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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 8 von 16
Datum: 25.05.1913
Umfang: 16
lechn als i doch er di versti habe dann Htifd frötij weil zialre Nach? Stell, abw.c war, gefaß! vor d kenntr nifier, schloff Nach rsrs Richard Wagner. 1913 Bon Ernst Edgar Reimdrdes. (Nachdruck verboten., m 22. Mai feiert die gesamte musikalische Welt den kundertsten Geburtstag des Mei sters von Bayreuth, des genialen Reformators der unter romantischen Einflüsser entarteten deutschen Oper die er zum echten Musik drama umgcstaltete. Wie Beethoven die erste Hälfte des neunzehnten Jahrhun derts

beherrschte, so hat Wagner der zweiten den Stempel seiner Eigenart auf- gedrückt. Dichterisch ebenfalls hochbegabt, strebte er nach der Bereinigung von Poesie und Musik, der sich auch die übrigen Sckwesterküi ste bei gesellen sollten, um das Drama zur größtmöglichen Wirkung zu bringen. Dieser Grundgedanke trat überwäl tigend groß in die Erschei nung bei der Erstaufführung seines Nibelungenringcs zu Bayreuth im Sommer 1876. Bis er diesen Tag des Triumphes erlebte, mußte Wagner schwere Kämpfe be stehen

. Der Weg zum Ruhm war für ihn mühevoll und mit Dornen bestreut. Wenn es ihm auch zu Lebzeiten keineswegs an Anerkennung fehlte, die rückhaltlose Wür digung seines Schaffens und Strebens blieb der Nachwelt Vorbehalten, denn daß die Wagnersche Musik auch in der Gegenwart noch Widersacher hat, die Bedeutung und Ziel derselben mißverstehen, fällt nicht weiter ins Gewicht. Wagner wurde zu Leipzig als Sohn eines Polizeiaktuars geboren, der bereits sechs Monate später starb. Die Mutter mußte sich mit ihren Kindern

mühsam durchschlagen, bis sie ihnen 1814 in der Person des Schauspielers und Porträt malers Ludwig Geyer einen neuen, treu- Richard Wagner. (Zu,einem hundertsten Geburtslage — 22. Mai isi 3 ) gingen zwei Geschwister Wagners, Albert und Rosalie, zur Bühne. Es ist daher leicht begreiflich, daß bei dem Kuaben frühzeitig die List am Theater erwachte. Als Schüler verfaßte Wagner verschiedene Gedichte, er schrieb auch ein Trauerspiel nach Shakespeareschem Mi ster, in welchem nicht weniger als 42 Personen

umkameu. 1821 bis 1822 besuchte Wagner die Privatschule des Pastors Alt in Eisleben, dann kam er in die Dresdner Kreuz schule. Da zwei seiner Schwe stern Klavierunterricht hatten, erhielt Wagner ebenfalls sol chen, doch >var ihm die Musik vorläufig noch eine Neben sache. Auf der Schule in teressierte er sich am meisten für das griechische Altertum, mit großem Vergnügen über setzte er die Odyssee. Später galt sein Hauptinteresse den phante stschen Erzählungen E. Th. A. Hosfmanns. Einen gewalt'gen

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Tiroler Post
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Seite 16 von 20
Datum: 16.05.1913
Umfang: 20
zu verteidigen. So erscheint uns Wagners Leben, wenig stens in seinen früheren Perioden, als ein Leben lei denschaftlicher Kämpfe gegen alte, verrottete, überlebte Vor urteile auf musikalischem Ge biete. Wagner ist seiner Ab stammung nach ein Kind des Volkes. Entfernte Vorfahren von ihm waren bescheidene, sächsische Dorflehrer gewesen, die durch ihren Beruf mit dem Volke in steter inniger Be ziehung standen. Wir dürfen annehmen, daß der Nach komme von ihnen nicht nur die tapfere Zähigkeit seiner Natur geerbt

hat, die ihn Ar mut, Trübsal und Kummer einer Künstlerlaufbahn sieg reich überwinden ließ, sondern auch die Liebe zum Volke, dessen alte Sagen er in so großartiger Schönheit wieder zum Leben erweckte. Einige Monate vor der denkwürdigen Völkerschlacht, am 22. Mai 1813, wurde Wagner in Leipzig als der Sohn eines Polizeiaktuars ge boren. Die Ansammlung so gewaltiger Truppenmassen, die riesige Menge von Verwunde ten und Gefallenen mußten in der Stadt ansteckende Krank heiten Hervorrufen. Einer solchen Epidemie erlag

Wagners Vater kurze Zeit nach der Geburt seines Sohnes. Zwei Jahre später heiratete die Mutter einen treuen Freund ihres ersten Manes, den Schauspieler und Maler Ferdinand Geyer in Dresden. Hier verlebte Wagner seine ersten Kinderjahre. Geyer starb 1821, und seine Familie kehrte wieder nach Leipzig zurück. Dort besuchte nun der junge Wagner die hö heren Schulen und studierte auch an der Universität, freilichziemlich planlos und mehr aus Lieb haberei und Laune. Und nun beginnt in dem jugend lichen

Feuer geist die innere Entwickelung zum Musiker ihren Anfang zu nehmen. Wagner war nichts weniger als ein Wun derkind; aber Der schiele Durm cker Kirche zu Delft in Holland. Das mittelfrankilche Blindenheim in Nürnberg. auch nichts in seinem Wesen deutete auf seine spätere geniale musikalische Entfaltung hin. Als er in einer kurzen Spanne Zeit Vater und Stiefvater verloren hatte, stand ihm kein männlicher Wille zur Seite, der ihm Leiter und Wegweiser im Leben hätte sein können. So kam

es, daß der Jüngling den widersprechendsten Einflüssen ausgesetzt war. Malerei, Literatur, dramatische Kunst und Musik zogen ihn auf gleiche Weise an und gaben seinen mannigfachen Fähigkeiten Nahrung genug. Die Neigung zur Malerei scheint ihm von seinem Stiefvater überpflanzt worden zu sein, der neben seinem Schauspielerberuf mit Liebe die Malkunst pflegte. Aber auch dramatische Instinkte müssen in der Familie Wagner geherrscht haben. Der Vater, Friedrich Wagner, war mit Leidenschaft dem Theater zugetan

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Lienzer Nachrichten
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Seite 16 von 20
Datum: 16.05.1913
Umfang: 20
Vor urteile auf musikalischem Ge biete. Wagner ist seiner Ab- stammung nach ein Kind des Volkes. Entfernte Vorfahren von ihm waren bescheidene, sächsische Dorflehrer gewesen, die durch ihren Beruf mit dem Volke in steter inniger Be ziehung standen. Wir dürfen annehmen, daß der Nach komme von ihnen nicht nur die tapfere Zähigkeit seiner Natur geerbt hat,-die ihn Ar mut, Trübsal und Kpmmer einer Künstlerlaufbahn sieg reich überwinden ließ, sondern auch die Liebe zum Volke, dessen alte Sagen

er in so großartiger Schönheit wieder zum Leben erweckte. Einige Monate vor der denkwürdigen Völkerschlacht, am 22. Mai 1813, wurde Wagner in Leipzig als der Sohn eines Polizeiaktuars ge boren. Die Ansammlung so gewaltiger Truppenmassen, die riesige Menge von Verwunde ten und Gefallenen mußten in der Stadt ansteckende Krank heiten Hervorrufen. Einer solchen Epidemie erlag Wagners Vater kurze Zeit nach der Geburt seines Sohnes. Zwei Jahre später heiratete die Mutter einen treuen Freund ihres ersten Manes

