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Oberinntaler Wochenpost
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Seite 1 von 4
Datum: 21.12.1934
Umfang: 4
' ^ iA ✓ • \ " i x . > r • v — Der Weg in den Dimrnel. — Eine Weihnachtslegende von Dans Thalhammer. Das Feuer flackert nur so schwach. Ist gar kein Leben drinnen. Auch nicht im Wasser, das über der Glut dranbrodelt, und keine Wärme recht in der Stube. Das mag der Kuckuck holen! Und der Solterer Thomas hockt trübsinnig in der kleinen Stube. Ist schon nichts anderes bet Keuschenleuten: sagt allmals die Monika, des Thomas armes Weib. Aber der Thomas nimmt es nicht jo wie das Weib, er fährt oft arg auf und poltert und greint, daß es der Monika

zuweilen durch Mark und Bein geht. So ungut kann der Thomas sein. Freilich, manchmal ist er wieder das gutmütigste Wesen selber. Täte auch nicht leicht eine andere mit ihm so gut aus- kommen wie die Monika; sie ist schon das geduldige Lerz selber. Der Thomas weiß das und hält sein Weib in Ehren. Aber wenn es etwa ihm zureden oder ihn beruhigen wollte, dann ist der Teufel erst recht los. So trägt halt das Meib schwer und duldsam ... so duldsam auch nur Frauen tragen und loben können, ohne schwach

zu sein. Die Monika läßt den Thomas poltern, schreien und die .Holzhacken in der Scheune durcheinander schleudern und tut, als hörte und sähe sie nicht ein bissel. Und so ein Tag ist heute, ja heute. Man sollte es nicht glauben, daß ein Mensch so ungut sein kann — am Leiligen Abend. Weihnachtlich ist die ganze Welt und der Mensch, der Thomas, tut dem Lerrgot ganz versteckt entgegen treten? — Ja, ja. Und beim Thomas ist es heute ganz aus der Art. Jetzt stotzt er den angeschnittenen Brotlaib von sich. Das Messer

, und nicht, wie wenn ein heilig Erwarten sein wollte. Ist halt kein gutes Ding das, was dem Thomas schier das Lerz abdrückt. Die Land zieht er jetzt aus der Losentasche. Lin paar Kupferlinge und ein paar Schillinge hält er zwischen den Fingern. Und das soll reichen für alles, was er zu zahlen hat? — Limmelherrgott noch einmal! — Die schlechten Zeiten: sagt der Waldherr und zahlt allfort weniger. Air einmal ein Stöckel Fleisch tragt es zu den Feiertag-m? — fragt der Thomas und schlägt die karge Löhnung auf den Tisch

, daß es nur so klirrt. „Groscherl, Groscherl!" — tut das Kind einen Schrei, das neben dem Lerd auf dem Stubenboden spielt. „Ein Groscherl! . . .* „Ja, ein Groscherl!" sagt der Vater hart. „Ein Groscherl zum Spielen, zum Essen ist's eh zu wenig! . . ." Das Kleine torkelt jetzt zum Manne her und drückt sich an die Füsse des Vaters: „Ein Groschel. . . bitte, bitte! ..." Der Thomas schaut das Kindel lang still und hart an. Sie, die Monika, ist im Geisstak und wird dem Manne und dem'Ktndel wieder einen Läsen Milch

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Oberinntaler Wochenpost
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Seite 2 von 4
Datum: 21.12.1934
Umfang: 4
»Thomas", sagt die Monika jetzt, „Thomas bleib! . . . Bleib, es ist heilige Nacht! . . . „ Für eine Weile tut der Mann, als möchte er umkehren, dann aber drückt er doch die Klinke der Tür nieder. »Heilig . . . heilig . . . dreimal heilig . . . !" fingen eben die Dorf buben von Haus zu Laus. Der Thomas verhorcht. Das Singen greift ihm ans Herz. Einmal ist er auch als Bub Heilignachtsingen gegangen. Ja wenn er heute auch noch Heilignacht- fingen könnte! — Ja dann brauchte er nit erst den schweren

Gang tun. Und schwer kommt es dem Thomas schon an. Langsam tritt die Monika zum Manne hin. Ganz still und ohne Aufbegehren sagt sie: „Ist ein wunderstiller Abend draußen und die Sternder! leuchten ... so m»tz es auch zu Bethlehem gewesen sein." „Vielleicht" — tut der Thomas rauh. „Und ganz arm waren auch die heiligen Menschen Maria und Josef." ».Hungerleider. . . ", sagt der Thomas schwer. »Und doch hat sich auch was für die liebe Familie g'funden . . . . so mutz auch für uns sich noch was finden

." „Das meinst umsonst..." Die Monika nimmt dem Menschen den Stutzen ab und lehnt ihn wieder in den Winkel. Das tut sie alles so still und gut. daß es der Thomas erst merkt, wie sie wieder still neben ihm steht und ihm die Hand auf die Schulter legt. „Weißt du", sagt sie jetzt, »wie wir als Kinder all- mals in den Metten waren und uns drauf g'freut haben, was das Chrisikindel bringen wird? — Bei uns Bauers leuten ist damals das Christkindel noch um die Aufllehzeit kommen, nur zu den Dorfleuten ist es schon

am Abend verher zugekehrt. Weißt du noch wie du einmal geredet hast, daß dir das Christkindl ein Botz bringen wird, ein silbernes 2 oß. mit dem du alle Tage in die Stadt reiten wirst, um die Post und die Sachen, die die Leute brauchen und beim Krämer nit kriegen?" Und die Monika zieht den Mann auf die Bank neben dem Herde nieder. Er will ihr nicht weh tun und hört ihr zu. Ja, ja. das Weib bringt noch eines von Kinderzeit und. wie es einmal doch nicht mehr redet, da ist dem Thomas leichter ums Herz

. Wie. warum — das weiß er nicht, aber es ist nicht mehr so schwer unterm Brustlatz. Er lacht ja gar, wie die Monika davon redet, daß der alle Hierzel-Sepp d e ersten Schneebretter (Ski) des Thomas für Hirschgeweih gehalten hat: »O schau, o schaut's doch den Thomas! an, der steht auf einem Hirschen und laßt sich leicht gar ein . . . hu, hu. wie es ihn jetzt abig'schmissen hall" „O. der Hierzel-Sepp!", lacht der Thomas, und das Kindel nimmt er auf den Schoß. „Es ist auch so lustig durch den Wald

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Alpenländische Bienenzeitung
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Seite 11 von 28
Datum: 01.07.1936
Umfang: 28
55 Jahren geschaffen und ist es daher angezeigt, daß wir des Erfin ders, des Notschullehrers Thomas Poll und seiner Bienenwohnung einmal gedenken. Thomas Poll war am 6. November 1849 als Sohn des Bauern zu Unting im Windautale, Gemeinde Westendorf, Bezirk Kitzbühel, geboren. Thomas war schon in der Volksschule ein aufgewecktes Bürsch- lein, das sich für alles interessierte, alle Gegenstände der Volksschule leicht erfaßte und auch gut merkte. Daher wurde er schon mit 21 Jahren Notschullehrer

de Hopfgarten mit dazumal 80 bis 90 Kindern. Die Bauernhäuser liegen weit verstreut am Penningberg, gegenüber der aussichtsreichen Hohen Salve, dem Rigi Tirols (1829 m hoch). Am 15. Oktober 1877 heiratete Thomas die Maria G a st l, Be sitzerin zu Noaber. Das Gut Noaber liegt gut 3 U Stunden vom Pen ningdörfl zu innerst am Penningberg; 5 bis 6 Stück Rindvieh standen im Stall und versorgten «n'Schuellehra" mit Frau und Ziehtochter Maria Eder (geboren 1878 und heute in Hopfgarten wohnhaft) mit Milch, Butter

und Käse, allerhand anderes brachten noch Garten, Feld und Wald. Freilich hatte jetzt unser Pöll täglich einen weiten Weg zur Schule zu machen, gut ^Stunden weit, Winter und Sommer, bei Wind und Wetter. Auch hier wußte stch Thomas zu helfen. Ein Schim mel wurde in den Stall gestellt und Thumal ritt von und zur Schule, verfolgt von einer Schar mitlaufender Buben, «tzansei, wos guits, i laf gschwinda, oes da Schimmi?" «Dös kunn i a, oba nit hietz, dös Gassei is zschmoe, da Puga kunnt ausschlogn!" Thomas

