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Schlern
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Seite 31 von 66
Datum: 01.03.2001
Umfang: 66
vor allem in Italien der Brunecker Überfall zu einem ungeheuren Sakrileg stilisiert, der Kardinal als Märtyrer für die Freiheit der Kir che gefeiert und Sigmund zum Bösewicht schlechthin abgestempelt. Im deut schen Sprachraum stand man allerdings eher auf seiten des Herzogs. Sigmund stellte nun harte Bedingungen und forderte die kostenlose Übergabe von Täufers, den Verzicht auf die Rückzahlung des Darlehens von 3000 Gulden, dazu 10.000 Gulden Kriegsentschädigung und den Verzicht auf die Bergwerke. Cusanus

unterschrieb praktisch alles, was ihm vorgelegt wurde. Daraufhin wurde der Kardinal am 25. April freigelassen. Sofort verließ er seine Diözese, die er nie mehr Wiedersehen sollte, und noch von Ampezzo aus forderte er die Rückgabe all dessen, was ihm abgepreßt worden war. Papst Pius II. eröffnete nun den Prozeß gegen Herzog Sigmund, der in einer von 42 Priestern und Vertretern der Klöster mitunterzeichneten Appellation die Feindseligkeiten des Kardinals aufzählte, ge gen die der Herzog aus Notwehr

von per sönlichen Verunglimpfungen waren. Seine Polemik sollte letztendlich einen Frie den für lange Zeit unmöglich machen. Er war schließlich auch der einzige, der beim Friedensschluß von 1464 nicht in den Frieden einbezogen wurde. Die gleichzeitig geführten Verhandlungen gerieten immer wieder ins Stocken. Wenig hilfreich waren auch einzelne Wortmeldungen des Kardinals, der etwa in einem Schreiben formulierte, „Die Brixner Kirche ist die Herrin des Herzogtums, Sigmund ist ihr Vasall

“ 14 ), und der versuchte, die Eidgenossen gegen den Herzog aufzubieten. Eine Lösung zeichnete sich schließlich ab, als sich der Kaiser ein schaltete. Wenige Tage nach dem Tod des Cusanus wurde der kaiserliche Ver mittlungsvorschlag im August 1464 angenommen. Demnach sollte der Kardinal alles zurückerhalten, was er bis Ostern 1460 besessen hatte. Damit war der Kon flikt, der für einige Jahre ganz Europa beschäftigt hatte, zu Ende gegangen. Es blieb im wesentlichen beim Status quo, auch wenn sich Sigmund letztlich

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Seite 29 von 66
Datum: 01.03.2001
Umfang: 66
in engstem Zusammenhang mit der Übernahme der Vogtei durch die Tiroler Grafen; in der Folge seien die Bischöfe allmählich zu Dienern und Knechten der Tiroler Landesherren geworden. Insbesondere verwies Cusanus darauf, daß die Grafen mit der Zeit eine namentliche Aufzählung ihrer Lehen verweigert und nur noch allgemeine Lehensbekenntnisse geleistet hätten - ja, Sigmund sei bislang sogar nicht einmal dazu bereit gewesen. Er, Cusanus, wolle aber nun für die Gerechtig keit eintreten und für die Freiheit

seiner Kirche kämpfen. Unabdingbare Voraus setzung dafür sei, daß der Kirche das Norital zurückgegeben werde - also in etwa das Gebiet nördlich von Klausen und weite Teile des Inntals, was den Umfang der zunächst geforderten drei Gerichte beträchtlich überstieg. Da Sigmund sein Leben bedroht habe, so der Kardinal weiter, könne ihm nun wohl niemand mehr Hilfe versagen. Als das Scheitern der Verhandlungen über die drei Gerichte offenkundig wur de, ging der ob des ungenügenden Entgegenkommens des Herzogs

ins Auge. Dabei war Sigmund gar nicht bekannt, daß es Cusanus nicht bei diesen historischen Argu mentationen beließ, sondern gleichzeitig auch Überlegungen darüber anstellte, dem Tiroler Landesherrn die Vogtei und die Lehen der Brixner Kirche zu entzie hen und dem Kaiser zu übergeben. Dies belegt ein von Cusanus ausgearbeitetes Dokument folgenden Wortlauts: Der Herzog habe sich bislang geweigert, die Brixner Lehen zu empfangen; da diese damit nach Lehensrecht heimgefallen sei en, übertrage

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Seite 33 von 66
Datum: 01.03.2001
Umfang: 66
des Hochstifts Brixen noch zu verstärken. Gerade Herzog Sigmund betrachtete die Hochstifte Brixen - und Trient - mit wachsender Selbst verständlichkeit als Bestandteil der Grafschaft, und er versuchte, die Bischöfe ih rer Stellung als unmittelbare Reichsfürsten immer mehr zu berauben. Nikolaus von Kues war nun keineswegs bereit, ohne weiteres in die Rolle seiner Vorgänger zu schlüpfen, die in seinen Augen einer „Knechtschaft“ nahekam. Die Tätigkeit als herzoglicher Kanzler oder Hofkaplan war dazu ein erster

mußte er einem Freund mitteilen: „Es scheinen sich alle ver schworen zu haben. Die Drohungen des Adels nehmen zu. Der Fürst täuscht mich oder begünstigt meine Feinde ... Ich. aber bin nicht kleinzukriegen; je mehr sie mir drohen, desto stärker werde ich. Ich werde die angefangene Sache beenden, denn etwas einmal Angefangenes aufzuhören, heißt, das Böse noch verstärken.“ 23 ) Dem Kardinal gegenüber stand Herzog Sigmund, dem jedes Mittel recht war, um seine Ansprüche durchzusetzen. Wenn Cusanus

zunächst hoffte, im Tiroler Landesherrn einen Gesprächspartner und Helfer für seine Anliegen zu finden, so hatte er sich in Sigmund gründlich getäuscht. Daß der zwar populäre, aber wenig feinsinnige und zuweilen rücksichtslose Herzog ohne jedes politische Talent stets von Einflüsterungen seiner Umgebung abhängig war, fiel bereits einigen kriti schen Zeitgenossen auf. Der zeitgenössische burgundische Geschichtsschreiber Philippe de Commynes sprach ihm nicht nur Intelligenz, sondern auch Ehrgefühl

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