, sich der frechen Verunglimpfung der besten Dichter unserer Zeit entgegenzustellen. Kranewitter, der Referent des „Tagblattes", dem jedes gute Werk ein Dorn im Auge ist, leistete sich anläßlich der Aufführung von Gorki's „Nachtasyl" die kühne Behauptung, daß keine Direktion einen Abend an das Werk gewagt hätte, wenn „er oder ein anderer Tiroler Dichter" diese Szenen geschrieben hätte. Das ist in Anbetracht dessen, daß Kranewitters „Hofer" trotz des Zensur-Verbotes und der ungeheueren Parlaments-Reklame sowohl
sein, daß er, wie dies Kranewitter trotz der gegenteiligen Kunstreferate ausdrücklich feststellt, die Darstellung der geradezu furchtbaren leiblichen lind seelischen Not dieser Aermsten der Armen ohne Gruseln und Schauern mitanznsehen vermag. Es ist wohl wahr, daß Gorki's Werk fein Drama im herkömmlichen Sinn genannt werden kann, aber desto mehr ist es eines in dem des Dichterfürsten Shakespeare, denn kein anderes haltet der Menschheit seiner Zeit mit so unerbitterlicher Strenge den Spiegel vor, wie Gorki's „Nachtasyl." Wer
an seine Seele pochen. Dieser tröst liche Lichtblick läßt daß Publikum trotz der Tatsache, daß diese Unglücklichen nach dem Abgang des gütigen, lichtspendenden Pilgers wieder in Nacht und Grauen versinken, mit der Hoffnung von hinnen ziehen, daß solch ein Nachtasyl nicht mehr möglich sein kann, wenn die herrschende Mehrheit der Menschen erkannt haben wird, daß die Menschlichkeit, deren Grundton die Güte ist, selbst im verworfensten Individuum nur mit ihm selber sterben kann. So betrachtet
Meißner, ein Schauspieler von höchst seltenen und ganz ausgezeichneten künstlerischen Qualitäten, gab den Baron und bot auch damit wieder eine geradezu voll endete Leistung von größter charakteristischer Feinheit, so zwar, daß er nach der Behauptung des erwähnten Dramatikers trotz einer anders gearteten Auffassung bezw. Wiedergabe der Rolle zu mindest auf der gleichen künstlerischen Höhe stand, wie der Berliner Darsteller. Frl. Gisela Qtt blieb als Nastja nicht weit hinter Herrn Meißner zurück
, besondereAnerkennung. Frau Glöckner's Gastspiel fand trotz der großen Beliebtheit, deren sich diese Künstlerin hier mit Recht erfreut, vor schlecht besuchten Häusern statt, was Frau Glöckner hoffentlich nicht abschreckt, zu einer besseren Zeit wiederzukommen. Diesmal trat sie an zwei Abenden in Hosenrollen ans, was viele gewiß bedauert haben, weil sie sich dadurch, ihres größten Reizes begab. Die Pikanterie, die sie in Franen- klcidern so anmutig macht, steht halbwüchsigen Jungen nicht gilt zu Gesicht, weshalb