14 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1987/01_06_1987/Schlern_1987_06_01_16_object_6005917.png
Seite 16 von 65
Datum: 01.06.1987
Umfang: 65
plötzlich doch wieder ein Anliegen wurde, da am 21. Oktober 1788 der Gerichtspfle- ger Josef Huber im Namen der Gemeinde das Gubernium bat. sie wenigstens im Winter benützen zu dürfen. Daraufhin kam die Verordnung, die Pfarrkirche ganz zu sperren und alle Gottesdienste in der Stiftskirche zu halten. Am 19. Jänner 1789 berichtete das Kreisamt dem Gubernium, daß die Pfarrkirche nur vorübergehend gesperrt werden konnte, weil man sie später wegen der Umbauarbeiten an der Stiftskirche

wieder brauchen würde. Das Gubernium nahm das zur Kenntnis, verwies jedoch darauf, daß an der Stiftskirche vorderhand keine größeren Verände rungen gemacht werden dürften. So blieben beide Kirchen weiterhin offen, zumal ja durch den Tod Kaiser Josephs II. im Jahre 1790 alle Pläne zur Schließung einer der beiden Kirchen aufgegeben wurden. Endgültig übernahm die Stiftskirche im Jahre 1814 die Funktion der Pfarrkirche, als nämlich das von der bayerischen Regierung im Jahre 1808 erneut aufgehobene Stift

schickte das Konsistorium dem Propst folgenden Bescheid: „Es ist allgemein bekannt, daß die Kirche ad St. Michaelem in Innichen vormals während des vollen Bestehens des Kollegiatsstiftes die eigentliche Pfarrkirche gewesen ist. ohne daß dadurch die Stiftskirche in die Reihe einer bloßen Filiale versetzt worden ist. Man erkennt zugleich den guten Grund, aus welchem jetzt, bei merklich veränderten Umständen, der pfarrliche Gottesdienst in der Stiftskirche gehalten wird... Und sollte etwa das Stift

jene Einrichtung wieder erhalten, die es vermög uralter Stiftung haben sollte, so möchte man die bei allen Kathedralen und Stiften beobachtete Trennung der Stiftskirche, die eigentlich immer die vorzügliche, die Mutterkirche, bleibt, vor der Pfarrkirche für besser halten. Die Volkssprache wird unter dem Namen der Pfarrkirche nicht die Stiftskirche, sondern die St.-Michaels-Kirche verstehen... und dieses um so mehr, weil in der vormaligen Pfarrkirche noch wirklich einige Gottesdienste gehalten

werden." ') Am 18. Dezember 1826 wurde festgelegt, daß die Michaelskirche für den Wachs verbrauch bei den Gottesdiensten in der Stiftskirche aufkommen mußte. Es han delte sich um 42 Pfund Wachs.®) So blieb die Pfarrkirche, wie das dem heiligen Erzengel Michael geweihte Gotteshaus noch heute genannt wird, eine Filialkirche der Propsteipfarre. Bis ins vierte Jahrzehnt unseres Jahrhunderts wurde in ihr täglich eine Messe gehalten, einmal jährlich fand das vierzigstündige Gebet®“) statt, die Maiandachten

1
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1987/01_06_1987/Schlern_1987_06_01_4_object_6005905.png
Seite 4 von 65
Datum: 01.06.1987
Umfang: 65
verpflichtete.") Die Annahme, daß die Pfarreien Innichen, Sillian, Toblach und Niederdorf um 1140 entstanden sind, ist jedenfalls berechtigt. Um dieselbe Zeit wurde mit dem Bau der Innichner Stiftskirche begonnen, die natürlich geräumiger und größer wurde als die des Benediktinerklosters. 4 * * 7 * * * * 12 ) Außer dem entstanden Kirchen in den neuen Pfarreien. Auch der Pfarrer von Innichen bekam um 1140 oder bald nachher für das ihm anvertraute Volk eine eigene Pfarrkirche