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 8 von 12
Datum: 12.01.1935
Umfang: 12
als „Meisterdetektiv" nun dahin. Spendet für die Winteehilter das erst werden, wenn sie mich wirk-lich zum Bürger meister machen? Ich würde die Ehre gerne einem an deren, Widerstandsfähigeren überlassen. Aber ich muß bleiben. Es ist wegen Hanna. Du verstehst, Thomas! Der junge Koller will ecken auch etwas haben von die ser Verbindung. Mein Gott, ideal ist der Fall ja nicht. Wer ich will der armen Hanna doch helfen, so gut ich kann. Die Einsamkeit ist etwas Bitteres — gar für eine Frau." Thomas würgt

an jedem Bisten. Die Worte des Hof- rates quälen ihn, und er weiß nicht recht, weshalb. Weiß nur, daß ihn vor diesem Paul Koller furchtbar ekelt. Das Mädchen liebt ihn offenbar, und er läßt sich doch dafür bezahlen. Statt Gott zu danken, daß er geliebt wird von einem jungen, reinen, seelenvollen Geschöpf. Thomas sieht immer noch das feine, blasse Profil, die schönen Augen vor sich, hört die weiche Stimme . . . Dieser undankbare junge Fant. Dieser kalte, blöde Strecker. Versteh einer die Frauen! Irgend

ein Zorn, eine jähe Bitterkeit erfaßt Thomas. Er wirft ein abgenagtes Hühnerbeinchen in die Kno chenschale. „Fräulein Wengras — liebt ihren Bräutigam eben ehr." Der Hofrat streicht mit der Serviette langsam über m Bart. „Mein Gott lieben ... Sie ist ein armes Mädel -hne jede Chance, mußt du denken. Das muß den Lrsten nehmen, der daherkommt, um versorgt zu sein." „Ach so." Mit einem harten Ruck hat sich Thomas er hoben. „Also, Mahlzeit, Onkel!" „Aber, Herr Baumeister, bleiben Sie doch sitzen

! Jetzt kommen ja erst die Powidlgulätschen!" verkündete die Fritsch. „Freilich, so gut sind sie nicht wie ganz frisch. Das ist alles die langweilige Oeffentlichkeit schuld und die Sitzungen. Aber kosten soll der Herr Baumeister doch . . ." „Danke", schneidet Thomas die lockende Anpreisung kurz ab. Geht zur Tür. Und zu dem Hosrat gewandt: „Ich Mhe jetzt auf mein Zimmer. Wenn du später mit mir sprechen willst — ich stehe jederzeit zu deiner Ver fügung, Onkel." „Was hat er nur plötzlich?" sinnt der Hosrat

. „Wenn das so ein Herr sagt, der alles hat und hacken kann — dann müßt unsereins längst im Bach liegen." Damit klappt sie die Türe hinter sich zu. „Also, lieber Thomas, nun erzähl mal von Walkers dorf", beginnt der Hofrat. Er hat in einem der massi ven Lederfauteuils Platz genommen. Ihm gegenüber sitzt der Baumeister. Sehr ernst, sehr bleich. Einen Zug starker Entschlossenheit um den strengen Mund. „Lieber Onkel, mit Walkersdorf ist es nichts. Ich müßte ein ganz schuftiger Kerl sein, um das Geschäft

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 06.01.1935
Umfang: 8
, ich Hab an der armen Hanna wohl doch ein gu tes Werk getan. Es möchte sie sonst keiner. Der Tho mas sagt gleich zweimal nein. Man muß froh sein, daß der Koller sie nimmt . .. Dann stehen sie plötzlich still vor einer weiten, kah len, sonnigen Fläche. „Thomas — dein künftiges Arbeitsfeld!" Der legt die Hand über die Augen. Wie weit er blickt, überall Sonne. Der kleine, rachitische Bub fällt ihm wieder ein. Seine Augen grüßen das weite, besonnte Land. In diesem Augenblick beginnt dem Thomas fein künftiges Werk ans

Herz zu wachsen . . . 2 . Auf der Reichsstraße blitzt die endlose Reihe der Lich ter aus, da Thomas Oberlechner die Heimfahrt antritt. Er ist im besten Einvernehmen von dem sonderbaren Onkel Hofrat geschieden. Mußte versprechen, in den Tagen zwischen Weihnacht und Neujahr wiederzukom men. Dann werde er mit allerlei Leuten bekanntge macht werden. „Ich werde dir schon Tips geben, lieber Thomas, wo her du das Baumaterial beziehen sollst und wie man sich zu den Leuten hier stellt. Glaub

mir — ich habe schon meine Erfahrungen —" ?^ omos hat sich nicht mehr geärgert. Hat still lächelnd zu allem genickt. Er wundert sich nun selbst darüber, denn seine Art ist sonst leicht aufbrausend. Der alte Mann ist doch ein großes Kind und hat keine rechte Ahnung vom wirklichen Leben. Maßt sich dabei eme Unmenge Weisheit und Erfahrung an. Eigent lich macht die Sorte den Thomas sonst rasend. Aber gerade weil dieser alte Mann ein so großes Kind ist, kann man ihm nicht böse

sein. Und dann ist noch etwas an ihm. Thomas wußte es nicht recht zu nennen. Etwas Hilfloses, vielleicht sogar Lächerliches, aber es wirkt auf einen, der tiefer sieht, fast ein bißchen trau rig. Dieser hilflose, lächerliche Mensch muß ja am eigenen Leben vorbeigegangen fein .... „Also, das Baumaterial, Thomas — das beziehst du sozusagen aus der Familie. Aus dem Walkersdorfer Ziegelwerk. Der Direktor ist nämlich gewissermaßen mein Neffe. De Dova hat da ein kolossales Glück gemacht vor zwei Jahren. Die Dova, weißt du, das ist die Schwester

?" „Ich werde ein Angebot einholen", hat Thomas zu rückhaltend erwidert. Zum Schlüsse hat die dürre Fritsch die bauchige Flasche mit dem Ebereschenschnaps bringen müssen. Da haben die beiden Herren auf ein gutes Gelingen ange stoßen. Und auf ein frohes Wiedersehen zu Weihnach ten . . . Der Schnaps war gut, hat den Körper wohlig durch wärmt. Der Thomas konnte ihn wohl gebrauchen. Jetzt fegt der Wind wieder eisig durch die Pappelkronen der Reichsstraße. Dazu setzt ein feiner Sprühregen ein, dessen Tropfen dem Thomas

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Wörgler Nachrichten
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Seite 9 von 10
Datum: 12.11.1932
Umfang: 10
und Belobungen aus und reiben, einander anlächelnd, die Hände, als her ganze Jubel plötzlich, bedeutend gedämpft wird — durch Manharts halblautes Wort: „Nur soll man! mir eine Reise Nach Rom erlauben, daß ich den heili gen Vater selbst noch befragen kann." Manharts Gattin, Anna Aschaber, ein übrigens gub-. mütiges und verständiges Weib, unterschrieb ohne alle Bedingung. Jetzt kam die Reihe an den schwierigeren Thomas Mair. Sein Blick tvar Zorn!, seine Miene war Trotz. Die angebotene Feder stieß er zurück

fälsch lich die bischöfliche Vollmacht vor?" sprach der Ad ministrator mit Wehmut. „Ihr habt es sch!on gehört," erwiderte Thomas ruhiger, „wenn der Papst es aus- spricht, will ich Euch gerne anerkennen." — Die übrigen Punkte fielen nun von selbst weg; gleichwohl wurden die Fragen chm vorgelesm. Bei der Frage, ob er die bessere Ueberzeugung beibrmzm wolle, sagte er mit Nachdruck: „Ja, das tu ich und das will ich fortwährend tun. Der Nuntius hat es uns anbe fohlen: Sagt allm die Wahrheit." Er begann

