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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Seite 3 von 16
Datum: 18.02.1997
Umfang: 16
Mordopfer Christian Waldnen „Es ist alles aus, sie haben ihn gefunden, er ist tot" Von Artur Oberhofer E in völlig am Boden zer störter Hansjörg Kotier meldete sich gestern abend bei einem befreundeten Journalisten: „Es ist alles aus“, so stammelte der Partikularse kretär von Christian Waldner, „sie haben ihn gefunden. Er ist tot.“ Zwei Beamte der politischen Ab teilung der Polizei (Digos) hatten soeben den leblosen Körper des 37jährigen Landtagsabgeordne ten in dessen Büro im Hotel

Reiehrieglerhof aufgefunden. Das Bild, das sich den Beamten bot, war grauenhaft: Waldner lag in einer Blutlache, Blutpritzer an den Wänden, den Hinterkopf ein geschlagen. Ein Beamter am spä ten Abend gegenüber der Tages zeitung: „Es hat fürchterlich aus gesehen.“ Christian Waldner ist vermutlich bereits am Samstag um die Mit tagszeit ermordet worden. Ei gentlich wollte der Politiker nach Mailand fahren, zum Kongreß der Lega Nord. Mit Lega-Politi- kem war Waldner zuletzt sehr eng in Kontakt

gewesen, und nachdem der lokale Ableger der Bossi-Pärtei zuletzt kommissa risch verwaltet wurde, hoffte Waldner auf ein politisches Co meback in dieser Bewegung. ■ Um 11.30 Uhr, am Samstag, rief Christian Waldner einen Bekann ten an (dessen Namen die Tages zeitung auf Wunsch des Betroffe nen nicht nennt). Mit ihm hatte Waldner zuvor ein 'freffen im Ho tel Laurin in Bozen vereinbart Waldner sagte, er würde sich ein bißchen verspäten, da er noch ei nige Faxes zu verschicken habe, wobei er noch hinzufügte

, daß er doch nicht nach Mailand fahre. Der Geschäftspartner, einer aus der Medienbranche, aber wartete bis 13 Uhr vergebens. Jede Vier telstunde versuchte er aus dem Laurin Waldner über dessen Handy-Anschluß zu erreichen. Das Handy des Politikers läutete wohl, doch niemand ging dran. Dann eine zweite Begebenheit: Christian Waldner rief am selben Samstag, kurz vor Mittag, eine Bekannte (deren Namen die Ta geszeitung ebenfalls nicht nennt) an. Er fragte, ob er sie treffen könne. Und zwar in der Guntschna-Bar. Die Frau

, eine langjährige Be kannte, die Waldner immer dann anrief als er irgendwelche Pro bleme, ob psychischer oder ge sundheitlicher Natur hatte, kam zum vereinbarten Treffpunkt - aber auch diesmal ließ sich Wald ner nicht blicken. Der Umstand, daß Waldner am Handy seit Samstagmittag nicht mehr antwortete, läßt darauf schließen, daß die Bluttat zwi schen 11.45 Uhr und 12 Uhr am Samstag geschehen ist. Waldners Sekretär, Hansjörg Kofler, war übers Wochenende im Ausland. Als er am Montag aus Salzburg zurückkehrte

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Seite 4 von 24
Datum: 19.02.1997
Umfang: 24
Mi 192.1997 Nr. 35 Tageszeitung S Ü D T I R 0 Christians letzter Freitag Wie der ermordete Landtagsabgeordnete Christian Waldner seinen letzten Tag verbracht hat: eine Pressekonferenz, ein Telefonat mit Tarcisio Grandi, ein Gläschen bei der „Flora“ und ein Abend mit einer blonden Dame. Christian Waldner in Gesellschaft: „Grandi soll sich einen Schwimmreifen mitnehmen“ Von Artur Oberhofer E r hatte sich mehr er wartet von der Pres sekonferenz am ver gangenen FVeitag: Am Vor mittag

hatte Christian Waldner im Repräsentati onssaal der Landes die Er gebnisse einer Mammutan frage präsentiert - und kur zerhand den Rücktritt des Präsidenten der Regional regierung, Tarcisio Grandi, gefordert Waldner listete in seiner später den Medien zuge sandten Pressemitteilung unter anderem die „unge rechte Verteilung der Gel der, die katastrophale Ver waltung des Katasterwe sens, die Nichteinhaltung des Proporzes sowie die Ver schleuderung von Steuergel dern für sogenannte Begeg nungen und Galaabende

“ auf Besonders hart ins Gericht ging Waldner, wie gesagt, mit Tarcisio Grandi, dem Präsidenten des Regional ausschusses. Der war näm lich im September des Vor jahres im Flieger nach Wen gedüst, wo er an den 50-Jah- re-Feierlichkeiten des Gru- ber-Degasperi-Abkommens teilnahm. Das wäre an und 1 für sich nicht erwähnens- 1 wert, wenn der Herr Präsi- I dent bei dieser Gelegenheit 1 nicht auch seinen Chauffeur | nach Wen beordert hätte, damit dieser ihn in der öster reichischen Hauptstadt herum kutschieren

konnte. Als Waldner am Abend in einer Vinothek im Zentrum Bozens saß, erreichte ihn am Handy ein Anruf von Tarcisio Grandi, der ihm nicht nur einen Verleum dungsklage in Aussicht stellte, sondern ihn auch explizit darum bat, „nun Ruhe zu geben“. Im Vorfeld der Regionalratssit zung am Dienstag, also gestern, wollten sich die beiden - wie Grandi am Telefon sagte - „aus sprechen, wie Männer sich eben aussprechen“. Das Grandi-Telefonat berührte Waldner nicht weiters. Im Ge genteil. Der Präsident

der Regio nalregierung, so ulkte Waldner, werde am Dienstag „wohl einen Schwimmreifen benötigen“. Nachdem er in der Tageszeitung- Redaktion noch einige Unterla gen vorbeigebracht hatte, ging Waldner zusammen mit seinem persönlichen Referenten, Hans- jörg Kofler, und einem Redakteur der Zeitung in ein Lokal im Zen trum. Gegen 20 Uhr verabschiedete sich Waldner von seinen Beglei tern, ließ aber offen, ob er ihnen etwas später - er hatte noch ei nen kurzen Termin mit seinem Freund Peter Paul Rainer

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Seite 4 von 16
Datum: 03.07.1997
Umfang: 16
: Den letzten (offiziel len) Telefonkontakt vor der Bluttat hatte der Landlagsabgeordnete mit seiner politischen Weggefährtin und Freun din Lieselotte Palma. Wie später, nach Vorliegen des detaillierten Gesprüche- Verzeichnisses der Tolo- com, bestätigt wurde», hat Christian Waldner um 1 l.oh 1 'ln-und öl Sekun den die Bozner Rufnum mer 2h 1-120 gewählt. Es ist dies die Direklnum- mer der im Regierungs kommissariat beschäf tigten Waldner-Freundin und Gelegenheits- Sekretärin Lieselotte Pal ma (siehe

dazu auch un tenstehenden Kasten). Wie Palma den Ermitt- lungsbehürden später zu Protokoll gab, habe Waldner in dem 17-Se- kunden-Gespräch ledig lich gesagt: „Bitte, Lot te, komm schnell in die Guntschna-Bar“. Und dann auf gelegt. Sie habe den Eindruck gehabt, sagte Lieselotte Palma in der Folge aus, daß es Waldner schlecht gehe, und er aus irgend einem Grund nicht reden könne. Der Anruf bei Lieselotte Palma war - laut dem Gespräche-Ver- zeichnis der Telecom - Christian Waldners allerletztes Telefonat

» Hier aber beginnt der eigentliche Krimi erst: Der Medienunter- Das Rätsel im Hörer Das Gespräche-Verzeichnis der Telecom Über die letzten Telefonate Christian Waldners bringt Sensationelles zutage: Zu der Zeit, als der Politiker laut Anklage mit Peter Paul Rainer im Reichrieglerhof an einer Pressemitteilung gearbeitet haben soll, kann zumindest Waldner nicht im Hotel gewesen sein. und in Richtung Stadt fuhr. Der Krimi um das Agosti-Telefo- nat verleiht den Aussagen jener Zeugen mehr Gewicht, die Chri stian

