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Schlern
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Seite 3 von 40
Datum: 01.07.1923
Umfang: 40
beiter Josef Streiter, Beda Weber, Johannes Schüler, Pius Z i n g e r l e, Josef T h a l e r (Lertha), S. Strobel, Magnus Beyrer und Matzegger wa ren. Unter den Beiträgen in Poesie und Prosa, die sich an ein freimütiges, flott ge schriebenes Vorwort, wohl aus Streiters Fe der, anschliehen, ist Streiter mit der No velle „Die Schauspiele r", der idylli schen Versiegende „Die Tallilie", dem ersten Akt seines Schauspieles „Oswald von W o l k e n st e i n" und dem poetischen Schlußwort „Alpenblumen

" vertreten. Die „Alpenblumen" blühten noch zwei Jahre; im Almanach von 1829 ist Streiters Sonett „Die Betende" abge,druckt, im letzten Bändchen von 1830 find des Dichters epische Versuche „D i e Al p e", „D i e Schützenbraut" und „Das F e n - st e r l n" enthalten, in denen Streiter hei matliche Stoffe in Distichen zu bemeistern. sucht. Streiters Beiträge in den „Alpen blumen" verraten einen lebhaften phanta sievollen Geist, der sich an klassischen und romantischen Vorbildern entzündet, sich rasch

in verschiedene Gebiete einfühlt, jedoch der Form nicht immer die wünschenswerte Sorg falt widmet. Adolf Pichler schätzte Strei ter als den begabtesten der „Alpenblumen"- Dichter und schreibt: „Streiter überragt die Genossen in den Alpenblumen weit und darf den ersten Platz unter ihnen beanspruchen." Der Freundeskreis Streiters erweiterte sich infolge (feiner literarischen Verbindun gen, die er eifrig pflegte, rasch und bald wurde sein gastliches Heim zu Pairsberg der Mittelpunkt des geistigen Tirols

und der illustren Gäste aus der Ferne. Was in Innsbruck Johannes Schüler, den übrigens engere Freundschaft mit Streiter verband, für das geistige Leben der Landes hauptstadt als Anreger und unermüdlicher Förderer bedeutete, das war im Herzen des Landes Josef Streiter, dessen reiche Bi bliothek die Schätze der Weltliteratur barg und der mit feuriger Teilnahme alle Bestre bungen zur Hebung der Bildung und zur Freiheit des Gedankens begleitete. Beruflich hatte sich der junge Schöngeist der Advokatur zugewandt

und war 1837 nach längerer Bewerbung als Rechtsanwalt für Cavalese ernannt worden, als ihm, kaum daß er sich in die dortigen Verhältnisse eingelebt, seine geliebte Gattin durch den Tod entrissen wurde. Mit sechs Kindern kehrte der trostlose Witwer noch im gleichen Jahr nach Bozen zurück, wohin er auf sein Ansuchen versetzt wurde, und übte fortan durch 24 Jahre in seiner Vaterstadt di§ rechts anwaltliche Praxis aus. Den Schmerz um die Dahingeschiedene suchte Streiter durch rege Berufstätigkeit zu lindern

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Schlern
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Seite 6 von 40
Datum: 01.07.1923
Umfang: 40
thema des Dichters, den Kampf zwischen geist licher und weltlicher Macht. Eine polemische Kampfschrift war auch Streiters „Die Jesuiten in Tirol" (1845 Lei Hofmeister in Heidelberg). Auch diese Schrift wirkte im gegnerischen Lager wie ein Kriegsruf, solcher Freimut war im vormärzlichen Oesterreich bisher unerhört und nur ein Unabhängiger wie Streiter konnte sich ohne Gefährdung seiner Existenz solche Offenheiten erlauben. Streiters Interesse konzentrierte sich in jenen Jahren immer mehr

aus h i st o r i s ch e S t u- dien und politische Tagesfragen. Er gewann durch Besprechung verschiedener Neuerscheinungen der historischen Literatur in deutschen Blättern eine umfassende Kennt nis der freien zeitgenössischen Forschung und trat nun mit dem Rüstzeug eines liberalen Vorkämpfers in das Revolutionsjahr 1848 ein. Im Mai kandidierte Dr. Streiter im Süd tiroler Wahlkreis für das Frankfurter Parlament, unterlag aber gegen Beda Weber. Die Tätigkeit der Tiroler Abgeord neten in der Paulskirche fand nicht den Bei falls