, eine ziemliche S.recke hinter Hopfgarten hinein, zu dem Bodenschmied Urban Mair, einem' Bruder des Thomas. Er hatte eine Gattin, welche an Energie und Wut alle Manharterinnen übertraf und gleichsam die Furie der Sekte war. Eine Insassin, Dorothea, stand ihr würdig zur Seite. Diese zwei hatten die Kranke in ihre Obhut genommen, inspi- riertm sie mit ihrer Raserei und versprachen ihr den unerschrockensten Beistand. Als der Pater den Ort des neuen Aufenthaltes und das Gefährliche der Krank heit erfuhr, trieb

Eine geschichtliche Begebenheit aus bem Tiroler Unterland ausgezeichnet 1852 von Professor Alois Flir X In Westmdorf tmt Thomas sehr bald in den Dienst bei jseinem Freunde Manhart; für Weib und Kind hatte er eine Herberge gemietet. Noch im Jahre 1818 erkrankte die Gattin. Als eifrige Manharterin be gehrte sie keinen Priester. Auch war Thomas oft bei der Kranken. Mer die Bäuerin hielt es für ihre Pflicht, weil das Weib unter ihrem Dache lag, im Widum die Anzeige zu machen. Der Koadjutor Nischl- ler kam ungesäumt

in das Haus. Schon bei dev Schwelle fuhr ihn Thomas an: was er wolle? „Die '.Kranke besuchen, wie es meine Pflicht erheischt." — „Wenn man Eurer bedarf, wird man wohl rufen." — „Dies scheint nicht der Fall zu sein." Unter diesem Wortwechsel drängte sich Nischler zu der Stu- bmtüre und trat in das Zimmer. Thomas stellte sich ihm hier entgegen: „Packt Euch zum Hause hinaus! Ich lasse mein Weib nicht verführen! Schaut auf euch selbst, ihr abtrünnigen Gesellen!" — Nischler blieb gelassen und näherte

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Wörgler Nachrichten
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Seite 7 von 10
Datum: 26.11.1932
Umfang: 10
, einem solchen Rat geber dürfe man wohl in Allem vertrauen. In Hopfgarten wußte man um diese Zeit (1821) mir Sicherheit siebzehn Mitglieder. Die namhaftesten von diesen waren Simon Leiminger, der noch einen wichtigen Anteil nehmen wird, und der Bodenschmied Urban Mair, ein Bruder des Thomas; ferner die Bodenschmiedin Ursula und ihre Spießgesellin Doro thea Wurzenrainer. Von beiden ging schon die Rede. Zu Itter wohnten zwei Mänharter. Zu Wörgl in Einöden hingen drei weibliche Perso nen dem Worte des Manhart

! die Hälfte der Bevölkerung und sehr viele zu Wildschönau, zu Wörgl, zu Söll, zu Kirch bühel und überhaupt in jener Gegend. II Diese zerstreuten Manharter standen miteinander im engsten Verbände, teilten sich alles Wichtigere mit und versammelten sich bald hier, bald dort, in kleine rer oder größerer Anzahl. Manchmal erschien Manhart in Einöden oder im Laknerhause zu Kirchbühel und stärkte die Glaubensgenossen. Zu Hopfgarten war frü her das Haus des Thomas Mair, später das des Bo denschmiedes

nur in schlichter Form traulicher Un terredung vor und lehnte sein Wort am liebsten an eine Vorlesung, deren Pausen er mit Bemerkungen ausfüllte. Um von Inhalt und Methode ein Bild zu gebet:, folgten aus einer vergilbten manhartischen Konven- tikelschrift einige Auszüge, die dann vom Vortrage des Manhart begleitet wurden. Das Benehmen und die Aeußerungen des letzteren sind teils aus den Ak ten geschöpft, teils aber aus einer Art von Autopsie. Denn der vertrauteste Anhänger Manharts, Thomas Mair

ein Vor- liehe Vergehen wegen der besonderen Umstände nach fall mit Thomas Mair. der Analogie schwerer Polizci-Uebertretungen zu be- Er stand fortwährend im Dienste bei Sebastian handeln und bei der Urteilsfällung zwar das Land- Manzl. Im Sommer arbeitete er mit den beiden gerichtspersonal beizuziehen, aber nicht zugleich zwei Nebenkncchten Leonhard Taxenbüchler und Georg Riedl Gemeinde-Männer. Aas gefällte Urteil war demnach auf einem Felde in der Nähe des Dorfes. Sie leg- ein arbiträres, wurde

klingelte zu wiederholtenmalen. Die tionellem Wege einzuschrciten und besonders durch Be- Manharter kehrten sich nicht darnach. Jetzt näherte lehrung zu wirken. Taxenbüchler hatte inzwischen dm sich der Geistliche auf einige Schritte und befahl wie- geistlichen Zusprüchen Gehör gegeben und sich von der zu klingeln. Georg Riedl, ein Jüngling von 20 der Sekte getrennt, weshalb er entlassen wurde. — Jahren, fühlte sich innerlich erschüttert; er rückte den Aber Thomas. Mair und Riedl lagen noch immer Hut

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 4 von 6
Datum: 11.01.1935
Umfang: 6
erhielten Ehrengaben, so Johann Ganahl für 40jährige Mitgliedschaft 50 8 und die Steiger Juen, Dönz und Gstach sowie Zugssührer Walser je 25 8 für 25jährige Mitgliedschaft. — In Ga- schurn setzte der Gemeindetag die Sperrstundengebühr 7. Ueber Nacht hat es -geschneit, nun blaut der Himmel kristallklar über der Landschaft. Die Straße nach Walkersdors ist leicht gefroren, der Schnee knirscht ein wenig unter Thomas Oberlechners Füßen. Er hat die Hände in die Taschen des kurzen, pelzverbrämten Winterrockes

gesteckt und schreitet rü stig aus. Die Luft ist wundervoll frisch und rein, ein wahres Labsal für den Städter. Bei jedem Atemzug entsteht vorm Mund ein graues Wölkchen. Ein Zei chen, daß es noch ziemlich frostig ist trotz der steigenden Vormittagssonne. Thomas Oberlechner folgt heute der Einladung des Direktors, ihn in seiner Kanzlei auszusuchen. Dort soll ihm ein genaues Offert vorgelegt werden. Hernach wollen sie über die Sache weitersprechen. Der Direktor behandelt das Ganze überhaupt als perfekten

Han del. Thomas hat es mit leisem Unbehagen festgestellt. Kurz vor seiner Abreise nach Hagenfeld hat er ein äußerst günstiges Angebot der Fichtenauer Ziegelei er halten. Die Fichtenauer arbeiten billig und solid, lie fern prompt und genau. Das Material ist brauchbar und untadelhaft. Thomas hat damit die besten Erfah rungen gemacht. Dazu liegt Fichtenau nicht weiter als Walkersdors von hier, die Fahrstraße dahin ist so gar weit besser erhalten. Die Lastautos könnten die Transporte leicht

und in kurzer Zeit bewältigen. Nein, das hat er sich fest vorgenommen: wenn das Angebot der Walkersdorfer nicht mindestens ebenso günstig ist, lehnt er ab. Der Bau darf absolut nicht einen über flüssigen Groschen verschlingen. Wen träfe es denn, als jene Armen, deren ganze Hoffnung in ihrem jetzi gen Elend auf dem Stückchen Erde nordwestlich der Stadt ruht. Auf dem Stückchen Erde, aus welchem schlichte Hütten wachsen sollen für sie, die Aermsten. Kein Palast hat dem Thomas jemals solche Freude be reitet

, mag der Prunk auch den Augen des Künstlers geschmeichelt haben. Der Mensch Thomas hat sein Herz an das Stückchen Erde gehängt, welches Heimat wer den soll für die Kinder des Volkes . .. Auf dem Kirchturm zu Walkersdors schlägt es zehn, da Thomas über den Pfarrplatz schreitet. Also zwei Stunden ist er gewandert. Er hat es kaum gefühlt. So viele Gedanken, ernst und schön, sind mit ihm ge gangen . . . Das Haus des Direktors ist ein einstöckiges, massi ves Gebäude. Im Erdgeschoß befindet