Waldner am Samstagvor mittag in der Stadt gesehen ha ben wollen, und denen die Er mittler bislang keinen Glauben geschenkt haben. Mindestens zwei Zeugen, die im Prozeß auch als Zeugen geladen sind, haben nämlich ausgesagt, Waldner am Vormittag im Zentrum gesehen zu haben. Der Umstand, daß der brutal ermordete Land tagsabgeordnete den Medienunternehmer Giorgio Agosti nicht über Handy angerufen hat, könnte aber auch bedeuten, daß Waldners Handy an jenem Tag defekt war. Oder, aber da bewegt

man sich be reits auf Roman-Ab gründe zu, „abgedreht" worden ist. Mindestens drei Zeu gen wollen Christian Waldner am Samstag- nachinittag noch lebend gesehen haben: ein er ster um 15.15 Uhr in der Crispistraße in Bozen. Ein zweiter Zeuge, der Reichrieglerhof-Unter- mieter Klaus Trapella, nehrner Giorgio Agosti, mit dem Waldner an jenem Samstagmit tag ein Arbeitsgespräch im Hotel „Laurin“ in Bozen vereinbart hatte (an dem auch Agostis Sozi us Alex Tabarelli und Peter Paul Rainer hätten partezipieren sol len

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Seite 5 von 14
Datum: 25.02.1997
Umfang: 14
S Ü D T I R 0 Die Leiden des Waldner-Machers Christian Waldner hat die Kontakte zu seinem Erfinder Peter Paul Rainer auch nach dem Rausschmiß aus der Partei der Freiheitlichen nie abgebrochen. Auch zuletzt waren sie ein heimliches Paar. Episoden aus dem Doppelleben eines Mörders. Von Artur Oberhofer Z wei Wochen nach dem Ar tikel saß Christian Wald ner mit dem Autor der we nig schmeichelhaften Geschichte bereits wieder im Wirtshaus. Nicht, daß der damalige FVeiheit- lichen-Obmann glücklich gewe

-Gucken und im gleißenden Scheinwerferlicht der Fernsehleute wird ein kleiner Mann noch kleiner: Christian Waldner. Zwei Schritte vor Hai der marschiert der Gastgeber - wie ein plötzlich mit Leben aufge blasener Zinnsoldat. Die kurzen Beine schmeißt er vor sich wie ein Schweizer Gardist. Die Arme steif wie zwei gerade Aste. Aus dem Hemd ragt wie eine Boje in stillen Wassern, ein ebenso stei fer Hals. Haidersches Mundspiel. Es ist dies die physische Motorik, die sich beim Ex-JG-Chef ein stellt

wenn er Haider spielen will.“ Diese Episode hilft den Men schen und Waldner-Schnitzer Pe ter Paul Rainer zu erklären. Wann immer es jemand gewagt hatte, am Image von Rainers politi schem Verstärker zu kratzen, rückte dessen engster Mitarbei ter mit Pinsel und Lack an. Bereits ein Jahr später hatte Peter Paul Rainer böse Vorahnun gen: „Das ist das Ende“, sagte er im Vorfeld des Landesparteitages der Freiheitlichen 1994 in Köhlern, als klar wurde, daß Chri stian Waldner in die zweite Reihe zurückgedrängt

an aus der Partei hinaus schmeißen. Dem Parteischiedsgericht, das Waldners Ausschluß im Februar 1995 beschlossen hatte, gehörten neben Rainer noch der Bundes- major der Schützen, Stephan Gut weniger, sowie Franziska Tarfus- ser, Waldners-Ex-FVeundin an. Für Christian Waldner war dies der Anfang eines politischen Tiefs, das beinahe zwei Jahre an- dauera sollte. Eine Identitätskri se. Das Verhältnis zwischen Chri stian Waldner und Peter Paul Rai ner kühlte wohl merklich ab, die beiden frequentierten

sich aber weiter. Just zu dem Zeitpunkt tritt ein neuer Mann in Waldners Polit- Leben: Hansjörg Kofler, der ehe malige Carabiniere, Kaffeevertre ter und Anzeigenkeiler. Ein ungleiches Paar: Waldner, der leicht phlegmatische Provinz- Staatsmann; Kofler, der Wirts hausmensch mit dem Hobby des Politisierens. Christian Waldner weiß um die intellektuelle Beschränktheit sei nes neuen Johannes, deswegen macht er ihn auch nicht offiziell zu seinem Sekretär, sondern gibt ihm anderthalb Millionen Lire pro Mo nat - Geld

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Seite 3 von 16
Datum: 28.02.1997
Umfang: 16
Tageszeitung S Ü I) T I K O Fr 28.2.1997 Nr. 42 3 „Ich sehe den Christian eh noch am Abend" Der Tathergang im Mordfall Waldner muß umgeschrieben werden. Ein Zeit-Weg-Diagramm macht deutlich, daß Peter Paul Rainer den Mord nicht um die Mittagszeit begangen haben kann. Erstens wäre die Zeitspanne hierfür zu kurz. Zweitens haben mindestens drei Zeugen Waldner am Samstagnachmittag noch lebend gesehen. 8.30 Uhr Christian Waldner unterhält sich im Zentrum in Bozen, ge nau vor der Banca Commercia

le, mit einem etwa 50jährigen Mann. Der Unbekannte, ver mutlich ein Bundesdeutscher, trägt einen grünen Loden mantel, hat hellbraunes Haar. 11.00 Uhr Eine Zeugin sieht Christian Waldner, wie er in der Mu seumstraße mit einem mittel großen Mann angeregt disku tiert 11.44 Uhr Christian Waldner, er befindet sich bereits am Reichrieglerhof wählt auf seinem Handy die Nummer seines Sekretärs Hansjörg Kofler - obschon er weiß, daß der in Salzburg ist Hansjörg Kollar 11.45 Uhr Waldner ruft seine Freundin Lieselotte

Palma im Regie rungskommissariat an. Er sagt „Lieselotte, kannst du in die Guntschna-Bar kommen? Ich müßte dir eine Pressemit teilungdiktieren.“ Uasalotta Palma 11.46 Uhr Der Medienuntemehmer Gior gio Agosti ruft Waldner an, mit dem er um 11.30 Uhr im Hotel Laurin einen Termin hatte. Waldner sagt er müsse noch ei nige Papiere faxen, in zehn Mi nuten würde er ins Laurin kommen. 11.50 Uhr Erika Stuppner, Waldners Se kretärin im Reichrieglerhof kommt an der Reception vorbei und sieht Waldner

, wie er in der Bürotüre steht Er fragt sie: „Alles in Ordnung?“ Sie bejaht und verläßt das Hotel Erika Stuppnar 11.51 Uhr Erika Stuppner kehrt zur Re- ceptionstheke zurück, da in der Zwischenzeit die Post ge kommen ist und sie die zwei Briefe im Büro ablegen will. Christian Waldner steht aber wieder in der Tür und verhält sich merkwürdig - wie wenn er wollte, daß Erika Stuppner den oder die Gäste im Büro nicht sehen soll Die junge Frau sieht zwei mit Orangen saft gefüllte Gläser, die schön sten, die Waldner

hatte, die er nur herauszog, wenn er beson deren Besuch hatte. Sie wun dert sich, da Waldner selbst nie Orangensaft getrunken hat Außerdem sieht Erika Stupp ner ein Riesenchaos auf Wald ners Bürotisch. 11.52 Uhr Erika Stuppner verläßt das Hotel und bemerkt einen weißen VW Golf der neben Waldners Subaru abgestelltist Das Auto fallt der jungen Frau deshalb auf weil es keinem der Reichrieglerhof-Bewohner gehört und, sie den Wagen be reits drei Wochen zuvor be merkthatte. 11.55 Uhr Christian Waldner ruft Liese lotte Palma

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Seite 4 von 16
Datum: 20.02.1997
Umfang: 16
Do 20.2.1997 Nr. 36 i l-' 1 ' Tag eszeitung S Ü D T I R 0 Ermittlungen mur mehr auf 180 Grad Die Ermittler rekonstruieren die letzten Stunden im Leben des Mordopfers Christian Waldner. Und auch wenn es aufgrund widersprüchlicher Zeugenaussagen scheinen mag, als würden die Ermittler im Kreis tanzen, verfolgen sie eine konkrete Spur - als Hauptverdächtige gelten Lieselotte Palma und Waldners Sekretär. Von Artur Oberhofer H ansjörg Kofler, der per sönliche Sekretär des Landtagsabgeordneten