, um durch die praktische Seelsorgearbeit und den Volksgottesdienst das heilige Offizium der Chorherrengemeinschaft in der Stiftskirche nicht zu stören.*) Die Pfarrkirche von Innichen bis 1735 Ob die Grundrißgröße dieses um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstandenen Baues bereits die der heutigen Pfarrkirche war, kann nicht nachgewiesen werden, da uns diesbezügliche Nachrichten fehlen. Wahrscheinlich stand sie damals bereits fest. Um die Pfarrgemeinschaft, zu der auch die Sextner gehörten'), fassen zu können, mußte

der Raum doch die heute noch bestehenden Ausmaße haben. Es fällt auf, daß die Länge des Kirchenschiffes genau dasselbe Ausmaß hat wie die Breite der Stiftskirche. Der rechteckige Raum faßt ungefähr 180 Leute. Der Altar raum an der Ostseite kann als romanische Rundapsis angenommen werden. Die Höhe des Kirchenschiffes, das wohl eine flache Holzdecke hatte, betrug kaum mehr als etwa zehn Meter; jedenfalls findet man auf dieser Höhe Spuren der Stellen, auf denen die Tragbalken der Decke aufgelegen

des 18. Jahrhunderts niedriger und hatte einen kegelförmi gen Helm, der gleich oberhalb der gekuppelten, rundbogigen Schallöcherpaare, die noch erhalten sind, aufsaß.") Da der Turm der Stiftskirche erst in den Jahren von 1323 bis 1326 erbaut wurde, war jener der Pfarrkirche bis dahin der einzige in Innichen. 13 ) ") Im Jahre 1140 gründete Bischof Otto die Klöster Schaftlaren und Schlehdorf, im Jahre 1141 das Kloster Neustift bei Frei sing. Bischof Altmann gründete 1067 und 1072 die Klöster St. Nikola bei Passau

und Göttweig und erneuerte die Zucht in den Klöstern St. Florian. St. Pölten, Krems münster und Melk. Bischof Hartmann gründete 1142 das Kloster Neustift bei Brixen. — Lexikon für Theologie und Kir che, Bd. 1. Sp. 322 (Freiburg i. B. 1930), Bd. 4. Sp. 831 (Freiburg i. B. 1932), Bd. 7. Sp. 842 f. (Freiburg i. B. 1935). T ) N. Rasmo: Die Stiftskirche von Innichen und deren Restaurierung, in: Der Schiern 43 (1969), S. 387 ff. B ) Die Pfarrkirchen von Toblach und Nie derdorf werden erstmals 1225 erwähnt, 1212

2
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1987/01_06_1987/Schlern_1987_06_01_15_object_6005916.png
Seite 15 von 65
Datum: 01.06.1987
Umfang: 65
Darstellung der drei Erzengel, die Blätter der Seitenaltäre von C. Jele sind eher von bescheidenem künstlerischen Wert. 53 ) Weitere Schicksale der Pfarrkirche Die Innichner Bürger waren stolz auf ihre prächtige Pfarrkirche und schenkten der Stiftskirche nur mehr wenig Beachtung. Mit der Aufhebung des Stiftes im Jahre 1785 wurde diese Vernachlässigung noch größer, obwohl man den Dom notwendig brauchte, da zur Abhaltung aller Gottesdienste die Pfarrkirche allein doch zu klein war. 5 ") Kanonikus Franz

von Boussieres klagt im Jahre 1790, daß niemand sich der Stiftskirche erbarme, daß sie völlig verwahrlose und Regen und Schnee in sie eindringe, ja sogar, daß die Innichner sie abreißen möchten. 55 ) Von 1785 bis 1818 gab es keine Stiftsverwaltung und somit auch keinen Betreuer der Stiftskirche; von 1798 bis 1808, also in der Zeit, in der das Stift zwischendurch einen kurzfristigen Bestand hatte, wurden allerdings einige besonders notwendige Reparaturen durchgeführt. 5 ' ) Schon bald nach der Aufhebung

