11 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/2001/01_11_2001/Schlern_2001_11_01_98_object_6029500.png
Seite 98 von 113
Datum: 01.11.2001
Umfang: 113
Helmut Stampfer Romanische Freskenfragmente aus der Stiftskirche Marienberg Im April 1980 ließ der Abt von Marienberg, Stephan Pamer, einer mehrmals geäußerten Empfehlung von Landeskonservator Karl Wolfsgruber nachkom mend, die barocken Grufteinbauten in der Krypta der Stiftskirche abbrechen und die Reste der dort bestatteten Mönche auf den Friedhof von St. Stefan über führen. Dabei erhielt nicht nur der im Jahr 1160 vom Churer Bischof Adalgott ge weihte Sakralraum wieder seine ursprüngliche

einem perlengesäumten gelben Nimbus auf blauem Grund stellt gegenüber den Malereien der Krypta eine fortgeschrittenere und stärker byzan tinisch beeinflußte Stilstufe dar. Der fragmentarische Kopf, der in vorzüglicher Anschaulichkeit die Ausmalung der Stiftskirche dokumentiert, bildet neben den älteren Fresken in der Krypta den stilistischen Ausgangspunkt für die Wandma lereien von St. Margareth in Lana. In diesem Zusammenhang habe ich das Mari enberger Fragment erstmals publiziert und, ausgehend von der 1201

erfolgten Weihe der Stiftskirche, in die letzten Jahre des 12. Jahrhunderts datiert. 3 ) Die 1993 im Boden des Vorgängerbaues von St. Jakob in Söles bei Glurns ge fundenen romanischen Freskenfragmente boten einen neuerlichen Anlaß, sich mit den Fragmenten aus der Stiftskirche zu beschäftigen. 4 ) Der Frauenkopf, der in zwischen auf einen Putzträger aufgezogen und um ein zusätzliches, allerdings falsch eingesetztes Bruchstück bereichert worden war, zeigt in der Gestaltung der doppelt gezeichneten

Mundwinkel und des Gewandes so große Übereinstimmun gen mit den Fragmenten aus Söles, daß die Hand des gleichen Künstlers anzu nehmen ist. Weitere Vergleiche erbrachten, daß die Blumen am Erdboden des Op fer Kains in Söles identisch sind mit jenen auf anderen Fragmenten aus der Stiftskirche. Da der Söleshof schon 1178 im Besitz des Klosters Marienberg be zeugt ist, kann man die Ausmalung der kleinen Jakobskapelle als bescheideneres Abbild der Stiftskirche interpretieren. Als Auftraggeber dürfte in beiden

Fällen Abt Johannes I. (1194-1213) in Frage kommen. Der sparsameren Ausführung gemäß fehlen in Söles die Hintergründe aus leuchtendem und sehr kostspieligem Lapislazuliblau, das sowohl die Malereien in der Krypta als auch die etwas später entstandenen Fragmente aus der Stiftskirche charakterisiert. Nachdem die langwierige Zusammensetzung der Freskenfragmente aus Söles abgeschlossen war, ließ das Landesdenkmalamt Bozen auch die Fragmente aus ') Freundliche Mitteilung von P. Josef Joos, Stiftsarchivar

1
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/2001/01_11_2001/Schlern_2001_11_01_102_object_6029504.png
Seite 102 von 113
Datum: 01.11.2001
Umfang: 113
byzantinische Vorbilder aus eigener Anschauung oder über Musterbücher. Steht der Kryptameister trotz verschiedener formaler Anleihen aus der byzantinischen Kunst in der Tradition der westeuropäischen Romanik, so tritt in der Stiftskirche und in Söles als ihrem bescheideneren Abbild das östliche Element beherrschend hervor. Das Kunstzentrum, das diesen neuen Impuls ausstrahlte, ist nach heuti gen Kenntnissen nicht, wie Rasmo vermutete 5 ), in Bozen oder Meran zu suchen, sondern in der Ausmalung

der Stiftskirche als künstlerischem Großauftrag aus zumachen. Von St. Nikolaus in Burgeis bis zu den späten Werken in St. Medar- dus bei Tarsch und San Bartolomeo bei Romeno am Nonsberg kann man die in tensive Nachwirkung des großen Vorbildes feststellen. Angesichts der geringen Fläche, auf der die Bodenplatten gehoben wurden, überrascht die Quantität der Freskenfragmente mit verschiedenen Darstellungen. Die Vielfalt wird auch von den Inschriften unterstrichen, die leider keinen Sinn zusammenhang ergeben. 1983

ließ das Landesdenkmalamt Bozen untersuchen, ob in den Seitenapsiden der Stiftskirche noch Reste von romanischer Wandmalerei vorhanden seien. Das Ergebnis war negativ, die Hauptapsis selbst war kurz vor 1650 neu ausgemalt worden. Einzig an der nördlichen Bogenkante zur Haupt apsis konnte bei der 1996 durchgeführten Restaurierung ein kleines ockergelbes Dekorfragment der romanischen Ausmalung festgestellt werden. Wenn man von den Fragmenten im Boden auf die gesamte Kirche schließen darf, so muß

2