Christian Waldner, hatte bereits am Montag böse Vorahnungen. das Wochenende fort war, auf das Haus schaute und Waldners Rottweiler fütterte. Insofern wäre es logisch gewesen, daß Kofler auch am Montag, als er mit der Waldner-Suche begann, zuallererst im Hotel nach dem tag, konkret seit 12.15 Uhr, nicht mehr gemeldet hatte. Und bereits am Montagnach mittag tritt Lieselotte Palma, eine Waldner-Freundin, auf die Bühne des Geschehenes. Hans jörg Kofler sucht die im Regie heit erzählt Lieselotte Palma

dem Waldner-Sekretär, daß sie am Samstag zwei Anrufe des Politikers erhalten habe. Demnach sei sie von Waldner am Samstag um 11.45 Uhr ange rufen worden, wobei dieser sie Am späten Vormittag, von sei ner Wochenendreise aus Oberö sterreich nach Bozen zurückge kehrt, versuchte er mehrmals, seinen Chef telefonisch zu er reichen. Vergeblich. Auf Wald ners Handy-Anschluß antwor tet - und dies seit Samstag nachmittag - nur der Anrufbe antworter. Sodann, gegen Mittag, recher chierte Kofler in Mailand

, wo er für Waldner - der am Kongreß der Lega Nord hätte teilnehmen sollen - ein Hotelzimmer reser viert hatte. Doch auch in der lom bardischen Metropole blitzte der Sekretär ab: Waldner sei, so wur de ihm mitgeteilt, im Hotel nie angekommen. Warum Hansjörg Kofler nicht gleich am Montagmittag zum Reichrieglerhof auf den Gunt- schna-Berg hochgefahren ist, diese Frage beschäftigt derzeit die Ermittler. Kofler hatte näm lich die Schlüssel zum Waldner- Ansitz, da er, wann immer sein politischer Arbeitgeber

über Rechten gesehen hätte. Auch andere engere Bekannte des Politikers hatten sich indes Sor gen gemacht, da sich Waldner auf seinem Handy - inzwischen nachweislich - seit Samstagmit Cheffahnder Alexander Zeigen Aufklärung In 24 Stunden? rungskommissariat in Bozen beschäftigte ehemalige Frei- heitlichen-Aktivistin an ihrem Arbeitsplatz auf, es geht eigent lich um eine private Angelegen heit, und bei dieser Angelegen gebeten habe, in die Guntschna- Bar zu kommen, w t o er ihr Un terlagen für eine später

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Seite 2 von 24
Datum: 19.02.1997
Umfang: 24
Ml 19.2.1997 Nr. 35 Tag eszeitung 2[ v S Ü D T I R 0 L „Bitte komm schnell in die Guntschna-Bar" Die Ermittler im Mordfall Waldner sind einige Schritte weitergekommen: Sie suchen den oder die Besitzer/in einer gelben Windjacke, den Lenker eines weißen VW Golf. Und auch die Tatwaffe, Kaliber 7,65 Millimeter, wurde gefunden. Staatsanwalt Cuno Tfcrfusser umringt von Journalisten: Stummes Funktelefon Fortsetzung von Seite 1 und ich hob das Ganze wohlwollend beaufsichtigt und die Tante Gerda

, einsam, allein, gewaltsam. Lieber Christian, Dein tra gisches Schicksal verbindet mich noch mehr in nrnirnm brüderlichen Gefühl Von Artur Oberhofer F ür Erika Stuppner ist es ein Samstag wie jeder andere - aber nur bis 11.50 Uhr. Die Landesangestell te, die ein Zimmer im Hotel Reichrieglerhof bewohnt und für den Hausherrn, Christian Waldner, gelegentlich Sekreta riatsarbeiten verrichtet, bringt kurz vor Mittag die Post. Was sie dann beobachtet hat, gibt sie später zu Protokoll: Erika Stuppner sieht

Waldner, wie er hinter der Recepti- onstheke steht und ein bitte rernstes Gesicht macht. Sie will, wie immer, die Post in Waldners hinter der Theke gelegenes Büro bringen und den Pack dort auf einem Schreibtisch ablegen. Doch der Politiker stellt sich, wortlos, in den Weg, macht die Ellbogen breit und hindert sie, ins Büro zu gehen. Erika Stuppner denkt sich - wie sie später den Ermittlern gegenüber erklärte „Was hat er denn zu verbergen?“ und wirft einen Blick über Waldners Schultern, sieht

ein Riesencha os auf dem Schreibtisch und zwei Gläser, noch halbvoll mit Orangensaft. Sodann legt sie die Post an der Theke ab - und fahrt heim nach Truden. Bei der Abfahrt vom Reichrieglerhof fällt Erika Stuppner noch etwas auf: ein weißer VW Golf, den sie zuvor nie gesehen hatte. Nach diesem Auto fahnden die Männer um den mit dem Mordfall Waldner betrauten Staatsanwalt Cuno Tarfusser. Erika Stuppner war die letzte Person, die Christian Waldner lebend gesehen hat. 20 Minuten später war der 37jährige Politi

ker vermutlich bereits tot. Die Sekretärin hatte also den Eindruck, daß sich in Waldners Büro noch mindestens eine wei tere Person aufgehalten haben muß. Warum hätte ihr der Landtagsabgeordnete ansonsten den Zutritt zum Büro verwehren sollen? Daß sich, am Sams tag kurz vor Mittag, tatsächlich eine weite re Person in Waldners Büro befunden haben muß, geht aus einer weiteren Zeugenaus sage hervor. Um 11.45 Uhr ruft Christian Waldner bei einer im Regierungskommissa riat in Bozen beschäf tigten

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Seite 3 von 24
Datum: 19.02.1997
Umfang: 24
Tag eszeitung S ß 1) T 1 K O Mi 19.2.1997 Nr. 35 Waldner hat seinen Mörder gekannt Die räumlichen Begebenheiten im Hotel Reichrieglerhof lassen den Schluß zu, daß der Täter in Waldners engstem Bekanntenkreis zu suchen ist. Von Artur Oberhofer D er Eingang zum Hotel Reichrieglerhof am Gunt- schna-Berg ist durch eine potente Glastüre versperrt. Den Schlüssel zu dieser Tür besitzen relativ viele Personen. Neben Christian Waldner hatte dessen persönlicher Sekretär Hansjörg Kofler einen besessen

. Kofler, seit zwei Jahren an Waldners Sei te, hatte an jenen Wochenenden, wenn sein Chef fort war, meist auf das Haus geschaut und den Hund, einen Rottweiler namens „Raoul“ versorgt. Schlüssel zum Haupteingang haben, logischerweise, auch die vierzehn (von den Ermittlern noch in der Nacht von Montag auf gestern angehörten) Perso nen besessen, denen Waldner Zimmer vermietet hatte: darun ter Landesangestellte und auch einige in der Quästur von Bozen beschäftigte Polizisten. Wenige Meter hinter der Glas

türe, auf der rechte Seite, befin det sich die Reception. Und im mer im Bereich der Reception hatte sich Waldner ein Büro ein gerichtet, für das nur er und Eri ka Stuppner, eine Landesange stellte, die im Hotel wohnte und für Waldner gelegentlich Buch führungsarbeiten erledigte, die Schlüssel besaßen. In ebendiesem Büro wurde Christian Waldner am Montag abend kurz nach 18.30 Uhr tot aufgefun den. Von der Re ception gera deaus gelangt man sodann zu einer weiteren Glastür, hinter der Christian

Waldner sei nen Rottweiler hielt. Und dieses Detaü ist wich tig: Um Wald ners Leichnam war nämlich ein grünes Tuch gewickelt (siehe dazu auch die Auf- macherge- schichte auf Seite 2). Die ses T\ich hatte sich mit ziemli cher Sicher heit hinter der zweiten Gla stüre, also in jenem Bereich befunden, wo Waldners Hund sein Re vier hatte. Was heißt dies? Der Tä ter, der das Tuch hinter der Glastüre hervor geholt hat, muß für den Hund kein Unbekannter gewesen sein, ansonsten wäre der Rottweiler