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 14 von 20
Datum: 07.01.1939
Umfang: 20
und die ordnungsgemäße Jahresbilanz den Lebensinhalt bildete. Zwischen zwei Männern Zwischen zwei Männern schwankte Jane Welsh hin und her. Da war einmal der junge Pastor Irving. Sie hatte erkannt, daß dieser juge..bliche Schwärmer mehr war als nur ein Landpastor üblichen Schlages. Daß in ihm das Zeug zu einem Reformator, vielleicht zu einem Revolutionär steckte, wenn nur der hohe Flug seiner Ge danken von einem starken Willen gelenkt werden würde. Und da war weiter ein junger Schotte, ein gewisser Thomas Carlyle

, der nichts war und nichts bewiesen hatte. Aber in diesem Thomas Carlyle, der am liebsten in grober Bauernkleidung, mit langschäftigen Stiefeln und dicken Wollstrümpfen herumtl.j, die übrigens im mer herunterrutschten, brannte ein unheimliches Feuer. Jane Welsh ivürte dieses Feuer, ja, sie schürte die Klamme und empfand den herrlichen Triumph, daß die- ' (er Thomas Carlyle immer mehr angestachelt wurde. Und so entschied Jane Welsh sich eines Tages, seine Frau zu werden. Das war zu einer Zeit, als der Pastor Irving noch unbekannt

und ein kleiner Landpfarrer war. Er ist später als Gründer einer noch heute bestehen den Sekte, der Jrvingianer, in die KirchengefUchte ein gegangen. Tie Hochzeit — ein Zwischenfall" Als Jane Welsh sich anschickte, Jane Carlyle zu werden, war Thomas Carlyle gerade im Begriff, jenen Weg einzuschlagen, der ihn berühmt gemacht hat. Er hatte seine ersten Deschichtskundlichen Werke geschrieben und den Funken seines Genies an ihnen entzündet. Und nun überkam ihn eine Besessenheit, die ihn schlechter dings blind

sich vor seinem eigenen Hochzeits tag, er steckt mit dieser Furcht auch seine Braut an, die ihm wenige Tage vor der Hochzeit schreibt: „Ich bitte Sie um Himmels willen, seien Sie weniger düsterer Laune, wobei der Zwischenfall unserer Hochzeit nur einen sehr originelle Aspekt hat. ..." Es blieb in der Tat bei dem „sehr originellen Aspekt". Denn die Nacht, die auf die Hochzeit zwischen Jane Welsh und Thomas Carlyle folgte, war wohl eine der seltsamsten Hochzeitsnächte, die es gegeben hat. Tho mas Carlyle rauchte

so zu ihr ist und nicht anders. Er schreibt jetzt gerade an seinem berühmtesten Werk, an der Geschichte Friedrichs des Großen. Und die ser Schotte, dieser Thomas Carlyle, wird, je mehr er sich in die Gestalt des großen Königs vertieft, um so preußi scher. Er lebt in asketischer Zurückgezogenheit, er lebt für sich noch einmal dieses Leben der Pflichterfüllung und Entsagung nach, das ihm in der Person des großen Preußenkönigs begegnet war. Und er vertieft sich immer mehr in den Gedanken, daß auch das Leben von ihm die Pflichterfüllung

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 10 von 12
Datum: 05.01.1935
Umfang: 12
. Für damals reichte es aber. Gvendet für die Winteehilfer Schönes und Gescheites von dir gelesen, gehört und — gesehen. Jawohl, gesehen. Deine Siedlungsmodelle bei der letzten Frühjahrsmesse — großartig! Na, _ und schließlich dacht ich mir: Warum soll gerade ich meinem Neffen nicht Helsen? Heute lebt alles von Protektion, mehr denn je. Der dümmste Kerl bringts zu etwas, wenn nur wer dahinter steht. Warum nicht auch einmal ein Genialer. Das Hab ich den Herren auch ruhig ins Gesicht gesagt." Thomas

tun. . ." Weiß Gott, was mit dem Siedlungsbau geschieht, kriegt ihn ein schuftiger Kerl in die Pfoten . . . So sagt der Thomas bloß ein bißchen herb: „Also, Onkel, das war eigentlich alles gerade nicht notwendig. Ich Hab mich bisher durch eigene Kraft durchgeschlagen und tu's auch fernerhin. Natürlich bau ich euch die Kolonie — weil ich Lust Hab." Der alte Herr schaut ihn darauf scheu — enttäuscht an. Diese Jungen heut. . . Sehr dankbar sind sie nicht. Schließlich reden sich die zwei

doch noch zusammen. Warum auch nicht? Schließlich ist man doch verwandt. Des Hofrates Schwester war mit einem Bruder von Thomas' Mutter verheiratet. In dem roten Plüsch album kann Thomas alle Familienbilder sehen. Er unterdrückt ein Lächeln und da ihn plötzlich von einem Stückchen vergilbten Karton die Augen der Mutter grüßen, wird er ernst und sieht das alte Bild still und nachdenklich an. Das gewinnt ihm ein gut Stück von dem Herzen des alten Hofrates. Also, die von heute haben doch so etwas wie Gemüt

und Pietät. Aber tief vergraben liegt es in ihnen und die Oberfläche wirkt fürs erste wohl er schreckend. Man muß es gewöhnen. Uebrigens einer von den Ganzen scheint der Thomas zu sein. Das fühlt man. . . Einen kleinen Spaziergang nach den Baugründen wollen sie nun machen. Der Hofrat bindet vor dem Vorzimmerspiegel den dunklen Seidenicha! mit großer Umständlichkeit um den Hals. Da tritt das langleibige Frauenzimmer aus der Küche, stützt die knochigen Arme in die Hüften. „So, wollen doch ni bei dem Wind

den in nerlich belustigten Thomas mit sich fort. Die Fritsch schaut ihm lang nach. „No ja, — Hände und Mund — was anderes Hab ich ja nicht. Darf ja ein Dienstbot nicht haben . . ." Draußen hat sich der Nebel allmählich gehoben. Matt- goldene Sonne flimmert über kahle Hecken, Wiesen und Aecker. Ein blaßblauer Himmelsstreifen liegt über den fernen Hügeln. Reine, herbe Luft wirst sich den Wandernden entgegen. Da bleibt Thomas Oberlechner plötzlich stehen, öffnet den kurzen, pelzverbrämten Lederrock

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 10 von 12
Datum: 31.12.1932
Umfang: 12
und nach dem andächtigen Empfang der Sakramente gewinnen konnten. Auf ihr Verlangen begab sch Amort zum Botschaftsrat v. Ge- notte. Dieser antwortete, der Papst liege noch mi nner an.schwerer Krankheit darnieder; er werde jedoch das Mögliche versuchen; sie sollten indessen ihre Be schwerden zu Papier bringen. Diesem Geschäft unter zog sich sofort Thomas Mair. Nach kurzer Zwifchcnzcit erschien der für die deut schen Konvertiten vcrordnete Pfarrer v. Dahmen und meldete, Se. Heiligkeit hätten ihm aufgetragen, die vier

Frühstück, gegen 9 Uhr, begaben ' sie j sich in ein großes Zimmer, wo man sich zur Unter- \ redung setzte. Der Sekretär hatte ein Schreibzeug vor ] sich; auch dem Thomas Mair wurden Papier und \ Feder vorgelegt. „Was ist euer An.iegen?" fragte \ Capellari. Thomas zog die Schrift auS der Tasche und \ legte sie vor. Capellari erwiderte, diese Schrift müsse j erst übersetzt wcroen; dann wolle er sie prüfen und \ Sr. Heiligkeit überreichen. Zugleich forderte er sie j auf, sich auch mündlich zu äußern

noch fünfmal nach S. Gregorio ge- ; führt, jedesmal nach einem Zwischenraum von viep - bis fünf Tagen. ' j Der erste Punkt nun, worüber sie Capellari zur i Rede stellte, war der Kirchenbann. Die Bauern wur- ! den genötigt, sich einzeln, der Reihe nach, auszu- j sprechen. Thomas Mair sprach wieder stürmisch. Der j Abt lächelte und verneinte vorläufig durch wieder- \ soltes Hauptschütteln ihre Ansichten. Da fuhr Tho- j mas vom Sitze auf, schlug die Faust auf den Tisch j und schrie: „Ja, ja! So ists

und wer immer zur Vollführung des Anschlages auf ir- gmd eine Weise mitgewirkt hat. Aus diesen Worten der Urkunde selbst bewies nun Capellari, daß sich der Bann nicht auf die Untertanen und Bundesge nossen Napoleons überhaupt erstrecke, sondern nur auf diejenigen, welche bei der ungerechten Besetzung und Mißhandlung des Kirchenstaates durch Rat oder Tat mitgewirkt haben. Sogar von diesen feien alle die jenigen, welche das verübte Unrecht bereuten, des Ban nes enthoben worden. — Thomas Mair wölbe

