Eckchen hat jeder Streifen für die Liebe reserviert; und so sagt dieses Wort noch nichts über die besondere Atmosphäre eines Films aus. Erst wenn ein treffendes Beiwort hinzukommt, wird der Titel unver wechselbar. Daß man dies trotz der Uebe r- produktion an Liebestiteln noch erreichen kann, beweisen „Liebe 47, „Vergiß die Liebe nicht“ und „Moselfahrt aus Liebeskummer“. Die Magie der Serie wird von den Film täufern oft überschätzt. Auf „Maskerade" folgten die Einworttit'el: „Episode“, „Illu sion
wir, daß Filme mit schwierigen Namen Filmepo chen eingeleitet haben: Panzerkreuzer Po- temkin, Metropolis, Das Kabinett des Dr. Caligari, Tabu, Kon Tiki, Vulcano, Moulin Rouge, O cangaceiro, Don Camillo und Pep- pone. Dieser letzte Titel und die Erfolge „Gösta Berling", „Sophienlund", „Ben Hur", „Anna Karenina", „Pygmalion“, „Madame Bovary", „Das Lied von Bernadette“, „Lady Windermeres Fächer“ und „Desirfee" zeigen zugleich, daß der Film den wegbereitenden Roman- oder Dramentitel nicht zu fürchten braucht
. Vielleicht kommen wir dem Geheimnis des guten Filmtitels dadurch auf die Spur, daß wir uns einiger Titel erinnern, die so fort die starke Atmosphäre ihrer Streifen wieder aufleben lassen: Der blaue Engel, Mädchen in Uniform, Der Kongreß tanzt, Bel ami, Romanze in Moll, Maskerade, Kin der des Olymp, Die besten Jahre unseres Lebens, Schwurgericht, Der Reigen, Endsta tion Sehnsucht, Bitterer Reis, Sie tanzte nur einen Sommer, Fafan der Husar. Man sollte ruhig ein bißchen mehr Mut haben bei der Wahl neuer
Filmtitel. Nicht das blind gewählte Superlativ ist wichtig, sondern das genau getroffene Kennwort. Selbst ein so vulgärer Titel wie „Kohlhiesls Töchter“ konnte so zum Begriff des Vor weltkriegsfilms werden; ein einziger Buch stabe, nämlich „M“, kennzeichnet ein un vergeßliches Filmkunstwerk. Phantasie und Abwendung vom herkömmlichen Schema zeigen auch die Titel „Das verlorene Wo chenende", „So grün war mein Tal", „Keine Ferien für den lieben Gott", „Napoleon ist an allem schuld“. Und welch bunter Reigen
steigt vor uns auf, wenn Lili, Traumulus, Cleopatra, Oliver Twist, Ninotschka, Vik toria, Toxi, Klettermaxe, Alraune und An- nelie einzig durch die Magie ihres Eigen namens eine Fülle von Bildern hervorzau bern. Liebe und Gefahr in Filmtiteln sind bil lige Lockmittel. Wertvoll wird er erst, wenn Duft und Glanz, Atmosphäre und Licht, Rhythmus und Antlitz des Films sich in sei nem Titel widerspiegeln. Edith Tohde Stahl in den Fäusten und Schalk im Nacken hat Randolph Scott, der Held ungezählter