- weil gegenüber Fremden äußerst aggressiv - diesen bestimmt an gegangen. Auch der Umstand, daß Wald ner seinem späteren Mörder die Glastüre zum Hotel aufgesperrt hat, ist von Bedeutung: Der Biindnis-’98-Landtagsabgeord- nete pflegte sich - das bestätigen Bekannte und Freunde - nur mit engeren Vertrauensleuten im Ho tel zu treffen. Mit einem Unbe kannten hätte Waldner sich nicht im Reichrieglerhof, sondern in ir gendeiner Bar getroffen. Der Täter muß aber nicht nur in die räumlichen Besonderhei ten eingeweiht

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Seite 4 von 14
Datum: 25.02.1997
Umfang: 14
I N- I. A N Hansjörg Koflers Details Der Mordfall Waldner wird immer mysteriöser: Der ermordete Landtagsabgeordnete und dessen Sekretär Hansjörg Kofler hatten bereits Mitte Dezember von den Schüssen im Parteilokal der Freiheitlichen gewußt. bereits Mitte Dezember von der Schießerei im Freiheitlichen- Büro erfahren, wo doch die frei heitlichen die ersten Spuren ei ner Schießerei, durchlöcherte Tempo-Packungen, erst gegen Weihnachten entdeckt haben wollen? Daß Peter Paul Rainer

sich mit einem „Geständnis“ Waldner selbst ausgeliefert haben könn te, ist äußerst zweifelhaft. Eine oberflächliche politische Analyse macht deutlich, daß der Mordfall Waldner ein kleines (volkstums-)politisches Erdbe ben zur Folge hatte, mit dem Ergebnis, daß sowohl die frei heitlichen als auch die Schützen in einer für sie ausgesprochen unguten Optik dastehen. Ein Schütze mit einer illegalen Waf fe. Ballereien am Parteisitz... Insofern liegt der Schluß nahe, daß die heißen, die freiheitlichen und insbesondere Peter

Paul Rai ner kompromittierenden Infor mationen dem Landtagsabgeord neten Christian Waldner (oder möglicherweise auch dessen Se kretär Hansjörg Kofler) von ir gendjemandem zugespielt wor den sind, der ein Interesse daran hatte, den Chefideologen der freiheitlichen und der Federhut träger, Peter Paul Rainer, unter Strom zu setzen. Eine Aktion mit einem nicht ge planten, für alle Beteiligten dra matischen Epilog? „Gott behüte uns vor der Wut der Schüchternen“ Der Vertrauenswalt von Peter Paul Rainer

, Sandro Canestrini, über das Tatmotiv und die Versklavung seines Mandanten durch Waldner. Tageszeitung: Herr Canestri ni, das Tatmotiv? Sandro Canestrini: Das Ge heimnis dieser Bluttat liegt be graben in der menschlichen Psy che. Es gibt ein Sprichwort: Gott behüte Uns vor der Wut der Schüchternen. Und dieses Sprichwort kann man auf Peter Paul Rainer an wenden? Ja. Der Brave, der Fleißige, der Gutmütige, der immerzu Hiebe und Schläge erhält, der reagiert eben zu einem gewissen Zeitpunkt

Ist Ihnen bekannt, daß Christi an Waldner bereits vor Weih nachten von den Schüssen im Parteibüro der Freiheitlichen gewußt hat? Wenn dem so ist verstehe ich nicht warum er diese Sache nicht zur Anzeige gebracht hat Vielleicht hat Waldner seinen Freund mit ebendieser Schieße rei erpreßt? Ich glaube nicht daß der Tat eine Erpressung zugrundeliegt sei es nun das Maturadiplom oder die Schießerei. Die Ursache für diese Verzweiflungstat ist in der präpo tenten Persönlichkeit Waldners zu suchen, der nur ein Ziel

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Seite 6 von 16
Datum: 20.02.1997
Umfang: 16
Do 20.2.1997 Nr. 36 6 Tag eszeitung S Ü D T I R O „Für den Christian hätte ich alles getan“ Die Waldner-Freundin und Beamtin im Regierungskommissariat, Lieselotte Palma, wird von den Ermittlern mit zu den Verdächtigen gezählt. Sie selbst dreht den Spieß um: Kaum jemand habe Waldner so gern gehabt wie sie. Von Artur Oberhofer F ür Christian Waldner hat Lieselotte Palma seit Jahren eine Schwäche. „Ich habe ihn wirklich gern ge habt", sagt sie selbst, und fügt hinzu: „Ich hätte alles für ihn getan

.“ Als Waldner vor etlichen Jahren mit dem Aufbau seiner FYeiheitli- chen-Bewegung begann, war die im Regierungskommissariat in Bozen beschäftigte Beamtin stets an seiner Seite. Sie setzte ihm Pressemitteilungen auf, verteilte im Landtags-Wahlkampf 1993 Flugblätter und die bekannten F-Kondome. Daß Lieselotte Pal ma für ihren politischen Chef durchs Feuer gegangen wäre, ja ihn fast abgöttisch geliebt hat, steht für die politischen Begleiter von damals außer Zweifel. Christian Waldner

te Palma trat fürderhin partei politisch kaum mehr in Er scheinung. Mit Waldner, der sich mit Hansjörg Kofler der weil einen persönlichen Se kretär zugelegt hatte, sah sie sich sporadisch. „Immer dann“, so die Traminerin, „wenn es ihm aus gesundheitlichen oder anderen Gründen schlecht ging, hat er mit mir ratschen, sich ausweinen wollen.“ Nichtsdestotrotz betrieb sie ihren Waldner-Kult weiter: Lie selotte Palma sammelte sämtli che den Oppositionspolitiker betreffende Zeitungsartikel, sie zeichnete

alle Fernseh- und Rundfunkbeiträge, in denen Waldner vorkam, au£ Erst vor einigen Tagen bat Lie selotte Palma den Betreiber ei nes Privatradios, er möge ihr eine ganze Reihe von Tonband- mitschnitten Waldners geben. Sie sei, so erklärte Palma dem Radio-Mann, von Waldner be auftragt worden, ein Archiv an zulegen. Ein weiterer Vorfall, der einige Wochen zurückliegt, sagt eben falls einiges aus über die Bezie hung Waldner-Palma. Der Bündnis ’98-Abgeordnete lehnte in der Landhausbar und jammerte

.“ Nun, nach der Bluttat im Reichrieglerhof, weiß Lieselotte Palma weder ein noch aus: „Daß man auch mich verdächtigt, tut mir sehr weh, weil ich den Chri stian einfach zu gern gehabt habe.“ t Alex, Stefano, Giovanni, Wally, Bettina, Stefano, Frederic und Lotte trauern um den schmerzlichen Verlust ihres geschätzten Freundes CHRISTIAN und drücken den Angehörigen ihr aufrichtiges Beileid aus. Durch einen heimtückischen und grausamen Mord wurde Dr. Christian Waldner Abgeordneter zum Landtag aus unserer Mitte gerissen

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Seite 4 von 20
Datum: 22.02.1997
Umfang: 20
-Jugend macht Peter Paul Rainer eine Be kanntschaft, die fürderhin sei nen politischen Weg bestim men sollte: Er trifft auf Chri stian Waldner, damals Ortsju gendreferent der JG-Gruppe Bozen. Rainer schlüpft in die Rolle des Zuarbeiters im Hin tergrund. Eine Rolle, die er erst am 15. Februar 1997, dem Tag der fünf Schüsse am Reichrieglerhof, wieder able- gen sollte. Christian Waldner, das kleine rhetorische Wunder, marschiert voraus, Peter Paul Rainer lie fert ihm aus dem Hintergrund die Konzepte

und die Substanz. Er schiebt Waldner vor sich her, impft ihn - soweit dies notwen dig war - mit dem Selbstbestim mungsgedanken, den er über Waldner wieder stärker in die Junge Generation hineintragen will. Es ist ein Marsch durch die Institutionen: Mit Waldner trifft er sich im Kreis der soge nannten „Durchsichtigen“, die in der Jungen Generation den Putsch gegen den farblosen Landesjugendreferenten Gott fried Vonmetz vorbereiten. Über Waldner lernte Peter Paul Rainer auch den damaligen SVP

