allmählich verlaufend zu senken. Sechs hundert Jahre und mehr haben Menschengeschlechter geschafft und gearbeitet, um dies Werk zu vollbrin gen. Wohl ragen auch jetzt noch aus dem Lande die Wurten arrf, gekrönt von den mächtigen breiten und reitgedeckten Bauernhäusern. Einst waren die Wurten die einzige Zufluchtstätte für Mensch und Tier, wenn das Meer mit gieriger Hand ins Land griff, die Frucht vieler Tage Arbeit vernichtend. Die Menschen duckten sich vor Sturm und Not. Und immer wieder zerschlug
das Meer das Menschenwerk, das Werk des einzelnen auf seiner Scholle. .Sie wur den hart, die Männer und Frauen am Meer. „Wir müssen ein Gemeinsames vollbringen, eine Wurt, die unzerstörbar ist, die alle anderen überragt." Und sie bauten in jagender Hast die Wurt, deren Krone die mächtigen Quadern der Kirche krönen. Sturm läuten die Glocken. „Menschen zu mir her!" rufen sie über das Land. Und des Menschenwerkes spottend, zerbrechen die Wogen die Wurten und Häuser. „Duckt euch, ihr Zwerge!" ruft
der Sturm. Aber die Menschen, die noch eben mit brennenden Augen den Untergang sahen, sie reckten sich stolz. „Dies Werk, das wir gemeinsam zu Gottes und unserer Ehre errich teten, dies Werk wirst du nicht vernichten." Das Meer brüllt auf in seinem Zorn: „Was mein war, soll mein wieder werden und . . . Gott und der Mensch! bleiben Sieger! Doch Jahr für Jahr kommt bitterste Not über das Land. Nur die Menschen finden Raum in der Kirche,' manchen schlägt das Wasser auf der Flucht. Da ballt einer die Fäust
sich nach Jahr zehnten der Jubelruf der Menschen: Wir bleiben Sieger. Doch jeder weiß, der Kämpf ist nicht beendet, eine» Atempause nur, in der wir nicht müde werden dürfen.« Stolzer und höher tvächst der Walt. Des Menschen» Wille, harte Gesetze sichern seinen Bestand. „Wer! nicht will diecken, mutt wieken." Wer nicht Mitarbei ten will am Werk der Gemeinschaft, soll ausgestoßen sein. Wer nicht stark genug ist, das ihm Werteilte Pfand zu sichern, wer durch Lässigkeit einen Deichbruch verschuldet, dessen Haus
und Elend, wenn der Deich brach, aber auch viel von unge brochener Kraft des Menschen. Und eines noch sehen wir: Immer höher sind die Fluten gestiegen von Jahr hundert zu Jahrhundert. Der Alte spricht zu sich selbst: „Ob es wohl wahr ist, daß slch die Küste seit fünfhundert Jahren senkt ?" Starr blickt er aufs Wasser. Dann wendet er sich zu mir: „Der Kampf geht weiter über die Jahrhunderte. Niemals geben wir das Werk der Väter auf, nicht emen Fußbreit Boden überlassen wir dein Meer. Und senkt