, den Schauspieler und Maler Ferdinand Geyer in Dresden. Hier verlebte Wagner seine ersten Kinderjahre. Geyer starb 1821, und seine Familie kehrte wieder nach Leipzig zurück. Dort besuchte nun der junge Wagner die hö heren Schulen und studierte auch an der Universität, freilichziemlich planlos und mehr aus Lieb haberei und Laune. Und nun beginnt in dem jugend lichen Feuer geist die innere Entwickelung zum Musiker ihren Anfang zu nehmen. Wagner war nichts weniger als ein Wun derkind

ihm von seinem Stiefvater überpflanzt worden zu sein, der neben seinem Schauspielerberuf mit Liebe die Malkunst pflegte. Aber auch dramatische Instinkte müssen in der Familie Wagner geherrscht haben. Der Vater, Friedrich Wagner, war mit Leidenschaft dem Theater zugetan und hatte gelegentlich selbst die Bühne betreten. Drei seiner Töchter, Rosalie, Luise und Klara widmeten sich mit Eifer dem Schau spielerberuf, und eine Nichte unseres Richard Wagner, Jo hanna, hat später als Wag nersängerin einen bedeuten den Ruf

genossen. So konnte es nicht fehlen, daß Richard Wagner, wenn er auch für den Beruf des Bühnenkünstlers keine große Zuneigung em pfand, durch seine tägliche Be rührung mit dem Theater leben sich mühelos und fast spielend die vielen kleinen Einzelheiten der dramatischen Technik aneignete, die ihm später bei der Gestaltung sei ner Werke so unentbehrliche Dienste leisten sollten. Es ist eigenartig, daß Wagner erst durch das Drama zur Musik geführt wurde, daß fein Ge schmack für Musik der Liebe

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Außferner Zeitung
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Seite 16 von 20
Datum: 17.05.1913
Umfang: 20
die be deutendste seines Lebens gewesen.' Es darf uns nicht wun dern, daß er mit seinen neuen Gedanken aus hartnäckigen Widerstand stieß, der ihn reizte, sich gegen die Angriffe und falschen Urteile seiner Gegner zu verteidigen. So erscheint uns Wagners Leben, wenig- stens in seinen früheren ^ | Perioden, als ein Leben lei- f.. . denschastlicher Kämpfe gegen alte, verrottete, überlebte Vor urteile auf musikalischem Ge biete. Wagner ist seiner Ab- stainmung nach ein Kind des Volkes. Entfernte Vorfahren von ihni

waren bescheidene, sächsische Dorflehrer gewesen, die durch ihren Beruf mit dem Volke in steter inniger Be ziehung standen. Wir dürfen annehmen, daß der Nach komme von ihnen nicht nur die tapfere Zähigkeit seiner Natur geerbt hat, die ihn Ar mut, Trübsal und Kummer einer Küipstlerlaufbahn sieg reich überwinden ließ, sondern auch die Liebe zum Volke, dessen alte Sagen er in so großartiger Schönheit wieder zum Leben erwecktem Einige Monate vor der denkwiirdigen Völkerschlacht, am 22. Mai 1813, wurde Wagner

in Leipzig als der Sohn eines Polizeiaktuars ge boren. Die Ansammlung so gewaltiger Truppenmasscn, die riesige Menge von Verwunde ten und Gefallenen mußten in der Stadt ansteckende Krank heiten Hervorrufen. Einer solchen Epidemie erlag Wagners Vater kurze Zeit nach der Geburt seines Sohnes. Zwei Jahre später heiratete die Mutter einen treuen Freund ihres ersten Manes, den Schauspieler und Maler Ferdinand Geyer in Dresden. Hier verlebte Wagner seine ersten Kinderjahre. Geyer starb 1821, und Zeine Familie

kehrte wieder nach 1 Leipzig zurück. Dort besuchte nun der junge Wagner die hö heren Schulen und studierte auch an der Universität, freilich ziemlich planlos und mehr aus Lieb haberei und Laune. Und nun beginnt in dem jugend lichen Feuer- gcist die innere Entwickelung zum Musiker ihren Anfang zu nehmen. Wagner war Nichts weniger als ein Wun derkind; aber auch nichts in seinem Wesen deutete auf seine spätere geniale musikalische Entfaltung hin. Als er in einer kurzen Spanne Zeit Vater und Stiefvater

mit Liebe die Malkunst pflegte. Aber auch dramatische Jiistinkte müssen in der Familie Wagner geherrscht haben. Der Vater, Friedrich Wagner, war mit Leidenschaft dem Theater zugetan und hatte gelegentlich selbst die Bühne betreten. Drei seiner Töchter, Rosalie, Luise und Klara widmeten sich mit Eifer dem Schau spielerberus, und eine Nichte unseres Richard Wagner, Jo hanna, hat später als Wag nersängerin einen bedeuten den Nus genossen. So konnte es nicht fehlen, daß Richard Wagner

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 10 von 16
Datum: 25.05.1913
Umfang: 16
wurde. Zunächst fanden die beiden wenig Gefallen aneinander. Eine große Freude wurde Wagner im Frühling 1841 zuteil, die Dresdner Hofoper nahm seinen „Rienzi" an, der am 20. Oktober 1842 mit Tichatschek und der Schröder-Devrient in den Hauptpartien zur Aufführung gelangte. Der Komponist wohnte derselben bei, die ihm einen glänzenden Erfolg brachte. Wagners nächstes Werk, „Der fliegende Holländer", 1841 während eines Sommeraufenthalts in Meudon bei Paris entstanden, wurde eben falls in Dresden zuerst

aufgeführt, und zwar am 2. Januar 1843. Die Berliner Oper nahm das Werk auf Meyerbeers Empfehlung an. Der „Fliegende Holländer", dessen Grundmotiv ebenso wie das zum „Tann- häüfer" von Heine stammt, übertrifft den „Rienzi" durch Eigenart der Erfindung und künstlerische Durchbildung, poetischen Gehalt und me lodischen Reiz. Wagner tat mit diesem Werk den bedeutungsvollen Schritt von der herkömmlichen Oper hinweg zum nationalen Musik drama. Bald nach der Aufführung des „Fliegenden Holländer" wurde Wagner

als Kapellmeister „auf Lebenszeit" für die „Dresdner Hofoper" verpflichtet, der er jedoch mir sechs Jahre angehörte. Während dieser Zeit erwarb er sich große Verdienste um die Aufführung deutscher Meister werke. Als Dirigent der Dresdner Liedertafel, für die er sein „Liebes- mahl der Apostel" komponierte, zeichnete der Künstler sich ebenfalls in hohem Grade aus. Zu den neuen dramatischen Plänen, die ihn beschäftigten, gehörte der „Tannhäuser", dessen Musik 1845 vollendet wurde. Bald darauf reiste Wagner

zur Erholung nach Marienbad, wo er den Plan zu den „Meistersingern" und zum „Lohengrin" entwarf. Die erste Aufführung des „Tannhäuser" in Dresden am 19. Oktober 1845 brachte Wagner trotz günstiger Aufnahme vieler Einzelheiten nicht den ersehnten Erfolg, namentlich enttäuschte der Schluß allgemein. Erst yach mancherlei Aende- rungen und Streichungen fand das Werk bei Presse und Publikum die verdiente Würdigung. Vergebens bemühte sich Wagner für den Klavier auszug des „Tannhäuser" einen Verleger zu finden

, er mußte die erste Auflage auf eigene Kosten Herstellen lassen. Ungeachtet der erlittenen Enttäuschungen wandte Wagner sich mit Eifer dem „Lohengrin" zu, den er 1848 vollendete. Dies Werk bedeutet wieder einen mächtigen Schritt vorwärts auf der Bahn der Opernreform, die Komposition zeigt größere Linien, das Orchester ist harmonisch reicher, das thematische Gewebe der Leitmotive dichter und klarer gesponnen. In Dresden gelang es Wagner nicht, „Lohengrin" auf die Bühne zu bringen, erst 1850 erlebte bas