-Regionalratspräsidenten Luis Zingerle kennen. Mit 20 wird er dessen persönlicher Re ferent. Zu diesem Zeitpunkt hat Rai ner, weil durch sein politisches Engagement voll ausgelastet, keine Matura. Wer ihn später danach fragte, wo er sein Reife diplom erworben habe, dem er klärte Rainer, er habe die Matu ra in Österreich nachgeholt - was nicht ganz stimmte. Das Di plom, ein getürktes, hatte ihm - wer denn sonst? - Waldner be sorgt: Sodann absolviert Peter Paul Rainer ein Politikstudium im Eiltempo und rückt hernach

, in Nervenzu sammenbrüchen ausdrückten. Ende der 80er Jahre assi stiert der vollbärtige Schütze Luis Zingerle und Alfons Bene- dikter im Kampf gegen den Pa ketabschluß, wobei er wiederum im Hintergrund die Fäden zieht. Im Jahr 1989 erzielt Peter Paul Rainer seinen ersten großen politischen Erfolg: Chri stian Waldner, politisch gebür- Peter Paul - der Den ker und Lenker, Christian - sein politi scher Verstärker stet durch Rainer, gelingt es, Gottfried Vonmetz vom Thron des SVP-Landesjugendreferen- ten

herunterzuholen. Und ob schon ihm vor dem „rechten Rainer“ abgeraten wird, macht ihn Waldner zum Landesju gendsekretär. Für Rainer ein Traumjob: Er, der Lenker und Denker, und Christian Waldner, der Kleine, der immer gern groß war, sein politischer Verstärker. Über Rainer, seinen späteren Mörder, sagte Waldner damals: „Ich brauch’ einen, der arbeitet und meine Faxen erträgt.“ Peter Paul Rainer arbeitete wie ein Berserker, und Christi an Waldner gab rhetorisch Gas: 1992 bringt er den Paketab schluß-Obmann

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Seite 6 von 16
Datum: 05.01.2001
Umfang: 16
Fr/Sa/So S./6./7.U200\ Nr. 4 Tag eszeitung E RH A F T U N G CHRONIK Im Namen der Väter Kurz vor Weihnachten sind, sich Franz Waldner und Peter Rainer auf einem Gehsteig in Bozen zufällig begegnet Was sich die beiden Väter gesagt haben. Und warum die unendliche Geschichte im Mordfall Christian Waldner zugleich auch die Leidensgeschichte zweier Väter ist. 30. April 1999 Fianco Coppi übernimmt die Verteidigung von Rainer. 29. November 1999 Der Kassationsgerichtshof an nulliert den Spruch

Vor einem Geschworenensenat des Oberlandesgeiichtes in Brescia beginnt der Prozess ge gen Rainer. Der Angeklagte bleibt der Verhandlung fern. Rainere Vater Peter sagt; „Ich kann meinen Sohn verstehen.“ 20. Mai 2000 Rainer wird vom Oberlandes- gericht in Brescia des Mordes an Christian Waldner lur schuldig befunden und zu 20 Jahren und 6 Monaten Ge fängnis verurteilt. Der Verur teilte wird zur internationalen Fahndung ausgeschrieben. 24. Mai 2000 Die Tageszeitung bringt kon krete Hinweise für eine ge heimdienstliche

Da-MordEiH Christian Waldner wild in derSendupg„Blu notte“ auf RaTT- lerekonsü-ukat 2. November 2000 Die italienische Tageszeitung, Alto Adige“ berichtet, dass Ffeter Paul Rainer mit den ErmitUungseliör- den die Bedingungen aushandle, um sich zu stellen. Die Anwälte Rai neis dementieren:, Alks Blödann“. 3. Jänner 2001 Rainer wird in Wien verhaftet. Der Thrmin für die Verhandlung am rö mischen Höchstgericht ist noch nicht festgesetzt Von Artur Ohkrhofer S ie wären vermutlich anei nander vorbeigegangen

, ohne miteinander zu spre chen oder gar ohne sich zu grüßen. Weil aber der Gehsteig so schmal war, konnten Franz Waldner und Peter Rainer sich nicht aus dem Weg gehen und sie konnten sich auch nicht höflich anschweigen. So geschehen zu Bozen, kurz vor Weihnachten. Die schicksalshafte Begegnung brachte es mit sich, dass die beiden Väter - der eine Va- schaft der Familie. „Er hat mich angelogen“, so Franz Waldner ges tern gegenüber der Tageszeitung, kurz nachdem er von Journalisten dienst-)Spiel gespielt

haben könn te. Peter Rainer ist von der Un schuld seines Sohnes überzeugt. Fränz Waldner dagegen glaubt, dass Peter Paul Rainer wohl der Täter ist. Allerdings glaubt der Vater des Mordopfere nicht an das Tatmotiv Maturadiplom. Beide Väter haben in der Vergan genheit weder Mühen noch Kosten gescheut, um im dramatischen Wettlauf irdischer Rechtsspre chung zu siegen. Peter Rainer hat für seinen Sohn die besten und teuersten Anwälte engagiert - man spricht von bisherigen An waltskosten in Höhe von mindes

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Seite 5 von 16
Datum: 05.03.1997
Umfang: 16
S Ü D T I R O Pizza mit Bossi Christian Waldner hätte die organisatorische Verantwortungföir das Lega-Referendum im April übernehmen sollen und wollte zu diesem Ziveck die Unterstützung der Schützen. Die Hintergründe eines sonderbaren Deals. Von Artur Oberhofer I m Lega-Bunker in der Via Bellerio in Mailand saßen in den ersten Jännertagen vier ungleiche Herren mit gleichen In teressen beisammen: Lega-Füh- rer Umberto Bossi, dessen Mann für auswärtige und Saxophon-An gelegenheiten, Roberto

Maroni, der Bozner Landtagsabgeordnete Christian Waldner und dessen Se kretär Hansjörg Kofler. Noch Tage danach schwärmte Kofler, welch „tolles Gefühl“ es sei, mit King Umberto zu plaudern und hernach eine Pizza zu verspeisen. Eingefädelt hatte das Acht-Au- gen-Gespräch der Trentiner Ex- Senator Erminio Boso, ein Bossi- Intimus, der in Christian Wald ner, dem kleinen Mann aus Bo zen, den „richtigen Mann für eine interethnische Lega-Bew T egung in Südtirol“ sah und ihn deswe gen dem Ober-Padanier wärm

- stens empfahl. Die vier Herren hatten Wichtiges zu besprechen: das für April ge plante Lega-Referendum in Sa chen Selbstbestimmung für Pa- danien. Umberto Bossi und Roberto Maroni ging es darum, Waldner mit der organisatori schen Verantwortung für dieses Referendum in Südtirol zu be trauen. Nach Bossis Plänen soll ten in den 116 Gemeinden des Landes, und zwar vor den offiziel len Wahllokalen und zum Zwecke der Unterschriftensammlung Zelte aufgestellt werden. Der organisatorische Aufwand

für dieses Referendum wäre enorm gewesen. Umberto Bossi hatte sich vorgestellt, daß pro Gemein de mindestens vier Personen ein gesetzt würden, was bedeutet hät te, daß Christian Waldner sich 400 Mitarbeiter hätte organisieren müssen. Bei dem Gespräch in der Via Bellerio erbaten sich Christi an Waldner und Hansjörg Kofler einige Wochen Bedenkzeit, wobei der Bündnis-98-Landtagsabge- ordnete bereits damals, vor Bossi und Maroni, die Absicht kundtat, daß er die Führung des Südtiroler Schützenbundes kontaktieren wolle

, die unter Umständen 400 Männer (in Zivil) für die Durch führung des Referendums abstel len könnte. Zurück aus Mailand kontaktierte Christian Waldner zunächst den Bundesmajor der Schützen, Ste phan Gutweniger (siehe dazu das untenstehendes Interview). Laut Hansjörg Kofler habe sich Gutwe niger „grundsätzlich interessiert“ gezeigt, was die Nummer Zwei im Schützenbund nunmehr aller dings kategorisch dementiert Christian Waldner fand sich in ei ner politisch ziemlich vertrackten Situation wieder: einerseits

