das Herreinnehmen von Volksliedern in ein Werk der höheren Musik oder die Variationen des einen Komponisten über das Thema eines anderen oder die Umarbeitung eines sremden Werkes gehören hierbei, und die Meister, die sich solcher Technik bedienten, haben es durch aus nicht immer für erforderlich gehalten, ihre ge nauen Quellen zu nennen. Es stecken' also gege- benfalls in ihren Werten verschiedene „Blutgrup pen', die der Forscher, der Historiker oder der vergleichende Musikwissenschaften herausfinden müßte
, wenn er ein Werk ergründen und ver stehen will. Dieser Umstand hat wohl mit dazu bei getragen, daß viele der Kreislerschen Werke als „Bearbeitungen' kein Mißtrauen erregten, da sie ja eine gewisse Betailigung Kreislerschen Erb gutes voraussetzen ließen. Der Musikwissenschaftler will aus dem Werk den urheberischen Schöpfertypus erkennen können. Das blieb natürlich unmöglich, wenn derjenige, den er in dem Werk findet, gar nicht der ist, des sen Namen das Wert trägt, wenn die Kompost tion also gefälscht wurde
interessiert, sondern die Kör perbewegung, die zu den àrqkterisàhen Schrift- ziigen geführt hat, so ist fir 'den -vèrglèicheàn Musikwissenschafter die ursächliche Bewegung wichtiger als der hieraus entstandene Klang. Der Klang dient nur als Mittel, um bei dem Hörer ähnliche Bewegungen hervorzurufen, wie sie beim Komponisten zu dem betreffenden Werk geführt haben. Wenn man beim Marschieren, also aus der Bewegung heraus, ein Waniderlieb erfindet, so wird jeder, der das Lied hört, auf Grund
einer physiologischen Resonanz auch wieder geneigt sein, die Beine in Gang zu setzen. Diese Tatsache ist mindestens jedem vertraut, der beim Tanzen einen schlechten von einem guten Walzer unterscheiden kann. Diese Bewegungsübertragung von dem vom Geistigen und Seelsichen gesteuerten Körper des Urhebers auf sein Werk geschieht meistens un- oder unterbewußt. Zwar kann jeder Mensch bei einiger Geschicklichkeit die.Bewegung eines an dern nachahmen, aber der geschulte Beobachter läßt sich dadurch nicht täuschen
. Er findet sicher heraus, ob das Werk zum seinem angeblichen Ur heber paßt oder nicht, .und sollte er es etwa an der andersartigen Spreizung eines Fingers, der Handlage und- ballung, der Körperspannung, der Fuß- und Kniehaltung yder sonstwie an subtilsten Dingen, die den i-Punktm in der Handschrift ent sprechen könnnen, herausfinden. Selbstverständich hat jeder Mensch von sich aus zahlreiche verschie dene Möglichkeiten, sich zu halten und zu bewegen aber es gibt viel mehr Möglichkeiten