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 9 von 16
Datum: 25.05.1913
Umfang: 16
IR Doil oer internationalen Baufachausstellung in Leipzig: Sporthalle, Bierrestaurant un- Las „Große Faß Im Ich re 1834 ver öffentlichte Wagner in Laubes „Zeitung für die elegante Welt" seinen ersten schrift stellerischen Versuch, den re volutionären Aussatz über die deutsche Lp er, dem er später zahlreiche Schriften folgen ließ, in denen er das herr schende Opernwesen, die Ver logenheit der modernen Luxuskunst, die Effekthascherei der Bühnendichter und Kom ponisten, das kunstfeindliche

Virtuosentum aufs heftigste bekämpfte. Die Idee zu seinem nächsten Werk „Das Liebes- verbot" entnahm Wagner Shakespeares „MaßfürMaß", das er völlig ummodelte. Juli 1834 begann er die Arbeit, die jedoch erst zwei Jahre später ihren Abschluß fand. Am 29. März 1836 gelangte die Oper am Magdeburger Theater, dessen musikalischer Leiter der Komponist damals war, zur Erstaufführung. In folge ungenügender Vorbe reitung blieb der Erfolg ans. Wagners Bemühungen um eine Aufführung in Berlin oder Leipzig

waren vergebens. Eine entbehrungsreiche Zeit begann nun für den Komponisten, der im August 1836 nach Königsberg über siedelte, wo er im Januar des folgenden Jahres endlich den Kapellmeisterposten am Stadttheater erhielt. Trotz seiner ungünstgen pekuniären Zum Skutari-Äonflikt: Gesterreichifche Militärpatrouillen an der Lage heiratete Wagner im -almatinisch-montenegrinischen Grenze. . wtir»* P 1 M Herbst 1837 die Schau spielern: Minna Planer, die jahrelang Not lind Sorge mit ihm teilte

, für seine künstlerischen Ideen aber wohl nicht das richtige Verständnis hatte. Bekanntlich trenn ten sich die Gatten spä ter. Die Hauptschuld an der unglüctlichen Ehe hatte Wagner, der trotz aller gegenteiligen Be hauptungen blinder Ver ehrer in seinem Privat leben nun einmal kein Engel gewesen ist. Durch den Bankerott des Theaters fand Wag ners Tätigkeit in Königsberg ein srühzeitges Ende; sein nächstes Engagement führte ihn nach Riga, dessen Stadt theater Karl von Holtet lei tete. Auch hier war seines Bleibens

Maurice Schle singer Klavierauszüge und Opernarrangements. In Paris vollendete Wagner im November 1840 seinen bereits 1837 begonne nen „Rienzi" (Text nach Bul- wer), sein erstes bedeutendes Werk: dort entstand auch die Faust-Ouvertüre, in der be reits deutlich die Abwendung des Komponisten von der romantischen Modemusik zum Ausdruck gelangt. Bemer kenswert ist es, daß Wagner sich gerade in Frankreich zu einem echt deutschen Künstler entwickelte. In Paris machte dieser auch die Bekanntschaft

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 4 von 10
Datum: 13.09.1913
Umfang: 10
, nachdem er zunächst seine Familie er mordet und an mehreren Orten Feuer gelegt hatte. Die Einzelnheiten der Bluttat sind grauen hafte. Es wird darüber gemeldet: Mühlhausen a. d. Enz, 5. September. Wagner war vor mehr als zehn Jahren hier als Schullehrer tätig gewesen. Er hatte vor vier Wochen seine Kinder zu seinen Schwiegereltern gebracht. Heute nacht kam er unerwartet wieder. Gegen 12 Uhr sahen die Nachbarn des Schulhauses, daß eine Scheune brenne. Als sie sich bei einem vorübergehenden Manne

nach der Ursache des Feuers erkundigten, fiel statt der Antwort ein Schuß und einer der Fragenden sank tot zu Boden. Der Täter begab sich sodann an einen anderen Ort, wo er eine große Scheune in Brand steckte. Als ein Bürger das Fenster öffnete und nach der Ursache fragte, erhielt er ebenfalls einen Schuß und fiel tot zu Boden. Bei der fünften Brandstiftung stellte man Wagner. In den Händen hatte er zwei große Armeerevolver, aus denen er blindlings auf die Menge schoß. Im ganzen hat er sieben Bürgers leute

und ein elfjähriges Mädchen getötet. Ver letzt wurden elf Persoren, davon die Hälfte schwer u. a. der Polizeidiener und der Nachtwächter. Schließlich gelang es dem verwundeten Polizei diener mit Hilfe eines Arbeiters, Wagner die Re volver zu entreißen. Die herbeigeeilte Menge mißhandelte ihn sehr. Mit Hilfe von herbeigerufe nem Militär wurde man sodann des Feuers Herr. Ergänzend meldet man dazu aus Degerloch, 5. September: Die Wohnung Wagners wurde heute von der Staatsanwaltschaft geöffnet. Wagner hatte, bevor

er sich nach Mühlhausen begab, seine Frau und seine vier Kinder umgebracht. Man fand die Frau mit durchschnittener Kehle im Bette vor. Die Leichen der Kinder lagen gleichfalls in den Betten. Ueber die Ueberwältigung des irr sinnigen Massenmörders melden die Blätter: Der Täter wurde schließlich unter großer Lebensgefahr unschädlich gemacht und übel zugerichtet. Wagner war erst gestern abend in Mühlhausen angekom men. Die im Städtchen bekannte Adlerwirtin war seine Schwiegermutter. Zuerst legte er in der Nähe

sind. Wagner hatte es hauptsächlich auf den Bürgermeister des Städtchens abgesehen, denn er erkundigte sich nach seiner Wohnung. Er fand ihn aber nicht, da sich der Bürgermeister bereits auf einen der Brandplätze begeben hatte. Wagner hatte wahrscheinlich beabsichtigt, den ganzen Ort anzuzünden. Ebenso klar ist es, daß er die furcht bare Tat im Wahnsinn verübt baben muß. Mit den ihren Verletzungen Erlegenen ist die Zahl der Opfer 15. Der Lehrer Wagner, der 35 Jahre alt ist, hatte, ehe er nach Mühlhausen

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Tiroler Post
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Seite 8 von 12
Datum: 21.10.1910
Umfang: 12
einen Schaden von zirka 2200 X. Hofrat Karl Wagner. Dienstantritt des neuernannten Staatsbahn direktors in Innsbruck. Am 18. Oktober hat in Innsbruck der neu ernannte Staatsbahndirektor, Herr Hofrat Karl Wagner, die Leitung der k. k. Staatsbahndirek tion übernommen und die Vorstellung des ge samten Personales der Direktionszentrale ent gegengenommen. Herr Hofrat Wagner, der den Ruf eines hervorragenden Eisenbahnfachmannes genießt, wurde im Jahre 1860 in Graz geboren und ab solvierte dort im Jahre 1872

die technische Hoch schule. Bis zum Jahre 1880 war Wagner teils als Bauführer bei verschiedenen Bahnbauten, teils als Ingenieur bei der k. k. Generalinspektion der österr. Eisenbahnen tätig. 1880 trat Wagner in den Staatseisenbahndienst über, wo er bis zu seiner im Jahre 1902 erfolgten Uebernahme in den Staatsdienst verblieb. Während dieser Jahre wirkte Wagner vielfach in Tirol und Vorarlberg. So finden wir ihn im Jahre 1880 als Oberinge nieur und Sektionsleiter beim Bau der Ostseite des Arlbergtunnels