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Seite 4 von 16
Datum: 28.02.1997
Umfang: 16
Fr 28.2.1997 Nr. 42 Tag eszeitung S Ü I) T I R 0 Ein Paar aus München Drei Zeugen behaupten vor der Polizei, Christian Waldner am Samstag Nachmittag noch lebend gesehen zu haben. Können sich drei Leute so täuschen? von Christoph Franceschini Der Zeuge ist sichtlich irritiert. „Ich haben in meinem Leben noch nie eine Vision gehabt“, sagt Klaus T. (alle Namen sind der Tageszeitung bekannt), „Ich täusche mich ganz sicher nicht, es war Samstag, 15.00 Uhr“, sagt auch ein junger Bozner Handwerker

, „ich kenne den Christian“. Auch G.K. ist sich seiner Sache mehr als si cher: „Ich habe Waldner gegen 19.00 Uhr am Reichrieglerhof gesehen".: „Diese Zeugen dürften sich im Tag irren“, kommentiert hinge gen Fahndungsleiter Alexander Zeiger die Aussagen dieser drei Personen vor der Polizei. Staatsanwalt Cuno Tarfusser will sich zu diesen Aussagen zwar nicht äußern, aber auch er läßt, laut RAI-Sender Bozen, im Gerichtspalast durch- blicken, daß man von diesen Aussagen nicht viel hält. Wie wenig die Ermittler

von der Polizei verhört und machte dabei ge naueste Angaben, aber die wur den anscheinend nicht ernst ge nommen. Der Handwerker, in der Bozner Crispistraße wohnhaft, fuhr am Samstag, 15. Februar, nach Bri- xen, um dort eine Einzahlung zu machen. Kurz vor 15.00 Uhr kehrte er mit dem Zug nach Bo zen zurück und ging vom Bahn hof zu Riß nach Hause. Vor dem Waltherhaus traf er Christian Waldner. „Er hatte ein Rmkte- lefon in der Hand und eine Agendina unter dem Arm“, er klärt der Zeuge. Der Polizei be schreibt

er genauestens die Kleidung, die Christian Wald ner trug. Da der Mann Waldner kennt, ist er ganz sicher, daß er sich nicht getäuscht hat Auch am Datum hat der Handwerker nicht den geringsten Zweifel. „Ich habe noch die Einzahlungs quittung aus Brixen in der Hand“, sagt er. Datum: 15. 2.1997. Auch Klaus T ist sich seiner Sa che sicher. Der Gastwirt, der in Bozen eine Bar führt, arbeitete am Samstag, 15. Februar, wie jeden Samstag bis 13.00 Uhr. Danach fuhr er zum Essen ins Restaurant „Rafenstein

T ist einer der Dauermie ter im Waldner-Anweseri. „Ich bin gegen 16.00 Uhr oben ange kommen“, erklärt T . Christian Waldner stand dabei am Ein gang, das Handy in der Hand. Davor stand ein dunkler Wagen, ein größerer Mercedes oder BM, mit Münchner Kennum mer. Christian Waldner hat sich mit den beiden Insassen, einer blonden Frau und einem Mann um die Fünfzig, unterhalten. Ist dieser Mann, derselbe, den schon ein anderer Zeuge zusam men mit Waldner gesehen hat. EO. trifft Christian Waldner am Samstagmorgen gegen 8.30

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Seite 4 von 16
Datum: 21.02.1997
Umfang: 16
Fr 21.2.1997 Nr. 37 Tag eszeitung Süd t Der Tag der Freiheitlichen Nachdem klar war, daß Christian Waldner am Samstagnachmittag noch am Leben war, haben die Ermittler im Mordfall Waldner gestern die gesamte Führungsspitze der Freiheitlichen in die Quästur beordert. Es wird geprüft, ob sich Waldner am Nachmittag noch mit Peter Paul Rainer getroffen haben könnte. Von Artur Oberhofer Zwei Stunden lang hatte Hans- jörg Kofler, der persönliche Se kretär des ermordeten Landtags abgeordneten Christian

Waldner, am Mittwochmorgen den Beam ten der Digos im dritten Stock der Quästur Rede und Antwort ge standen. Und plötzlich kam Hek tik auf im Polizeipalast. Der im Mordfall Waldner ermit telnde Staatsanwalt, Cuno Tar- fusser, verließ zusammen mit acht Beamten die Quästur, um im Landhaus das Fraktionsbüro des Bündnis’ 98 zu inspektionieren. Damit war klar: Hansjörg Kofler, der von Anfang an von einer poli tisch motivierten Bluttat ausge gangen war, hatte den Ermitt lern interessante Details preis

Hermann Ton- ner und Rainer Kirchler. Auch das Büro der Freiheitlichen in der Leonardo-da-Vinci-Straße in Bozen wurde auf Anordnung von Cuno Tarfusser durchsucht und hernach angeblich versiegelt. Sicher ist, daß Hansjörg Kofler - neben vielen anderen sekundären Aspekten - den Ermittlern die (höchst delikate) These unter breitet hat, derzufolge Christian Waldner im Besitz von Unterla gen gewesen sei, mittels denen er nachweisen wollte, daß die Frei heitlichen von rechtsextremen Organisationen

beziehungsweise Stiftungen mitfinanziert würden. Mit dieser These hatte die Tages zeitung bereits am Mittwocha bend den Bildungs referenten des Schützenbundes, Pe ter Paul Rainer, kon- froniert. Der sagte dazu: „Erstens trifft dies nicht zu, und zweitens würde kei Tatsache ist, daß Christian Waldner gerade in den letzten Monaten sehr oft den Kontakt zu seinem ehemaligen Alter Ego Peter Paul Rainer (er war bei spielsweise der Kopf der aufse henerregenden Brennerkund gebung im Jahr 1991) gesucht

und sich wöchentlich mehrmals mit ihm getroffen hatte. So auch mit einem anderen Verhörten von gestern, etwa mit Hermann Tonnen Peter Paul Rainer war bemüht, ster Linie Tarfusser, die Stim mung machte, damit Christian Waldner auch sein Landtags mandat niederlege. Für Wald ner eine mittlere Demütigung, und menschlich gesehen ein Stich in die Brust. Vermutlich hat sich Staatsan walt Cuno Tarfusser gestern abend auf die nicht gerade idyl lische Beziehung zwischen dem Mordopfer und seiner Nachfol gerin im Landtag

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Seite 3 von 16
Datum: 15.11.1996
Umfang: 16
S Ü I) T I R O. Kirchenmäuse und blaue Wunder Im Vorfeld des Landesparteitages der Freiheitlichen ist ein alter Streit voll aufgeflammt: Pius Leitner and Christian Wald- ner buhlen um die Gunst des Jörg Haider - und befetzeyi sich wie nie zuvor. Von Artur Oberhofer E s war weder Absicht noch Vergeßlichkeit: Christian Waldner ist zum heutigen Landesparteitag der Freiheitli chen ganz einfach nicht eingela den worden. „Aber wenn er kommt“, so ein kämpferischer Pius Leitner gestern, „dann wer

den wir ihn sicherlich nicht hin ausschmeißen, die Veranstaltung ist schließlich öffentlich.“ Zu einer wie auch immer gearte ten Konfrontation zwischem dem jetzigen Obmann der FYeiheitli- chen und dem vor zwei Jahren aus der Partei ausgeschlossen Ex- Capo wird es allerdings nicht kom men. Waldner geht nicht hin. „Ich werde sie unter sich lassen“, sagt süffisant der Landtagsabgeordne te von Bündnis ’98, „weil ich weiß, daß sie sehr viele Dinge zu bespre chen haben.“ Außerdem wolle er, Waldner, „die drei Kirchenmäuse

