, häufiger und schneller entblättern sich die Kastanienbaume und schleudern die letzten dunklen Stetnr aus der matten Umhüllung nieder, doch der Winter scheint noch immer unendlich weit. Seit Tagen ist der ernste November in das Tal getreten, aber die Landschaft lächelt ihm geruhig zu. Tie Berge haben schon Schnee auf dem Scheitel, doch ihre Brust lieg!noch frei und grün und leuche tend umschnürt ihre tiefe Hüfte der farbige Gurt der Weinberge. Ganz weit scheint der Winter noch Nur die Hjöhen
, der hier' lang sam Winter wird, und — man fühlt es schon — ein milder, geruhiger Winter, ohne Härte und Harm EL ist mir nicht neu, das vielfältige Farbenspiel dieser Landschaft. Ost Hab' ich sie schon so gesehen im Zauber deö UebergangeS, immer beglückt und immer men begeistert. Aber immer nur wie etwa ein Maler eS sehen mag, froh der Reinheit der Luft llnd der seligen Klarheit der Farben und fraglos hingegeben im sanften Genießen. T>och heute lüstet eS mich, die Schönheit nach ihrem Sinn zu fragen
weg, eine der andern den Platz Kn rauben, sondern! geben sich wie einen bunten Ball diese Welt weiter im heiteren Spiel. So weiß ich's nicht zu sagen, ob jetzt noch Herbst ist oder Winter schon, fast vermeint man, Höhe und Tiefe. Fels und Dal hät.en sich hier eeint, beide gleichzeitig zu empfangen. Oben auf en Firnen glänzt schon der Schnee, auf wilden Stürmen sprengt der Winter durch die Tannen hin, indes unten das Dal in durchsonnter Luft ' golden funkelt und einen südlichen Sommer, eine ewige Jugend zu den grauen Felsen
emporspiegelt. Und im Sommer wiederum, wenn der Juli im überhitzten Kessel der Tieft brodelt, glänzt oben auf dem Vigil joch und der Mendel ein Heller Frühling durch die fast winterlich kühle, würzige Luft. So mildert hier immer die doppelte Welt das Uebermaß der Jahres zeiten durch die nachbarliche Gegenwart der anderen, und selbst an einem einzigen Tage, im Kreise weniger Stunden, vermag man, hier beide zu empfinden, den Winter am Morgen, den Frühling z:^ Mittag, wenn die Sonne den weißen Reif
hat man'S inr Norden erlebt: nachts haben die Fenster gekirrt, ein Heulen war tu den Straßen, ein Stöhnen von ver zweifeltem Widerstand, ein Schreien und ein Kampf, und erst am nächsten «Morgen, wenn der Schnee weiß über den Dächern lag, ivußte man'H der Herbst war entführt worben für ein ganzes Jahr, weggerisfcn von unsichtbaren Ketten, lind so gewattkAtig stürzt der Sturm bett Frühling wieder über den Winter und den Winter wieder über den Herbst. Mit einem Ruck reißt er den schlotternden. Bäumen