, nach der Eröffnung der Arl bergbahn war er Bahnerhaltungssektionsvor stand auf der schwierigsten Strecke dieser Bahn. Schönwies—Landeck—Langen, und Bauleiter der Paznauner Straße. Nach einer dreijährigen Tätigkeit im Tras sierungsbureau der k. k. Generalinspektion wurde Wagner im Jahre 1890 Sektionsvorstand der Strecke Innsbruck—Landeck, später Sektionsvor stand in Feldkirch für die Strecke Bludenz— Lindau nebst Nebenlinien und hatte gleichzeitig die Vollendung des Baues der großen Hafen bauten in Bregenz

zu leiten. Das Jahr 1894/1895 findet ihn als Bahn- erhaltungs-Sektionsvorstand in Wien I und er folgte im letzteren Jahre seine Ernennung zum Abteilungsvorstande für Bahnerhaltung und Bau der k. k. Staatsbahndirektion Wien. Im Jahre 1897 wurde Wagner zum Ober inspektor und im April 1899 zum Staatsbahn direktor-Stellvertreter ernannt. 1902 erfolgte seine Ueberstellung in den Status der Staats beamten unter gleichzeitiger Ernennung- zum Regierungsrate. Nach dem Rücktritte des Hofrates

und Staatsbahndirektors Ludwig Proske von dem Posten des Vorstandes der k. k. Staatsbahndirek tion in Villach wurde Wagner im Juli 1907 mit der Leitung dieser Direktion betraut und im Sep tember dieses Jahres zum Hofrate und Staats bahndirektor ernannt. In ganz besonderer Weise betätigte Hofrat Wagner sein technisches Wissen auf dem Gebiete des Tunnelbaues und bezeugen die oftmaligen Berufungen als Experte und Sachverständiger, welche Bedeutung man allgemein seinem Urteile beimaß. Bei jedem bedeutenderen Tunnelbau

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Tiroler Wastl
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Seite 5 von 12
Datum: 24.08.1913
Umfang: 12
wie Ranke treffend sagte, daß die tiefste Knechtung des Deutschen diesen erst immer zur (Selbsthilfe und Abschüttelnng des Joches treibt — der große Na poleon mit Geißelhieben erweckt hat, diese Zeit hat das Nationalgefühl deutscher Dichter und Künstler geboren. Als ein Kind seiner, dieser Zeit (1830) ist auch Richard Wagner zu betrachten. Der Kampf seines Lebens war eine Bejahung des deutschen Volks gedankens; — aller Pessimismus schweigt da still, denn er glaubte an sein Volk

. Von diesem Ge sichtspunkte aus muß man seine Werke betrachten — nicht von dem viel später entstandenen, oben be handelten. Wagner schuf dem deutschen Volke eine Mythologie aus der alten längst vergessenen Zeit. Seine Gestalten führen den teilnamslos für ihr Volkstum gewordenen Deutschen eine Welt ihres Volkes vor Augen, die den fanatischen Klerikalen ewig unverständlich bleiben muß; denn nur der Deutschfühlende hat die Fähigkeit die Wiederbele bung deutschen Volkstumes daraus herausklingen 31t hören. Es ist deutsche

Kunst, die hier vor Augen tritt und die sich selbst an jenen Stellen nicht verleug net, wo der Beschauer eine katholische Bemäntelung sieht. Denn der Stoff, ans dem Wagner seine Werke schuf, reicht bis auf die Zeit Gottfrieds von Straßburg hinauf und zeigt hier den starken Ein fluß des Christentums auf die Gestaltung der Dich tung. Diese Kunst aber als „katholisch" anse- hen zu wollen, wie aus unten angeführten Stellen aus dem „Gral" durchleuchtet, ist wohl sehr ge wagt! Der deutsche künstlerische

Sinn der „Alten" hat es wohl verstanden, auch diesen Gestalten deut sches Fühlen und Handeln zu unterlegen. Kein Wunder daher, daß Wagner keinen Anstoß daran fand und durch sein künstlerisches Schaffen die alten Sagen in neuer Form schuf und dem Ge fühl der Deutschen verständlich werden ließ. Kralik aber schreibt anders. Die Verfasser der Aufsätze im „Gral" sind der Ansicht, daß das reli giöse Moment in erster Linie für die Schaffung der Werke Wagners das innerlich diesen bewegende

, ihm selbst jedoch unbewußte Motiv war. Man ver gißt hier ganz, daß sich die „religiöse Richtung", die katholische Ummäntelung, welche in verschiedenen Dichtungen Wagners auftritt, doch nicht mit einer religiösen Tendenz, mit der bewußten Absicht, auf das katholisch^religiöse Gemüt verständlich zu wir ken, vergleichen läßt. Wagner wollte die Sagen und in ihnen das deutsche Gemüt künstlerisch verherrlichen und benützen, genau so wie Goethe in Faust, 2. Teil" das katholische Mäntelchen, ohne dadurch

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Der Arbeiter
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Seite 10 von 12
Datum: 14.07.1912
Umfang: 12
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über die feuchte Stirn und fuhr, ohne einen Gegengruß abzuwarten, hastig fort: „Herr Wagner, nicht wahr? ... Sie kauften vor drei Wochen ein Los der Wohltätigkeitslotterie bei mir, und ich komme, um Ihnen eine gute Nachricht zu bringen!" Er wartete einen Augenblick den Erfolg seiner Worte ab, und als Wagner ihn nur erstaunt und ungläubig anschaute, trat er dicht an diesen heran, zog ein Telegramm hervor und sagte leise und wohl wollend: „Sie haben Glück gehabt, verehrter Herr, großes Glück

, verbeugte sich und schritt hastig hinaus, um vielleicht noch andern Menschen eine gute Botschaft zu überbringen. Erst nach geraumer Zeit hob Wagner den Kopf und blickte um sich. Er schaute auf die dürftige Einrichtung des Keinen Zimmers, ließ den Blick über die eigne abgetragene Kleidung gleiten und erhob sich dann und schritt taumelnd zum Fenster. Er sah nicht die schmutzigen grauen Mauern, die fast in Griffnähe vor ihm empo strebten und ihm den Blick in die Ferne verwehrten, er hörte

war Wagner schon ruhiger geworden. Er zog seine beste Kleidung an und ging zu dem Lotterieeinnehmer, bei dem er eine größere Summe erhob; dann suchte er seinen bisherigen Arbeitgeber auf, sagte ihm, daß er die Stadt zu verlassen gedenke und bat um seinen Abschied. Als der Glückliche dann wieder in seinem Zimmer saß, schmiedete er frohe Pläne für die Zukunft. Seine kühnsten Träume würden jetzt in Erfüllung gehen. Da er den größten Teil seines Lebens auf.dem Lande zugebracht hatte, drängte es ihn fort

; doch das Glück war ihm beständig ferngeblieben, und die fleißigste Tätigkeit hatte ihm bisher nur einen bescheidenen Lebensunterhalt gewährt. Doch jetzt sollte es anders werden; seinen eignen Garten wollte er bearbeiten, selbstgezogene Blumen sollten ihn erfreuen, und Tauben und Hühner wollte er sich halten — das Herz schwoll ihm, wenn er an die Zukunft dachte! . . . . Unter seinen Schriftstücken und Andenken suchte Wagner etfti dem Angebot der Baugesellschaft; er fand es unter seinen ^ schäften und ergriff