Streiters und so zerfiel infolge einer ätzenden Kritik Streiters in der „Allgemei nen Zeitung" auch die jahrzehntelange Freundschaft mit Johannes Schüler. Das Ergebnis des Jahres 1848 in Tirol faßte Streiter in seiner Schrift „D i e Revo lution in Tirol" (1852, Ostermann in Innsbruck) und in dem Nachtrag „S t u - dien eines Tirolers" (1861, Leipzig) zusammen und sparte nicht mit scharfen Wor ten über das klägliche Ende des Freiheits jahres. Streiters Eintreten für den Liberalismus blieb in Land

und Stadt nicht unbemerkt und zog die Aufmerksamkeit der Oeffentlich- keit auf den Mann, der sich sonst vom gesel ligen Leben in Bozen fast ganz fernhielt und nur im Kreis gleichgesinnter Geistesgenossen sich wohl fühlte. Am 12. April 1861 wurde Dr. Streiter zum Bürgermeister von Bozen gewählt. Mit ganzer Kraft widmete sich Streiter dem Wohl seiner Vaterstadt und brachte vor allem die Stadtfinanzen in Ord nung. Während seiner Bürgermeisterschaft verminderte sich die Stadtschuld um 122.000 fl. Er führte

sein Amt, durch zweima lige Wiederwahl neuerdings an die Spitze der Stadtverwaltung berufen, bis zum Jah re 1870 in tatkräftiger energischer Weise. Bozen hat die Verdienste seines Bürger meisters — allerdings erst 30 Jahre nach sei nem Tod — durch die Umtaufe der früheren Karnergasse, in die die rückwärtige Front des alten Rathauses mündet, in Dr. Streiter gasse geehrt. Meister Albert Stolz hat den Rathauskeller des neuen Bozner Rathauses mit einem Wandgemälde geschmückt, das Bürgermeister Streiter

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Seite 2 von 40
Datum: 01.07.1923
Umfang: 40
Tirols eine bedeu tungsvolle Rolle spielte. Der Bozner Rechtsanwalt D r. Josef Streiter, dessen im „Dorf" bei Bozen herrlich gelegenem Ansitz Pairsberg die stimmungsreichen Worte Steubs gelten, hat seiner Zeit und seiner Heimat das Siegel einer überragenden Persönlichkeit eingeprägt und die geistige Entwicklung des vormärz lichen Tirol durch sein Beispiel namentlich aber als reger Mittler zwischen der Tiroler und der deutschen Literatur Oesterreichs und Deutschlands befruchtet. Von dem hochbe gabten

, den Idealen der Dichtkunst und allen geistigen Problemen leidenschaftlich zuge wandten Mann ging zeitlebens eine Fülle von Anregungen aus. In seiner Jugend schon der Bannerträger des ersten tirvlischen Musenalmanaches, der „Alpenblumen", er weiterte Streiter durch größere Reisen seinen Gesichtskreis, knüpfte wertvolle Verbindun gen mit den Koryphäen des damaligen lite rarischen Lebens in Wien und Deutschland an und pflegte diese Beziehungen in jahr zehntelangem freundschaftlichem Briefwechsel. Rach

dem Jahre 1848 wandte sich Streiter der Politik und historisch-kritischen Studien zu, wurde im damaligen Tiroler Landtag der Wortführer der Liberalen und lenkte schließlich als umsichtiger, sparsamer und energischer Bürgermeister ein Jahrzehnt lang die Geschicke seiner Vaterstadt Bozen. Daher rechtfertigt sich wohl anläßlich der 50. Wiederkehr von Dr. Streiters Todestag (17. Juli 1873) die Erneuerung seines An denkens. Streiters Ahnen stammten nach Wurzbach aus Pens im Sarntal, der Großvater kam

versteckt werden mußten, laben. Das Rechtsstudium an der Jnnsbruk- k e r Universität in seiner trockenen, dürftigen Art bot Streiter keinerlei geistige Anre gung, nach der der Jüngling umso heißer sich sehnte, je mehr sie ihm vorenthalten wurde. Schon in den letzten Studienjahren ent standen die ersten dichterischen Versuche des jungen Streiter, neben unbedeutenden Lie besgedichten vollendete er ein fünfaktiges vaterländisches Schauspiel „Oswald von W o l k e n ft e i n", das aus seinem eifrigen Studium

Shakespeares erstanden war. Rach Bollendung der juristischen Studien holte sich Josef Streiter an der Hochschule in Padua den Doktorhut beider Rechte und gründete noch im Jahre 1827 zu Pairsberg seinen eigenen Hausstand durch Vermählung mit Hanni Hohler, der Tochter eines Innsbrucker Arztes. Die Vermittlung seines Studienfreundes Beda Weber, der den Widerstand der Mutter gegen diese Heirat brechen half, befestigte in jenen Tagen das Freundschaftsband zwischen Streiter und Beda Webe

