Salzkammergut, Oberbaiern und Algäu : Naturansichten und Gestalten.- (Deutsches Alpenbuch ; 1,1)
tage einen Geruch aus wie eine Weihnachts-Krippe. Schmale Fußsteige ziehen sich dunkel hindurch. Plötzlich erscheint zu unseren Fußen ein tiefes ’ Felsenthal. Hohe Fichten stehen oben am Rande. Dann kommen unter ihnen jähe Wände, ganz unten in der Tiefe Häuser und der zischende Strom. Man steigt auf einem gewundenen Pfade hinab und sieht hier zunächst das herrliche Wasser, durchsichtig grün, wie Edel stein, wie ein Thautropfen auf einem Buchenblatt. Dasselbe fließt in zwei Theile getheilt
. Der eine ist durch ein Wehr so ein gerichtet, daß Schiffe auf schiefer Ebene pfeilschnell im gerad linigen Beit über die Fluth auf dem gedielten Boden hinab gleiten können. Der andere Theil enthält das Wasser, welches von diesem oben sich abtrennend, einige Klafter hoch über fahl bemooste Felsen hinabstürzt. Zwischen den Felsen weiter rechts sind kleine Klammen. Auch diese sind überbrückt und unter ihnen fällt der vom Becken des Sees, gleich der Ager, geläuterte Strom jählings herab und stockt sodann, ehe
er weiter fließt, in großen Gumpen, Tümpeln, von deren grüner Farbe und Durchsichtigkeit keine Beschreibung irgend welche Vorstellung zu geben vermag. Der schönste dieser Tümpel ist unterhalb der Brücke/ auf welcher man hier die Traun überschreitet. Die Brücke ist über haupt der beste Standort, um den Traunfall, oder vielmehr die Reihe von Cascaden,. welche ihn bilden, zu überschauen. Hier blickt man in die allenthalben, auch weiter unten, vom Schiff- gange her, über die Felsen abtriefenden Wasser
, in das Wirrsal der Blöcke, auf denen hie und da eine Fichte steht und in das wilde Felsenbett überhaupt, an welchem die fahle Farbe anzeigt, daß die Wasser sehr häufig über sie hinweggcflossen, also mäch tiger gewesen sein müssen, als dermalen im Winter, welcher die magere Jahreszeit für Ströme und Seen ist.