, und wir wollen uns unterwerfen." — Capellari erwiderte: „Wenn wir nicht in der wahren Kirche sind, eure Geistlichen zu Harste nicht, unb wir Geistliche hier in Rom nicht, wer ist dann in der wahren Kirche? Vermut lich du und deine Genossen?" — „Wir meinen es einmal," antwortete Thomas. „Wohlan, mein Freund," fuhr Capellari fort, „wenn ihr die wahre Kirche seid, so steht das Wunderwirken euch zu — dir und den Deinen! Also nur auf und ans Werk!" — Thomas war überrascht; er senkte den Kopf und verstummte; griff

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Wörgler Nachrichten
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Seite 6 von 8
Datum: 31.12.1932
Umfang: 8
, den sie nur nach der \ Aussöhnung mit der Kirche und nach dem andächtigen \ Empfang der Sakramente gewinnen konnten. Auf ihr { Verlangen begab sch Amort zum Botschaftsrat v. Ge- j notte. Dieser antwortete, der Papst liege noch un- nrer an schwerer Krankheit darnieder; er werde jedoch \ das Mögliche versuchen; sie sollten indessen ihre Be- j schwer den zu Papier bringen. Diesem Geschäft unter- zog sich sofort Thomas Mair. Nach kurzer Zwischcnzcit erschien der für die deut- - schen Konvertiten vcrordnete Pfarrer v. Dahmen

, der Biskuit den Gelte 73 Bauern wenig mundete. Der Pfarrer v. Dahmen diente dem Abt als Dolmetsche. Nach dem Frühstück, gegen 9 Uhr, begaben sie sich in ein großes Zimmer, wo man sich zur Unter redung setzte. Der Sekretär hatte ein Schreibzeug vor sich; auch dem Thomas Mair wurden Papier und Feder vorgelegt. „Was ist euer An.iegen?" fragte Capellari. Thonaas zog die Schrift aus der Tasche und legte sie vor. Capellari erwiderte, diese Schrift müsse erst übersetzt werden; dann wolle er sie prüfen

und Sr. Heiligkeit überreichen. Zugl.ich forderte er sie auf, sch auch mündlich zu äußern. Nun begannen sie alle drei; der eine fuhr den» an dern in die Rede; das Wort des feurigen Thomas drang am meisten durch; er schalt und schmäh.e immer hef tiger. Laiminger widersprach ihm hie und da, Manzl milderte und begü.igte. Aoer aus der Verworrenheit das Bestimmte und Klare herauszulesen, war dem Herrn v. Dahmen eine Unmöglichkeit. Capellari be schloß, die Schrift als Leitfaden zu gebrauchen und das Gespräch

an denselben zu knüpfen. Für dies mal wurde die Sitzung aufgehoben. VI Sie wurden noch fünfmal nach S. Gregorio ge führt, jedesmal nach einem Zwischenraum von vier bis fünf Tagen. Der' erste Punkt nun, worüber sie Capellari zur Rede stellte, war der Kirchenbann. Die Bauern wur den genötigt, sich einzeln, der Reihe nach, auszu- sprechen. Thomas Mair sprach wieder stürmisch. Der Abt lächelte und verneinte vorläufig durch wieder- soltes Hauptschütteln ihre Ansichten. Da fuhr Tho mas vom Sitze auf, schlug die Faust

. — Thomas Mair woll e die Anwendung dieser Beweisführung auf die Geistlich keit der Erzdiözese Salzburg nicht anerkennen, son dern er begann wieder zu poltern und zu schreien: „Kurzum, Euch glaube ich nicht! Ihr wollt mit dem rechtmäßigen Nachfolger Petri vereinigt, Ihr wollt in Verbindung mit den salz burgi sehen Geistlichen die wahre Kirche sein und überall das Wahre u rd Rechte haben? Die wahre Kirche wirkt Wunder. Nicht durch spitzfindige Worte, sondern durch ein Wunder beweist

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 20.01.1935
Umfang: 8
Von Eise Sola Plenk (13. Fortsetzung.) Paul Koller kramt achselzuckend in Papieren, als habe er gar keine Minute seiner kostbaren Zeit zu ver lieren wegen eines belanglosen Querulanten. „Man hat die Bedürftigsten ausgesucht. Die am längsten ohne Arbeit sind." „So? Das glaub ich nicht!" erwidert Thomas heftig. „Ich habe vergangenen Herbst hier mit einem braven, armen Teufel gesprochen, der ganz verzweifelt Arbeit suchte seit Jahr und Tag. Der ist nicht dabei." „Wer weiß, was das für ein Vagabund

war", Herr Sekretär lächelt überlegen. Fügt sehr hoheitsvoll hin zu: „Herr Baumeister, Sie werden wohl entschuldigen — ich habe dringend zu tun —!“ Damit zieht sich Paul Koller in einen Nebenraum zurück. Also so steht es. Thomas bleibt einen Augenblick schwer atmend stehen. Herrgott, was gäbe er drum, könnt er diesem Menschen ein paar hinter die Ohren geben und dieser Gesellschaft hier den ganzen Krempel hinwerfen. Vielleicht — tut er's noch. Draußen im Vorraum sitzt eine junge Frau. Dürftig gekleidet

, ein Kind auf dem Schoß, ein zweites neben sich. Das hat den Hals dick verbunden und sieht elend aus. Die Frau betrachtet Thomas scheu forschend. „Vitt schön, Herr ist der Herr Bürgermeister noch nicht zurück von der Feuerwehr?" Thomas horcht erstaunt auf. Das Feuerwehrgebäude liegt ja gleich dem Gemeindeamt gegenüber. „Vor einer halben Stund ist er nübergangen", be richtet die Frau in klagendem Ton. „Hat versprochen, er kommt gleich Ich wart schon lang mit'm kran ken Kind da Skrofeln hat er, der Bub

— — Mein, die nasse Wohnung halt Vormerken möcht uh mich lassen auf eine Koloniewohnung — auf so a liebes Häuser! " Thomas Oberlechner — du mußt aushalten. Wirf alle unsinnigen Gedanken von dir. Du könntest nim mer ruhig schlafen, lässeft du dein Werk im Stich. Sie stunden vor deinen Augen, die Scharen verzweifelter Mütter, todkranker Kinder. Alle so wie diese hier .., „Auf ein liebes Koloniehäuferl mit recht viel Sonne —", sagt der Thomas lächelnd, wie im Traum. Wiederholt leise: „Mit recht viel Sonne

. „Aber jetzt kommen S' nur, Herr Baumeister, komMn S' nur “ Hernach bringt der Thomas feine Klage abermals vor. Der Bürgermeister hört aufmerksam zu. Ruft den Sekretär herbei. Der weicht erst erschrocken zu rück, da er Thomas wieder gewahrt. Dann verwandelt er sich liebenswürdig-geschmeidig. „Aber bitte — ich habe die Klagen des Herrn Bau meisters natürlich zur Kenntnis genommen. Konnte aber doch selbstredend ohne Herrn Bürgermeister nichts selbständig verfügen " „ als mich auf meine bekannten Fähigkeiten

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 7 von 10
Datum: 06.06.1936
Umfang: 10
: Univ.-Prof. Dr. Alfred Orel. Aus- führende: Mihatsch-Quartett: Clemens Mihatsch (1. Vio line); Alois Bog (2. Violine): Günther Breitenbach ROXR&XI VOn. ERICH I» E N N A R D Copyright Hem-Vorlag, Berits W 35 (20. Fortsetzung.) Da fragte Thomas sanft: „Haben Sie solche Furcht vor mir, Almuth? Ich verspreche Ihnen, ich werde keine Rechte beanspruchen. Nur um der Mutter wil len, Almuth. Sie müssen den Weg weitergehen. Wir müssen ihn weitergehen, Almuth." „Wieder eine Lüge." flüsterte

sie, „ist es nicht ge nug, Thomas?" Da fuhr sie zusammen. Thomas Ebbeke sagte et was. Es klang wie die Wiederholung der Worte, die sie selbst sich in den ganzen Monaten immer wieder vorgesagt: „Um der Barmherzigkeit willen, Almuth. Kann es da je genug sein?" Da senkte sie den Kops. Sie ergab sich. Nicht in eine Ergebung der Hoffnungslosigkeit, sondern in einen Plan, den irgend eine unbekannte Macht über sie gebreitet und in den sie hineingestellt war. Durfte sie jetzt ruhig sein? War es jetzt leichter? Ach nein

