit mag — eine Kellnerin mueß mit allen Leuten reden — nit nur mit einem!" „Aber Agnes — man sagt ja nichts." Auf diese Worte

ihn zum Bescheidtrunk ein. Er spürte es kaum. Er nahm das Glas und nippte kurz, stellte es wieder nieder — aber er sprach kein Wort und lachte nicht und grüßte auch niemanden. Aber da sah er den Wirt bei der Schank stehen. Wie ein Riß durchfuhr es seinen Körper. Schon stand er bei ihm drüben und winkte ihm heimlich zu. Der neue Wirt richtete eben den Freiwein her: Heunt zum letztenmal, sagte er übertrieben fröh lich. In acht Tagen geht's ins Welschland hinaus, dort gibt's ja Wein genug. Der Natter drängte

sich näher zu ihm. Ohne viel Umschweife streckte er ihm die Hand entgegen und flüsterte ihm zu: „Ich geh für Dich! Abgemacht — um 5000 Gul den!" Der Wirt fand anfangs keine Worte, so schnell war seine schwere Lage geklärt worden. Aber ebenso schnell verstand er, was der andere wollte und er streckte ihm daher hastig die Hand ent gegen, fast als ob er sich fürchtete, daß der an dere wieder umstoßen möchte. Schlag aus Schlag war es geschehen. Ein Glas Wein bekräftigte den Vertrag. Mehrere Burschen

, die dabei standen, schlugen gleichfalls als Zeugen ein. Wie ein Lauf feuer ging das Gespräch durch die Wirtsstube: „Der Natter hat sich verkauft!" Schon spielten die Spieler zum Tanz. Das erste Paar drehte sich wirbelnd herum — es war der Wirt, der vor Freude über diesen gelungenen Handel ganz rot leuchtete; an seiner Seite aber schmiegte sich ganz ergeben und stolz — die Agnes. Dem jungen Natter gab es einen Stich bis ins Herz hinein. Jäh packte ihn der Zorn, so daß er am liebsten aufgesprungen wäre

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Volksbote
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Seite 4 von 8
Datum: 03.07.1947
Umfang: 8
gescheiter getan, sich mit dem Geld ein paar Schuhe untj eine Hose zu kaufen. Aber die Bäuerin Wieb' dabei, daß der Bub recht gehandelt habe und daß es ehr los wäre, den Fund zu verheimlichen. Der Bub soll nur den Fund dem Pfarrer anzöigen, damit sich der Vfirlüstträger melden ■■könne, Aber noch ehe dies geschah, wurde es im Dorfe bekannt, daß der Wirt seine Geldtasche mit dreihundert Lire verlören habe, und es bestand kein Zweifel, daß es diese Geldtasche war, die der Bub gefunden hatte. Die Bäuerin

schickte nun den Hütbuben zum Wirt, daß er ihm die Geldtasche zurückbringe. Vorher sagte sie ihm aber noch, daß er vom Wirt einen Finderlohn von dreißig Lire zu fordern be rechtigt sei. Der Bub brachte also dem Wirt die Geld tasche' und verlangte seinen Finderlohn. Was tat nun der Wirt? Er gab dem Buben fünf Lire und, als dieser damit nicht zufrieden war, jagte er ihn mit den Worten davon: „Was, du Lauser, du dreckiger, du willst dreißig Lire Finderlohn? Einen Fußtritt geh ich dir. Schau

, daß du weiter kommst!“ Entrüstet erzählte mir die Bäuerin einige Tage später die ganze Geschichte und nannte auoh die Namen. „Ist es nicht eine Schande,“ sagte sie, „wie unehrlich diese Leute sind? Der Kleinhäusler versuoht, den Fund vom Buben durch falsche Angaben herauszulocken; der Knecht gibt ihm den Rat, den Fund zu ver heimlichen, und der Wirt weigert sich, ihm den verdienten Finderlohn zu zahlen, und jagt Ihn, ■well er rieh mit fünf Lire nicht abfertigen lassen will, mit Schimpf und Schande davon

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