ein Segen für viele sonst be dauernswerte Wesen geworden. Zu wünschen wäre nur, daß mau auch Abseh- und Artikulationsunterricht auch für erwachsene Schwer hörige als soziale Wohltat einrichten würde. Oer christliche lempel. (Zur Kirchweihe, 16. Ollober.) (Nachdruck verboten.) Die kirchliche Architektur hat die erhabene Bestimmung, Tempel zu erbauen, in denen der Herr eine würdige Stätte findet, wir Men schen aber ihn anbeten, mit ihm durch den heiligen Kult verkehren können. Wohl ist kein Raum imstande
, den Unermeßlichen einzu schließen, und auch die Tempel, von Menschenhänden erbaut, sind für den Ewigen, Unendlichen zu enge. Aber Gott ist gegenwärtig in unfern katholischen Kirchen; er ist nicht nur gegenwärtig mit seiner Liebe und Gnade, mit seiner Kraft und Stärke; er ist gegen wärtig im Tabernakel, im heiligen Gezelt, als wahrer, sakramen taler Gott. 326 Darum bemühten sich die Christen von den ältesten Zeiten an, würdige Tempel zu erbauen. Zwar dauerte es lange, bis die von allen Seiten bedrängten Christen
schöne und erhebende Kirchen bauen konnten. Der Haß des Heidentums gegen die Religion des Gekreu zigten nötigte die ersten Christen, ihre gottesdienstlichen Versamm lungen an verborgenen Orten, in Privathäusern, in Höhlen und Katakomben abzuhalten. Nach dreihundertjährigen Leiden und Ver folgungen wurde endlich die Macht des Heidentums gebrochen, die Kirche konnte aus dem Dunkel der Katakomben hinaussteigen ans helle Licht des Tages — sie war frei. Sofort begannen die Christen, herr liche Tempel
zu erbauen und es konnte fortan die kirchliche Archi tektur ungestört ihres schönen, erhabenen Amtes walten. Zuerst schloß sich die kirchl. Architektur an die griechische an. Beim altgriechischen Tempel, soweit wir seine Bauart noch zu er kennen vernrögen, sehen wir überall nur gerade Linien, massive ununterbrochene Flächen. Der Griechentempel ist sozusagen das ein fachste, griechische Haus. Das Innere ist ohne Fenster, das Tages licht fällt nur durch die Türe, oder durch ein Oberlicht in der Decke
; so hat der Tempel etwas Ahnung- und Geheimnisvolles. Seine äußere Anlage, die Vorhalle, die Säulenumgänge bieten viel schöne, erhabende, beruhigende, versöhnende Momente. Allein das, was die christliche Kunst will, über Natur, Zeit und Raum zu erheben, das vermochte auch der schönste griechische Tempel nicht. Die ganze t griechische Religion, nicht nur die griechische Kunst, war doch nur dazu da, das Sinnliche, das Endliche zu verherrlichen. Da konnte es keine heilige Architektur geben. — Der christliche Tempel