, es war vielleicht noch tausendfach schwerer. Denn neben Thomas Ebbeke gehen, wie er es gesagt, e« mar die größte Forderung an ihre Kraft. Er konnte ja nicht ahnen, wie sie diese Monate mit ihm gelebt. Daß sie ein geisterhaftes Bild von ihm geliebt und öatz sie nun den Gegenwärtigen liebte wie einst den Toten durch Elisa. Fühlte Thomas Ebbeke, was m ihr vorging? Sie wußte das nicht. Mer er nahm plötz lich ihre Hände und sagte scheu zärtlich: „Vergessen Sie nicht. Almuth, das ist alles erst der Anfang. Wohin

er führt, wir wollen nicht fragen. Aber Elisa hat es so gewollt." Seitdem Hermann Ebbeke wußte, der Junge lebte, der Junge war wieder im Lande, hatte er sich hun dertmal den Augenblick des Wiedersehens ausgemalt. Aber nun Thomas an diesem Vorwinternachmrttag plötzlich in der Wohnstube stand, ganz plötzlich, ohne sich angemeldet zu haben, so einfach da war, da suhlte Hermann Ebbeke nichts, als das eine ganz einfache, ganz fromme Gefühl: Gott sei Dank, und noch emmal Bott sei Dank. „Vater

zwischen euch? Da ist doch nicht etwas, was euch wirklich auseinanderbringen könnte? Junge, tut uns das nicht an. Elisa ist ein Stück unseres Le bens geworden. Wenn ihr jetzt nicht beisammen seid, dann trefft ihr die Mutter ins Herz. Und mich?" Seine Stimme schwankte, er senkte den Kopf. „Ha ben wir nicht lange genug gewartet?" Thomas faßte die Hände des Vaters. Und nun sprach er. Alles sagte er ihm, was zu sagen war. Er fühlte die Hände des Vaters in den fernen einmal auszucken, als ob sie sich lösen wollten, allmählich aber wieder still

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 17.05.1932
Umfang: 8
wirtschaftlichen auch die unentbehrlichen Politischen Voraus setzungen einer sozialistischen Umgestaltung der Wirtschaft zu schaffen — das ist die geschichtliche Ausgabe, die nach einem Jahre auswegloser Kreditkrise riesengroß vor der in ternationalen Arbeiterklasse steht. Feuilleton. Geschichten um Albert Thomas. Von Hans W e s e m a n n. Genf, im Mai 1932. Mit seinem blonden Rauschebart und der funkelnden Goldbrille sah Albert Thomas viel eher einem germanischen Recken ähnlich, als einem Gallier. Vielleicht

erklärt sich so die unausrottbare Historie, daß Albert Thomas der Sohn eines deutschen Kriegsgefangenen sei, der 1870 in Frankreich zurückblieb. Seine politischen Gegner, an denen es ihm nie ermangelte, haben ihm diese angebliche „teuto nische Abstammung" manchmal anzukreiden versucht. Aber ohne Erfolg. Albert Thomas lvar ein guter Franzose, was ihn allerdings nicht hinderte, auch ein guter Europäer zu sein. Umgekehrt gibt es von dieser Legende eine deutsche Variante, die noch dazu wahr

ist. Der deutschnationale Minister Bazille von Württemberg — Heiterkeitsbazillus nannte ihn einst Adolf Hoffmann — ist tatsächlich der Sohn eines französischen Kriegsgefangenen, der nach 1870 im Schwabenlande Wurzel schlug. Vielleicht hat diese teuto nische Seltsamkeit den Grundstock für die Legendenbildung über Thomas abgegeben. Man nennt so etwas eine Koineidenz der Fälle. Albert Thomas war im Krieg Munitionsminister der französischen nationalen Regierung. Man hat ihm des wegen Vorwürfe wegen angeblichen Verrats

Entente: 4. Herstellung eines innigen Kontaktes der nationalen listischen Prinzipien gemacht. Mit Unrecht! Thomas tvar seinen patriotischen Ministerkollegen ein unbequemer Part ner, der bei jeder Gelegenheit für die Interessen der Ar beiterschaft und gegen die Militärsuprematie austrat. Eines Tages geriet er mitElemenceau wegen derMassenerschicßung von Deserteuren in heftigen Streit. „Es ist eine Schände, wie Ihre Generale die armen poilus behandeln. Was würden Sie tun. wenn ich jetzt die Arbeiter

zum Streik aufrufen würde!" Der Tiger besann sich keinen Augenblick. „Ich würde Sie erschießen lassen." „Sagen Sie das im Ernst?" fragte Thomas. „Natürlich." „Dann ist es gut. Ich verstehe nämlich in so ernsten Dingen keinen Spaß." Für dieses Mal zog die Gewitterwolke noch vorüber. Thomas wohnte am Quai Wilson in der Bel-Etage eines großen Hauses, gerade mit dem Blick auf den See. Seine hübsche, bedeutend jüngere Frau und zwei reizende Töchter teilten sein Familienglück. Thomas war in sei nen

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Neueste Zeitung
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Seite 3 von 4
Datum: 27.09.1939
Umfang: 4
du dir auch, daß deine Tochter dir doch ganz fernsteht? Schließlich hast du ja auch viele lange Jahre ohne s i e leben können. Und nun auf einmal ..." Henriett unterbrach ihn bitter: „Wer sagt, daß ich gelebt habe?" Mit einem Ruck wandte sie sich zurück, die bleichen Wangen brannten. „Dahingeschleppr habe ich mich, ganz unten bin ich gewesen, wo das Leben auf hört und die Hölle anfängt!" Thomas starrte die Frau an. Er dachte an ihr wundervolles Heim, diesen Märchentraum auf den Höhen von Colombo, den Reichtum

, das man viele Monate bei sich trägt, das man unter den schrecklichsten Qualen zur Welt bring!, das man an der Brust hält, dessen leichten Atem man spürt — immer, immer!!" Sie hatte den Kopf tief gesenkt, Tränen stürz ten plötzlich aus ihren Augen, das schöne Gesicht war von Schmerz zerrissen. „Du glaubst, daß man sich einfach von seinem Kind trennen kann — so, weil einem das gerade in den Sinn kommt, weil man es für bester hält du glaubst, daß man es vergiß! o Thomas!" Der Mann starrte die Frau

ihr tränenüberströmtes Gesicht zu ihm auf. „Ich kann es nicht. Thomas — willst du mir helfen?" „Ja", sagte der Mann ernst und beglückt zugleich. „Ich will dir helfen, Henriett, in allem." „Vielleicht wirst du nicht alles ertragen können, was ich dir sage", kam es leise von den Lippen der Frau. „Vielleicht wirst du mir helfen und dann von mir gehen — ich weiß es nicht." Sie stand auf und ging langsam durchs Zimmer. „Aber wenn du jetzt bei mir bist, wenn du mir jetzt nur hilfst!" Sie blieb vor ihm stehen. „Du sollst

alles wissen!" sagte sie heiser. „Alles, alles —l Warte einen Augenblick hier. Ich komme gleich wieder zu rück ..." Thomas Dürkheim sah ihr nach. Henriett! So nah und doch so weit weg. Ihr Lebenskreis und der seine — würden sie sich endlich ineinanderfügen? ^ Henriett Morahn kam nach einer Weile zurück. Ihr Gesicht war bleich, die Augen schienen gerötet. Sie trug ein kleines Paket in der Hand. Mit zitternden Händen nestelte sie den grauen Umschlag ab. Innen lag ein dickes Buch, in weiches, rotes Leder

gebunden. Es trug ein kleines messingblinkendes Schloß. Einen Moment zögerte die Frau. Dann öffnete sie ihre Hand tasche, löste vom Schlüsselbund einen winzigen Schlüssel los und legte ihn §u dem Buch. „Nimm das", sagte sie heiser und fremd. „Lies es. Das Buch erzählt dir alles von mir, ehrlich, ungeschminkt, ausführlich. Ich habe nichts darin verschwiegen, nichts Schreckliches, nichts Häß liches — nichts! Du findest mein ganzes Leben darin —!" Sie sah den Mann ernst an. „Mein ganzes Leben, Thomas