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Seite 4 von 40
Datum: 01.07.1923
Umfang: 40
gutmütiger Mann. Alles was er sagt, ist tief aufgefaßt und das Ergebnis eines reifen Stu diums. Dabei ist er so einfach und schlicht, so liebreich und herzlich, daß man ihn bei jedem Worte umhalsen möchte." Grillparzer ver sprach auf Streiters Einladung im Herbst nach Bozen zu Besuch auf Pairsberg zu kom men, was aber durch die griechische Reise Grillparzers unterblieb. In Dresden zog Streiter sein lebhaftes Kunstgefühl zunächst in die kgl. Gemälde galerie. Das tiefste Erlebnis Streiters

in Dresden war fein Verkehr mit dem Haupt der ro mantischen Schule, mit Ludwig T i e cf. In wiederholten Besuchen entwickelte sich das Verhältnis des jungen Bozners zu dem 66jäh- rigen Tieck immer herzlicher. Aus dieser und einer zwei Jahre später un ternommenen größeren Reise erntete Streiter reichen inneren Gewinn. Seine Beziehungen zu literarischen Kreisen erweiterten sich, ein immer lebhafterer Briefwechsel spann seine Fäden zwischen dem rebenumrankten Pairsberg und den Zentren deutschen Gei

steslebens. Mit den Tiroler Dichtern und Schriftstellern stand Streiter schon seit seiner Studentenzeit in näherer Verbindung. Beda Weber, Schüler zählten zu seinen eng sten Freunden, Senn, (Bilm, der „Frag mentist" I. PH. F a llme ra yer, Lud wig Steu b, Fried r. Lentner, Prof. Thomas, Schulrat Holder, später der junge Adolf Pichler und manch anderer der jüngeren Tiroler Dichtergeneration waren oft willkommene Gäste beim Hausherrn von Pairsberg oder auch auf feinem Sommer sitz am Ritten

so innige Geistes gemeinschaft, die sich in einem Briefwechsel voll unbeschränkter Gefühlsergüsse aussprach, gelockert. Persönliche Empfindlichkeiten wur den durch Zwischenträgereien „guter Freunde" verschärft und als Streiter, der sich im Frühling 1842 mit Julie von Gartenberg, in deren Haus Beda Weber freundschaftlich verkehrte, verlobte, diese Verbindung aber kurz vor der Eheschließung plötzlich löste, kam es zu schroffem Bruch mit Weber, der das Benehmen des Freundes in dieser Angelegen heit

sich zu befreien, bereitete Streiter die Herausgabe seiner „Dicht u n- g e n" vor, die 1843 unter dem Decknamen „Berengarius Ivo" bei Wagner in Innsbruck in einem zierlichen Kleinoktav bändchen erschienen. Neben einer Auswahl der Jugendarbeiten aus den „Alpenblumen" enthält der Band in den Abteilungen „Lyri sches", „Erzählendes" und „Dramatisches" das Wichtigste aus den Poesien Streiters. Eine ganze Reihe von „R eife bi lde r" hält in meist scharf gesehenen Umrissen die Eindrücke des Dichters vom Besuch

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Seite 7 von 40
Datum: 01.07.1923
Umfang: 40
So war die Ernte eines reichen Lebens eingebracht, als Dr. Josef Streiter nach kurzer Krankheit am 17. Juli 1873 auf sei nem Ansitz Pairsberg die Augen für immer schloß. Die Stadt widmete ihrem Altbürger meister ein Ehrengrab, in der Oefsentlichkeit widerhallten auch an seiner Gruft noch die Kampfesstimmen, die der lebende Streiter, — so recht nach seinem Namen — oft wach gerufen. Keine der seither erschienenen Schriften, die sich mit Tirols Geistesleben im 19. Jahr hundert befassen, konnte

Dr. Streiters Na men übergehen, keine wurde aber, vielleicht mit Ausnahme der markigen Aufsätze Adols Pichlers, dem Mann und seiner Bedeu tung gerecht. An dem Sängerkrieg und an persönlichen Sympathien und Antipathien, die der heißblütige, impulsive, in Liebe und Haß gleich stark empfindende Streiter nie verbarg, wird sein Charakterbild gemessen, kein Wunder wenn es „von der Parteien Haß und Gunst verwirrt" keine bestimmten, festen Umrisse gewann. Was uns heute, wo der Kampfeslärm, den Streiter

in und aus seiner Zeit heraus er regte, längst verstummt ist, an Streiter wert voll und dauernden Gedenkens würdig er scheint, ist die ganze Persönlichkeit eines Mannes, der mit allen Kräften seines regen Geistes, seiner Phantasie und seines Gefühles der Freiheit, dem Recht, der Wahrheit und dem Reiche des Schönen diente und einen Strom von geistiger Belebung in die Berge Tirol lenkte. Die Iöchl und der Zöchlsturn in Sterzing.') Von Oswald Kotier. Wer das erstemal vom Staütplatz kom mend durch den Zwölferturm

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