, die mich menschlich und politisch gequält haben, nicht mit meiner Anwesen heit beehren“. Mit Kirchenmäu sen meint Waldner den Obmann der FVeiheitlichen, Pius Leitner, dessen Stellvertreterin Ulli Tär- fusser sowie den Bundesmajor der Schützen, Stephan Gutweniger, die er als die großen Strategen sei nes Sturzes ansieht Der Verdrängungsprozeß der Scheidung von vor zwei Jahren er fahrt mit Waldners Nieht-Hingehen also ein jähes Ende: Je näher die Landtagswahlen rücken, desto här ter wird der Kampf

zwischen den (ehemaligen) ungleichen Zwillingen Waldner und Leitner Im Vorfeld des Landesparteitages ging es vor allen Dingen um die Gunst des Jörg Haider Christian Waldner sieht sich immer noch als „Gründerva ter“ der Südtiroler Freiheitlichen und als jener politische Mensch, der Jörg Haider ins Land gebracht hat (auch wenn dieser Südtirol bereits von seinem Brunecker Onkel her kannte, der im Kärntner Bärental soviel Wald besessen hat daß er ihn an seinen Nelfen verschenken muß te). Der Um stand, daß er zur heutigen

Folit- kirmes mit Hai der nicht einge laden worden ist schmerzt Wald ner. Sehr sogar. „Wenn man es nicht der Mühe wert gefunden hat den Gründungsobmann einzuladen, dann heißt dies, daß alles, was der Waldner sagt Fümo ist und der Leitner, der vorher Zöllner war, nun den Braten alleine verspeist Ich bin ihm aber nicht böse.“ Warum sind Waldner und Leit ner, letzterer gibt sichwohl etwas staatsmännischer, so geladen? Ein Hintergrund des plötzlichen Ha gelwetters ist bestimmt Waldners Projekt namens

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Seite 1 von 16
Datum: 21.02.1997
Umfang: 16
Sped. Im P.A. - Komma 26 Art. 2 - Ges. 549/95 - Bozen :e;i BABIES: Revolution bei künstlicher Befruchtung SEITE 13 POLITIK: BOZEN: Bicamerale: Streit zwi Nackte Leiche von ei schen SVB Grünen und nem Stadtstreicher in AN um Föderalismus Baracke gefunden SEITE 2 SEITE 7 BRANZOLL: Bauschuttanlage er hält endgültige Be triebsgenehmigung SEITE 8 Freitag, 21. Februar 1997 Nr. 37/5. Jg./Lit. 1500 - ij?-" . j, Mordfall Waldner: Gab es im Büro der Freiheitlichen vor einigen Monaten eine Schießerei? lls

^i m IH#',*' . t , I mä Gestern hahendiv Friniltfer die gesamte .Führungsspitze der Freimdtlichen verhört . Überprüft wird, ob Waldner sieh am Samstagnachmittag iritk dem Parteiideologen Peter Paul Rainer getroffen haben könnte ' -JH Der zweite Zeuge In der Quästur ist vorgestern abend ein Zeuge vorstellig geworden, der Christian Waldner am Samstag um 15 Uhr in der Crispistraße in Bozen gesehen hat Eine Stunde später ist der Politiker, wie bekannt von einem zweiten Zeugen am Reichrieglerhof gesehen worden. Von Artur

Oberhofer K laus TVapella war recht ungehalten darüber, wie die lokalen Medien mit seiner Zeugenaussage umgegan gen waren. Der Gastronom, ein höchst seriöser Mann, hatte vor den Ermittlern und auch vor lau fenden Kameras ausgesagt, er habe Christian Waldner am ver gangenen Samstag gegen 16 Uhr am Reichrieglerhof lebend gese hen. Seit vorgestern abend ist Trapelia für die Ermittler im Mordfall Lamprecht komplett glaubwürdig. In der Quästur in Bozen ist ein Mann (dessen Na men die Tageszeitung nicht nennt

) vorstellig geworden, und hat Sensationelles zu Protokoll gegeben: Er habe Christian Waldner zwischen 15 und 15.15 Uhr in der Crispistraße in Bozen gesehen. Der Mann, der Waldner gekannt hat, beschrieb den Er mittlern nicht nur die Kleidung, die das spätere Mordopfer getra gen hat Außerdem gab er zu Pro tokoll, daß Waldner sein Handy bei sich gehabt habe. Einige Ali bis müssen nunmehr neu über prüftwerden.

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Seite 4 von 16
Datum: 19.03.1997
Umfang: 16
Mi 19.3.1997 Nr. 55 Tageszeitung Das Erstarken der Postfaschisten Ein Viertel der Südtiroler Bevölkerung glaubt, daß nach dem Mordfall Waldner das Zusammenleben der Sprachgruppen in Südtirol schwieriger geworden ist. Die politischen Folgen der Bhdtat: Die Freiheitlichen wurden enorm geschwächt, undAlleanza Nazionale gestärkt. Christian Waldner: Die Auswirkungen seines tragischen Todes auf die Politlandschaft Südtirols D er Mord an Christian Waldner war und ist der erste Mord

an einen Siidtiroler Politiker in der Nach kriegsgeschichte dieses Landes. Neben politischen Folgen hat eine solche Bluttat auch direkte Auswirkungen auf die Südtiroler Bevölkerung und Gesellschaft. In der Tageszeitungsumfrage sollte der Frage nachgegangen werden, wie einschneidend sich die Ereignisse der letzten Wo chen auf das friedliche Zusam menleben in Südtirol ausgewirkt haben. Gefragt wurde: „Der Mordfall Waldner hat die Südtiroler Öf fentlichkeit aufgewühlt. Glauben Sie, daß das Zusammenleben

zwischen Deutschen und Italie nern in Südtirol dadurch schwie riger geworden ist?“ Die 404 Be fragten legten sich bei der Be antwortung dieser Frage eindeu tig fest. 60,3 Prozent antworte ten mit „Nein“ und meinten, daß der Mordfall Waldner keine Aus wirkungen auf das Zusammenle ben hat. Mehr als ein Viertel der Befragten, genau 26,6 Prozent, sind da aber anderer Meinung. Sie glauben, daß das „Zusam menleben dadurch schwieriger geworden ist“. Schlüsselt man diese 26,6 Pro zent nach Parteien

auf (die Be- daß der Mordfall das Zusam menleben nicht belastet. In einem Land, in dem fast alles durch eine ethnische Brille gese hen wird, ist nur allzuoft auch wurde, ob eine Partei durch den Mordfall „gestärkt“ oder „ge- schwächt“ wurde. Dazu gab es noch die mögliche Antwort „We der noch“. Auch bei dieser Frage läßt sich deutlich herauslesen, wer aus dem Mord an Christian Waldner das größte politische Kapital schlägt. Ein Drittel der Befragten (33,1 Prozent) sind der Meinung, daß „Alleanza Na zionale“ gestärkt

aus den Ereig nissen um den Fall Waldner her vorgeht. 28,7 Prozent glauben, daß die SVP gestärkt wurde, und 22,2 Prozent tippen auf die Uni on. Eindeutig geht aus der Umfrage auch hervor, wem der Mordfall Waldner und die Ereignisse dar um am meisten geschadet^ ha ben: den Freiheitlichen. Über zwei Drittel der Befragten (67,2 %) sind der Meinung, daß die Freiheitlichen durch die Vorfälle der vergangenen Wochen ge schwächt wurden. Teilt man dieses Ergebnis nach Sprachgruppen auf, wird deut lich

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Seite 3 von 16
Datum: 17.01.2003
Umfang: 16
Unerwartetes Duett Der Exekutivausschuss des Landesverbandes der Handwerker (U/H) hat gestern zwar noch keinen Kandidaten für den Landtag namhaft gemacht, doch die Weichen dafür gestellt, dass sowohl der amtierende LVH-Direktor Hanspeter Munter, als auch der Vinschger Robert Koch-Waldner unterstützt werden. Ein halber Sieg für Koch-Waldner und eine Niederlage für Munter. Von Christoph Franceschini anspeter Munter hätte sich das ganze anders . vorgestellt Der amtie rende LVH-Direktor und SVP