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Wörgler Nachrichten
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Seite 8 von 10
Datum: 26.11.1932
Umfang: 10
war elastisch, je dem Drucke, Dehnen und Ziehen nachgebend, aber im Nu wieder zurück sch nellend in die alte Lage. Bei Verhandlungen war er für den Augenblick bequemer, als der stürmische Thomas Mair; aber ir die Länge wurde von ih:n wie von diesem die Geduld erschöpft. Unter Einem machte das Präsidium auch die Hof- entscheidung in Ansehung der Behandlung ohne Be kehrung verstorbener Manharter kund. Der Landrich ter Dallatorre hatte darauf angetragen, daß die Be erdigung auf geweihtem Boden jedesmal versagt

und Befehl des Kaisers, ihn zu versetzen, bekannt gewor den war. Im äußeren Betragen machte sich, wie immer, so auch jetzt wieder, Thomas Mair am meisten bemerkbar. Im Oktober 1820 wallte er nach Harlosanger im Spertental. Mit dem Rosenkranz in der Hand schrei tet er auf dem Heimwege einher. Vor der Woh nung des alten Lederers Singer sieht er dessen zwei Söhne, und weil er von der Krankheit ihres Vaters gehört hatte, fragt er sie nach dessen Befinden. Sie fordern ihn auf, ein Weilchen einzukehren

und den Kranken zu besuchen. Denn dieser und Thomas wa ren gute Bekannte. In Bälde wendet sich das Ge spräch auf die Religion. Der alte Singer äußert sein Vorhaben, den Empfang der hl. Sterbesakramente nicht länger zu verschieben. Thomas bricht in Gelächter aus und ha jener sich wundert, beginnt er, ihm seine Grundsätze darzulegen und die Beweise für deren Wahr heit anzuführen. Was war der Erfolg? Der siebzig jährige Mann, der sich eben nach dem Tröste der Religion sehnte, an der Schwelle der Ewigkeit lie

gend, ändert seine religiöse Ueberzeugung und wird Manharter. Der Geistliche, der ihn zu besuchen pflegte, bemerkte mit Verwunderung die auffallende Umstin- mung des Kranken und kam endlich der Ursache auf die Spur. Die Zurückführung des alten Mannes zu der früheren Ueberzeugung und zur Anerkennung der kirchlichen Ordnung erheischte die größte Anstrengung. Der Vikar nahm im Hause Singers ein Protokoll auf SS? und Vater und Söhne gestanden mit unterschriftlicher Bestätigung, Thomas sei ungerufen

Evangelium. Plötzlich, ohne Anklopfen, tritt Thomas Mair in die Schulstube und rollt bald auf den Geistlichen, bald auf seine Tochter feurige Blicke. „Was willst du hier?" sprach der Geistliche mit Ernst. „Meine Tochter will ich!" rief Thomas. Der Vikar, ohne zu antworten, entfernt sich. Indessen predigt Thomas den Kindern, diese Lehre führe zur Hölle. Die andere Hälfte des Hauses gehörte einem Schenk wirte, und dein Schulzimmer gegenüber war die Gast stube. Von dort kehrte Nun Steinberger mit zwei

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 11 von 20
Datum: 22.12.1932
Umfang: 20
und 'die freien Bauern mt'f den Feldem werken sah, dann wnr chm wieder weh ums Herz um das frische, freie Schaffen auf einer eigenen Scholle, wie er es von Jugend m\f gewohnt war. Zu allem Ueberfluß wurde ’ber arme Thomas Tor- ringer in der nächsten Zeit auch als 'Waldarbeiter aus gestellt, weil der Staatsforst die Fällungen einstellte. Es blieVb ihm nichts übrig, als bei den Bauern um kargen Tai z.lohn M arbeiten, der bei weitem nicht ausreichte, 'den Unterhalt feiner Wieben zu sichern

in sein rodwu^^es Herz und «die Erscheinung spricht leise, liebe, trostreiche Mutter.worte, die der Aermste feit langer Zeit njcht meyr gestört: „Ja, Thomas, es ist wahr: Wo die Not am rößten ist, ist Gottes Hilfe am nächsten. Höre, was ich ir sage, und folge mir! Fahre morgen mit dem ersten Zuge ncrch München und warte dort am Ausgang auf den Letzten, der mit einem anderen Zuge kommt. Dieser Letzte ist' es, der dir helfen wird!" Mit leichtem Hauptesneigen verschwindet die Er scheinung,. wie sie gekommen

und Thomas Törringer starrt ihn nach wie einem heiligen Wunder. Von' Schauern des wunderbaren Erlebnisses ge schüttelt, weckt er sogleich seine Frau «und berichtet ihr das Gehörte und Geschaute. „Ja", sagte 'sie, ,chas wäre schon recht, wenn «uns endlich Hi. he würde. Aber ich fürchte, du hast nur ge- träumt. Und wo nähmst du auch das viele Geld her für die Fahrt nach München? Wir haben ja Nichts mehr un'd leihen wird dir's auch niemand. Wir könnten es ja nicht mehr zurückzahlen, wie wir jetzt daran

sind." „Ich fahre!" sagt Thomas Törringer ernst und be stimmt. „Ich habe noch meine goldene Firmuhr und die gebe ich meinem Paten als Pfand für das Fahrgeld. So komme ich gut nach München und, paß auf, wenn ich wieder da dm, ist «uns allen «geholfen. Meine Mutter lügt nicht!" „Bist du. dir fo 'gewiß, daß die Erscheinung kein Traum, keine Täuschung war?" „So gewiß, wie ich vor dir siche." „Dann fahre in Gottes Namen!" * * * Am nächsten Tage steht Thomas Törringer am Aus gang des Münchener Hauptbahnhofes

und «wartet, wartet, wie ihm geheißen, auf den Letzten, der mit einem anderen Zuge kommt. Aber wie viele Züge kommen! Alle Augen blicke donnert einer in die mächtige Halle. Und immer wieder wandelt ein letzter Fahrgast an dem geduldig War tenden vorbei, wortlos, ohne Blick, ohne Geste. Fremd, fremd. Aber Thomas Törringer gibt die «Hoffnung nicht auf. Der ersehnte Netter muß noch kommen, muß. Seine Mutter lügt nicht! Da braust mit gewaltigem Donner ein Schnellzug heran, die Koffnrträger eilen, Reifende

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 05.06.1936
Umfang: 8
flanierende Men schen. Hier der Ueberrest eines alten Palastes. Dort ein Torbogen. Bunte Wäsche flatterte fröhlich im Nach mittagswinde. Alles war bunt. Alles schien Leben und Sorglosigkeit. Thomas' erste Frage im Hotel „Terminus" war nach Post. Ein Brief war da. Er kannte sofort die Handschrift des Vaters. Er fuhr in sein Zimmer hinaus. Er nahm sich nicht Zeit, sich auszuziehen. Er mutzte zuerst den Brief lesen. Er war kurz und bün dig. Der Vater hielt nicht viel vom Schreiben. „Lieber Junge! Willkommen

auf Dich. Also komm schnell! Vater." Thomas starrte auf den Brief. Er fühlte förmlich, wie das Blut ihm aus dem Kopfe wich. Das war doch Wahnsinn. Elisa war doch tot. Pater Franziskus hatte ihm ja erzählt, wie sie gestorben war, in dem gleichen Zimmer, in dem er geschlafen. Schweiß trat ihm aus die Stirn. Was war mit dem Vater? Irgend einer hatte hier den Verstand verloren. Oder aber, ein Zit tern lief durch feine Glieder, es blieb noch eine andere Deutung. Wenn dieser Brief des Vaters auf Tatsachen beruhte