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 10 von 16
Datum: 15.01.1911
Umfang: 16
in hohem Maße geeignet machte, und ein geradezu hin reißendes Temperament. Niemann war ganz der „singende Schau spieler", wie ihn sich der große Reformator der deutschen Opernbühne dachte. — Wagner verfolgte von seinem Exil in Zürich aus die Ent wicklung der Oper in Deutschland mit regem Interesse, namentlich hielt er ständig Ausschau nach guten Vertretern für die Heldenpartien seiner Musikdramen, an denen es sehr mangelte. De: Meister wußte nur allzu gut, daß der Erfolg seiner Werke größtenteils

von der Wiedergabe der Titelpartien (Lohengrin, Taimhäuscr) abhing. Welch geringe Meinung Wagner von den damaligen Tenören hatte, geht aus einem Brief aus dem Jahre 185b hervor: „Wer einen von beu heutigen Tenorsängcrn einmal wieder zu Gehör und Gesicht bekommt, kann nicht begreifen, wie Ausgaben, wie die meinigen, auch nur ahnungsweise von diesen Eunuchen gelöst werden sollten." — Die Kunde vom Auftauchen eines jungen, stimmgewaltigen Sängers, wie Niemann, wurde von Wagner freudig begrüßt. Ein halbes Jahr

nach der Ausführung des „Lohengrin" am Hoftheater zu Hannover mit Nicmann in der Titelpartie schrieb Wagner an Direktor Rottmayer, welcher das Werk inszeniert hatte: „Die gute Aufführung des so schwierigen „Lohengrin" an Ihrem Hof theater hat mich sehr gefreut und großer Sorgen überhobcn. Namentlich ist mir Herr Niemann als sehr vorzüglich bezeichnet worden, was zu er fahren mir von großem Wert ist, da ich auf Tenoristen, wie ich sie brauche, so sebr selten rechnen kann." — Uebrigens war der Lohengrin

nicht die erste Wagner Partie Niemanns; dieser hatte schon Juli 1851 den Tann häuser gesungen und zwar auf Abstechern in Insterburg und Gumbmnen, die sein damaliger Direktor von Königsberg aus unternahm. Niemann war zu jener Zeit b reits für Hannover verpflichtet und benutzte das Königsberger Sommerengagement, um in einigen neuen Partien auf zutreten. Nach der Tannhäuser-Anfführung fchrst b er seinem Intendanten, daß diese Partie wie für ihn geschricb.n sei. Bekanntlich leistete er später gerade

als Tannhäuser Hervorragendes. In Hannover trat der Künstler am 21. Januar 1855 zum erstenmal als Tannhäuser aus. Die geniale Verkörperung dieser Partie b.deutete für ihn den ersten Schritt aus dem Wege zu unvergänglichem Ruhm. — Die erste persönliche Zusammen kunft zwischen dem Komponisten und seinem Sänger fand 1858 iu Zünch statt. Zwei Jahre vorher hatte Niemann Wagner dort nicht angetroffen, da dieser dama s zur Kur bi Genf wei.te, und 1857 wartete Wagner, der bereits mit Niemann in Briefwechsel stand

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Außferner Zeitung
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Seite 17 von 20
Datum: 17.05.1913
Umfang: 20
der Entwickelung des deut schen Denkens. Die Pariser Julirevolution von 1830 fand in Deutschland großen Wider hall, und auch Wagner wurde von ihr ergriffen. Tn politß schen Zeitungen veröffentlichte er Artikel, worin er die Re volutionsideen aufs Musika lische. besonders auf die dra matische Musik, übertrug und damit dem Herkömmlichen, vor allem der alles beherr schenden italienische^ Musik den Krieg erklärte. Aus sei ner revolutionären Stimm- ung heraus verfaßte er auch 1834 seine erstg Oper „Das Liebesverbot

", in welcher er der freien Liebe das Wort redete. In Riga, wohin er 1837 übergesiedelt war, ent stand sein erstes, größeres Werk, „Rienzi", worin er die Person des bekannten römi schen Volkshelden gleichen Na mens auf die Bühne stellte. Wagner versprach sich von die sem Werke großen Erfolg; namentlich hoffte er damit auf der Pariser Bühne zu glänzen, wo Rossini, Mcyerbeer und Halevy unerhörte Triumphe feierten. Später sagte er sich freilich los von dieser Oper und nannte sie eine Jugendsünde, eine un würdige Nachahmung

der französischen Heldenoper. Und doch zeigt sich in „Rienzi" trotz der unverkennbaren Schwächen gerade im dramatischen Aufbau schon offen kundig das Genie, welches wir in sei nen späteren Wer ken bewundern. 1839 verließ Wagner seinen Ka pellmeisterposten in Riga und ging nach Paris mit der Ab sicht, dort seine Kompositionen be kannt zu machen. Er hatte Emviehl- ungen von Meyer beer und hoffte, mit Hilfe derselben aus ein gutes Gelingen seiner Pläne. Aber er sollte bitter ent täuscht werden. Ueberall fand

, daß hier die Kunst ohne Ernst betrieben wurde, daß die Komponisten und Künstler nur darauf aus gingen, zu glänzen und sich die Taschen zu füllen. Trotz der niederdriickenden Erleb nisse wurde Wagner nicht mutlos. Mehr denn je wandte er sich der deutschen Musik, be sonders Beethoven zu, kom ponierte in feinen Freistun den eine Ouvertüre zu Goethes „Faust" und vollendete in der kiirzen Zeit von sieben Wochen den „Fliegenden Holländer". 1842 kehrte er Paris den Rücken und folgte einer Ein ladung nach Dresden

, wo sein „Rienzi" die erste Auf- fiihrung erlebte. Die Geschichte des fliegen den Holländers ist ihrem Ur sprung nach eine unter der Küstenbevölkerung der Nord- und Ostsee viel verbreitete Volkssage. Wagner wurde durch die stimmungsvolle, selt same Erzählung lebhaft ange regt, und auf einer stiirmischen Meeressahrt von Riga nach London reifte in ihm der Ge danke, sie musikalisch zu ver werten. Im „Holländer" zeigt sich Wagner zum erstennial als selbständiger Dramatiker, mit diesem Werk beginnt seine Laufbahn

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Lienzer Nachrichten
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Seite 17 von 20
Datum: 16.05.1913
Umfang: 20
fand in Deutschland großen Wider hall, und auch Wagner wurde von ihr ergriffen. In politi schen Zeitungen veröffentlichte er Artikel, worin er die Re volutionsideen aufs Musika lische. besonders auf die dra matische Musik, übertrug und damit dem Herkömmlichen, vor allem der alles beherr schenden italienischen Musik den Krieg erklärte. Aus sei ner revolutionären Stimm ung heraus verfaßte er auch 1834 seine ersta Oper „Das Liebesverbot", in welcher er der freien Liebe das Wort redete. In Riga, wohin

er 1837 übergesiedelt war, ent stand sein erstes, größeres Werk, „Rienzi", worin er die Person des bekannten römi schen Volkshelden gleichen Na mens auf die Bühne stellte. Wagner versprach sich von die sem Werke großen Erfolg; namentlich hoffte er damit auf der Pariser Bühne zu glänzen, wo Rossini, Meyerbeer und Halevy unerhörte Triumphe feierten. Später sagte er sich freilich los von dieser Oper und nannte sie eine Jugendsünde, eine un würdige Nachahmung der französischen Heldenoper. Und doch zeigt

sich in „Rienzi" trotz der unverkennbaren Schwächen gerade im dramatischen Aufbau schon offen kundig das Genie, welches wir in sei nen späteren Wer ken bewundern. 1839 verließ Wagner seinen Ka- bellmeisterposten in Riga und ging nach Paris mit der Ab sicht, dort seine Kompositionen be kannt zu machen. Er hatte Empfehl ungen von Meyer beer und hoffte, mit Hilfe derselben auf ein gutes Gelingen seiner Pläne. Aber er sollte bitter ent täuscht werden. Ueberall fand er schöne Worte, aber keine Taten

