. Da es sich jedoch bei den Erklärun gen Nittis um ein Versprechen handle, das italienische Staats männer ohne jede internationale Protokollierung italienischen Staatsbürgern — im konkreten Fall den Südtirolern — gegeben haben, müsse vom völkerrechtli chen Standpunkt aus gesehen, Südtirol als eine ausschließlich italienische Angelegenheit be trachtet werden. Unter diesem Gesichtspunkt sei eine Interven tion zugunsten der Siidtiroler beim Völkerbund nicht möglich. Auch den zweiten theoretisch möglichen Wet
». Italien wegen sei ner Unterdn'ickungsnolitik in Südtirol unter Berufung auf Ar tikel 19 der VölkerbundSatzung vor dem Völkerbund der Gefähr dung des Weltfriedens zu bezich tigen. bezeichnete Seinei als un gangbar. Fin solcher Schritt, sag te der Bundeskanzler, würde nicht nur eine gewaltige Ver schlechterung der Beziehungen Österreichs zu Italien zur Folge haben: wahrscheinlich würde er auch eine weitgehende Ver schlechterung des Loses iener mit sich bringen, in deren Inter esse diese Intervention
unter nommen werden sollte. Da Sei pel auch einem Antrag beim Völkerbund auf eine Revision 6 Südtiroler Nachrichten der unbefriedigenden Rechtslage selbst keine Chance auf Erfolg gab, lehnte er eine diplomatische Aktion zugunsten Südtirols ab. Er beschränkte sich darauf, der italienischen Regierung gegenüber zu erklären, „daß die von unse ren Vorstellungen über kulturel le Minderheitenrechte und deren Achtung weit entfernte Behand lung der Deutschen südlich des Brenners sich der Entwicklung weitgehender
gibt: ein in ternationales Recht, das sich an der internationalen Moral orien tieren muß. Allein aus dieser Theorie die nraktischen Konse quenzen zu ziehen und auf der Basis der positiven Rechtssitua tion, das heißt unter Berufung auf die Mantelnote die morali sche Welt in Bewegung zu set zen und das Südtirolproblem vor dem Völkerbund aufzurollen, wagte er nicht. Seinel war der Ansicht, daß ein solcher Schritt keine Chance auf einen prakti schen Erfolg habe: er könne höchstens als Demonstration
von Wert sein. Den Völkerbund, die „Instanz über den Staaten der Welt", aber zu einem bloßen De monstrationszweck zu gebrau chen, lehne er wegen der hohen Auffassung, die er von dieser In stitution habe. ab. Seinel schloß seine Rede mit einem Annell an die italienische Regierung, den Friedenswillen, „der nicht nur im übrigen Österreich, sondern auch in Tirol herrscht und der auch Organisationen beherrscht, die am lautesten die Klagen über die Behandlung der Deutschen in Südtirol aussnrechen", zur Kennt