13 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1980/01_10_1980/Schlern_1980_10_01_51_object_6027044.png
Seite 51 von 87
Datum: 01.10.1980
Umfang: 87
Rudolf Lantschner Der blinde Propst aus Völlan (1828—1899) In diesem Jahr hat die Gemeindeverwaltung Lana in der Fraktion Völlan die Straßenbenennung eingeführt. Der oberste Teil der Hauptstraße heißt „Propst-Wieser-Straße“. Es mag angebracht sein, kurz in Erwägung zu ziehen, wer dieser Propst Wieser war. /I/ Abstammung Dem Ehepaar Jakob Wieser und Maria Holzner am Steinhof (erst später Baur am Stein genannt) ist 1704 das Kind Josef geboren. Im Taufbuch lassen sich noch zehn weitere Kinder

nachweisen. Der genannte Josef Wieser heiratete 1736 Gertraud Oberhofer. 1737 bekommen sie das Kind Johann. Er ist der Erbe und heiratet 1764 Barbara Karlegger. Aus dieser Ehe stammen neun Kinder. Der zweite Sohn Josef wurde Weltpriester (1768—1855) /2/. Sein älterer Bru der Johann (* 1765) wird Weinreich in Völlan und heiratet 1794 die Bründler- tochter Gertraud Gruber. Aus dieser Verbindung werden sieben Kinder ge nannt. Das fünfte Kind Josef (1801—1864) heiratet am 5. 2. 1828 die Kirchhofer- tochter

. Er hat 943 Volksmissionen mitgemacht. Kein glänzender Redner, aber einfach und ungekünstelt, wegen seiner Frömmigkeit und Schlicht heit sehr beliebt. Im Totenbuch heißt es: Fuit vir Dei sanctus (er war ein heili ger Mann Gottes). In Briefen unterschreibt er sich oft mit „Hiasl“. In Völlan heißt er „Weinreichhiesele“. Ein anderer Nachkomme der Wieserischen Verwandtschaft war der Deutsch ordenspriester P. Hermann Wieser (1849—1919). Er war ein begabter Histori ker, Archivar, Winkeladvokat, Seelsorger

, Bienenzüchter, Schriftsteller und Se kretär des Propstes Wieser in Bozen. Nun zurück zu diesem Propst. Sein Werdegang In mehreren Gedichten schildert Propst Wieser seine Kindheit am Wein reichhof. Wie er als Ziegenhirt in den steilen Wäldern herumkletterte, von Hor nissen und Wespen gestochen, durch Dornen und Nesseln, über Abgründe und 1) Als Quellen wurden benützt: Pfarr- bücher Völlan, zwei Artikel im Ti roler Volksblatt 1898 und 99, ein Dutzend Briefe und Schriften des Propstes im Pfarrarchiv. 2) Uber

1
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1980/01_10_1980/Schlern_1980_10_01_54_object_6027047.png
Seite 54 von 87
Datum: 01.10.1980
Umfang: 87
tat Wieser im Geheimen“. Man kann bei allen Wieser-Priestern aus Völlan neben der Liebe zur Wissenschaft das „große Er barmen“ finden. Propst Wieser als Schriftsteller und Dichter 1854 suchte Wieser beim Bischof um die Erlaubnis an, verbotene Bücher be halten und lesen zu dürfen. Es wurde ihm mit wenigen Ausnahmen erlaubt. Der Ankauf von Büchern beschränkte sich auf Schulbücher, Predigten, einige politische Werke (z. B. das Buch „Liberalismus ist Sünde“) und wenige Dich ter: Reuter, Weber, Seeber

die Faust auf die Nase gesetzt werden!“ Ebenso in Trient geschrieben, aber erst 1874 veröffentlicht hat er das Buch „Über die Rechtfertigung nach dem Apostel Paulus“ (lateinisch: Pauli apostoli doctrina de iustificatione). Es hat 223 Seiten. Wieser baut seine Rechtfertigungs lehre an Hand der Paulusbriefe auf den Glauben und die Werke auf im Gegen satz zum „Glauben allein“. Das bekannteste Werk Wiesers ist sein Gedichtband „Sterne in der Nacht“ im Styria Verlag, Graz ohne Jahr. Es enthält 283 Gedichte

. Wieser hat diese Ge dichte nicht erst nach seiner Erblindung geschrieben. Schon 1876 hat er an eine Veröffentlichung gedacht. Er wandte sich an den Verlag J. G. Cotta in Stutt gart. Es kam zu keinem Vertrag. Dann schickte er das Manuskript an seinen Bruder Johann nach Innsbruck zur Beurteilung. Die Kritik des Bruders war er staunlich offen und scharf. Er schreibt: Lieber Bruder! Deine Sendung hat mich mit großer Überraschung erfüllt. Ich las sogleich Deine poetische Arbeit und gab sie tuto nomine

2
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1980/01_10_1980/Schlern_1980_10_01_52_object_6027045.png
Seite 52 von 87
Datum: 01.10.1980
Umfang: 87
, Anteil am Keller und Altane und bezahlte 125 Gulden. Propst in Bozen Nach löjähriger Professur in Trient wurde Wieser 1872 Stadtdekan in Bo zen und Propst. Am 19. März wurde er feierlich installiert. Besondere Ereignisse seiner Propstzeit: die Jubelfeier für Papst Leo XIII. (1888), Erneuerung des Bündnisses mit dem Herzen Jesu (1896), Bau der Eu- charistinerkirche (1897), Errichtung der Mariensäule, die erst 1909 vollendet wurde. Das Eigentümlichste im Leben dieses Propstes war seine plötzliche

ihm der Generalvikar Hutter: „Aus ver schiedenen Gründen, die nicht weiter ausgeführt zu werden brauchen, werden Sie neuerdings ersucht, als Propst mit allen Rechten und Pflichten und Emolu menten zu bleiben bis zum ersten Mai des Jahres, wenn nicht schon früher die Propstei besetzt werden kann“. Im darauffolgenden Jänner erkrankte Wieser an Rippfellentzündung und starb am 8. 2. um 8 Uhr abends. Man sagte: Es war seine erste und letzte Krankheit. Ein Jahr vorher am Josefitag feierte er sein silbernes

Propstjubiläum mit großer Beteiligung des Adels, der Beamten und Bürger. Viele Telegramme von kirchlicher und politischer Seite trafen ein. Vereine, Musikkapelle und Sänger trugen zur Feier bei. Die Schule benützte einen anderen Tag, um ihrem Propst zu gratulieren. Die Festpredigt hielt P. German O. C., Dr. Josef Neuner hielt ei ne Toastrede und Professor Josef Innerhofer die Festrede. Alle waren sich dar in einig, daß Propst Wieser Seelsorger in stürmischer Zeit war. In der Hochflut des Liberalismus hielt

5