und Künstler nur darauf aus gingen, zu glänzen und sich die Taschen zu füllen. Trotz der niederdriickenden Erleb nisse wurde Wagner nicht mutlos. Mehr denn je wandte er sich der deutschen Musik, be sonders Beethoven zu, kom ponierte in seinen Freistun den eine Ouvertüre zu Goethes „Faust" und vollendete in der kurzen Zeit von sieben Wochen den „Fliegenden Holländer". 1842 kehrte er Paris den Rücken und folgte einer Ein ladung nach Dresden, wo sein „Rienzi" die erste Auf führung erlebte. Die Geschichte

des fliegen den Holländers ist ihrem Ur sprung nach eine unter der Küstenbevölkerung der Nord- und Ostsee viel verbreitete Volkssage. Wagner wurde durch die stimmungsvolle, selt same Erzählung lebhaft ange regt, und auf einer stürmischen Meeresfahrt von Riga nach London reifte in ihm der Ge danke, sie musikalisch zu ver werten. Im „Holländer" zeigt sich Wagner zum erstenmal als selbständiger Dramatiker, mit diesem Werk beginnt seine Laufbahn als Dichter. Ob gleich zwischen der Entstehung von „Rienzi

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Unterinntaler Bote
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Seite 18 von 20
Datum: 03.06.1911
Umfang: 20
an, daß er sich auf dem Wege nach seiner Wohnung befinde. Ohne zu sprechen, trat Frau Goldheim an die Seite ihrer Freundin, neben der sie sich niederließ. Auch die andern An wesenden schwiegen; Ella reichte ihrem Oheim die Tropfen, die ihm der Arzt verordnet hatte, aber diesmal zitterte ihre Hand. Es waren unsäglich peinvolle Minuten, die bis zur Rückkehr Herrn Theuerdank Goldheims vergingen. (Fortsetzung folgt.) Mchard Tagners Memoiren. Die Literatur über den Komponisten Richard Wagner ist nicht gering

. Würde man die betreffenden Bücher aufschichten, so würde es einen Berg von ziemlich beträchtlicher Höhe geben. Trotzdem ist die Ende April 1911 bei Bruckmann in München erschienene Selbstbiographie des großen Meisters in musi kalischen Kreisen mit hoher Spannung erwartet worden. In zwei hübschen Oktavbändern (25 Mark), einfach und doch vornehm aus gestattet. mit schönem Druck, hat der Verlag das denkwürdige Werk uns unterbreitet. Wir erfahren durch die zwei Bande in ausführ lichem, hochinteressantem und von Wagner

lebendig und lebens wahr geschildertem Detail, was in den Grundlinien schon langer bekannt war. Wie diese Memoiren entstanden sind, schildert uns Wagner in dem kurzen Vorwort. „Die in diesen Bänden enthaltenen Auf zeichnungen", so lesen wir da, „sind im Laufe verschiedener Jahre von meiner Freundin und Gattin, welche mein Leben sich von mir erzählt wünschte, nach meinen Diktaten unmittelbar niedergeschrieben worden." Tagebuchblätter, die der Meister bis 1836 führte. leisteten ihm dabei willkommene

Dienste. Der Sttl ist schlicht und leicht- verständlich, flüssig und lebhaft. Die Memoiren, die in der großen Presse die freundlichste Aufnahme fanden, erstrecken sich bis zur Be rufung Wagners durch Ludwig II. im Jahre 1864, also bis zum 51. Lebensjahre des Meisters, d. h. bis zur Vollendung des „Tristan" und zum Beginn der „Meistersinger". Wagner schont sich in der Erzählung seiner Erlebnisse und seines Werdeganges gar nicht. Eine Fülle von Details, anekdotischer Einzelheiten wird offenherzig, oft

und Schriften vorbereitet. Im Elternhause wurde Wagner zwar liebevoll erzogen, aber keineswegs verzärtelt, am allerwenigsten als „Wunder kind" behandelt; er hatte auch nichts von einem solchen. Als er, 9 Jahre alt, Weber vorgestellt wurde und dieser die SJtutter fragte, was er werden solle, antwortete sie, er sei wohl auf Webers „Frei schütz" ganz versessen, doch habe sie noch nichts an ihm wahrgenom men, was auf musikalisches Talent deuten würde. Wagner erhielt denn auch — sonderbar genug — int Gegensatz

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 16.04.1913
Umfang: 8
die Berechnung des Lederkartells über die angeblich ge ringe Wirkung der höheren Lederpreise auf die Schuhpreise nachgeprüft und als irrig befunden. Von einem Mitglied wurde ausgezeichnetes austra lisches Leder gezeigt, das an Güte mit besten Lohterzen vergleichbar ist. Das australische Leder kommt loko Wien, also einschließlich Zoll und Fracht, billiger zu stehen, als das gleiche Leder, das man von: Kartell bek ommt. Innsbruck und Umgebung. Richard Wagner-Feier des Arbeitersängerbundes „Eintracht

". Wie bereits berichtet, veranstaltet der Arbeiter sängerbund „Eintracht" am kommenden Samstag den 19. April um 8 Uhr abends im Stadtsaal sein Frühlingskonzert, das er in Anbetracht des Um standes, als sich am 22. Mai d. I. der Tag der Ge burt Richard Wagners zum Hundertstenmal fährt, als Richard Wagner-Feier projektiert. Richard Wagner war es, der als größter Musik dramatiker aller Zeiten, genialer Dichter, feinsinni ger Aesthetiker, tiefdringender Denker, gewandter Journalist und gleichzeitig

unternehmungslustiger Mensch die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts in Bann hielt. In ungeahnter Einmütigkeit steht heute das Publikum und die Künstlerschaft bewun dernd vor den Werken des Bayreuther Meisters. Er ist populär geworden, nicht nur bei seinen Stam mesgenossen, sondern auch draußen im Ausland, Sette 6 populär nicht nur mit seinem „Lohengrin" und „Tannhäuser", sondern auch mit seinen späteren Werken. Am 22. Mai 1913 wurde Richard Wagner in Leipzig als Sohn eines Polizeiartuars geboren. Als er ein halbes Jahr

. Richard Wagners früheste Kompositionen sind an und für sich nicht bedeutend, doch kündet mancher kühne Zug in der Melodienführung und Harmoni sierung den künftigen Neuerer an. Das Jahr 1833 trifft Wagner in Würzburg bei seinem Bruder Al bert, der dort als Sänger wirkte, an. Dort wird auch seine erste Oper, „Die Feen", reif, die jedoch keine Aufführung erlebte. 21 Jahre alt, also im Jahre 1834, kam Wagner an das Stadttheater in Magdeburg als Musikdirektor, wo er seine zweite Oper „Das Liebesverbot

" schrieb, die 1836 zur Auf führung gelangte, jedoch keinen Erfolg errang. Bald nach seiner Vermählung mit der Schauspielerin Minna Planer ging Wagner nach Königsberg, dann nach Riga und 1839 über London nach Paris. Eine schwere Zeit fing für ihn an. Um sich nur sein Brot zu verdienen, mußte er musikalische Hand langerdienste tun. Er arrangierte französische Chansons und schrieb Aufsätze für Tagesblätter. Bis 1842 blieb Wagner in Paris, und gehören die drei Jahre des Pariser Aufenthaltes

