die dicke, ausnahmsweise mit engelhafter Geduld gesegnete Wirtin gegen seine Tür: „Thomas. Sie müssen stempeln gehen!" Nur an Donners tagen ivars sie ihn schon um 9 Uhr aus den Federn. An Donnerstagen klang ihre Stimme bedeutend wohlwollen der: „Sie müssen sich Ihr Geld holen Thomas!" Und Thomas stand auf, wartete resigniert zwei, drei Stunden vor den belagerten Schaltern, bis man seinen Namen auf- rief. und brachte schließlich zehn Mark nach Hause. Für die ganze Woche. Sieben Mark bezahlte
. aber nicht hier vom Sofa aus!" .J'h habe ein balbeS Jahr gesucht, gute Frau." knurrte jch0-»wunken Tdomas. .Deshalb bürten Sie noch lange nicht den Mut ver liere?.' rte* sie ärgerlich dem Verstockten zu. Sie hätte Lhakw,« gar »u gern ihren Lieblingsspruch, der eingerahmt über den, Svw hing, zu Gemüte geführt. Aber Thomas hakt« datür. kern Verständnis. Wenn sie in der gutmütig- st«, tzLLchl degam,: „Hab' Sonne im Semen!" seufzte Tho mas: „Und Geld rn der Tasche!" Dann warf er sich wütend auf dem stöhnenden Sofa herum
. Wir dürfen Thomas nicht schlecht machen; er war eigentlich ein guter, williger Kerl. Auf dem Sofa lag er auch erst seit vierzehn Tagen. Vordem war das ganz an ders mit ihm. Da hatte er sich die Absätze schief gelaufen, hatte unzählbare Türklinken gedrückt, vor vielen bissigen Pförtnern höflich den Hut gezogen, hatte sich hin- und her schieben lassen, von einem Schalter zum anderen, treppauf, treppab, war abgewiesen worden, und zehnmal wiederge kommen. hatte gezittert und gehofft, sogar gebetet
. . . Wie war Thomas, ehe er sich hoffnungslos auf das Aofa warf, hinter dem Leben hergerannt, Zeugnisse in der Hand schwen kend. mit tausend guten Vorsätzen, mit Flügeln der Hoff nung. Aber Thomas hatte einmal den Anschluß verpaßt und kam niemals wieder zurecht. Immer nur zu spät. Wenn er bei irgendwelchen Neueinstellungen der vierunddreißigste Bewerber war, konnte er vorher Gift darauf nehmen, daß nur dreiunddreißig eingestellt wurden. Immer waren schon andere vor ihm da. Lief er, kam er nur früh genug zu spät
, um zu sehen, wie sich das angebetete, heiß geliebte Leben einem anderen schenkte, vor seinen Augen, einem, der gewiß nicht so viel gerannt war wie er . Da machte er also eines Tages den Anfang mit dem Sofa. Wenn er dann abends mit leerem Magen und schwerem Schädel.erwachte, und von der Straße her das Leben zu ihm heraufkicherte, lockend, quälend, schon für die Nacht geschmückt, seufzte Thomas, von Gott und allen guten Geistern verlasien: „Ich bin kein Mensch mehr, eine Maschine ist etwas Menschlicheres