des Stiftes lebte wieder der alte Plan auf, die Stiftskirche zu barockisieren, sie zur eigentlichen Pfarrkirche zu machen, die Pfarrkirche hingegen zu einer Filiale zu degradieren. äT ) Im Protokoll von 1786 finden wir folgenden Vermerk: „In Innichen ist entweder die Pfarrkirche oder die aufgehobene Kollegiatsstiftskirche zu sperren. Herr Kreis- hauptmann ist der Meinung, daß erstere teils wegen ihrer unbequemen Lage, teils wegen nicht hinlänglicher Größe zu sperren sei, folgsam letztere zur Pfarrkirche

zu belassen sei..." Mit Verwunderung hören wir, daß die Stiftskirche den Innichnern "") W. Köberl: Mavrs Fresken (s. Anm. 46), S. 432 ff. '") Archiv des Stiftes Innichen XXIII, Nr. 1139. 51 ) E. Kühebacher: Hofmark Innichen (s. Anm. 16), S. 180 f. — H. Rogger: Handwer ker (s. Anm. 25). S. 184 ff. '•) H. Rogger: Handwerker (s. Anm. 25), S. 526. '") J. Weingartner: Kunstdenkmäler (s. Anm. 10), S. 481 f. 5 ") Dies geht aus den Stiftsprotokollen im mer wieder hervor. — Von den Pfarrkir chen der alten

: Die Stiftskirche von Innichen. Brixen 1908. S. 6. — Der Verfasser will demnächst in einem Beitrag über das Wir ken von Kanonikus von Boussieres, der sich leidenschaftlich um die Wiederher stellung des Stiftes bemühte, ausführlich berichten. 5 ") J. Passler: Geschichte des Kollegiatsstif- tes Innichen 1785 bis 1848. maschi- nenschr. Dissertation. Innsbruck 1970. S. 194 ff. 5T ) Archiv des Stiftes Innichen III/A/a/10. — J. Passler: Kollegiatsstift (s. Anm. 56), S. 190 ff.

3
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1987/01_06_1987/Schlern_1987_06_01_9_object_6005910.png
Seite 9 von 65
Datum: 01.06.1987
Umfang: 65
Abb. 4: Rest des vorbarocken Südportals und neues Portal Impulse zur Durchsetzung der neuen Kunst aus. Zurückblickend muß man heute sagen, daß glücklicherweise die nötigen Geldmittel zu einer durchgreifenden Barockisierung der Stiftskirche fehlten. Was aber im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten machbar war, wurde getan. Da die Stiftskirche den Vorrang hatte, begann man mit dem Erneuerungswerk an diesem altehrwürdigen Bau romani schen Stils, während man an eine Modernisierung der Pfarrkirche

zunächst nicht dachte. Die schönen Rundbogenfenster und Lichtschlitze des Domes mußten größeren Fensteröffnungen weichen, und die gotische Kircheneinrichtung wurde durch barocke Neuschöpfungen ersetzt. 24 ) Die Pfarrkirche erwies sich zudem im Laufe des 18. Jahrhunderts immer mehr als zu klein, so daß sich in zunehmendem Maße die Notwendigkeit ergab, die Gottesdienste der Pfarrgemeinsehaft in die Stiftskirche zu verlegen. Wie in Brixen und anderen Orten mit Stiften und Klöstern

waren die Erneuerungsbestrebungen auch in Innichen vorerst ausschließlich der Domkirche gewidmet, also dem wichti gen Hochpustertaler Heiligtum, in dem sich jährlich die ganze Pfarrmenige, näm lich die Angehörigen der Pfarrgemeinschaften zwischen Abfaltersbach und Wels berg, trafen. An einen Umbau der Pfarrkirche dachte deshalb zunächst niemand, am ehesten einzelne reiche Bürger, z. B. die Peintner und die Mayr. 25 ) 24 ) N. Rasmo: Stiftskirche (s. Anm. 7), S. 392 ff. 25 ) Die Familie Peintner ist in Innichen seit 1659 seßhaft und starb

5