72 Zwei Marterln und andere Tiroler Geschichten. auf GerfenS hat mit Tinte an Brief g'schriebn, Hai 'n zammenbogn und mit Petschiarwachs g'wappelt. Und weil i g'fagt Hab, in a acht oder zehn Tag geh i so wie so in d' Stadt, hat er gemeint, der Wirt, dös thät schon der kürzeste Weg sein für 'n Brief, hat er gemeint, 's ist sonst schon a so a blechenes Kastl beim G'moanhauß, wo b 7 Stadtleul, de bei uns zur Frisch sein, Brief eini werfn. Aber da kimmt alle Tag a wildfremder Mensch, sperrt's Kastl
auf und tragt die Brief fort — na na, mei Lieber, sicher ist sicher." Endlich kam auch der Brief zum Vorschein. „Lieber Freunt das mir im Suntag a G'spiel haben und das du kumst, die Rofel saggt auch, du kumst, sie Wirt Strauben bachn. O'spiel ist die Genoveva und dem G'staub er sein schwarzem Lok macht die Hirschku sehr gud. Der Geiregger Hanz macht einen Ridder und-der Schuster Franz! kann den Schmerrzen- reik nicht g'spielm , dieweil in der Luis drei Zaun ein- g'sch lagen; du kumst gewis, die Rosel nimbt
zu die Strau ben viel Eier mit Grus Dein Freunt Georg Achtl Wirt und Tiaterthierrekter." Beide Arme bequem auf die Kniee aufgelehnt, betrachtete mich der HanS schmunzelnd beim Lesen des Briefes, und als ich fertig war, sagte er, „ha, der kunn's guat, 's Brief- schreibent" Einer solchen Einladung vermochte ich nicht zu wider stehen. Ein „Kumedig'spiel" und die Aufführung der /Ge noveva, Strauben mit viel Eier und den Geiregger Hans als „Hübet," dann schon der wundervolle Aufstieg nach GerfenS, der herrliche