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Außferner Zeitung
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Seite 18 von 20
Datum: 17.05.1913
Umfang: 20
Anzahl der besten solistischen Kräfte, dar unter die berühmte Sän gerin Wilhelmine Schrö- der-Devrient. Aber bald genug mußte Wagner er kennen, daß seine Zeit genossen noch nicht reif seien für die neue Kunst. Bittere Kämpfe mit sei nen Gegnern reiften in ihm die Ueberzeugung, daß sein Reformwerk nur gedeihen könne, wenn zuvor eine sittliche Erneuerung der menschlichen Gesellschaft eingetreten fei. Hier sollte die Revolution helfen. Er betrachtete also den Umsturz als Mittel zum Zweck

gesellten sich bald noch häusliche Sorgen, so daß der Züricher Aufenthalt für ihn zu einer Periode tiefer Mutlosigkeit und Nieder geschlagenheit wurde. Wagner war noch mit der Fertigstellung des „Lohengrin" beschäftigt, als ihn schon eine Gestalt aus der germanischen - » 158 - Heldensage, Siegfried, anzog. Je mehr er sich in den neuen Stoff vertiefte, desto gewaltiger wurde der Umfang des selben, so daß er sich schließlich auswuchs zu jenem Riesen- j Werk, das als „Ring des Nibelungen" zur Aufführung

nicht weniger als vier Abende beansprucht. Der „Nibelungen ring" gliedert sich in die einzelnen Teile: „Rheingold", „Walküre", „Siegfried" und „Götterdämmerung" und wurde in feinem Schlußteil erst 1874 vollendet. Wagner zeigt in denr „Ring" eine vollständige Umwandlung seiner inneren Persönlichkeit, die sich vom Revolutionsschwärmer zur pessimistischen Weltanschauung des Philosophen Schopenhauer- entwickelt hat. -Den Mittelpunkt bildet zu Beginn der Handlung der jugendliche, strahlende Held Siegfried

und trostloseste Werk des Meisters, das trotz seiner ärmlichen äußeren Hand lung durch die ungemein ausdrucksvolle, tiefinnerliche, er schütternde Musik einen bleibenden Eindruck im Zuhörer hinterläßt. Der „Tristan" fand im Jahre 1865 seine erste Aufführung in München und gehört heute zum eisernen Bestand jeder guten deutschen Opern bühne. Es zeugt von einer ge waltigen Kraft und Ener gie, daß Wagner, der im „Tristan" seine eigene trostlose Seelenstimmung niedergelegt, aus der nie verdrückenden Hoffnungs

hat. Die Verbannungszeit von 1840 bis 1861 sollte für Wagner eine ganze Reihe der bittersten Enttäuschungen bringen. Von Zürich, wo wir ihn verlassen haben, ging er wiederholt nach Paris und wieder zurück in die Schweiz, überall erfolglos bemüht um die Anerkennung seiner Re formideen. Die schmerzlichste Niederlage mochte er wohl in Paris erlebt haben, wo 1861 von seinen Feinden bei der Aufführung des „Tannhäusers" ein Theaterskandal ohne gleichen ins Werk gesetzt wurde, der ihn überzeugte, daß er in Frankreich vorerst

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Tiroler Post
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Seite 18 von 20
Datum: 16.05.1913
Umfang: 20
Wirken waren vorhanden, ein geräu- miges Theater, ein vor zügliches Orchester, ein ausgezeichneter Bühnen chor und nicht zuletzt eine ganze Anzahl der besten solistischen Kräfte, dar unter die berühmte Sän gerin Wilhelmine Schrö- der-Devrient. Aber bald genug mußte Wagner er kennen, daß seine Zeit genossen noch nicht reif seien für die neue Kunst. Bittere Kämpfe mit sei nen Gegnern reiften in ihm die Ueberzeugung, UjlH Ult- uiutlgvuyuuy/ daß sein Reformwerk nttr gedeihen köttne, wenn zuvor etne

Beisein und Zutun, ohne daß ihm Gelegenheit gegeben war, mit den Künstlern ttnd dettt Publikum in Berührung zu kommen. Zu diesen Entbehrungen kiinstlerischer Natur gesellten sich bald noch häusliche Sorgen, so daß der Züricher Aufenthalt für ihn ztt einer Periode tiefer Mutlosigkeit ttnd Nieder geschlagenheit wurde. ^ 0 , Wagner war noch mit der Ferttgstellung des „Lohenartn beschäftigt, als ihn schon eine Gestalt aus der germüntschen Heldensage, Siegfried, anzog. Je mehr er sich tn den neuen Stoff

vertiefte, desto gewaltiger wurde der Umfang des selben, so daß er sich schließlich auswuchs zu jenem Rtesen- werk, das als „Ring des Nibelungen" zur Aufführung ntcht weniger als vier Abende beansprucht. Der „Nibelungen ring" gliedert sich in die einzelnen Teile: „Rhetngold , Walküre" „Siegfried" und „Götterdämmerung" und wurde in seinem Schlußteil erst 1874 vollendet. Wagner zeigt in dem „Ring" eine vollständige Umwandlung setner inneren Persönlichkeit, die sich vom Revolutwnsschwarmer

von einer ge waltigen Kraft und Ener gie, daß Wagner, der int „Tristan" seine eigene trostlose Seelenstimmung niedergelegt, aus der nie oerdrückenden Hoffnungs losigkeit heraus den Weg fand zum befreienden, verklärenden, sonnigen Humor, der uns in den „Meistersingern von Nürnberg" in strahlen dem Glanze entgegen leuchtet. Mit unüber trefflicher Kunst zeigt uns hier der Dichterkomponist das anziehende, poesie- volle, aber auch etwas schrullenhaft pedantische deutsche Volks- und Bür- gerleben, in dessen Mittel punkt

der ehrsame Meister Hans Sachs steht, den schon Goethe als einen unsterblichen Vertreter des germanischen Volksgeistes bezeichnet hat. . Die Verbannungszeit von 1849 bts 1861 jollte für Wagner eine ganze Reihe der bittersten Enttättschtingen bringen. Von Zürich, wo wir ihn verlassen haben, ging er wiederholt nach Paris und wieder zuriick in die Schwetz, überall erfolglos bemüht um die Anerkennung seiner Re formideen. Die schnterzlichste Niederlage mochte er wohl in Paris erlebt haben, wo 1861

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Lienzer Nachrichten
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Seite 18 von 20
Datum: 16.05.1913
Umfang: 20
genug mußte Wagner er kennen, daß seine Zeit genossen noch nicht reif seien für die neue Kunst. Bittere Kämpfe mit sei nen Gegnern reiften in ihm die Ueberzeugung, daß sein Reformwerk nur gedeihen könne, wenn zuvor eure sittliche Erneuerung der menschlichen Gesellschaft eingetreten sei. Hier sollte die Revolution helfen. Er betrachtete also den Umsturz-als Mittel zum Zweck, und diese Tatsache laßt es erklärlich finden, daß er mit revolutionären Elementen in Verbindung trat. Dadurch

Mutlosigkeit und Nieder geschlagenheit wurde. Wagner war noch mit der Fertigstellung des „Lohenarm ' beschäftigt, als ihn schon eine Gestalt aus der germanischen Heldensage, Siegfried, anzog. Je mehr er sich in den neuen Stoff vertiefte, desto gewaltiger wurde, der Umfang des selben, so daß er sich schließlich auswuchs zu jenem Riesen werk, das als „Ring des Nibelungen" zur Aufführung nicht > weniger als vier Abende beansprucht. Der „Nibelungen ring" gliedert sich in die einzelnen Teile: „Rheingold