. Ein Kellner kam. „Ich habe meine Dispositionen geändert. Ich reise heute nacht. Man soll mir einen Schlafwagen nach Berlin besorgen. Das Gepäck braucht gar nicht herauf zu kommen." Thomas riß fein Kursbuch aus dem Ulster, blätterte fieberhaft nach. Wann ging der nächste Zug nach Ber lin? Die Stunden würden ihm unerträglich werden, bis er Klarheit hatte. Ein Klopfen an der Tür. „Herein!" Ein Boy erschien. „Verzeihung, unten ist eine Dame, die Herrn Dok tor sprechen möchte." „Mich? Muß ein Irrtum sein. Wer

ist denn die Dame? „Fräulein Ebeling." Thomas fuhr zurück: Almuth Ebeling? Wie kam Almuth Ebeling hierher? In seinem Kops war es voll ständig wirr. Nur das eine fühlte er: Almuth Ebeling war jetzt der einzige Mensch, der ihm helfen konnte. Sie hatte Elisas letzte Stunde miterlebt. Sie würde vielleicht irgend etwas wissen. „Ich lasse bitten." Er stand und starrte auf die Tür. Es dauerte ein paar Augenblicke, dann klopfte es wieder. Die Tür wurde geöffnet und Almuth Ebeling stand im Zim mer. „Fräulein Ebeling

?" Thomas machte einen Schritt auf sie zu, hielt inne. Mit einem Blick umfaßte er sie, wie sie da stand, schmal, blaß, mit einem schmerzvollen Munde. Jetzt in der Wirklichkeit war die Aehnlichkeit zwischen Elisa und ihr noch schwach vorhanden, so wie Zwischen einer verwischten Zeichnung und einem le bendigen Menschen Aehnlichkeit sein kann. In jener Stunde in dem Hause Pater Franziskus war für Tho mas der wirkliche Abschied von Elisa gewesen. Elisa war vergangen, aber dies Mädchen hier, das ihr Treue

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Der Arbeiter
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Seite 8 von 12
Datum: 14.12.1932
Umfang: 12
Seite 2. Feierabend Nr. 1. See (Rauet mm (RoUstemeehaf. , Novelle von Augusta Ludowika L e ch n e r. Wenn der da drüben nur . . . Tod und Verdammnis! Thomas Rottsteiner fährt plötzlich auf wie aus einem schweren Traum. Draußen vor den Fenstern liegt noch immer Weißglut der Mittagssonne, in der alles tot und verbrannt scheint, außer dem Manne, der drüben vor dem Nachbarhaus hin und wieder geht und einen ganz kurzen schwarzen Schatten hinter sich herschleift. Immer noch. Thomas Rottsteiner wischt

in die Hände. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib! Hart sind deine Gebote, Gott! Nicht begehren! Wenn auch deine ganze reife Männ lichkeit nach ihr schreit, wenn du sie als dein Weib und die Mutter deiner Söhne gesehen hast, seit du über haupt ein Mann geworden bist. Du sollst nicht begeh ren! Noch lebt der andere. Und um sie ist ihre Frauen reinheit, stärker als tausend Mauern. Thomas Rottsteiner reißt den Rock von den Schul tern. Er muß hinaus, sonst erstickt er. Wie er die Stubentür aufreitzt

herum. Langsam geht ihm der Rottsteiner entgegen. „Wie steht es drüben, Doktor?" Jedes Wort ringt sich schmerzhaft aus seiner trockenen Kehle. Der Arzt schaut ihn gleichgültig an. „Der Anfall ist noch einmal vorübergegangen. Kommt darauf an, wie lange es dauert bis zum näch sten. Ich will ihm später noch eine Spritze geben . . ." Thomas Rottsteiner geht. Er sagt dem Arzt keinen Gruß mehr, einfach weil er gar nicht daran denkt. Der schaut ihm einen Augenblick neugierig nach und geht

dann wieder auf und ab. Noch zehn Minuten. Fortzugehen lohnt sich nicht und im Hause bleiben . . . weiß Gott, die Frau ist gar so wortkarg . . . „Noch einmal vorübergegangen", saugt es sich in Thomas Rottsteiners Gehirn hinein wie ein Bohrer mit tausend Windungen. „Noch einmal vorüber . . ." So. Nun geht es also wieder so weiter. Genau so wie seit Wochen oder vielleicht schon seit Jahren. Er geht die Gasse hinauf gegen den Wald. Es ist nicht weit; der Rottsteinerhof und der Waldecker sind die letzten im Dorfe. Von Süden her

hört Thomas Rottsteiner von der Küche herüber die Stimme der Haushälterin oder Georgas. Die ist weich und melodisch. Georgas Mutter war eine Welsche. Ueber eine Weile steht der Rottsteiner auf und nimmt aus dem Wandschrank ein altes Buch aus Pergament. Das hat er schon oft getan an solchen Sonntagsnach mittagen. Seite um Seite stehen da die Namen der Rottsteiner feit mehr als vier Jahrhunderten . . . Melchior Rottsteiner, der Urahn, geboren anno Do mini . . ., dessen Eheweib Barbara Maria

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Wörgler Nachrichten
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Seite 6 von 12
Datum: 01.10.1932
Umfang: 12
, welche die Tat hinterließ. Das Ansehen des Landgerichtes erhielt dadurch einen neuen Stoß und sein gänzlicher Zerfall war unvermeid lich ohne den Halt einer größeren Energie. Dazu war der Landrichter fest entschlossen und nur zu bald bot sich Gelegenheit. IX ! , Die ManHarter hielten ihre Kinder von dem Schul besuch zurück. Die Mahnungen der Seelsorger wurden verhöhnt, die Drohungen des Landgerichtes verachtet. Im Jänner 1816 kam der stürmische Thomas zu Hopfgarten plötzlich in die Schule, warf funkelnde

: wenn er am nächsten Schultage die Tochter nicht zum Unterricht sende, so werde jene durch gerichtlichen Zwang zur Schulpflicht verhalten!, er aber könne im Gefängnis die Dauer des Trotzes bemessen. Thomas lachte laut auf, verbeugte sich höh nisch und ging. Auf dem Platz vor der neugierigen Schar der Leute bezeigte er mit abgezogenem Hut durch dreimaliges Zu schwingen dem Amtsgebäude seine Re ferenz und eilte unter schallendem- Gelächter der Zu schauer hinweg nach Westendorf zu seinem Freund Manhart. Am folgenden

! Aber in den jetzigen Schulen ist kein Tropfen Christentum! Sie sind Pflanzstätten für das Unkraut der Sittenverderb nis und der Ketzerei! So wenig als ich mein Kind hingebe, um es in einen brennenden Backofen zU werfen, ebensowenig gibe ich ed hin!, um! es in dieser verruchte, fluchwürdige Schule -zu schicken." — Der Gerichtsdiener bedeutete, in diesem Falle habe er den Auftrag, ihn selbst mit sich zu führen. Thomas warf sich in den Sonntagsrock, riß den Hut von der Wand- pfocke und schickte

des Nuntius. Der Landrichter brach dir Wd.rteg.mg seiner Ansichten in Bälde ab, drang auf Unterwerfung unter das Strafgesetz Und als Thomas Mair hart näckig bei seiner Weigerung beharrte, wurde er, zu seinem Verwundern, in den Kerker abgeführt. Schon verbreiteten sich Gerüchte einer g waltsamm Befreiung. Daher wurhe der Gefangene am folgenden Tage, nach wiederholter, jedoch vergeblicher Mahnung zum Ge horsam, auf einen Schlitten gesetzt; ein Gerichtsdiener saß ihm zur Seite, zwei Kordonisten mit scharf

gelade nen Gewehren gegenüber. Er sollte nach Salzburg ab geführt werden. Das Haus des Lederers stand eine halbe Viertelstunde hinter dem Markt an der Straße. Der Schlitten fuhr dicht neben demselben vorbei. „Mein Th oma! Mein Thoma!" schrie d as hervor stürzende Weib. „Haltet ein wenig." rief Thomas. „Fahr zu" schrieen die Kordonisten. Die Peitsche knallte, die Rol len klangen, der Schlitten flog. „Thoma, Thoma!" scholl es noch dem Erschütterten Nach und er sah das verzweifelte Weib nachlaufen

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