. Als der Vinschger LVH-Be- zirksobmann Robert Koch-Waldner seine Ab sicht kund tat, im Vinsch- gau als offizieller Kandi dat für die SVP anzutre ten, war für viele klar: Der LVH muss diesmal auch Koch-Waldner lan desweit unterstützen. Hanspeter Munter scheint diese Gefahr nicht gewittert zu haben. Oder er hat sie heruntergespielt. Denn als die Tageszeitung den LVH- Direktor Anfang Dezember mit der Situation in seinem Verband konfrontierte (Ta geszeitung 243/10), wiegelte die ser ab: „Von Kritik oder Unmut

ist im Verband überhaupt nichts zu spüren.“ Munter: „Die Situation ist genauso wie vor fünf Jahren.“ Wenig später musste der LVH- Direktor aber erkennen, dass für ihn das Ganze diesmal keines wegs eine Durchmarsch wird. „Natürlich ist die Situation für Hanspeter Munter jetzt neu“, sagt Robert Koch-Waldner. Denn der Vinschger Bezirksobmann hat im Vergleich zu den vergan genen Landtagswahlen weit mehr Befürworter im LVH und im Exekutivausschuss haben sich die Mehr heiten zu ungunsten Munters verschoben

. Zusätzlich unter Druck kam der LVH durch die Entschei dung des HGV Im Vinschgau sticht Robert Koch-Wald- Vinschger Kandidaten antreten, ist eine relativ sicher Fahrkarte in den Landtag. Der HGV wollte Piiizger stärken und hat den Schlanderser Hotelier noch im November als landesweiten HGV-Kandidaten nominiert. Damit kamen aber auch der LVH und Robert Koch-Waldner in Auf Punkt 7 der Tagesordnung schien das Thema „Landtags wahlen 2003“ auf. TVaditionell gelten LVH-Präsi- dent Herbert Fritz

und sein Di rektor Hanspeter Munter als un zertrennliches Duo. Doch der LVH-Präsident musste in den letzten Wochen erkennen, dass ner gegen den HGV- Bezirksobmann Manfred Pinzger um die Unterstützung durch den Bezirk. „Ich trete ganz sicher nur dann an“, sagt Koch Waldner ka tegorisch, „wenn ich die Unter stützung des SVP-Bezirkes Vinschgau habe.“ Da nur zwei Zugzwang. Vor allem das Lager um Koch-Waldner wollte schnell wie möglich ein Klärung im Exekutivausschuss. Deshalb setzte man für Mitte Jänner eine Sitzung

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Seite 4 von 16
Datum: 18.11.1997
Umfang: 16
Dì 18.11.1997 Nr. 227 Tag eszeitung S Ü D T I R 0 Puzzle ohne Teilchen Die Urteilsbegründung im Mordfall Waldner ist das Spiegelbild der Ermittlungen: Das Gericht hat im, Verzweiflungskampf des Peter Peter Rainer gegen sein eigenes Geständnis im Zweifel gegen den Angeklagten entschieden. Von Ainvii Ohkhhokki: D aß nicht alles stimmt, was Peter Paul Rainer in der Geständnisnacht im Poli zeipalast und später vor dem „Fernsehstaatsanwalt“ Emanuele Fiorilli erklärt hat. wissen auch die Richtei

, gegen den kein Sach- beweis sowie keine direkten oder indirekten Aussagen voriiegen, zwangsläufig freigesprochen wer den muß. Der Prozeß im Mordfall Waldner hat das Gegenteil bewie sen. Wer einmal gesteht, riskiert, daß man ihm immer glaubt. Zu mindest das Geständnis. Die Urteilsbegründung ist denn auch nichts anderes als eine erwei terte Ausgabe der drei Verhörpro tokolle, in denen Peter Paul Rainer den Mord an Christian Waldner gestanden hat. Von den 98 Seiten der Urteilsbeg-ündung sind allein 26 dazu benutzt

worden, die drei Geständnisse Rainers noch einmal auszubreiten. Zählt man die Ein führung sowie die Schlußfolgerun gen weg, bleiben knappe 20 Seiten effektive Begründung. Breiten Raum widmen die Richter in der Uiteilsbegiindung der Festlegung der Todeszeit: Die Richter führen an, daß eine kom plette Leichenstarre nach 36 bis 48 Stunden nach dem Tode eintiitt und sich danach wiederum auflöst. Dies ist insofern wichtig, als der Gutachter der Anklage, Carlo Cre- stani, bei Christian Waldner

gesehen durchaus begiindet“ ansieht. Daß die These des Todes am spä ten Nachmittag oder gar am Samstagabend obendrein mit den Aussagen dreierZeugen, die Chri stian Waldner am Samstagnach mittag noch lebend gesehen ha ben, unterlegt ist, erkennt das Ge richt ebenfalls an und würdigt so gar die Qualität der Zeugenaussa gen („formidabile riscontro"). Nichtsdestotrotz: Das entschei dende Indiz sind für die Richter die Telecom-Ausdrucke. Vom Um stand, daß Waldner ab 11.39 Uhr nicht mehr telefoniert

haben soll, leiten die Richter ab, daß der Mord gegen Mittag passiert sein müsse. Auch bleibt der Mord an Christian Waldner weiterhin eine Bluttat ohne Motiv. Selbst die Richter können der These von Staatsan walt Cuno Tarfusser, demzufolge das gefälschte Matura-Diplom der Auslöser gewesen wäre, nicht all zuviel abgewinnen. Auf Seite 85 heißt es dazu: „Das von Rainer an gegebene Motiv kann als nicht überzeugend erscheinen, und viel leicht ist es das auch nicht.“ Richter Carlo Bucato und Carlo Bruccoleri, Peter

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Seite 6 von 20
Datum: 15.02.2002
Umfang: 20
Christian Waldne Tacus/.kitun«: Herr Rainer, dieser Tage erscheint das Huch von Franz Waldncr, wo dieser den Mordfall Christian Waldner aus seiner Perspek tive ausleuchtet. HVis sagen Sie zu dem Huch? Pktkh Rainer: Ich habe das Huch noch nicht gesehen, aber ich kann mir ungefähr verstel len, was der Vater Waldner ge schrieben hat. Nämlich? Der Vater Waldner will jetzt „Wir beten zu Christian“ Zum fünften Jahrestag des Todes von Christian Waldner ist der Krieg der Väter ausgebrochen: Nachdem

Buchautor Franz Waldner, Peter Paul Rainer als Mörder mit Geheimdienstauftrag bezeichnet hat, kündigt nun Peter Rainer Klagen an. Er zitiert in der Todesanzeige einen Spruch von Karl Jaspers. Nämlich: „Wahrheit und Frei heit gehören zusammen wie Lüge und Gewalt. Nur Wahr haftigkeit kann die freie Welt verbinden. Ohne Wahrhaftig keit ist sie verloren. Freiheit und Lüge schließen sich aus.“ Dieser Satz trifft auf nieman den besser zu, als auf den Franz Waldner, der im Nachhinein einsieht, wie unrecht

er seinem Sohn getan hat. Franz Waldncr ist überzeugt davon, dass Ihr Sohn Peter Paul den Landtagsabgeordne ten Christian Waldner im Auftrag eines Geheimdienstes ermordet hat. Ihr Kommentar dazu? Also, es gibt keinen Hinweis, es gibt gar nichts, was diese Ge heimdienst-These stützen wür „Der Vater Waldner will damit nur sein eigenes Gewissen reinwaschen u nachholen, was er bereits früher hätte tun sollen. Er will jetzt im Nachhinein alles schön färben, dabei hatte er ein ganz zerrüttetes Verhältnis zu sei

te 1 angebracht waren, das hat die Staatsanwaltschaft be stätigt. Also hat die Überwa chung dem Reichrieglerhof ge golten, und nicht Peter Paul. Was dort gesucht oder abgehört worden ist, das sollen, bitte, die Geheimdienste offen legen. Und ich sage noch eines: Wenn man das Umfeld Christian Waldners untersuchte, dann würde man sofort feststellen, von wo die ganze Geschichte herkommt. Die Tatsache, dass der Vater Waldner jetzt mit dem Ruch auch noch versucht, ein Geschäft zu machen, das al les zeugt

von schweren Gewis senfragen, die er sich stellt. Wir jedenfalls beten zu Christian, damit die Wahrheit doch noch ans Tageslicht kommt. Aber die Vorwürfe in Bezug auf die Geheimdiensttätig keit Ihres Sohnes bleiben der weil im Raum? Ich kenne das Buch, wie gesagt, noch nicht. Aber wenn in dem Buch behauptet wird, mein Sohn habe für einen Geheim dienst gearbeitet, dann wird er das beweisen müssen. Sagen kann man vieles. Beweise gibt es hundertprozentig keine. Der Vater Waldner will damit nur sein eigenes

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