", „Walküre", „Siegfried" und „Götterdämmerung" und wurde in feinem Schlußteil erst 1874 vollendet. Wagner zeigt in dem „Ring" eine vollständige Umwandlung seiner inneren Persönlichkeit, die sich vom Revolutionsschwärmer zur pessimistischen Weltanschauung des Philosophen Schopenhauer) entwickelt hat. Den Mittelpunkt bildet zu Beginn der Handlung der jugendliche, strahlende Held Siegfried, der alles Heil sucht in der freien Entwickelung und Betätigung aller menschlichen Fähigkeiten. Gegen den Schluß

, er schütternde Musik einen bleibenden Eindruck im Zuhörer hinterläßt. Der „Tristan" fand im Jahre 1865 seine erste Aufführung in München und gehört heute zum eisernen Bestand jeder guten deutschen Opern bühne. Es zeugt von einer ge waltigen Kraft und Ener gie, daß Wagner, der im „Tristan" seine eigene trostlose Seelenstimmung niedergelegt, aus der nie oerdrückenden Hoffnungs-' losigkeit heraus den Weg fand zum befreienden, verklärenden, sonnigen Humor, der uns in den „Meistersingern von Nürnberg" in strahlen

dem Glanze entgegen leuchtet. Mit unüber trefflicher Kunst zeigt uns hier der Dichterkomponist das anziehende, poesie volle, aber auch etwas schrullenhaft pedantische deutsche Volks- und Bür gerleben, in dessen Mittel punkt der ehrsame Meister Hans Sachs steht, den schon Goethe als einen unsterblichen Vertreter des germanischen Volksgeistes bezeichnet hat. Die Verbannungszeit von 1849 bis 1861 sollte für Wagner eine ganze Reihe der bittersten Enttäuschungen bringen. Von Zürich, wo wir ihn verlassen

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Tiroler Post
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Seite 17 von 20
Datum: 16.05.1913
Umfang: 20
auszeichneten. Das Jahr 1834 ist in Wagners Leben ein bedeutsamer Wendepunkt gewesen. Er ent schied sich, 21 Jahre alt, Kapellmeister zu werden und glaubte durch diese Tätigkeit einen Lieblingswunsch erfüllt zu sehen. Dieser Entschluß fiel in eine bedeutende Zeit der Entwickelung des deut schen Denkens. Die Pariser Julirevolution von 1830 fand in Deutschland großen Wider hall, und auch Wagner wurde von ihr ergriffen. politi schen Zeitungen veröffentlichte er Artikel, worin er die Re volutionsideen aufs

. Wagner versprach sich von die sem Werke großen Erfolg; namentlich hoffte er damit auf der Pariser Bühne zu glänzen, wo Rossini, Meyerbeer und Halevy unerhörte Triumphe feierten. Später sagte er sich freilich los von dieser Oper und nannte sie eine Jugendsünde, eine im» würdige Nachahmung der französischen Heldenoper. Und doch zeigt sich in „Rienzi" trotz der unverkennbaren Schwächen gerade im dramatischen Aufbau schon offen kundig das Genie, welches wir in sei nen späteren Wer- ken bewundern. 1839

verließ Wagner seinen Ka- vellmeistervosten in Riga und ging nach Paris mit der Ab sicht, dort seine Kompositionen be kannt zu machen. Er hatte Emvfehl- ungen von Meyer beer und hoffte, mit Hilfe derselben auf ein gutes Gelingen seiner Pläne. Aber er sollte bitter ent täuscht werden. Ueberall fand er schöne Worte, aber keine Taten; denn als cs zur Aufführ ung seiner Werke kommen sollte, versagte man ihm die nötige Hilfe und Unterstützung. Um der dringendsten Not zu entgehen, fertigte er Klavier

- und Gesangsauszüge aus beliebten französischen Opern an und versuchte sich nebenbei Ein venkma! kür den Komponisten Verdi. Die eingcftürzte Kirche in Omaha. noch als Schriftsteller und Kunstkritiker. War er mit hoch fliegenden Plänen nach Paris gekommen, so mußte er jetzt bald erfahren, daß hier die Kunst ohne Ernst betrieben wurde, daß die Komponisten und Künstler nur darauf aus gingen, zu glänzen und sich die Taschen zu füllen. Trotz der niederdrückenden Erleb nisse wurde Wagner nicht mutlos. Mehr

denn je wandte er sich der deutschen Musik, be sonders Beethoven zu, kom ponierte in seinen Freistun den eine Ouvertüre zu Goethes „Faust" und vollendete in der kurzen Zeit von sieben Wochen den „Fliegenden Holländer". 1842 kehrte er Paris den Rücken und folgte einer Ein ladung nach Dresden, wo sein „Rienzi" die erste Auf führung erlebte. Die Geschichte des fliegen den Holländers ist ihrem Ur sprung nach eine unter der Küstenbevölkerung der Nord- und Ostsee viel verbreitete Volkssage. Wagner wurde

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 09.09.1913
Umfang: 8
, zum Teil zerrissene Klei dungsstücke. Die Untersuchung ergab, daß Wagner von dreihundert Patronen achtzig verschossen hatte und daß an jedem Handgelenk eine automatische Selbstladepistole mit je zehn Patronen angeschnallt tvar. In seinem Rucksack fand sich ein weiterer Re volver vor, ferner ein Dolch und ein Totschläger. Nach seiner Verhaftung heuchelte der Mörder Be wußtlosigkeit, offenbar in der Furcht, von der er bitterten Menge gelyncht zu werden. • Bei der ersten Vernehmung im Armenhause

Mühlhausen machte er den Eindruck, geistig gesund zu sein. Er gab klare und vernünftige Antworten, weigerte sich aber, über die Beweggründe der Tat etwas auszusagen. Er behauptete, sich schon sechs Jahre mit dem Plane getragen zu haben, diese Bluttat zu begehen. Bei dem Versuch der Kom mission, den Mörder zu einer Aussage zu veran- lMen, machte Wagner die merkwürdigsten Aus flüchte. Er erklärte, man dürfe ihn im Armen hause zu Mühlhausen nicht behalten, man müsie ihn «ach Vaihingen transportieren

, wo er aussagen wolle. Bei der Ueberführung nach Vaihingen mußte ein starkes Polizeiaufgebot in Aktion treten, um die erbitterte Menge zurückzuhalten. In Vaihingen mußte sofort Wagner ein Arm amputiert werden. Die übrigen Verletzungen sind schwer, aber nicht lebensgefährlich. Von den Schwerverletzten sind noch drei gestorben. Besonders tragisch ist das Schicksal der Familie Ba der in Mühlhausen, deren elfjährige Tochter von dem Mörder erschossen wurde, während die beiden Eltern lebensgefährlich verletzt

wurden. Die Tat des Lehrers Wagner stellt sich nach allen Feststellungen als ein furchtbarer Racheakt dar. Wagner knüpfte nämlich als junger Mensch, wäh rend er in Mühlhausen an der Enz Unterlehrer war, mit der Tochter des dortigen Adlerwirtes Be ziehungen an, die nicht ohne Folgen blieben. In der kleinen Ortschaft entstand G-rede und die Folge war, daß der Lehrer, der sich weigerte, das Mädchen noch vor der Geburt des Kindes zu heiraten, versetzt wurde. Erst nach einigen Jahren, als die bissigen

Bemerkungen der Bauern von Mühlhausen immer unerträglicher wurden, sah sich Wagner veranlaß:, die Wirtstochter zu heiraten, worauf er in dem etwa dreißig Kilometer entfernten Degerloch auge- stellt wurde. Nur nach außen hin war die Ehe glück lich, im stillen haßte aber Wagner seine Frau, die er nur widerwillig geheiratet hatte. Er wurde nach und nach ein Grübler, zog sich von seinen Kollegen zurück und so erscheint es durchaus glaubwürdig, wenn er in den zahlreichen Briefen an verschiedene Leute — Wagner

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